Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
Otto.
Nein!
Hauptmann
(zum Gefolge gewendet).
Man sagte doch --
(Otto's Begleiter weisen schweigend auf ihren Herrn.)
Hauptmann
(zu Otto zurückkehrend).
Verzeih't, ich kannt' Euch nicht, die Schatten trügen.
Otto.
Ich muß doch selber wissen, wo ich bin!
Der Herzog ist nicht hier; er will nicht hier seyn.
Hauptmann.
Doch sendet mich die Kön'gin, Eure Schwester.
Otto.
O, Schwesterliebe, lästig schon als Liebe!
Was will sie denn, die Schwester, stets besorg't?
Hauptmann (halb leise).
Sie läßt Euch bitten, eilig heim zu kehren.
Der König will zur Stunde fort. Sie hoff't
Ihn noch ein Weilchen aufzuhalten, und
Das Aeußerste, das Letzte zu versuchen,
Um ihren Wunsch, sich Euch, so lang' er fern,
Beizugesellen in des Reich's Geschäften,
Beim Abschied zu erlangen. Zwar, sie zweifelt;
Doch soll't Ihr heim, damit, wenn's doch gelänge,
2
Otto.
Nein!
Hauptmann
(zum Gefolge gewendet).
Man ſagte doch —
(Otto’s Begleiter weiſen ſchweigend auf ihren Herrn.)
Hauptmann
(zu Otto zurückkehrend).
Verzeih’t, ich kannt’ Euch nicht, die Schatten trügen.
Otto.
Ich muß doch ſelber wiſſen, wo ich bin!
Der Herzog iſt nicht hier; er will nicht hier ſeyn.
Hauptmann.
Doch ſendet mich die Kön’gin, Eure Schweſter.
Otto.
O, Schweſterliebe, läſtig ſchon als Liebe!
Was will ſie denn, die Schweſter, ſtets beſorg’t?
Hauptmann (halb leiſe).
Sie läßt Euch bitten, eilig heim zu kehren.
Der König will zur Stunde fort. Sie hoff’t
Ihn noch ein Weilchen aufzuhalten, und
Das Aeußerſte, das Letzte zu verſuchen,
Um ihren Wunſch, ſich Euch, ſo lang’ er fern,
Beizugeſellen in des Reich’s Geſchäften,
Beim Abſchied zu erlangen. Zwar, ſie zweifelt;
Doch ſoll’t Ihr heim, damit, wenn’s doch gelänge,
2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0025" n="17"/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Nein!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker> <hi rendition="#g">Hauptmann</hi> </speaker><lb/>
          <stage>(zum Gefolge gewendet).</stage><lb/>
          <p>Man &#x017F;agte doch &#x2014;</p><lb/>
          <stage>(Otto&#x2019;s Begleiter wei&#x017F;en &#x017F;chweigend auf ihren Herrn.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker> <hi rendition="#g">Hauptmann</hi> </speaker><lb/>
          <stage>(zu Otto zurückkehrend).</stage><lb/>
          <p>Verzeih&#x2019;t, ich kannt&#x2019; Euch nicht, die Schatten trügen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Ich muß doch &#x017F;elber wi&#x017F;&#x017F;en, wo ich bin!<lb/>
Der Herzog i&#x017F;t nicht hier; er will nicht hier &#x017F;eyn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker><hi rendition="#g">Hauptmann</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Doch &#x017F;endet mich die Kön&#x2019;gin, Eure Schwe&#x017F;ter.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/>
          <p>O, Schwe&#x017F;terliebe, lä&#x017F;tig &#x017F;chon als Liebe!<lb/>
Was will &#x017F;ie denn, die Schwe&#x017F;ter, &#x017F;tets be&#x017F;org&#x2019;t?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker> <hi rendition="#g">Hauptmann</hi> </speaker>
          <stage>(halb lei&#x017F;e).</stage><lb/>
          <p>Sie läßt Euch bitten, eilig heim zu kehren.<lb/>
Der König will zur Stunde fort. Sie hoff&#x2019;t<lb/>
Ihn noch ein Weilchen aufzuhalten, und<lb/>
Das Aeußer&#x017F;te, das Letzte zu ver&#x017F;uchen,<lb/>
Um ihren Wun&#x017F;ch, &#x017F;ich Euch, &#x017F;o lang&#x2019; er fern,<lb/>
Beizuge&#x017F;ellen in des Reich&#x2019;s Ge&#x017F;chäften,<lb/>
Beim Ab&#x017F;chied zu erlangen. Zwar, &#x017F;ie zweifelt;<lb/>
Doch &#x017F;oll&#x2019;t Ihr heim, damit, wenn&#x2019;s doch gelänge,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">2</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0025] Otto. Nein! Hauptmann (zum Gefolge gewendet). Man ſagte doch — (Otto’s Begleiter weiſen ſchweigend auf ihren Herrn.) Hauptmann (zu Otto zurückkehrend). Verzeih’t, ich kannt’ Euch nicht, die Schatten trügen. Otto. Ich muß doch ſelber wiſſen, wo ich bin! Der Herzog iſt nicht hier; er will nicht hier ſeyn. Hauptmann. Doch ſendet mich die Kön’gin, Eure Schweſter. Otto. O, Schweſterliebe, läſtig ſchon als Liebe! Was will ſie denn, die Schweſter, ſtets beſorg’t? Hauptmann (halb leiſe). Sie läßt Euch bitten, eilig heim zu kehren. Der König will zur Stunde fort. Sie hoff’t Ihn noch ein Weilchen aufzuhalten, und Das Aeußerſte, das Letzte zu verſuchen, Um ihren Wunſch, ſich Euch, ſo lang’ er fern, Beizugeſellen in des Reich’s Geſchäften, Beim Abſchied zu erlangen. Zwar, ſie zweifelt; Doch ſoll’t Ihr heim, damit, wenn’s doch gelänge, 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/25
Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/25>, abgerufen am 24.11.2024.