Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Germanische Freilichtmuseen

von ihren eigenen 1866er Eltern ererbten Feindseligkeit einmal den Todesstoß zu
versehen; ans menschlicher Vernunft und aus politischem Gewissen.

Denn es ist sinnlos, sich mit gutem Deutschtum und patriotischem Gefühl
zu brüsten, und dennoch die Mehrheit der Deutschen, noch dazu meistens wegen
nebensächlicher Dinge, in Grund und Boden Zu verdonnern.

Zum guten Deutschtum und zur deutschen Treue gehört vor allem
deutscher Gemeinsinn. Den muß die Familie Pflegen. Tut sie das
Gegenteil, so ist das gute Deutschtum nur eine Phrase ohne Sinn, und wenn die
deutschen Kinder kein gutes Wort über große Teile der Neichsbevölkerung hören,
sondern nur stündige Anfeindung, so wird die Treue ebenfalls schließlich ein
leerer Wahn, und wir kommen schließlich zu einem 1866; d. h. das deutsche Volk
wird schließlich wieder zum Verbrecher an sich selbst, was es schon so oft ge¬
wesen ist.

Wenn dem Ja! des Treubekenntnisses immer gleich das: Aber --! folgt, so
ist und bleibt dieses das Wirksame. Wir müssen es daher streichen, und das zu
Bejahende nicht nur als das Wichtigere anerkennen, sondern es auch so behandeln.
Daher aber muß die Erziehung des Kindes mit der S e l b se e r z i e h u n g der
Eltern beginnen. Wer die Bedeutung der hier behandelten Fragen für den
nationalen Aufbau anerkennt, muß entsprechend handeln. Selbsterziehung tut
nur dem Schwachen weh, und auch ihm bloß in der Einbildung. .




Germanische Freilichtmuseen
v Geh. Baurat ". Musike on

M
D?5ist bekannt, daß die Anlage von Freilichtmuseen zuerst und
in bewußt völkischer Absicht in Skandinavien zur Ausbildung
kam. Stockholm besitzt schon lange in seinem Staufen ein Frei¬
lichtmuseum, das vorbildlich gewirkt hat. Oberhalb des Stadt¬
bildes, aber in nächster Nähe der Stadt gelegen, beherrscht es das
Weichbild und die angrenzenden Wasserflächen. Gerade das, was dem Stadt¬
bilde fehlt, die ländlichen Betriebe aus Dalarne, die ländlichen Be¬
triebe aus dem Süden bis zum Norden Schwedens, werden durch
Überführung entbehrlicher Bauten des Landes oder durch Nachbildung
solcher zur Darstellung gebracht. Dabei ist Staufen zugleich ein zoo¬
logischer Garten mit der Einschränkung, daß nur national wichtige Tiere
gehegt werden. Man sieht auch einen Stamm nomadisierender Einwohner,
eine lappländische Familie mit Weib und Kind, ihrem Wirtschaftsbetrieb, den
baulichen Einrichtungen für den Sommer und Winter, ein Vorratshaus aus
Björkvik, die Firsthütte eines Uhrmachers aus Mora in Dalarn, ein Ackerbau-


Grenzboten III 1921 24
Germanische Freilichtmuseen

von ihren eigenen 1866er Eltern ererbten Feindseligkeit einmal den Todesstoß zu
versehen; ans menschlicher Vernunft und aus politischem Gewissen.

Denn es ist sinnlos, sich mit gutem Deutschtum und patriotischem Gefühl
zu brüsten, und dennoch die Mehrheit der Deutschen, noch dazu meistens wegen
nebensächlicher Dinge, in Grund und Boden Zu verdonnern.

Zum guten Deutschtum und zur deutschen Treue gehört vor allem
deutscher Gemeinsinn. Den muß die Familie Pflegen. Tut sie das
Gegenteil, so ist das gute Deutschtum nur eine Phrase ohne Sinn, und wenn die
deutschen Kinder kein gutes Wort über große Teile der Neichsbevölkerung hören,
sondern nur stündige Anfeindung, so wird die Treue ebenfalls schließlich ein
leerer Wahn, und wir kommen schließlich zu einem 1866; d. h. das deutsche Volk
wird schließlich wieder zum Verbrecher an sich selbst, was es schon so oft ge¬
wesen ist.

Wenn dem Ja! des Treubekenntnisses immer gleich das: Aber —! folgt, so
ist und bleibt dieses das Wirksame. Wir müssen es daher streichen, und das zu
Bejahende nicht nur als das Wichtigere anerkennen, sondern es auch so behandeln.
Daher aber muß die Erziehung des Kindes mit der S e l b se e r z i e h u n g der
Eltern beginnen. Wer die Bedeutung der hier behandelten Fragen für den
nationalen Aufbau anerkennt, muß entsprechend handeln. Selbsterziehung tut
nur dem Schwachen weh, und auch ihm bloß in der Einbildung. .




Germanische Freilichtmuseen
v Geh. Baurat «. Musike on

M
D?5ist bekannt, daß die Anlage von Freilichtmuseen zuerst und
in bewußt völkischer Absicht in Skandinavien zur Ausbildung
kam. Stockholm besitzt schon lange in seinem Staufen ein Frei¬
lichtmuseum, das vorbildlich gewirkt hat. Oberhalb des Stadt¬
bildes, aber in nächster Nähe der Stadt gelegen, beherrscht es das
Weichbild und die angrenzenden Wasserflächen. Gerade das, was dem Stadt¬
bilde fehlt, die ländlichen Betriebe aus Dalarne, die ländlichen Be¬
triebe aus dem Süden bis zum Norden Schwedens, werden durch
Überführung entbehrlicher Bauten des Landes oder durch Nachbildung
solcher zur Darstellung gebracht. Dabei ist Staufen zugleich ein zoo¬
logischer Garten mit der Einschränkung, daß nur national wichtige Tiere
gehegt werden. Man sieht auch einen Stamm nomadisierender Einwohner,
eine lappländische Familie mit Weib und Kind, ihrem Wirtschaftsbetrieb, den
baulichen Einrichtungen für den Sommer und Winter, ein Vorratshaus aus
Björkvik, die Firsthütte eines Uhrmachers aus Mora in Dalarn, ein Ackerbau-


Grenzboten III 1921 24
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0383" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339532"/>
          <fw type="header" place="top"> Germanische Freilichtmuseen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1631" prev="#ID_1630"> von ihren eigenen 1866er Eltern ererbten Feindseligkeit einmal den Todesstoß zu<lb/>
versehen; ans menschlicher Vernunft und aus politischem Gewissen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1632"> Denn es ist sinnlos, sich mit gutem Deutschtum und patriotischem Gefühl<lb/>
zu brüsten, und dennoch die Mehrheit der Deutschen, noch dazu meistens wegen<lb/>
nebensächlicher Dinge, in Grund und Boden Zu verdonnern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1633"> Zum guten Deutschtum und zur deutschen Treue gehört vor allem<lb/>
deutscher Gemeinsinn. Den muß die Familie Pflegen. Tut sie das<lb/>
Gegenteil, so ist das gute Deutschtum nur eine Phrase ohne Sinn, und wenn die<lb/>
deutschen Kinder kein gutes Wort über große Teile der Neichsbevölkerung hören,<lb/>
sondern nur stündige Anfeindung, so wird die Treue ebenfalls schließlich ein<lb/>
leerer Wahn, und wir kommen schließlich zu einem 1866; d. h. das deutsche Volk<lb/>
wird schließlich wieder zum Verbrecher an sich selbst, was es schon so oft ge¬<lb/>
wesen ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1634"> Wenn dem Ja! des Treubekenntnisses immer gleich das: Aber &#x2014;! folgt, so<lb/>
ist und bleibt dieses das Wirksame. Wir müssen es daher streichen, und das zu<lb/>
Bejahende nicht nur als das Wichtigere anerkennen, sondern es auch so behandeln.<lb/>
Daher aber muß die Erziehung des Kindes mit der S e l b se e r z i e h u n g der<lb/>
Eltern beginnen. Wer die Bedeutung der hier behandelten Fragen für den<lb/>
nationalen Aufbau anerkennt, muß entsprechend handeln. Selbsterziehung tut<lb/>
nur dem Schwachen weh, und auch ihm bloß in der Einbildung. .</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Germanische Freilichtmuseen<lb/>
v<note type="byline"> Geh. Baurat «. Musike</note> on</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1635" next="#ID_1636"> M<lb/>
D?5ist bekannt, daß die Anlage von Freilichtmuseen zuerst und<lb/>
in bewußt völkischer Absicht in Skandinavien zur Ausbildung<lb/>
kam. Stockholm besitzt schon lange in seinem Staufen ein Frei¬<lb/>
lichtmuseum, das vorbildlich gewirkt hat. Oberhalb des Stadt¬<lb/>
bildes, aber in nächster Nähe der Stadt gelegen, beherrscht es das<lb/>
Weichbild und die angrenzenden Wasserflächen. Gerade das, was dem Stadt¬<lb/>
bilde fehlt, die ländlichen Betriebe aus Dalarne, die ländlichen Be¬<lb/>
triebe aus dem Süden bis zum Norden Schwedens, werden durch<lb/>
Überführung entbehrlicher Bauten des Landes oder durch Nachbildung<lb/>
solcher zur Darstellung gebracht. Dabei ist Staufen zugleich ein zoo¬<lb/>
logischer Garten mit der Einschränkung, daß nur national wichtige Tiere<lb/>
gehegt werden. Man sieht auch einen Stamm nomadisierender Einwohner,<lb/>
eine lappländische Familie mit Weib und Kind, ihrem Wirtschaftsbetrieb, den<lb/>
baulichen Einrichtungen für den Sommer und Winter, ein Vorratshaus aus<lb/>
Björkvik, die Firsthütte eines Uhrmachers aus Mora in Dalarn, ein Ackerbau-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1921 24</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0383] Germanische Freilichtmuseen von ihren eigenen 1866er Eltern ererbten Feindseligkeit einmal den Todesstoß zu versehen; ans menschlicher Vernunft und aus politischem Gewissen. Denn es ist sinnlos, sich mit gutem Deutschtum und patriotischem Gefühl zu brüsten, und dennoch die Mehrheit der Deutschen, noch dazu meistens wegen nebensächlicher Dinge, in Grund und Boden Zu verdonnern. Zum guten Deutschtum und zur deutschen Treue gehört vor allem deutscher Gemeinsinn. Den muß die Familie Pflegen. Tut sie das Gegenteil, so ist das gute Deutschtum nur eine Phrase ohne Sinn, und wenn die deutschen Kinder kein gutes Wort über große Teile der Neichsbevölkerung hören, sondern nur stündige Anfeindung, so wird die Treue ebenfalls schließlich ein leerer Wahn, und wir kommen schließlich zu einem 1866; d. h. das deutsche Volk wird schließlich wieder zum Verbrecher an sich selbst, was es schon so oft ge¬ wesen ist. Wenn dem Ja! des Treubekenntnisses immer gleich das: Aber —! folgt, so ist und bleibt dieses das Wirksame. Wir müssen es daher streichen, und das zu Bejahende nicht nur als das Wichtigere anerkennen, sondern es auch so behandeln. Daher aber muß die Erziehung des Kindes mit der S e l b se e r z i e h u n g der Eltern beginnen. Wer die Bedeutung der hier behandelten Fragen für den nationalen Aufbau anerkennt, muß entsprechend handeln. Selbsterziehung tut nur dem Schwachen weh, und auch ihm bloß in der Einbildung. . Germanische Freilichtmuseen v Geh. Baurat «. Musike on M D?5ist bekannt, daß die Anlage von Freilichtmuseen zuerst und in bewußt völkischer Absicht in Skandinavien zur Ausbildung kam. Stockholm besitzt schon lange in seinem Staufen ein Frei¬ lichtmuseum, das vorbildlich gewirkt hat. Oberhalb des Stadt¬ bildes, aber in nächster Nähe der Stadt gelegen, beherrscht es das Weichbild und die angrenzenden Wasserflächen. Gerade das, was dem Stadt¬ bilde fehlt, die ländlichen Betriebe aus Dalarne, die ländlichen Be¬ triebe aus dem Süden bis zum Norden Schwedens, werden durch Überführung entbehrlicher Bauten des Landes oder durch Nachbildung solcher zur Darstellung gebracht. Dabei ist Staufen zugleich ein zoo¬ logischer Garten mit der Einschränkung, daß nur national wichtige Tiere gehegt werden. Man sieht auch einen Stamm nomadisierender Einwohner, eine lappländische Familie mit Weib und Kind, ihrem Wirtschaftsbetrieb, den baulichen Einrichtungen für den Sommer und Winter, ein Vorratshaus aus Björkvik, die Firsthütte eines Uhrmachers aus Mora in Dalarn, ein Ackerbau- Grenzboten III 1921 24

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/383
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/383>, abgerufen am 24.07.2024.