Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.
Ihr Euch beflissen zeig't, durch kluge Worte Befestiget den Eindruck, den sie hoff't. Otto. Nun denn, es sey! -- Es ist ihr Lieblingswunsch: Sie füg't sich gerne sonst auch meinen Wünschen! Obgleich mich selbst erborgte Herrschaft, Getheilte Herrschaft nimmermehr erfreu't. -- Kommt, die Belagerung ist aufgehoben! Der Feind erhole sich, und träum' indessen Von seinem, -- der zuletzt wohl unser Sieg. (Alle ab.) (Saal in der königlichen Burg.) (König Andreas, völlig gerüstet, tritt aus der Seitenthüre links. Die Königin, im Nachtkleide, folgt, ihn zurück- haltend. Ein Kämmerer, der des Königs Helm trägt, öffnet die Thüre.) Königin. Ich bitt' Euch, weil't noch länger, mein Gemahl! König. Geliebtes Weib! Du weißt, es drängt die Pflicht. Königin. Doch dräng't auch Liebe Jeden, der sie fühl't. König. Schon eine Stunde gab dir der Gemahl, Der König darf dir keine zweite geben. Der Tag bricht an, das Heer erwartet mich.
Ihr Euch befliſſen zeig’t, durch kluge Worte Befeſtiget den Eindruck, den ſie hoff’t. Otto. Nun denn, es ſey! — Es iſt ihr Lieblingswunſch: Sie füg’t ſich gerne ſonſt auch meinen Wünſchen! Obgleich mich ſelbſt erborgte Herrſchaft, Getheilte Herrſchaft nimmermehr erfreu’t. — Kommt, die Belagerung iſt aufgehoben! Der Feind erhole ſich, und träum’ indeſſen Von ſeinem, — der zuletzt wohl unſer Sieg. (Alle ab.) (Saal in der königlichen Burg.) (König Andreas, völlig gerüſtet, tritt aus der Seitenthüre links. Die Königin, im Nachtkleide, folgt, ihn zurück- haltend. Ein Kämmerer, der des Königs Helm trägt, öffnet die Thüre.) Königin. Ich bitt’ Euch, weil’t noch länger, mein Gemahl! König. Geliebtes Weib! Du weißt, es drängt die Pflicht. Königin. Doch dräng’t auch Liebe Jeden, der ſie fühl’t. König. Schon eine Stunde gab dir der Gemahl, Der König darf dir keine zweite geben. Der Tag bricht an, das Heer erwartet mich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#HAU"> <p><pb facs="#f0026" n="18"/> Ihr Euch befliſſen zeig’t, durch kluge Worte<lb/> Befeſtiget den Eindruck, den ſie hoff’t.</p> </sp><lb/> <sp who="#OTTO"> <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun denn, es ſey! — Es iſt ihr Lieblingswunſch:<lb/> Sie füg’t ſich gerne ſonſt auch meinen Wünſchen!<lb/> Obgleich mich ſelbſt erborgte Herrſchaft,<lb/> Getheilte Herrſchaft nimmermehr erfreu’t.<lb/> — Kommt, die Belagerung iſt aufgehoben!<lb/> Der Feind erhole ſich, und träum’ indeſſen<lb/> Von ſeinem, — der zuletzt wohl unſer Sieg.</p><lb/> <stage>(Alle ab.)</stage><lb/> </sp> <sp> <stage>(Saal in der königlichen Burg.)</stage><lb/> </sp> <sp> <stage>(<hi rendition="#g">König Andreas</hi>, völlig gerüſtet, tritt aus der Seitenthüre<lb/> links. Die <hi rendition="#g">Königin</hi>, im Nachtkleide, folgt, ihn zurück-<lb/> haltend. Ein <hi rendition="#g">Kämmerer</hi>, der des Königs Helm trägt,<lb/> öffnet die Thüre.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bitt’ Euch, weil’t noch länger, mein Gemahl!</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Geliebtes Weib! Du weißt, es drängt die Pflicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Doch dräng’t auch Liebe Jeden, der ſie fühl’t.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Schon eine Stunde gab dir der Gemahl,<lb/> Der König darf dir keine zweite geben.<lb/> Der Tag bricht an, das Heer erwartet mich.</p><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [18/0026]
Ihr Euch befliſſen zeig’t, durch kluge Worte
Befeſtiget den Eindruck, den ſie hoff’t.
Otto.
Nun denn, es ſey! — Es iſt ihr Lieblingswunſch:
Sie füg’t ſich gerne ſonſt auch meinen Wünſchen!
Obgleich mich ſelbſt erborgte Herrſchaft,
Getheilte Herrſchaft nimmermehr erfreu’t.
— Kommt, die Belagerung iſt aufgehoben!
Der Feind erhole ſich, und träum’ indeſſen
Von ſeinem, — der zuletzt wohl unſer Sieg.
(Alle ab.)
(Saal in der königlichen Burg.)
(König Andreas, völlig gerüſtet, tritt aus der Seitenthüre
links. Die Königin, im Nachtkleide, folgt, ihn zurück-
haltend. Ein Kämmerer, der des Königs Helm trägt,
öffnet die Thüre.)
Königin.
Ich bitt’ Euch, weil’t noch länger, mein Gemahl!
König.
Geliebtes Weib! Du weißt, es drängt die Pflicht.
Königin.
Doch dräng’t auch Liebe Jeden, der ſie fühl’t.
König.
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Der König darf dir keine zweite geben.
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Zitationshilfe: | Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/26>, abgerufen am 16.07.2024. |