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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem.
auf eine bestimmte örtliche mundart zurückführen;
wir dürfen bloß sagen, die spuren dieses a bei Gotfr.
Flecke. Strick. Wirnt. Ottoc. mangeln bei Wolfr.
Hartm. Rud. Conr. u. a. Conrad bedient sich nie
eines solchen van f. von, während einige seiner aus-
drücke, die man bei Wolfr. Hartm. Rud. vergebens
suchen würde, gerade bei Gotfr. oder Ottoc. eintre-
ten (z. b. beil gedon *). Welchem landstrich fällt wohl
die mundart zu, deren einzelne besonderheiten in
einer bearbeitung der Nib., in der klage, Bit. Gudr.
vorherrschen? z. b. sint f. sit (s. 387.) Schwäbisch ist
sie gewiß nicht, eher bairisch; anderes eigenthümliche
derselben gedichte z. b. hiet (habuit):riet, schiet etc.
reimend begegnet in Lohengr. und Ottoc., würde sich
aber in einem niederd. ret:het auflösen, wo auch
jenes sint vorkommt. Sind erst einmahl die erfaßli-
cheren dialectischen abweichungen der formlehre und
der wörter selbst nach den einzelnen dichtern sorg-
fältig erforscht, dann werden sich durchschnitte aus-
mitteln, an deren maßstab sich die leisere verschie-
denheit der lautverhältnisse stützen kann. Im alth. tritt
sie viel deutlicher hervor; N. und O. stechen mehr
von einander ab, als irgend zwei mittelh. dichter; statt
jenes worolt und werolt, werelt (s 200.) heißt es bei
allen werlt und Rudolfs welt ist weniger örtliche ab-
weichung, als spätere; schef f. schif finde ich noch
in hss. (Nib. 1906. 1945.) aber nicht in beweisendem
reim, Conr. reimt schif auf grif. Buchstabenverhält-
nisse, wie sie in heutigen mundarten des volks fluctuie-
ren (man erwäge allein die menge der schweizerischen
bei Stalder) sind weder auf die verschiedenheit alth.
dialecte anwendbar, noch weniger auf die der mittelh.,
*) Ein wort, das Conr. und Gotfr. gleichfalls gemein haben, ist
betalle (penitus) vgl. troj. 14c 45b 84b etc. Trist. 25a 55b 71b
103a 139c und zwar neben dem gleichbedeutigen mitalle (7a 17c
128b 130c) auch Veld. braucht betalle häufig (8b 9b 38b
41a 44b 76b etc.) und almitalle (51a wo aber c. casl. albe-
talle) schwerlich Wolfr. Rud. u. a.; bei Hartm, zeigt es
sich einmahl (Iw. 52a aber c. giss. und pal. lesen mitalle)
bei Wirnt einmahl (408 wieder die varianten mitalle, vgl.
507. 535.) bei Heinr. v. meisen öfter, es ist wieder nicht ge-
rade niederd, sondern von der auch alth. praep. bit, bet zu
leiten, die beinahe soviel als mit bedeutete, aber nicht damit
eins war (bloßer tausoh zwischen b und m wirkt nicht hier-
bei). Im mittelniederl. wechseln ebenwohl albedalle und
almetalle (Huyd. op St, 2, 21,) Ottoc, hat almitalle z. b. 278a.
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I. mittelhochdeutſche buchſtaben. ſchlußbem.
auf eine beſtimmte örtliche mundart zurückführen;
wir dürfen bloß ſagen, die ſpuren dieſes a bei Gotfr.
Flecke. Strick. Wirnt. Ottoc. mangeln bei Wolfr.
Hartm. Rud. Conr. u. a. Conrad bedient ſich nie
eines ſolchen van f. von, während einige ſeiner aus-
drücke, die man bei Wolfr. Hartm. Rud. vergebens
ſuchen würde, gerade bei Gotfr. oder Ottoc. eintre-
ten (z. b. bîl gedon *). Welchem landſtrich fällt wohl
die mundart zu, deren einzelne beſonderheiten in
einer bearbeitung der Nib., in der klage, Bit. Gudr.
vorherrſchen? z. b. ſint f. ſìt (ſ. 387.) Schwäbiſch iſt
ſie gewiß nicht, eher bairiſch; anderes eigenthümliche
derſelben gedichte z. b. hiet (habuit):riet, ſchiet etc.
reimend begegnet in Lohengr. und Ottoc., würde ſich
aber in einem niederd. rêt:hêt auflöſen, wo auch
jenes ſint vorkommt. Sind erſt einmahl die erfaßli-
cheren dialectiſchen abweichungen der formlehre und
der wörter ſelbſt nach den einzelnen dichtern ſorg-
fältig erforſcht, dann werden ſich durchſchnitte aus-
mitteln, an deren maßſtab ſich die leiſere verſchie-
denheit der lautverhältniſſe ſtützen kann. Im alth. tritt
ſie viel deutlicher hervor; N. und O. ſtechen mehr
von einander ab, als irgend zwei mittelh. dichter; ſtatt
jenes worolt und wërolt, wërelt (ſ 200.) heißt es bei
allen wërlt und Rudolfs wëlt iſt weniger örtliche ab-
weichung, als ſpätere; ſchëf f. ſchif finde ich noch
in hſſ. (Nib. 1906. 1945.) aber nicht in beweiſendem
reim, Conr. reimt ſchif auf grif. Buchſtabenverhält-
niſſe, wie ſie in heutigen mundarten des volks fluctuie-
ren (man erwäge allein die menge der ſchweizeriſchen
bei Stalder) ſind weder auf die verſchiedenheit alth.
dialecte anwendbar, noch weniger auf die der mittelh.,
*) Ein wort, das Conr. und Gotfr. gleichfalls gemein haben, iſt
bëtalle (penitus) vgl. troj. 14c 45b 84b etc. Triſt. 25a 55b 71b
103a 139c und zwar neben dem gleichbedeutigen mitalle (7a 17c
128b 130c) auch Veld. braucht betalle häufig (8b 9b 38b
41a 44b 76b etc.) und almitalle (51a wo aber c. caſl. albe-
talle) ſchwerlich Wolfr. Rud. u. a.; bei Hartm, zeigt es
ſich einmahl (Iw. 52a aber c. giſſ. und pal. leſen mitalle)
bei Wirnt einmahl (408 wieder die varianten mitalle, vgl.
507. 535.) bei Heinr. v. mîſen öfter, es iſt wieder nicht ge-
rade niederd, ſondern von der auch alth. praep. bit, bët zu
leiten, die beinahe ſoviel als mit bedeutete, aber nicht damit
eins war (bloßer tauſoh zwiſchen b und m wirkt nicht hier-
bei). Im mittelniederl. wechſeln ebenwohl albedalle und
almetalle (Huyd. op St, 2, 21,) Ottoc, hat almitalle z. b. 278a.
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[451/0477] I. mittelhochdeutſche buchſtaben. ſchlußbem. auf eine beſtimmte örtliche mundart zurückführen; wir dürfen bloß ſagen, die ſpuren dieſes a bei Gotfr. Flecke. Strick. Wirnt. Ottoc. mangeln bei Wolfr. Hartm. Rud. Conr. u. a. Conrad bedient ſich nie eines ſolchen van f. von, während einige ſeiner aus- drücke, die man bei Wolfr. Hartm. Rud. vergebens ſuchen würde, gerade bei Gotfr. oder Ottoc. eintre- ten (z. b. bîl gedon *). Welchem landſtrich fällt wohl die mundart zu, deren einzelne beſonderheiten in einer bearbeitung der Nib., in der klage, Bit. Gudr. vorherrſchen? z. b. ſint f. ſìt (ſ. 387.) Schwäbiſch iſt ſie gewiß nicht, eher bairiſch; anderes eigenthümliche derſelben gedichte z. b. hiet (habuit):riet, ſchiet etc. reimend begegnet in Lohengr. und Ottoc., würde ſich aber in einem niederd. rêt:hêt auflöſen, wo auch jenes ſint vorkommt. Sind erſt einmahl die erfaßli- cheren dialectiſchen abweichungen der formlehre und der wörter ſelbſt nach den einzelnen dichtern ſorg- fältig erforſcht, dann werden ſich durchſchnitte aus- mitteln, an deren maßſtab ſich die leiſere verſchie- denheit der lautverhältniſſe ſtützen kann. Im alth. tritt ſie viel deutlicher hervor; N. und O. ſtechen mehr von einander ab, als irgend zwei mittelh. dichter; ſtatt jenes worolt und wërolt, wërelt (ſ 200.) heißt es bei allen wërlt und Rudolfs wëlt iſt weniger örtliche ab- weichung, als ſpätere; ſchëf f. ſchif finde ich noch in hſſ. (Nib. 1906. 1945.) aber nicht in beweiſendem reim, Conr. reimt ſchif auf grif. Buchſtabenverhält- niſſe, wie ſie in heutigen mundarten des volks fluctuie- ren (man erwäge allein die menge der ſchweizeriſchen bei Stalder) ſind weder auf die verſchiedenheit alth. dialecte anwendbar, noch weniger auf die der mittelh., *) Ein wort, das Conr. und Gotfr. gleichfalls gemein haben, iſt bëtalle (penitus) vgl. troj. 14c 45b 84b etc. Triſt. 25a 55b 71b 103a 139c und zwar neben dem gleichbedeutigen mitalle (7a 17c 128b 130c) auch Veld. braucht betalle häufig (8b 9b 38b 41a 44b 76b etc.) und almitalle (51a wo aber c. caſl. albe- talle) ſchwerlich Wolfr. Rud. u. a.; bei Hartm, zeigt es ſich einmahl (Iw. 52a aber c. giſſ. und pal. leſen mitalle) bei Wirnt einmahl (408 wieder die varianten mitalle, vgl. 507. 535.) bei Heinr. v. mîſen öfter, es iſt wieder nicht ge- rade niederd, ſondern von der auch alth. praep. bit, bët zu leiten, die beinahe ſoviel als mit bedeutete, aber nicht damit eins war (bloßer tauſoh zwiſchen b und m wirkt nicht hier- bei). Im mittelniederl. wechſeln ebenwohl albedalle und almetalle (Huyd. op St, 2, 21,) Ottoc, hat almitalle z. b. 278a. F f 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/477>, abgerufen am 22.11.2024.