Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

II. declination der eigennamen.
gustinum, johannem, am ersten wird der dat. deutsen
gesetzt, z. b. pilate, jacobe, herode. --

Altnordische quellen geben über die decl. der ei-
gennamen hinlänglichen aufschluß: 1) masc. erster star-
ker: askr, alfr, erpr, thor, freyr, reginn, egill, sammt
unzähligen andern einfachen sowohl als gebildeten;
gen. asks, alfs, erps, thors, freys, regins, egils; dat.
aski, alfi, erpi, thor, frey, regni (? ragni) agli. Die auf
-ar als: gunnar, sigar entsprechen dem alth. -hari nach
zweiter decl. (kundahari, sikihari) und syncopieren im
dat. das a nicht, gunnari, sigari, während das dem
alth. -ar gleiche -ar syncopiert wird (hamar, dat.
hamri) -- 2) zweiter starker: breimir, hoenir, greipir,
meimir, fafnir, hamdhir, skirnir etc. gen. breimis, dat.
und acc. breimi. 3) dritter starker: hakon, halfdan,
magnus (diese drei ohne -r im nom. sg. vgl. oben
s. 653. anm. 1.) hödhr, niördhr, ullr, sigurdhr *), sig-
mundr und alle bildungen mit -mundr, -undr, -hiörtr,
-biörn, -vindr, -vidhr als: saemundr, völundr, önundr,
arnbiörn, eyvindr, folkvidhr; gen. hakonar, halfdanar,
magnusar, hadhar, niardhar, ullar, sigurdhar, sigmun-
dar etc. dat. hakoni, halfdani, magnusi, nirdhi, sigurd-
hi etc. In den bildungen mit -rödhr, z. b. geirrödhr,
gudhrödhr, sigrödhr lautet der gen. geirrödhar, dat. geir-
rödhi (nicht geirradhar, geirredhi) vgl. Snorraedda p. 113.
115., oder wäre geirraudhr, dat. geirreydhi zu schreiben?
Yngl. saga c. 53. steht ein gewis fehlerhafter nom. gud-
reydr neben gudrödr. Ist -rödhr das gleichfalls dunkle
angels. -red oder -red in älfred, cynred etc.? Dem
alth. -rat entspricht das altn. -radhr (gen. -radhar,
dat. -raedhi?) z. b. thakradhr (alth. danhrat). Die bil-
dungen -udhr haben den gen. -adhar, dat. -adhi z. b.
nidhudhr, nidhadhar, nidhadhi, welcher wechsel bei
andern subst. statt findet (Rask §. 153.) wiewohl der
nom. gleichfalls nidhadhr heißen darf. Schwanken
zwischen erster und dritter decl. wie beim subst. (s. 654.);
Har. harf. saga c. 11. steht der gen. arnvidhs und arn-
vidhar; anderwärts hiörvardhar und hiörvardhs, welches
letztere beßer scheint, da der nom. hiörvardhr lautet,

*) Für sigverdhr? wie dögurdhr, öndurdhr f. dagverdhr, and-
verdhr (oben s. 313.); sigverdhr vielleicht für sigserdhr,
wie angels. sigeferdh, hunferdh, ädhelferdh = sigefredh,
sigefridh; in der chronol. sax. p. 512. stehen die formen
ädhelfridh und ädhelserdh nebeneinander (vgl. oben s. 488.
verde und vrede).
C c c

II. declination der eigennamen.
guſtinum, johannem, am erſten wird der dat. deutſen
geſetzt, z. b. pilate, jacobe, herode. —

Altnordiſche quellen geben über die decl. der ei-
gennamen hinlänglichen aufſchluß: 1) maſc. erſter ſtar-
ker: aſkr, âlfr, ërpr, þôr, freyr, reginn, egill, ſammt
unzähligen andern einfachen ſowohl als gebildeten;
gen. aſks, âlfs, ërps, þôrs, freys, regins, egils; dat.
aſki, âlfi, ërpi, þôr, frey, regni (? ragni) agli. Die auf
-ar als: gunnar, ſigar entſprechen dem alth. -hari nach
zweiter decl. (kundahari, ſikihari) und ſyncopieren im
dat. das a nicht, gunnari, ſigari, während das dem
alth. -ar gleiche -ar ſyncopiert wird (hamar, dat.
hamri) — 2) zweiter ſtarker: brîmir, hœnir, grîpir,
mîmir, fâfnir, hamdhir, ſkirnir etc. gen. brîmis, dat.
und acc. brîmi. 3) dritter ſtarker: hâkon, hâlfdan,
magnus (dieſe drei ohne -r im nom. ſg. vgl. oben
ſ. 653. anm. 1.) hödhr, niördhr, ullr, ſigurdhr *), ſig-
mundr und alle bildungen mit -mundr, -undr, -hiörtr,
-biörn, -vindr, -vidhr als: ſæmundr, völundr, önundr,
arnbiörn, eyvindr, folkvidhr; gen. hâkonar, hâlfdanar,
magnuſar, hadhar, niardhar, ullar, ſigurdhar, ſigmun-
dar etc. dat. hâkoni, hâlfdani, magnuſi, nirdhi, ſigurd-
hi etc. In den bildungen mit -rödhr, z. b. geirrödhr,
gudhrödhr, ſigrödhr lautet der gen. geirrödhar, dat. geir-
rödhi (nicht geirradhar, geirredhi) vgl. Snorraedda p. 113.
115., oder wäre geirraudhr, dat. geirreydhi zu ſchreiben?
Yngl. ſaga c. 53. ſteht ein gewis fehlerhafter nom. gud-
reydr neben gudrödr. Iſt -rödhr das gleichfalls dunkle
angelſ. -red oder -rêd in älfred, cynred etc.? Dem
alth. -rât entſpricht das altn. -râdhr (gen. -râdhar,
dat. -rædhi?) z. b. þakrâdhr (alth. danhrât). Die bil-
dungen -udhr haben den gen. -adhar, dat. -adhi z. b.
nidhudhr, nidhadhar, nidhadhi, welcher wechſel bei
andern ſubſt. ſtatt findet (Raſk §. 153.) wiewohl der
nom. gleichfalls nidhadhr heißen darf. Schwanken
zwiſchen erſter und dritter decl. wie beim ſubſt. (ſ. 654.);
Har. hârf. ſaga c. 11. ſteht der gen. arnvidhs und arn-
vidhar; anderwärts hiörvardhar und hiörvardhs, welches
letztere beßer ſcheint, da der nom. hiörvardhr lautet,

*) Für ſigvërdhr? wie dögurdhr, öndurdhr f. dagvërdhr, and-
vërdhr (oben ſ. 313.); ſigvërdhr vielleicht für ſigſërdhr,
wie angelſ. ſigefërdh, hunfërdh, ädhelfërdh = ſigefrëdh,
ſigefridh; in der chronol. ſax. p. 512. ſtehen die formen
ädhelfridh und ädhelſërdh nebeneinander (vgl. oben ſ. 488.
vërde und vrëde).
C c c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0795" n="769"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">declination der eigennamen.</hi></fw><lb/>
gu&#x017F;tinum, johannem, am er&#x017F;ten wird der dat. deut&#x017F;en<lb/>
ge&#x017F;etzt, z. b. pilate, jacobe, herode. &#x2014;</p><lb/>
            <p><hi rendition="#i">Altnordi&#x017F;che</hi> quellen geben über die decl. der ei-<lb/>
gennamen hinlänglichen auf&#x017F;chluß: 1) ma&#x017F;c. er&#x017F;ter &#x017F;tar-<lb/>
ker: a&#x017F;kr, âlfr, ërpr, þôr, freyr, reginn, egill, &#x017F;ammt<lb/>
unzähligen andern einfachen &#x017F;owohl als gebildeten;<lb/>
gen. a&#x017F;ks, âlfs, ërps, þôrs, freys, regins, egils; dat.<lb/>
a&#x017F;ki, âlfi, ërpi, þôr, frey, regni (? ragni) agli. Die auf<lb/><hi rendition="#i">-ar</hi> als: gunnar, &#x017F;igar ent&#x017F;prechen dem alth. <hi rendition="#i">-hari</hi> nach<lb/>
zweiter decl. (kundahari, &#x017F;ikihari) und &#x017F;yncopieren im<lb/>
dat. das a nicht, gunnari, &#x017F;igari, während das dem<lb/>
alth. -ar gleiche -ar &#x017F;yncopiert wird (hamar, dat.<lb/>
hamri) &#x2014; 2) zweiter &#x017F;tarker: brîmir, h&#x0153;nir, grîpir,<lb/>
mîmir, fâfnir, hamdhir, &#x017F;kirnir etc. gen. brîmis, dat.<lb/>
und acc. brîmi. 3) dritter &#x017F;tarker: hâkon, hâlfdan,<lb/>
magnus (die&#x017F;e drei ohne -r im nom. &#x017F;g. vgl. oben<lb/>
&#x017F;. 653. anm. 1.) hödhr, niördhr, ullr, &#x017F;igurdhr <note place="foot" n="*)">Für &#x017F;igvërdhr? wie dögurdhr, öndurdhr f. dagvërdhr, and-<lb/>
vërdhr (oben &#x017F;. 313.); &#x017F;igvërdhr vielleicht für &#x017F;ig&#x017F;ërdhr,<lb/>
wie angel&#x017F;. &#x017F;igefërdh, hunfërdh, ädhelfërdh = &#x017F;igefrëdh,<lb/>
&#x017F;igefridh; in der chronol. &#x017F;ax. p. 512. &#x017F;tehen die formen<lb/>
ädhelfridh und ädhel&#x017F;ërdh nebeneinander (vgl. oben &#x017F;. 488.<lb/>
vërde und vrëde).</note>, &#x017F;ig-<lb/>
mundr und alle bildungen mit -mundr, -undr, -hiörtr,<lb/>
-biörn, -vindr, -vidhr als: &#x017F;æmundr, völundr, önundr,<lb/>
arnbiörn, eyvindr, folkvidhr; gen. hâkonar, hâlfdanar,<lb/>
magnu&#x017F;ar, hadhar, niardhar, ullar, &#x017F;igurdhar, &#x017F;igmun-<lb/>
dar etc. dat. hâkoni, hâlfdani, magnu&#x017F;i, nirdhi, &#x017F;igurd-<lb/>
hi etc. In den bildungen mit -rödhr, z. b. geirrödhr,<lb/>
gudhrödhr, &#x017F;igrödhr lautet der gen. geirrödhar, dat. geir-<lb/>
rödhi (nicht geirradhar, geirredhi) vgl. Snorraedda p. 113.<lb/>
115., oder wäre geirraudhr, dat. geirreydhi zu &#x017F;chreiben?<lb/>
Yngl. &#x017F;aga c. 53. &#x017F;teht ein gewis fehlerhafter nom. gud-<lb/>
reydr neben gudrödr. I&#x017F;t -rödhr das gleichfalls dunkle<lb/>
angel&#x017F;. -red oder -rêd in älfred, cynred etc.? Dem<lb/>
alth. -rât ent&#x017F;pricht das altn. -râdhr (gen. -râdhar,<lb/>
dat. -rædhi?) z. b. þakrâdhr (alth. danhrât). Die bil-<lb/>
dungen -udhr haben den gen. -adhar, dat. -adhi z. b.<lb/>
nidhudhr, nidhadhar, nidhadhi, welcher wech&#x017F;el bei<lb/>
andern &#x017F;ub&#x017F;t. &#x017F;tatt findet (Ra&#x017F;k §. 153.) wiewohl der<lb/>
nom. gleichfalls nidhadhr heißen darf. Schwanken<lb/>
zwi&#x017F;chen er&#x017F;ter und dritter decl. wie beim &#x017F;ub&#x017F;t. (&#x017F;. 654.);<lb/>
Har. hârf. &#x017F;aga c. 11. &#x017F;teht der gen. arnvidhs und arn-<lb/>
vidhar; anderwärts hiörvardhar und hiörvardhs, welches<lb/>
letztere beßer &#x017F;cheint, da der nom. hiörvardhr lautet,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[769/0795] II. declination der eigennamen. guſtinum, johannem, am erſten wird der dat. deutſen geſetzt, z. b. pilate, jacobe, herode. — Altnordiſche quellen geben über die decl. der ei- gennamen hinlänglichen aufſchluß: 1) maſc. erſter ſtar- ker: aſkr, âlfr, ërpr, þôr, freyr, reginn, egill, ſammt unzähligen andern einfachen ſowohl als gebildeten; gen. aſks, âlfs, ërps, þôrs, freys, regins, egils; dat. aſki, âlfi, ërpi, þôr, frey, regni (? ragni) agli. Die auf -ar als: gunnar, ſigar entſprechen dem alth. -hari nach zweiter decl. (kundahari, ſikihari) und ſyncopieren im dat. das a nicht, gunnari, ſigari, während das dem alth. -ar gleiche -ar ſyncopiert wird (hamar, dat. hamri) — 2) zweiter ſtarker: brîmir, hœnir, grîpir, mîmir, fâfnir, hamdhir, ſkirnir etc. gen. brîmis, dat. und acc. brîmi. 3) dritter ſtarker: hâkon, hâlfdan, magnus (dieſe drei ohne -r im nom. ſg. vgl. oben ſ. 653. anm. 1.) hödhr, niördhr, ullr, ſigurdhr *), ſig- mundr und alle bildungen mit -mundr, -undr, -hiörtr, -biörn, -vindr, -vidhr als: ſæmundr, völundr, önundr, arnbiörn, eyvindr, folkvidhr; gen. hâkonar, hâlfdanar, magnuſar, hadhar, niardhar, ullar, ſigurdhar, ſigmun- dar etc. dat. hâkoni, hâlfdani, magnuſi, nirdhi, ſigurd- hi etc. In den bildungen mit -rödhr, z. b. geirrödhr, gudhrödhr, ſigrödhr lautet der gen. geirrödhar, dat. geir- rödhi (nicht geirradhar, geirredhi) vgl. Snorraedda p. 113. 115., oder wäre geirraudhr, dat. geirreydhi zu ſchreiben? Yngl. ſaga c. 53. ſteht ein gewis fehlerhafter nom. gud- reydr neben gudrödr. Iſt -rödhr das gleichfalls dunkle angelſ. -red oder -rêd in älfred, cynred etc.? Dem alth. -rât entſpricht das altn. -râdhr (gen. -râdhar, dat. -rædhi?) z. b. þakrâdhr (alth. danhrât). Die bil- dungen -udhr haben den gen. -adhar, dat. -adhi z. b. nidhudhr, nidhadhar, nidhadhi, welcher wechſel bei andern ſubſt. ſtatt findet (Raſk §. 153.) wiewohl der nom. gleichfalls nidhadhr heißen darf. Schwanken zwiſchen erſter und dritter decl. wie beim ſubſt. (ſ. 654.); Har. hârf. ſaga c. 11. ſteht der gen. arnvidhs und arn- vidhar; anderwärts hiörvardhar und hiörvardhs, welches letztere beßer ſcheint, da der nom. hiörvardhr lautet, *) Für ſigvërdhr? wie dögurdhr, öndurdhr f. dagvërdhr, and- vërdhr (oben ſ. 313.); ſigvërdhr vielleicht für ſigſërdhr, wie angelſ. ſigefërdh, hunfërdh, ädhelfërdh = ſigefrëdh, ſigefridh; in der chronol. ſax. p. 512. ſtehen die formen ädhelfridh und ädhelſërdh nebeneinander (vgl. oben ſ. 488. vërde und vrëde). C c c

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/795
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/795>, abgerufen am 05.06.2024.