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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. anomalien der mittelhochd. conjugation.
dürfen, die er durch den reim bewährt, z. b. Hartm.
kein hete und Wolfr. kein hate.
6) gan und stan s. 944. 945.
7) schwache verba mit langem voc. vor w, j und h laßen
[s]ich reinlicher sondern, als im alth., müßen aber ob-
gleich nicht eigentlich anomal, ihrer kürzungen und
umlaute wegen hier erörtert werden. a) mit w; neu-
tra oder intrans. zweiter conj. leiden weder syncope
noch umlaut: grawen, grawete; ewen, ewete; sewen,
sewete; schouwen, schouwete; touwen (rorescere);
trouwen, trouwete neben trauwen, trauwete; zouwen
(procedere, festinare klage 3031. En. 11a; vgl. alth.
zawen oben s. 879.); ruowen, ruowete (Wigal. 153,
Nib. 182.), zuweilen der inf. ruon (oben s. 405.) nicht
das praet. ruote; ein neutr. bauwen, bauwete oder bou-
wen, bouwete muß näher geprüft werden, gewöhn-
licher scheint biuwen, wie sich auch triuwen für trau-
wen findet; sneiwen (ningere) sneiwete wäre denkbar
(Gudr. 4876. sneibte f. sneite?) die mittelh. sprache
zieht sneien, sneite (Wilh. 2, 94b) gesneit (Parc. 108a) vor
(M. S. 1, 28b klingend besneiget). Transitiva erster
conj. lauten um und syncopieren: bediewen, bediete,
bediet (s. 405.); kein heiwen noch heien, heite aufzu-
weisen, aber geheit (oben s. 345. Maria 76.); schreite
(clamavit livl. chr. 69a) geschreit (Parc. 55c); dröuwen
(minari) dröute, gedröut, zuweilen dron, drot (mina-
tur Frig. 8b) kaum drote, aber gedrot (a. Heinr. 205 a);
stöuwen, stöute (Wilh. 2, 100b) ströuwen (spargere)
ströute; töuwen (mori) töute; vröuwen (laetificare)
vröute; bezöuwen (parare im Tit.; vgl. goth. taujan)
bezöute (?); biuwen (colere, aedificare) biute; erniu-
wen (renovare) erniute (Ernst 21b). Näher auszumit-
teln, ob neben dem umlaut zuweilen das praet. rück-
umlaute, droute, stroute, baute (vgl. a. Heinr. 199a)?
Syncope des praes. kommt vor, z. b. vröun:töun
(Parc. 61a) schwerlich biun f. biuwen. -- b) mit j:
blaejen, draejen, kraejen, maejen, saejen, schraejen, wae-
jen; bluejen, bruejen, gluejen, luejen, muejen, nue-
jen, ruejen (vgl. oben s. 435. 436.) lauter neutra, doch
alle nach zweiter conj. mit gekürztem praet. bald mit
umlaut [waete Parc. 37b Wilh. 2, 100b kraete Parc. 46c
schraete Trist. 50b Herb. 57a 44b 60d naete Trist. 21a
saete:staete Wilh. 3, 405b; bluete troj. 24b Wigal. 424.
gluete Barl. 297.] bald rückumlaut [drate M. S. 1, 28b
II. anomalien der mittelhochd. conjugation.
dürfen, die er durch den reim bewährt, z. b. Hartm.
kein hête und Wolfr. kein hâte.
6) gân und ſtân ſ. 944. 945.
7) ſchwache verba mit langem voc. vor w, j und h laßen
[ſ]ich reinlicher ſondern, als im alth., müßen aber ob-
gleich nicht eigentlich anomal, ihrer kürzungen und
umlaute wegen hier erörtert werden. α) mit w; neu-
tra oder intranſ. zweiter conj. leiden weder ſyncope
noch umlaut: grâwen, grâwete; êwen, êwete; ſêwen,
ſêwete; ſchouwen, ſchouwete; touwen (roreſcere);
trouwen, trouwete neben trûwen, trûwete; zouwen
(procedere, feſtinare klage 3031. En. 11a; vgl. alth.
zawên oben ſ. 879.); ruowen, ruowete (Wigal. 153,
Nib. 182.), zuweilen der inf. ruon (oben ſ. 405.) nicht
das praet. ruote; ein neutr. bûwen, bûwete oder bou-
wen, bouwete muß näher geprüft werden, gewöhn-
licher ſcheint biuwen, wie ſich auch triuwen für trû-
wen findet; ſnîwen (ningere) ſnîwete wäre denkbar
(Gudr. 4876. ſneibte f. ſnîte?) die mittelh. ſprache
zieht ſnîen, ſnîte (Wilh. 2, 94b) geſnît (Parc. 108a) vor
(M. S. 1, 28b klingend beſnîget). Tranſitiva erſter
conj. lauten um und ſyncopieren: bediewen, bediete,
bediet (ſ. 405.); kein hîwen noch hîen, hîte aufzu-
weiſen, aber gehît (oben ſ. 345. Maria 76.); ſchrîte
(clamavit livl. chr. 69a) geſchrît (Parc. 55c); dröuwen
(minari) dröute, gedröut, zuweilen drôn, drôt (mina-
tur Frig. 8b) kaum drôte, aber gedrôt (a. Heinr. 205 a);
ſtöuwen, ſtöute (Wilh. 2, 100b) ſtröuwen (ſpargere)
ſtröute; töuwen (mori) töute; vröuwen (laetificare)
vröute; bezöuwen (parare im Tit.; vgl. goth. taujan)
bezöute (?); biuwen (colere, aedificare) biute; erniu-
wen (renovare) erniute (Ernſt 21b). Näher auszumit-
teln, ob neben dem umlaut zuweilen das praet. rück-
umlaute, droute, ſtroute, bûte (vgl. a. Heinr. 199a)?
Syncope des praeſ. kommt vor, z. b. vröun:töun
(Parc. 61a) ſchwerlich biun f. biuwen. — β) mit j:
blæjen, dræjen, kræjen, mæjen, ſæjen, ſchræjen, wæ-
jen; bluejen, bruejen, gluejen, luejen, muejen, nue-
jen, ruejen (vgl. oben ſ. 435. 436.) lauter neutra, doch
alle nach zweiter conj. mit gekürztem praet. bald mit
umlaut [wæte Parc. 37b Wilh. 2, 100b kræte Parc. 46c
ſchræte Triſt. 50b Herb. 57a 44b 60d næte Triſt. 21a
ſæte:ſtæte Wilh. 3, 405b; bluete troj. 24b Wigal. 424.
gluete Barl. 297.] bald rückumlaut [drâte M. S. 1, 28b
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[968/0994] II. anomalien der mittelhochd. conjugation. dürfen, die er durch den reim bewährt, z. b. Hartm. kein hête und Wolfr. kein hâte. 6) gân und ſtân ſ. 944. 945. 7) ſchwache verba mit langem voc. vor w, j und h laßen ſich reinlicher ſondern, als im alth., müßen aber ob- gleich nicht eigentlich anomal, ihrer kürzungen und umlaute wegen hier erörtert werden. α) mit w; neu- tra oder intranſ. zweiter conj. leiden weder ſyncope noch umlaut: grâwen, grâwete; êwen, êwete; ſêwen, ſêwete; ſchouwen, ſchouwete; touwen (roreſcere); trouwen, trouwete neben trûwen, trûwete; zouwen (procedere, feſtinare klage 3031. En. 11a; vgl. alth. zawên oben ſ. 879.); ruowen, ruowete (Wigal. 153, Nib. 182.), zuweilen der inf. ruon (oben ſ. 405.) nicht das praet. ruote; ein neutr. bûwen, bûwete oder bou- wen, bouwete muß näher geprüft werden, gewöhn- licher ſcheint biuwen, wie ſich auch triuwen für trû- wen findet; ſnîwen (ningere) ſnîwete wäre denkbar (Gudr. 4876. ſneibte f. ſnîte?) die mittelh. ſprache zieht ſnîen, ſnîte (Wilh. 2, 94b) geſnît (Parc. 108a) vor (M. S. 1, 28b klingend beſnîget). Tranſitiva erſter conj. lauten um und ſyncopieren: bediewen, bediete, bediet (ſ. 405.); kein hîwen noch hîen, hîte aufzu- weiſen, aber gehît (oben ſ. 345. Maria 76.); ſchrîte (clamavit livl. chr. 69a) geſchrît (Parc. 55c); dröuwen (minari) dröute, gedröut, zuweilen drôn, drôt (mina- tur Frig. 8b) kaum drôte, aber gedrôt (a. Heinr. 205 a); ſtöuwen, ſtöute (Wilh. 2, 100b) ſtröuwen (ſpargere) ſtröute; töuwen (mori) töute; vröuwen (laetificare) vröute; bezöuwen (parare im Tit.; vgl. goth. taujan) bezöute (?); biuwen (colere, aedificare) biute; erniu- wen (renovare) erniute (Ernſt 21b). Näher auszumit- teln, ob neben dem umlaut zuweilen das praet. rück- umlaute, droute, ſtroute, bûte (vgl. a. Heinr. 199a)? Syncope des praeſ. kommt vor, z. b. vröun:töun (Parc. 61a) ſchwerlich biun f. biuwen. — β) mit j: blæjen, dræjen, kræjen, mæjen, ſæjen, ſchræjen, wæ- jen; bluejen, bruejen, gluejen, luejen, muejen, nue- jen, ruejen (vgl. oben ſ. 435. 436.) lauter neutra, doch alle nach zweiter conj. mit gekürztem praet. bald mit umlaut [wæte Parc. 37b Wilh. 2, 100b kræte Parc. 46c ſchræte Triſt. 50b Herb. 57a 44b 60d næte Triſt. 21a ſæte:ſtæte Wilh. 3, 405b; bluete troj. 24b Wigal. 424. gluete Barl. 297.] bald rückumlaut [drâte M. S. 1, 28b

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 968. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/994>, abgerufen am 17.05.2024.