biwamt st. hullita, memmita, nennita, therrita, biwem- mit, (maculatus).
Meine ansicht der gemination bewährt sich ferner durch die mögliche nachweisung mancher geminationen aus älteren consonantverbindungen und solcher beispiele liefern die mittel- und neuh. sprache fortwährend mehr. Wie viele ll. nn. rr entstehen nicht durch li. ni. ri. das die ableitung bildende i wird entweder in der gemi- nation verschlungen, beispiele: brunna (thorax) sellen (tradere) baurro, werren (tueri) jüngere formen als: brunja, saljan, baurjo, warjan; oder es bleibt daneben bestehen, als kunni (genus) menni (monile) gl. jun. 214. st. kuni, mani; fenni (lutum) goth. fani (woher das franz. fange); henna (gallina) st. hanja. Aus bn. mn ent- wickelte sich zuletzt mm, nn in stimma, nennen; frü- her stibna, stimua, namnjan, nemnjen, nennjen. Aus madmun[ - 1 Zeichen fehlt]i (lenitas) mammunti; aus guotlihhin (gloria) bei I. cuatlihhi bei K., später guallichei bei O. guol- lichei bei N und W. Nicht unwahrscheinlich beruht wallon (peregre abire) auf einem älteren wadalon, wad- lon von wadal (vagus, exsul, mendicus) hergeleitet, und selbst wal (gen. walles, munimentum) dürste durch ein früheres dl erläutert werden, wenn man das goth. vadd- jus erwägt, vgl. eddo, odo und Notkers alde (aut); gruntsellon (N. 77, 69.) f. gruntsedilon; illan (festinare) mit iddja, und über den wechsel des einfachen d mit I Schneider p. 255. 256. (so ist auch unser silabar genau das lith. sidabras). Andere ll, wie al, alles, fal, falles etc. scheinen freilich uralt. -- Endlich läßt sich manchen rr der ursprung aus rn und rs nachweisen: sterro, ferra aus sterno, ferna (vgl. Stalder dial. p. 68.); irri, thurri, wir- ran, merren, farr (taurus) etc. deuten auf ältere formen: irsi, wirsan, marsjan, fars, wie theils einzeln stehen ge- bliebene rs darthun, namentlich wirs (pejus) thurst (sitis) fersa (vacca), theils die goth. thaursis, airzjan, marz- jan *). -- Unbekannt hingegen sind der alth. mundart die assimilationen des nd und ld in nn, ll. -- **)
*) Sollten sich mit rücksicht auf den wechsel rs und rr die deutschen völkernamen marsi, marsigni nicht befriedigen- der auslegen laßen?
**) Wenn bei den geminationen ll. nn. rr. die s. 54. gestellte regel, daß ihnen nur ein kurzer vocal vorhergehen dürfe, einigemahl ins gedränge geräth; so wird man am besten den geminierten conson. aus li. ni. ri erklären, z. b. steinna
Meine anſicht der gemination bewährt ſich ferner durch die mögliche nachweiſung mancher geminationen aus älteren conſonantverbindungen und ſolcher beiſpiele liefern die mittel- und neuh. ſprache fortwährend mehr. Wie viele ll. nn. rr entſtehen nicht durch li. ni. ri. das die ableitung bildende i wird entweder in der gemi- nation verſchlungen, beiſpiele: brunna (thorax) ſellen (tradere) bûrro, werren (tueri) jüngere formen als: brunja, ſaljan, bûrjo, warjan; oder es bleibt daneben beſtehen, als kunni (genus) menni (monile) gl. jun. 214. ſt. kuni, mani; fenni (lutum) goth. fani (woher das franz. fange); henna (gallina) ſt. hanja. Aus bn. mn ent- wickelte ſich zuletzt mm, nn in ſtimma, nennen; frü- her ſtibna, ſtimua, namnjan, nemnjen, nennjen. Aus madmun[ – 1 Zeichen fehlt]i (lenitas) mammunti; aus guotlìhhìn (gloria) bei I. cuatlìhhì bei K., ſpäter guallichî bei O. guol- lichî bei N und W. Nicht unwahrſcheinlich beruht wallôn (peregre abire) auf einem älteren wadalôn, wad- lôn von wadal (vagus, exſul, mendicus) hergeleitet, und ſelbſt wal (gen. walles, munimentum) dürſte durch ein früheres dl erläutert werden, wenn man das goth. vadd- jus erwägt, vgl. ëddo, odo und Notkers alde (aut); gruntſëllôn (N. 77, 69.) f. gruntſëdilòn; illan (feſtinare) mit ïddja, und über den wechſel des einfachen d mit I Schneider p. 255. 256. (ſo iſt auch unſer ſilabar genau das lith. ſidabras). Andere ll, wie al, alles, fal, falles etc. ſcheinen freilich uralt. — Endlich läßt ſich manchen rr der urſprung aus rn und rs nachweiſen: ſtërro, fërra aus ſtërno, fërna (vgl. Stalder dial. p. 68.); irri, thurri, wir- ran, merren, farr (taurus) etc. deuten auf ältere formen: irſi, wirſan, marſjan, fars, wie theils einzeln ſtehen ge- bliebene rs darthun, namentlich wirs (pejus) thurſt (ſitis) ferſa (vacca), theils die goth. thaúrſis, airzjan, marz- jan *). — Unbekannt hingegen ſind der alth. mundart die aſſimilationen des nd und ld in nn, ll. — **)
*) Sollten ſich mit rückſicht auf den wechſel rs und rr die deutſchen völkernamen marſi, marſigni nicht befriedigen- der auslegen laßen?
**) Wenn bei den geminationen ll. nn. rr. die ſ. 54. geſtellte regel, daß ihnen nur ein kurzer vocal vorhergehen dürfe, einigemahl ins gedränge geräth; ſo wird man am beſten den geminierten conſon. aus li. ni. ri erklären, z. b. ſteinna
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I. althochdeutſche conſonanten. liquidae.
biwamt ſt. hullita, memmita, nennita, therrita, biwem-
mit, (maculatus).
Meine anſicht der gemination bewährt ſich ferner
durch die mögliche nachweiſung mancher geminationen
aus älteren conſonantverbindungen und ſolcher beiſpiele
liefern die mittel- und neuh. ſprache fortwährend mehr.
Wie viele ll. nn. rr entſtehen nicht durch li. ni. ri. das
die ableitung bildende i wird entweder in der gemi-
nation verſchlungen, beiſpiele: brunna (thorax) ſellen
(tradere) bûrro, werren (tueri) jüngere formen als: brunja,
ſaljan, bûrjo, warjan; oder es bleibt daneben beſtehen,
als kunni (genus) menni (monile) gl. jun. 214. ſt. kuni,
mani; fenni (lutum) goth. fani (woher das franz.
fange); henna (gallina) ſt. hanja. Aus bn. mn ent-
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her ſtibna, ſtimua, namnjan, nemnjen, nennjen. Aus
madmun_i (lenitas) mammunti; aus guotlìhhìn (gloria)
bei I. cuatlìhhì bei K., ſpäter guallichî bei O. guol-
lichî bei N und W. Nicht unwahrſcheinlich beruht
wallôn (peregre abire) auf einem älteren wadalôn, wad-
lôn von wadal (vagus, exſul, mendicus) hergeleitet, und
ſelbſt wal (gen. walles, munimentum) dürſte durch ein
früheres dl erläutert werden, wenn man das goth. vadd-
jus erwägt, vgl. ëddo, odo und Notkers alde (aut);
gruntſëllôn (N. 77, 69.) f. gruntſëdilòn; illan (feſtinare)
mit ïddja, und über den wechſel des einfachen d mit I
Schneider p. 255. 256. (ſo iſt auch unſer ſilabar genau
das lith. ſidabras). Andere ll, wie al, alles, fal, falles etc.
ſcheinen freilich uralt. — Endlich läßt ſich manchen rr
der urſprung aus rn und rs nachweiſen: ſtërro, fërra aus
ſtërno, fërna (vgl. Stalder dial. p. 68.); irri, thurri, wir-
ran, merren, farr (taurus) etc. deuten auf ältere formen:
irſi, wirſan, marſjan, fars, wie theils einzeln ſtehen ge-
bliebene rs darthun, namentlich wirs (pejus) thurſt (ſitis)
ferſa (vacca), theils die goth. thaúrſis, airzjan, marz-
jan *). — Unbekannt hingegen ſind der alth. mundart
die aſſimilationen des nd und ld in nn, ll. — **)
*) Sollten ſich mit rückſicht auf den wechſel rs und rr die
deutſchen völkernamen marſi, marſigni nicht befriedigen-
der auslegen laßen?
**) Wenn bei den geminationen ll. nn. rr. die ſ. 54. geſtellte
regel, daß ihnen nur ein kurzer vocal vorhergehen dürfe,
einigemahl ins gedränge geräth; ſo wird man am beſten
den geminierten conſon. aus li. ni. ri erklären, z. b. ſteinna
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/149>, abgerufen am 22.11.2024.
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