in o, daher schwanken zwischen der verlängerung in o und eu, ich finde spor (vestig.) und speur, molen (mola) und meulen; ein oder das andere hat sich will- kürlich festgesetzt. b) das früherhin aus a und e ent- wickelte o, als neus, reus. g) das lange au in steu- nen, treuren, die der analogie nach stuinen, trauren ha- ben sollten (wie bruin, mauren). vgl. schlußb. 4. über den flandr. dialect. -- Zur erklärung dieses eu nehme ich an: es ist ein ursprünglicher umlaut des o, den man freilich angemeßener mit ö, oe bezeichnet hätte, viel- leicht ahmte man das franz. eu (jeune, leur) nach; mehr unten schlußbem. 1.
(IE) im ganzen wie in der vorigen periode; der aus ui (mittelniederl. au) übergetretenen wörter mögen einige mehr seyn oder künftig mehr werden, z. b. für kuisch (castus) wird schon heute kiesch geschrieben. Die übergänge in i find dort erwähnt, einige formen schwanken, man sagt z. b. vriend (amicus) und vrind (:kind, vrinden:vinden).
(OE) entspricht dem mittelh. uo und ue oder dem neuh. au und ü. vgl. gloed (fervor) bloed (sanguis) voet (pes) bloeme (flos) doemen (judicare) voelen (sentire) voeren (ducere) doel (scopus) etc. lautet aber wie au, begegnet also der schreibung, nicht der aussprache des vorhin abgehandelten au. In ou schwankt es nicht mehr.
(OU) 1) aus al, ol erwachsen in woud (silva) hou- den (tenere) hout (lignum) etc. 2) in rouw (dolor) vrouw (fem.) mouw (manica) schouwen (contemplari) verdouwen (digerere) vouwen (plicare) etc.
(UI) dem mittelniederl. au, dem mittelh. au und iu, dem neuh. au und eu parallel; steht vor allen cons. nur nicht vor r, wo das unumlautende au bleibt; denn aus dem umlaut muß dieser diphth. wiederum erklärt wer- den (s. schlußbem.). Beispiele: zuil (columna) ruim (spatium) kruim (mica) bruin (fuscus) huiveren (tremere) duif (columba) gebruik (usus) bruid (sponsa) luid (sono- rus) huis (domus) duister (obscurus) etc.
in o, daher ſchwanken zwiſchen der verlängerung in ô und eu, ich finde ſpôr (veſtig.) und ſpeur, môlen (mola) und meulen; ein oder das andere hat ſich will- kürlich feſtgeſetzt. β) das früherhin aus a und ë ent- wickelte o, als neus, reus. γ) das lange û in ſteu- nen, treuren, die der analogie nach ſtuinen, trûren ha- ben ſollten (wie bruin, mûren). vgl. ſchlußb. 4. über den flandr. dialect. — Zur erklärung dieſes eu nehme ich an: es iſt ein urſprünglicher umlaut des o, den man freilich angemeßener mit ö, œ bezeichnet hätte, viel- leicht ahmte man das franz. eu (jeune, leur) nach; mehr unten ſchlußbem. 1.
(IE) im ganzen wie in der vorigen periode; der aus ui (mittelniederl. û) übergetretenen wörter mögen einige mehr ſeyn oder künftig mehr werden, z. b. für kuiſch (caſtus) wird ſchon heute kieſch geſchrieben. Die übergänge in i find dort erwähnt, einige formen ſchwanken, man ſagt z. b. vriend (amicus) und vrind (:kind, vrinden:vinden).
(OE) entſpricht dem mittelh. uo und ue oder dem neuh. û und uͤ. vgl. gloed (fervor) bloed (ſanguis) voet (pes) bloeme (flos) doemen (judicare) voelen (ſentire) voeren (ducere) doel (ſcopus) etc. lautet aber wie û, begegnet alſo der ſchreibung, nicht der ausſprache des vorhin abgehandelten û. In ou ſchwankt es nicht mehr.
(OU) 1) aus al, ol erwachſen in woud (ſilva) hou- den (tenere) hout (lignum) etc. 2) in rouw (dolor) vrouw (fem.) mouw (manica) ſchouwen (contemplari) verdouwen (digerere) vouwen (plicare) etc.
(UI) dem mittelniederl. û, dem mittelh. û und iu, dem neuh. au und eu parallel; ſteht vor allen conſ. nur nicht vor r, wo das unumlautende û bleibt; denn aus dem umlaut muß dieſer diphth. wiederum erklärt wer- den (ſ. ſchlußbem.). Beiſpiele: zuil (columna) ruim (ſpatium) kruim (mica) bruin (fuſcus) huiveren (tremere) duif (columba) gebruik (uſus) bruid (ſponſa) luid (ſono- rus) huis (domus) duiſter (obſcurus) etc.
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[533/0559]
I. neuniederländiſche vocale.
in o, daher ſchwanken zwiſchen der verlängerung in
ô und eu, ich finde ſpôr (veſtig.) und ſpeur, môlen
(mola) und meulen; ein oder das andere hat ſich will-
kürlich feſtgeſetzt. β) das früherhin aus a und ë ent-
wickelte o, als neus, reus. γ) das lange û in ſteu-
nen, treuren, die der analogie nach ſtuinen, trûren ha-
ben ſollten (wie bruin, mûren). vgl. ſchlußb. 4. über
den flandr. dialect. — Zur erklärung dieſes eu nehme
ich an: es iſt ein urſprünglicher umlaut des o, den man
freilich angemeßener mit ö, œ bezeichnet hätte, viel-
leicht ahmte man das franz. eu (jeune, leur) nach; mehr
unten ſchlußbem. 1.
(IE) im ganzen wie in der vorigen periode; der
aus ui (mittelniederl. û) übergetretenen wörter mögen
einige mehr ſeyn oder künftig mehr werden, z. b. für
kuiſch (caſtus) wird ſchon heute kieſch geſchrieben.
Die übergänge in i find dort erwähnt, einige formen
ſchwanken, man ſagt z. b. vriend (amicus) und vrind
(:kind, vrinden:vinden).
(OE) entſpricht dem mittelh. uo und ue oder dem
neuh. û und uͤ. vgl. gloed (fervor) bloed (ſanguis) voet
(pes) bloeme (flos) doemen (judicare) voelen (ſentire)
voeren (ducere) doel (ſcopus) etc. lautet aber wie û,
begegnet alſo der ſchreibung, nicht der ausſprache des
vorhin abgehandelten û. In ou ſchwankt es nicht mehr.
(OU) 1) aus al, ol erwachſen in woud (ſilva) hou-
den (tenere) hout (lignum) etc. 2) in rouw (dolor)
vrouw (fem.) mouw (manica) ſchouwen (contemplari)
verdouwen (digerere) vouwen (plicare) etc.
(UI) dem mittelniederl. û, dem mittelh. û und iu,
dem neuh. au und eu parallel; ſteht vor allen conſ. nur
nicht vor r, wo das unumlautende û bleibt; denn aus
dem umlaut muß dieſer diphth. wiederum erklärt wer-
den (ſ. ſchlußbem.). Beiſpiele: zuil (columna) ruim
(ſpatium) kruim (mica) bruin (fuſcus) huiveren (tremere)
duif (columba) gebruik (uſus) bruid (ſponſa) luid (ſono-
rus) huis (domus) duiſter (obſcurus) etc.
(AAI. OOI. OEI. AAU. EEU. IEU) den ſ. 483. ange-
gebenen triphthongen entſprechend: frâi (pulcher) krâi
(cornix) zwâi (vibratio) mâien (metere) zâien (ſerere)
plôi (plica) ôit (unquam) môi (pulcher) kôi (ſtabulum)
ſtrôien (ſpargere) tôien (ornare) bloeien (florere) boeien
(compedibus vincire) ſpoeien (accelerare) moeien (mo-
lestare) râuw (crudus) kâuwen (manducare) blâuw (coe-
ruleus) flâuw (debilis) êuw (ſeculum) lêuw (leo) lêu-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/559>, abgerufen am 23.11.2024.
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