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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
wörter würde der zahl einer der folgenden conj. ziemlich
gleich stehen. Ich wollte durch genaue trennung der
vocallaute, da auch unter den sechs letzten classen
keiner verschiedene zukommen, die schärfe der noch
nicht abgeschloßenen untersuchung fördern und er-
wog zugleich den in V. VI. mit der redupl. verbunde-
nen ablaut. Wider die sonderung von VII. VIII. IX.
XII. wird sich wenig erinnern laßen; bedeutender ist
der anschein, daß X und XI. zu einander fallen, de-
ren einziger unterschied auf dem i und u (e und o)
des part. praet. beruht, indem theils in VII. VIII. IX.
liq. und mutae gleichen schritt halten, theils aus X.
allmählige übergänge in XI. statt finden. Hieß es
mittelh. geweben st. des neuh. gewoben, angels. vrecen
st. des alth. kirohhan; so könnte es auch früher goth.
nimans, stilans st. numans. stulans geheißen haben.
Da inzwischen die buchstabenlehre kein u (o) statt i
e vor liq. zur regel macht, es nur ausnahmsweise
zuläßt (vgl. s. 82. 85); da ferner, wenn in XI. wie in
X. der vocal des part. dem des praes. gleich stünde,
auch für das praes. diesclben übergänge in u (o) ent-
springen müsten, dergleichen scheinbar in kommen,
sofa eintreten, wo ich lieber ko, so aus dem u, v in
que, sve herleite (wichtiger wäre das analoge gaurda
f. gairda aus goth. XII. conj.); da endlich in unserer
ältesten mundart, der goth., die scheidung der part.
stulans, numans von den praes. stila, nima klar vor-
liegt; so habe ich die durchführung der trennung
vorgezogen. Die zahl der verba in X. und XI. zu-
sammen würde übrigens der in den einzelnen VIII.
IX. XII. ziemlich gleichen, wiewohl auch VII. eine
viel geringere zusteht. Will man sich die fragliche
vereinfachung der abtheilung gefallen laßen, so er-
wachsen statt zwölfe sechs conj. nämlich I. wäre I-VI;
II:VII; III:VIII; IV:IX: V:X und XI; VI:XII. --
5) es ist beachtungswerth und für die geschichte aus-
sterbender starker form wichtig, daß, während in conj.
VII. bis XI. einfache muta jeder art die wurzel schließen
kann, nicht jede liquida vorzukommen pflegt. Ich will
nunmehr die bereits s. 839. gemachte bemerkung näher
ausführen. In IX. findet gar keine liq. statt, wenn man von
späteren übertritten des sin r wegsieht; in XI. fast nur l,
m, r, höchst selten n (n° 325; vgl. man, munum s. 852.)
in VII. nur l, n, r, kein m; in VIII. fast nur n, sel-
ten m (n° 110. 111.) kein l und r; vorzeiten mögen
II. allgemeine vergleichung der conjugation.
wörter würde der zahl einer der folgenden conj. ziemlich
gleich ſtehen. Ich wollte durch genaue trennung der
vocallaute, da auch unter den ſechs letzten claſſen
keiner verſchiedene zukommen, die ſchärfe der noch
nicht abgeſchloßenen unterſuchung fördern und er-
wog zugleich den in V. VI. mit der redupl. verbunde-
nen ablaut. Wider die ſonderung von VII. VIII. IX.
XII. wird ſich wenig erinnern laßen; bedeutender iſt
der anſchein, daß X und XI. zu einander fallen, de-
ren einziger unterſchied auf dem i und u (ë und o)
des part. praet. beruht, indem theils in VII. VIII. IX.
liq. und mutae gleichen ſchritt halten, theils aus X.
allmählige übergänge in XI. ſtatt finden. Hieß es
mittelh. gewëben ſt. des neuh. gewôben, angelſ. vrëcen
ſt. des alth. kirohhan; ſo könnte es auch früher goth.
nimans, ſtilans ſt. numans. ſtulans geheißen haben.
Da inzwiſchen die buchſtabenlehre kein u (o) ſtatt i
ë vor liq. zur regel macht, es nur ausnahmsweiſe
zuläßt (vgl. ſ. 82. 85); da ferner, wenn in XI. wie in
X. der vocal des part. dem des praeſ. gleich ſtünde,
auch für das praeſ. dieſclben übergänge in u (o) ent-
ſpringen müſten, dergleichen ſcheinbar in kommen,
ſofa eintreten, wo ich lieber ko, ſo aus dem u, v in
quë, ſvë herleite (wichtiger wäre das analoge gaúrda
f. gaírda aus goth. XII. conj.); da endlich in unſerer
älteſten mundart, der goth., die ſcheidung der part.
ſtulans, numans von den praeſ. ſtila, nima klar vor-
liegt; ſo habe ich die durchführung der trennung
vorgezogen. Die zahl der verba in X. und XI. zu-
ſammen würde übrigens der in den einzelnen VIII.
IX. XII. ziemlich gleichen, wiewohl auch VII. eine
viel geringere zuſteht. Will man ſich die fragliche
vereinfachung der abtheilung gefallen laßen, ſo er-
wachſen ſtatt zwölfe ſechs conj. nämlich I. wäre I-VI;
II:VII; III:VIII; IV:IX: V:X und XI; VI:XII. —
5) es iſt beachtungswerth und für die geſchichte aus-
ſterbender ſtarker form wichtig, daß, während in conj.
VII. bis XI. einfache muta jeder art die wurzel ſchließen
kann, nicht jede liquida vorzukommen pflegt. Ich will
nunmehr die bereits ſ. 839. gemachte bemerkung näher
ausführen. In IX. findet gar keine liq. ſtatt, wenn man von
ſpäteren übertritten des ſin r wegſieht; in XI. faſt nur l,
m, r, höchſt ſelten n (n° 325; vgl. man, munum ſ. 852.)
in VII. nur l, n, r, kein m; in VIII. faſt nur n, ſel-
ten m (n° 110. 111.) kein l und r; vorzeiten mögen
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[1035/1061] II. allgemeine vergleichung der conjugation. wörter würde der zahl einer der folgenden conj. ziemlich gleich ſtehen. Ich wollte durch genaue trennung der vocallaute, da auch unter den ſechs letzten claſſen keiner verſchiedene zukommen, die ſchärfe der noch nicht abgeſchloßenen unterſuchung fördern und er- wog zugleich den in V. VI. mit der redupl. verbunde- nen ablaut. Wider die ſonderung von VII. VIII. IX. XII. wird ſich wenig erinnern laßen; bedeutender iſt der anſchein, daß X und XI. zu einander fallen, de- ren einziger unterſchied auf dem i und u (ë und o) des part. praet. beruht, indem theils in VII. VIII. IX. liq. und mutae gleichen ſchritt halten, theils aus X. allmählige übergänge in XI. ſtatt finden. Hieß es mittelh. gewëben ſt. des neuh. gewôben, angelſ. vrëcen ſt. des alth. kirohhan; ſo könnte es auch früher goth. nimans, ſtilans ſt. numans. ſtulans geheißen haben. Da inzwiſchen die buchſtabenlehre kein u (o) ſtatt i ë vor liq. zur regel macht, es nur ausnahmsweiſe zuläßt (vgl. ſ. 82. 85); da ferner, wenn in XI. wie in X. der vocal des part. dem des praeſ. gleich ſtünde, auch für das praeſ. dieſclben übergänge in u (o) ent- ſpringen müſten, dergleichen ſcheinbar in kommen, ſofa eintreten, wo ich lieber ko, ſo aus dem u, v in quë, ſvë herleite (wichtiger wäre das analoge gaúrda f. gaírda aus goth. XII. conj.); da endlich in unſerer älteſten mundart, der goth., die ſcheidung der part. ſtulans, numans von den praeſ. ſtila, nima klar vor- liegt; ſo habe ich die durchführung der trennung vorgezogen. Die zahl der verba in X. und XI. zu- ſammen würde übrigens der in den einzelnen VIII. IX. XII. ziemlich gleichen, wiewohl auch VII. eine viel geringere zuſteht. Will man ſich die fragliche vereinfachung der abtheilung gefallen laßen, ſo er- wachſen ſtatt zwölfe ſechs conj. nämlich I. wäre I-VI; II:VII; III:VIII; IV:IX: V:X und XI; VI:XII. — 5) es iſt beachtungswerth und für die geſchichte aus- ſterbender ſtarker form wichtig, daß, während in conj. VII. bis XI. einfache muta jeder art die wurzel ſchließen kann, nicht jede liquida vorzukommen pflegt. Ich will nunmehr die bereits ſ. 839. gemachte bemerkung näher ausführen. In IX. findet gar keine liq. ſtatt, wenn man von ſpäteren übertritten des ſin r wegſieht; in XI. faſt nur l, m, r, höchſt ſelten n (n° 325; vgl. man, munum ſ. 852.) in VII. nur l, n, r, kein m; in VIII. faſt nur n, ſel- ten m (n° 110. 111.) kein l und r; vorzeiten mögen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1035. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1061>, abgerufen am 22.11.2024.