Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830. Otto. Der süßen Nähe Reiz berückte mich. Der Locken Gold, der Wangen Rosenlicht, Die Stirn' aus Elfenbein, der Augen blaue Himmel, Die ganze, lichthell glänzende Gestalt -- Allein, was sprach ich, und was wollt' ich sprechen? Ich bin verwirrt, ich bitt' Euch, seh't mir nach! Erny. Als kleines Mädchen nannten sie mich eitel. Ich bin's nicht mehr. Otto. So viel der Himmelsgaben; Dazu noch der Gedanke, daß -- Ich weiß nun, Wie sehr ich irrte, damals aber glaubt' ich's -- Daß Euer Auge mit Zufriedenheit, Mit Wohlgefallen auf mir hafte. Jener Unsel'ge Druck der Hand, den ich beim Tanze Zu fühlen glaubte -- Haare, meine Haare, Die Ihr so gütig waret zu bemerken, Zu Euch zu nehmen. -- Erny. Auf dieß Eine hört, Was ich zur Deutung -- Otto. O nicht doch, o schweigt! Laß't uns nicht mehr von diesen Träumen sprechen! Ich weiß zu gut, wie sehr ich mich getäusch't. Dies Alles nun, und über alles And're, 6 *
Otto. Der ſüßen Nähe Reiz berückte mich. Der Locken Gold, der Wangen Roſenlicht, Die Stirn’ aus Elfenbein, der Augen blaue Himmel, Die ganze, lichthell glänzende Geſtalt — Allein, was ſprach ich, und was wollt’ ich ſprechen? Ich bin verwirrt, ich bitt’ Euch, ſeh’t mir nach! Erny. Als kleines Mädchen nannten ſie mich eitel. Ich bin’s nicht mehr. Otto. So viel der Himmelsgaben; Dazu noch der Gedanke, daß — Ich weiß nun, Wie ſehr ich irrte, damals aber glaubt’ ich’s — Daß Euer Auge mit Zufriedenheit, Mit Wohlgefallen auf mir hafte. Jener Unſel’ge Druck der Hand, den ich beim Tanze Zu fühlen glaubte — Haare, meine Haare, Die Ihr ſo gütig waret zu bemerken, Zu Euch zu nehmen. — Erny. Auf dieß Eine hört, Was ich zur Deutung — Otto. O nicht doch, o ſchweigt! Laß’t uns nicht mehr von dieſen Träumen ſprechen! Ich weiß zu gut, wie ſehr ich mich getäuſch’t. Dies Alles nun, und über alles And’re, 6 *
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Otto.
Der ſüßen Nähe Reiz berückte mich.
Der Locken Gold, der Wangen Roſenlicht,
Die Stirn’ aus Elfenbein, der Augen blaue Himmel,
Die ganze, lichthell glänzende Geſtalt —
Allein, was ſprach ich, und was wollt’ ich ſprechen?
Ich bin verwirrt, ich bitt’ Euch, ſeh’t mir nach!
Erny.
Als kleines Mädchen nannten ſie mich eitel.
Ich bin’s nicht mehr.
Otto.
So viel der Himmelsgaben;
Dazu noch der Gedanke, daß — Ich weiß nun,
Wie ſehr ich irrte, damals aber glaubt’ ich’s —
Daß Euer Auge mit Zufriedenheit,
Mit Wohlgefallen auf mir hafte. Jener
Unſel’ge Druck der Hand, den ich beim Tanze
Zu fühlen glaubte — Haare, meine Haare,
Die Ihr ſo gütig waret zu bemerken,
Zu Euch zu nehmen. —
Erny.
Auf dieß Eine hört,
Was ich zur Deutung —
Otto.
O nicht doch, o ſchweigt!
Laß’t uns nicht mehr von dieſen Träumen ſprechen!
Ich weiß zu gut, wie ſehr ich mich getäuſch’t.
Dies Alles nun, und über alles And’re,
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