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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. declination der eigennamen.
nicht hiörvördhr. 4) vierter decl. würden solche namen
seyn, die im gen. die flexion -ar, im nom. aber wur.
zelhaftes a (nicht ö) zeigen und den dat. dem acc.
gleichmachen. Gehört heimdallr (nicht heimdöllr) gen.
heimdallar hierher? oder darf in comp. der umlaut des
tieftonigen a unterbleiben? denn es heißt auch halfdan
(nicht halfdön) gen. halfdanar, dat. halfdani (nicht half-
deni) und im dat. sigurdhi, sigmundi (nicht -yrdhi,
-myndi) da doch syni statt findet. Warum gilt aber im
fem. z. b. mardöll, gen. mardallar (Snorraedd. p. 37. 154.)?
und hat ullr im dat. ulli oder ylli? Hier bleibt weiter
zu forschen. 5) masc. schwacher decl. sind z. b. bragi,
bicki, locki, helgi, andvari, atli, budhli, högni (st.
höguni) und dergl. in menge; gen. braga, bicka etc.
6) fem. starker form (wobei doch die erste, dritte und
vierte decl. schwer zu scheiden sind): ran, nal, hnoss,
vör, sol, beil, iördh etc. gen. ranar, nalar, hnossar, va-
rar; desgl. bildungen und compos. als: gefiun, sigraun,
gudhraun, gullveig; gunnlödh, mardöll, hiördeis, hervör,
gullrönd etc. gen. gefiunar, sigraunar, gunnladhar, mar-
dallar, hiördeisar etc.; dat. sigraunu, gunnlödhu. Ver-
schiedene haben im nom. die alte flexion -r und den
dat. -i, nicht -u, (vgl. s. 658. anm. 3.) namentlich:
hildr, thraudhr, gerdhr, heidhr, rindr, urdhr, sigridhr
und weitere comp., gen. hildar, dat. hildi; auch idhunn
(für idhudr?) sigrlinn machen den gen. idhunnar, dat.
idhunni, sigrlinnar, -linni, welches für die fem. vier-
ter decl. überhaupt einen alten dat. sg. -i vermuthen
läßt. Andere schieben, gleich einigen subst. erster decl.
(s. 656. anm. 5.) i ein, namentlich: hel, sif, frigg, laufey,
gen. heljar, sifjar, friggjar, laufeyjar; dat. helju etc.
Entw. ganz unveränderlich (wie aefi s. 656.) bleibt skadhi
oder nimmt im obliquen casus die männl. flexion -a
an (wie die comparative p. 758.), wenigstens ist Snorra-
edda p. 82. der gen. skadha zu lesen. -- 7) fem. schwa-
cher form: edda, embla, fulla, groa, kara, nanna, sva-
va etc. gen. eddu, nönnu, svavu. Zweiter decl. fenja,
menja, herkja etc. --

Die mittelh. sprache behält 1) im starken masc. den
adjectivischen acc. bei, als: seivriden, iringen, adamen,
johannesen, parzifalen, engelheren, liudegeren etc. wo-
neben seltner der substantivische, dem nom. gleiche vor-
kommt, z. b. sivrit kl. 139. näheres hierüber in der syn-
tax. Übrigens fallen decl. 1. 4. natürlich zusammen; spu-
ren der zweiten sind fast verwischt, daß aus den alten

II. declination der eigennamen.
nicht hiörvördhr. 4) vierter decl. würden ſolche namen
ſeyn, die im gen. die flexion -ar, im nom. aber wur.
zelhaftes a (nicht ö) zeigen und den dat. dem acc.
gleichmachen. Gehört heimdallr (nicht heimdöllr) gen.
heimdallar hierher? oder darf in comp. der umlaut des
tieftonigen a unterbleiben? denn es heißt auch hâlfdan
(nicht hâlfdön) gen. hâlfdanar, dat. hâlfdani (nicht hâlf-
deni) und im dat. ſigurdhi, ſigmundi (nicht -yrdhi,
-myndi) da doch ſyni ſtatt findet. Warum gilt aber im
fem. z. b. mardöll, gen. mardallar (Snorraedd. p. 37. 154.)?
und hat ullr im dat. ulli oder ylli? Hier bleibt weiter
zu forſchen. 5) maſc. ſchwacher decl. ſind z. b. bragi,
bicki, locki, helgi, andvari, atli, budhli, högni (ſt.
höguni) und dergl. in menge; gen. braga, bicka etc.
6) fem. ſtarker form (wobei doch die erſte, dritte und
vierte decl. ſchwer zu ſcheiden ſind): rân, nâl, hnoſſ,
vör, ſôl, bîl, iördh etc. gen. rânar, nâlar, hnoſſar, va-
rar; desgl. bildungen und compoſ. als: gëfiun, ſigrûn,
gudhrûn, gullveig; gunnlödh, mardöll, hiördîs, hervör,
gullrönd etc. gen. gëfiunar, ſigrûnar, gunnladhar, mar-
dallar, hiördîſar etc.; dat. ſigrûnu, gunnlödhu. Ver-
ſchiedene haben im nom. die alte flexion -r und den
dat. -i, nicht -u, (vgl. ſ. 658. anm. 3.) namentlich:
hildr, þrûdhr, gërdhr, heidhr, rindr, urdhr, ſigridhr
und weitere comp., gen. hildar, dat. hildi; auch idhunn
(für idhudr?) ſigrlinn machen den gen. idhunnar, dat.
idhunni, ſigrlinnar, -linni, welches für die fem. vier-
ter decl. überhaupt einen alten dat. ſg. -i vermuthen
läßt. Andere ſchieben, gleich einigen ſubſt. erſter decl.
(ſ. 656. anm. 5.) i ein, namentlich: hel, ſif, frigg, laufey,
gen. heljar, ſifjar, friggjar, laufeyjar; dat. helju etc.
Entw. ganz unveränderlich (wie æfi ſ. 656.) bleibt ſkadhi
oder nimmt im obliquen caſus die männl. flexion -a
an (wie die comparative p. 758.), wenigſtens iſt Snorra-
edda p. 82. der gen. ſkadha zu leſen. — 7) fem. ſchwa-
cher form: ëdda, ëmbla, fulla, grôa, kâra, nanna, ſvâ-
va etc. gen. ëddu, nönnu, ſvâvu. Zweiter decl. fenja,
menja, herkja etc. —

Die mittelh. ſprache behält 1) im ſtarken maſc. den
adjectiviſchen acc. bei, als: ſîvriden, iringen, âdâmen,
jôhanneſen, parzifâlen, engelhêren, liudegêren etc. wo-
neben ſeltner der ſubſtantiviſche, dem nom. gleiche vor-
kommt, z. b. ſìvrit kl. 139. näheres hierüber in der ſyn-
tax. Übrigens fallen decl. 1. 4. natürlich zuſammen; ſpu-
ren der zweiten ſind faſt verwiſcht, daß aus den alten

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[770/0796] II. declination der eigennamen. nicht hiörvördhr. 4) vierter decl. würden ſolche namen ſeyn, die im gen. die flexion -ar, im nom. aber wur. zelhaftes a (nicht ö) zeigen und den dat. dem acc. gleichmachen. Gehört heimdallr (nicht heimdöllr) gen. heimdallar hierher? oder darf in comp. der umlaut des tieftonigen a unterbleiben? denn es heißt auch hâlfdan (nicht hâlfdön) gen. hâlfdanar, dat. hâlfdani (nicht hâlf- deni) und im dat. ſigurdhi, ſigmundi (nicht -yrdhi, -myndi) da doch ſyni ſtatt findet. Warum gilt aber im fem. z. b. mardöll, gen. mardallar (Snorraedd. p. 37. 154.)? und hat ullr im dat. ulli oder ylli? Hier bleibt weiter zu forſchen. 5) maſc. ſchwacher decl. ſind z. b. bragi, bicki, locki, helgi, andvari, atli, budhli, högni (ſt. höguni) und dergl. in menge; gen. braga, bicka etc. 6) fem. ſtarker form (wobei doch die erſte, dritte und vierte decl. ſchwer zu ſcheiden ſind): rân, nâl, hnoſſ, vör, ſôl, bîl, iördh etc. gen. rânar, nâlar, hnoſſar, va- rar; desgl. bildungen und compoſ. als: gëfiun, ſigrûn, gudhrûn, gullveig; gunnlödh, mardöll, hiördîs, hervör, gullrönd etc. gen. gëfiunar, ſigrûnar, gunnladhar, mar- dallar, hiördîſar etc.; dat. ſigrûnu, gunnlödhu. Ver- ſchiedene haben im nom. die alte flexion -r und den dat. -i, nicht -u, (vgl. ſ. 658. anm. 3.) namentlich: hildr, þrûdhr, gërdhr, heidhr, rindr, urdhr, ſigridhr und weitere comp., gen. hildar, dat. hildi; auch idhunn (für idhudr?) ſigrlinn machen den gen. idhunnar, dat. idhunni, ſigrlinnar, -linni, welches für die fem. vier- ter decl. überhaupt einen alten dat. ſg. -i vermuthen läßt. Andere ſchieben, gleich einigen ſubſt. erſter decl. (ſ. 656. anm. 5.) i ein, namentlich: hel, ſif, frigg, laufey, gen. heljar, ſifjar, friggjar, laufeyjar; dat. helju etc. Entw. ganz unveränderlich (wie æfi ſ. 656.) bleibt ſkadhi oder nimmt im obliquen caſus die männl. flexion -a an (wie die comparative p. 758.), wenigſtens iſt Snorra- edda p. 82. der gen. ſkadha zu leſen. — 7) fem. ſchwa- cher form: ëdda, ëmbla, fulla, grôa, kâra, nanna, ſvâ- va etc. gen. ëddu, nönnu, ſvâvu. Zweiter decl. fenja, menja, herkja etc. — Die mittelh. ſprache behält 1) im ſtarken maſc. den adjectiviſchen acc. bei, als: ſîvriden, iringen, âdâmen, jôhanneſen, parzifâlen, engelhêren, liudegêren etc. wo- neben ſeltner der ſubſtantiviſche, dem nom. gleiche vor- kommt, z. b. ſìvrit kl. 139. näheres hierüber in der ſyn- tax. Übrigens fallen decl. 1. 4. natürlich zuſammen; ſpu- ren der zweiten ſind faſt verwiſcht, daß aus den alten

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/796>, abgerufen am 31.10.2024.