Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. mittelhochd. starke conjugation. vgl. s. 916. über gengengo]; iu nur selten in hiv,hiuwen, liuf. 2) vocale. a) i und e verhalten sich wie im alth. (s. 863. 864.); im niederd. ist das e weiter eingeschritten (s. 456.) daher M. S. 1, 91b engelde: melde st. engilde nicht reinmittelh. -- b) auch u und o wie im alth. (s. 864.) -- g) in conj. IX. steht dem alth. iu : 10 (s. 865.) parallel ein wechsel zwischen iu und ie, als: giuße, giußest, giußet; gießen, gießet, gießent; conj. gieße; imp. giuß; inf. gießen; saufe und sauge behalten durchgängig au; fehlerhaft der inf. biuten f. bieten M. S. 2, 185a, zuweilen liugen f. liegen. -- d) die auslautenden u in hiu, zerniu (?), rou, brou, blou, kou werden inlautende iuw (s. 403.) als: hiuwen, zerniuwen, riuwen etc. und da auch für iw : iuw eintritt in schriuwen, spiuwen, so be- gegnen sich pl. praet. und part. praet. solcher wör- ter in dritter, achter und neunter conj. z. b. hiu- wen, bliuwen, schriuwen st. der ursprünglich ver- schiedenen heiauwun, bluwun, piwun. -- e) in VIII. IX. verhalten sich e zu ei, o zu ou wie im alth. -- z) aus X. in XI. schwankt nun auch pflegen und die stämme eff, esch, est, eht gehören bestimmt in XI. -- e) einige andere verwechselungen des ablauts kommen fast nur mundartisch oder späterhin vor; doch ver- breitet ist das conj. VII. angezeigte part. gesworn für geswarn, indem man swern (jurare) mit swern (ulcerare) mengte; umgekehrt bilden einige das praet. von wegen (nach falscher analogie von heben, huop) wuoc, wuogen st. wac, wagen, vgl. Singof 56. Hen- nenberger 65. und M. S. 2, 152b 215a, oder wäre in er- sterer stelle das einfache wahen (effingere), praet. wuoc (conj. VII.) zu suchen? Anomalisch ist conj. XII. das part. verwarren st. verworren; einen übergang aus I. in VII. zeigt bluonden (st. blienden): stuonden (Wilh. 3, 412b) -- th) umlaut gilt: a) in II. III. sg. praes. ind. des a in e erster und siebenter nach beweisenden reimen, als: valle, vellest, vellet (M. S. 2, 135b) walle, wellet (M. S. 1, 134b) banne, bennet (M. S. 2, 143b); zumahl vor einf. consonanz, als: var, vert; mal, melt; grabe, grebt; lade, ledet (troj. 93b 160a); trage, tregt; slahe, sleht; widerstrebende reime beruhen auf falscher le- sung, z. b. troj. 139b ladet: schadet, 120c gevallet: schallet [l. lade: schade; gevellet: schellet, wie 2d etc.] und M. S. 2, 243. brachte reimnoth zu malt st. melt. II. mittelhochd. ſtarke conjugation. vgl. ſ. 916. über gëngêngo]; iu nur ſelten in hiv,hiuwen, liuf. 2) vocale. α) i und ë verhalten ſich wie im alth. (ſ. 863. 864.); im niederd. iſt das ë weiter eingeſchritten (ſ. 456.) daher M. S. 1, 91b engëlde: mëlde ſt. engilde nicht reinmittelh. — β) auch u und o wie im alth. (ſ. 864.) — γ) in conj. IX. ſteht dem alth. iu : 10 (ſ. 865.) parallel ein wechſel zwiſchen iu und ie, als: giuƷe, giuƷeſt, giuƷet; gieƷen, gieƷet, gieƷent; conj. gieƷe; imp. giuƷ; inf. gieƷen; ſûfe und ſûge behalten durchgängig û; fehlerhaft der inf. biuten f. bieten M. S. 2, 185a, zuweilen liugen f. liegen. — δ) die auslautenden u in hiu, zerniu (?), rou, brou, blou, kou werden inlautende iuw (ſ. 403.) als: hiuwen, zerniuwen, riuwen etc. und da auch für iw : iuw eintritt in ſchriuwen, ſpiuwen, ſo be- gegnen ſich pl. praet. und part. praet. ſolcher wör- ter in dritter, achter und neunter conj. z. b. hiu- wen, bliuwen, ſchriuwen ſt. der urſprünglich ver- ſchiedenen hîûwun, bluwun, piwun. — ε) in VIII. IX. verhalten ſich ê zu ei, ô zu ou wie im alth. — ζ) aus X. in XI. ſchwankt nun auch pflëgen und die ſtämme ëff, ëſch, ëſt, ëht gehören beſtimmt in XI. — η) einige andere verwechſelungen des ablauts kommen faſt nur mundartiſch oder ſpäterhin vor; doch ver- breitet iſt das conj. VII. angezeigte part. geſworn für geſwarn, indem man ſwern (jurare) mit ſwërn (ulcerare) mengte; umgekehrt bilden einige das praet. von wëgen (nach falſcher analogie von heben, huop) wuoc, wuogen ſt. wac, wâgen, vgl. Singof 56. Hen- nenberger 65. und M. S. 2, 152b 215a, oder wäre in er- ſterer ſtelle das einfache wahen (effingere), praet. wuoc (conj. VII.) zu ſuchen? Anomaliſch iſt conj. XII. das part. verwarren ſt. verworren; einen übergang aus I. in VII. zeigt bluonden (ſt. blienden): ſtuonden (Wilh. 3, 412b) — θ) umlaut gilt: a) in II. III. ſg. praeſ. ind. des a in e erſter und ſiebenter nach beweiſenden reimen, als: valle, velleſt, vellet (M. S. 2, 135b) walle, wellet (M. S. 1, 134b) banne, bennet (M. S. 2, 143b); zumahl vor einf. conſonanz, als: var, vert; mal, melt; grabe, grebt; lade, ledet (troj. 93b 160a); trage, tregt; ſlahe, ſleht; widerſtrebende reime beruhen auf falſcher le- ſung, z. b. troj. 139b ladet: ſchadet, 120c gevallet: ſchallet [l. lade: ſchade; gevellet: ſchellet, wie 2d etc.] und M. S. 2, 243. brachte reimnoth zu malt ſt. melt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0967" n="941"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">mittelhochd. ſtarke conjugation.</hi></fw><lb/> vgl. ſ. 916. über gëngêngo]; <hi rendition="#i">iu</hi> nur ſelten in hiv,<lb/> hiuwen, liuf.</item><lb/> <item>2) <hi rendition="#i">vocale. α</hi>) <hi rendition="#i">i</hi> und <hi rendition="#i">ë</hi> verhalten ſich wie im alth. (ſ. 863.<lb/> 864.); im niederd. iſt das ë weiter eingeſchritten<lb/> (ſ. 456.) daher M. 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II. mittelhochd. ſtarke conjugation.
vgl. ſ. 916. über gëngêngo]; iu nur ſelten in hiv,
hiuwen, liuf.
2) vocale. α) i und ë verhalten ſich wie im alth. (ſ. 863.
864.); im niederd. iſt das ë weiter eingeſchritten
(ſ. 456.) daher M. S. 1, 91b engëlde: mëlde ſt. engilde
nicht reinmittelh. — β) auch u und o wie im alth.
(ſ. 864.) — γ) in conj. IX. ſteht dem alth. iu : 10
(ſ. 865.) parallel ein wechſel zwiſchen iu und ie, als:
giuƷe, giuƷeſt, giuƷet; gieƷen, gieƷet, gieƷent;
conj. gieƷe; imp. giuƷ; inf. gieƷen; ſûfe und ſûge
behalten durchgängig û; fehlerhaft der inf. biuten
f. bieten M. S. 2, 185a, zuweilen liugen f. liegen. —
δ) die auslautenden u in hiu, zerniu (?), rou,
brou, blou, kou werden inlautende iuw (ſ. 403.)
als: hiuwen, zerniuwen, riuwen etc. und da auch
für iw : iuw eintritt in ſchriuwen, ſpiuwen, ſo be-
gegnen ſich pl. praet. und part. praet. ſolcher wör-
ter in dritter, achter und neunter conj. z. b. hiu-
wen, bliuwen, ſchriuwen ſt. der urſprünglich ver-
ſchiedenen hîûwun, bluwun, piwun. — ε) in VIII.
IX. verhalten ſich ê zu ei, ô zu ou wie im alth. —
ζ) aus X. in XI. ſchwankt nun auch pflëgen und die
ſtämme ëff, ëſch, ëſt, ëht gehören beſtimmt in XI. —
η) einige andere verwechſelungen des ablauts kommen
faſt nur mundartiſch oder ſpäterhin vor; doch ver-
breitet iſt das conj. VII. angezeigte part. geſworn
für geſwarn, indem man ſwern (jurare) mit ſwërn
(ulcerare) mengte; umgekehrt bilden einige das praet.
von wëgen (nach falſcher analogie von heben, huop)
wuoc, wuogen ſt. wac, wâgen, vgl. Singof 56. Hen-
nenberger 65. und M. S. 2, 152b 215a, oder wäre in er-
ſterer ſtelle das einfache wahen (effingere), praet. wuoc
(conj. VII.) zu ſuchen? Anomaliſch iſt conj. XII. das part.
verwarren ſt. verworren; einen übergang aus I. in VII.
zeigt bluonden (ſt. blienden): ſtuonden (Wilh. 3, 412b) —
θ) umlaut gilt: a) in II. III. ſg. praeſ. ind. des a in e
erſter und ſiebenter nach beweiſenden reimen, als:
valle, velleſt, vellet (M. S. 2, 135b) walle, wellet
(M. S. 1, 134b) banne, bennet (M. S. 2, 143b); zumahl
vor einf. conſonanz, als: var, vert; mal, melt; grabe,
grebt; lade, ledet (troj. 93b 160a); trage, tregt; ſlahe,
ſleht; widerſtrebende reime beruhen auf falſcher le-
ſung, z. b. troj. 139b ladet: ſchadet, 120c gevallet:
ſchallet [l. lade: ſchade; gevellet: ſchellet, wie 2d etc.]
und M. S. 2, 243. brachte reimnoth zu malt ſt. melt.
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