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Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

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Die lauten Kläffer scheu' ich nicht zumeist.
Ich geh' in meines König's Dienst und Auftrag.
Und dann -- hätt' ich dies Haupt an sechzig Jahre
Aufrecht getragen unter Sturm und Sonne,
Damit ein junger Fant sich muthig fühlte,
Zu mehr, als d'rauß' zu lärmen vor der Thür?

(Auf die Brust schlagend.)
Sey ruhig, Kind, mein Wächter geh't mit mir! --
Ich also will nach Hofe. Du indeß,
Wenn's anders dir gefäll't, zieh' dich zurück
In's Innere des Hauses. Hör'st du wohl?
Verlischt das Licht hier, und ermangelt Antwort,
So wird der Polt'rer seines Polterns satt,
Und geh't zuletzt von selbst. Willst du, mein Kind?
Erny.
Wie gern!
Bancbanus.
Nun denn, leb' wohl! Noch einen Kuß.
Doch nein! So aufgeregt, das hieße rauben.
Komm' ich zurück, so gibst du ihn wohl selbst.
Erny
(in seine Arme eilend).
Mein Gatte!
(Geschrei auf der Gasse.)
Bancbanus! Ho, Bancbanus!
Bancbanus.
Lärmet, lärm't nur zu!
(Die Hand auf Ernys Herz legend.)
Die lauten Kläffer ſcheu’ ich nicht zumeiſt.
Ich geh’ in meines König’s Dienſt und Auftrag.
Und dann — hätt’ ich dies Haupt an ſechzig Jahre
Aufrecht getragen unter Sturm und Sonne,
Damit ein junger Fant ſich muthig fühlte,
Zu mehr, als d’rauß’ zu lärmen vor der Thür?

(Auf die Bruſt ſchlagend.)
Sey ruhig, Kind, mein Wächter geh’t mit mir! —
Ich alſo will nach Hofe. Du indeß,
Wenn’s anders dir gefäll’t, zieh’ dich zurück
In’s Innere des Hauſes. Hör’ſt du wohl?
Verliſcht das Licht hier, und ermangelt Antwort,
So wird der Polt’rer ſeines Polterns ſatt,
Und geh’t zuletzt von ſelbſt. Willſt du, mein Kind?
Erny.
Wie gern!
Bancbanus.
Nun denn, leb’ wohl! Noch einen Kuß.
Doch nein! So aufgeregt, das hieße rauben.
Komm’ ich zurück, ſo gibſt du ihn wohl ſelbſt.
Erny
(in ſeine Arme eilend).
Mein Gatte!
(Geſchrei auf der Gaſſe.)
Bancbanus! Ho, Bancbanus!
Bancbanus.
Lärmet, lärm’t nur zu!
(Die Hand auf Ernys Herz legend.)
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[11/0019] Die lauten Kläffer ſcheu’ ich nicht zumeiſt. Ich geh’ in meines König’s Dienſt und Auftrag. Und dann — hätt’ ich dies Haupt an ſechzig Jahre Aufrecht getragen unter Sturm und Sonne, Damit ein junger Fant ſich muthig fühlte, Zu mehr, als d’rauß’ zu lärmen vor der Thür? (Auf die Bruſt ſchlagend.) Sey ruhig, Kind, mein Wächter geh’t mit mir! — Ich alſo will nach Hofe. Du indeß, Wenn’s anders dir gefäll’t, zieh’ dich zurück In’s Innere des Hauſes. Hör’ſt du wohl? Verliſcht das Licht hier, und ermangelt Antwort, So wird der Polt’rer ſeines Polterns ſatt, Und geh’t zuletzt von ſelbſt. Willſt du, mein Kind? Erny. Wie gern! Bancbanus. Nun denn, leb’ wohl! Noch einen Kuß. Doch nein! So aufgeregt, das hieße rauben. Komm’ ich zurück, ſo gibſt du ihn wohl ſelbſt. Erny (in ſeine Arme eilend). Mein Gatte! (Geſchrei auf der Gaſſe.) Bancbanus! Ho, Bancbanus! Bancbanus. Lärmet, lärm’t nur zu! (Die Hand auf Ernys Herz legend.)

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/19>, abgerufen am 24.11.2024.