Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.Filu und Psychologie des Volkes licher Basis und auf jahrelangen mühevollen Forschungen von Sachverständigen Zum Schluß einige Worte über den Filu als Unterhaltungsmittel! Das Erkennt man einmal die Suggestionskraft des Films an, so gilt es aber 7) Vgl. Prof. G. Panconcelli-Calzia in Vor, "Internationales Zentralblatt für experi-
mentelle Phonetik", Heft 1, Jahrgang 30 von 1920 und Dr. Curt Thomalla "Die Kine¬ matographie der Stimmbänder-Bewegungen" im "Filu - Kurier" vom et. Juni 1921, 1. Beilage. Filu und Psychologie des Volkes licher Basis und auf jahrelangen mühevollen Forschungen von Sachverständigen Zum Schluß einige Worte über den Filu als Unterhaltungsmittel! Das Erkennt man einmal die Suggestionskraft des Films an, so gilt es aber 7) Vgl. Prof. G. Panconcelli-Calzia in Vor, „Internationales Zentralblatt für experi-
mentelle Phonetik", Heft 1, Jahrgang 30 von 1920 und Dr. Curt Thomalla „Die Kine¬ matographie der Stimmbänder-Bewegungen" im „Filu - Kurier" vom et. Juni 1921, 1. Beilage. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0356" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339505"/> <fw type="header" place="top"> Filu und Psychologie des Volkes</fw><lb/> <p xml:id="ID_1508" prev="#ID_1507"> licher Basis und auf jahrelangen mühevollen Forschungen von Sachverständigen<lb/> auf diesem Gebiete, sowohl nach der wissenschaftlichen wie auch kinotechnischen<lb/> Seite hin,?) Die bisher behandelten Filme waren neben der bloßen Unterhaltung<lb/> im besonderen als Lehr- und wissenschaftliche Filme anzusehen, deren psycho¬<lb/> logischer Einfluß nur das Beste erreichen würde. Ans diesem Grunde und zu<lb/> diesem Zwecke kann die Suggestivkraft nicht stark genug sein, weil diese Filme<lb/> im wahrhaft guten Sinne.zur geistigen, künstlerischen und moralischen Erstarkung<lb/> unseres deutschen Volkes aktiv mithelfen würden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1509"> Zum Schluß einige Worte über den Filu als Unterhaltungsmittel! Das<lb/> Publikum will nach des Tages Last und Mühen unterhalten sein, es will Zer¬<lb/> streuung haben, eine Forderung, die durchaus berechtigt ist. Was wird aber im<lb/> allgemeinen geboten? Zuerst einige recht gute Lustspiel-Filme, die tatsächlich<lb/> unterhaltend sind, ohne irgendwie zu schaden. Anders dagegen ist es mit den<lb/> sogenannten Dramen. Aber auch da siud viele so gehalten^ daß sie- unbedenklich<lb/> gezeigt werden dürfen, weil ihre ganze Handlung so gestaltet ist, daß sie den Ge¬<lb/> setzen der Logik und Moral nicht gerade ins Gesicht schlagen. Immerhin muß<lb/> eine sorgfältige Auswahl Kardinalpunkt bleiben. Vorteilhaft und am meisten<lb/> dem Geschmack des Publikums Rechnung tragend sind wohl die historischen Filme.<lb/> Sind sie zudem noch dramatisch aufgebaut, wie z. B. Quo vadis, so erfüllen sie<lb/> einen doppelten Zweck: sie fesseln das Publikum und geben Einblick in die Ge¬<lb/> schichte, von der ja doch nur wenige Kinobesucher Kenntnis haben. Erwünscht<lb/> und nötig ist, daß in dieser Beziehung in erhöhtem Maße die deutsche Geschichte<lb/> zur Geltung kommt. Lehrreich und anregend sind diese historischen Filme auch<lb/> noch dadurch, daß sie in der Regel auf dem Boden, auf dem sich die Begehen-»<lb/> heilen tatsächlich abgespielt haben, wahrheitsgetreu aufgenommen werden können.<lb/> Da bei den Filmaufnahmen, eine numerisch nahezu unbegrenzte Anzahl von<lb/> Personen mitwirken kann, so ergeben sich sehr wirksame und ansprechende Bil¬<lb/> der, die dnrch zeitgerechte historische Kostüme, die die teilnehmenden Personen tragen,<lb/> noch reizvoller werden. Solche Filme dürfen in Verbindung mit den guten<lb/> Landschaftsbildern sehr Wohl als künstlerisch angesehen werden. Zu den histori¬<lb/> schen Filmen dürften auch die religiösen zählen,'welche Bilder der biblischen Ge¬<lb/> schichte zeigen und von denen wir auch einige haben, die zum Teil recht gut sind<lb/> und daher auch bei den LArchengemeinden Anklang fanden. Nicht zu vergessen sind die<lb/> noch nicht zu oft gesehenen Märchenfilme. Diese sind keineswegs nur<lb/> für Kinder, wie mancher vielleicht annehmen könnte. Wenn diese gut,<lb/> logisch im Aufbau und einigermaßen humorvoll, zusammengestellt siud, können sie<lb/> sehr Wohl viel zur Unterhaltung beitragen. Das Publikum nimmt solche Sachen<lb/> absolut beifällig auf, wie Verfasser des öfteren zu beobachten Gelegenheit hatte.<lb/> Und das war im Norden und Osten Berlins, wo die Zuschauer keineswegs aus<lb/> ihrem Herzen eine Mördergrube machen, wenn ihnen etwa ein Stück nicht ge¬<lb/> fällt. Schließlich seien die sogenannten Trickfilme erwähnt, welche sich recht großer<lb/> Beliebtheit erfreuen. Der köstliche Humor, der in ihnen steckt, wirkt anch auf<lb/> die Zuschauer erheiternd. Sie entbehren auch nicht des künstlerischen Wertes.</p><lb/> <p xml:id="ID_1510"> Erkennt man einmal die Suggestionskraft des Films an, so gilt es aber<lb/> auch, mitzuarbeiten an der Aufgabe," den Filu auf ein solches ästhetisches, künst¬<lb/> lerisches und moralisches Nivean zu heben, daß er nicht nur Volksunterhaltunczs-<lb/> mittel, sondern auch Volkserziehung und Volksbelehrung darstellt.</p><lb/> <note xml:id="FID_44" place="foot"> 7) Vgl. Prof. G. Panconcelli-Calzia in Vor, „Internationales Zentralblatt für experi-<lb/> mentelle Phonetik", Heft 1, Jahrgang 30 von 1920 und Dr. Curt Thomalla „Die Kine¬<lb/> matographie der Stimmbänder-Bewegungen" im „Filu - Kurier" vom et. Juni 1921,<lb/> 1. Beilage.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0356]
Filu und Psychologie des Volkes
licher Basis und auf jahrelangen mühevollen Forschungen von Sachverständigen
auf diesem Gebiete, sowohl nach der wissenschaftlichen wie auch kinotechnischen
Seite hin,?) Die bisher behandelten Filme waren neben der bloßen Unterhaltung
im besonderen als Lehr- und wissenschaftliche Filme anzusehen, deren psycho¬
logischer Einfluß nur das Beste erreichen würde. Ans diesem Grunde und zu
diesem Zwecke kann die Suggestivkraft nicht stark genug sein, weil diese Filme
im wahrhaft guten Sinne.zur geistigen, künstlerischen und moralischen Erstarkung
unseres deutschen Volkes aktiv mithelfen würden.
Zum Schluß einige Worte über den Filu als Unterhaltungsmittel! Das
Publikum will nach des Tages Last und Mühen unterhalten sein, es will Zer¬
streuung haben, eine Forderung, die durchaus berechtigt ist. Was wird aber im
allgemeinen geboten? Zuerst einige recht gute Lustspiel-Filme, die tatsächlich
unterhaltend sind, ohne irgendwie zu schaden. Anders dagegen ist es mit den
sogenannten Dramen. Aber auch da siud viele so gehalten^ daß sie- unbedenklich
gezeigt werden dürfen, weil ihre ganze Handlung so gestaltet ist, daß sie den Ge¬
setzen der Logik und Moral nicht gerade ins Gesicht schlagen. Immerhin muß
eine sorgfältige Auswahl Kardinalpunkt bleiben. Vorteilhaft und am meisten
dem Geschmack des Publikums Rechnung tragend sind wohl die historischen Filme.
Sind sie zudem noch dramatisch aufgebaut, wie z. B. Quo vadis, so erfüllen sie
einen doppelten Zweck: sie fesseln das Publikum und geben Einblick in die Ge¬
schichte, von der ja doch nur wenige Kinobesucher Kenntnis haben. Erwünscht
und nötig ist, daß in dieser Beziehung in erhöhtem Maße die deutsche Geschichte
zur Geltung kommt. Lehrreich und anregend sind diese historischen Filme auch
noch dadurch, daß sie in der Regel auf dem Boden, auf dem sich die Begehen-»
heilen tatsächlich abgespielt haben, wahrheitsgetreu aufgenommen werden können.
Da bei den Filmaufnahmen, eine numerisch nahezu unbegrenzte Anzahl von
Personen mitwirken kann, so ergeben sich sehr wirksame und ansprechende Bil¬
der, die dnrch zeitgerechte historische Kostüme, die die teilnehmenden Personen tragen,
noch reizvoller werden. Solche Filme dürfen in Verbindung mit den guten
Landschaftsbildern sehr Wohl als künstlerisch angesehen werden. Zu den histori¬
schen Filmen dürften auch die religiösen zählen,'welche Bilder der biblischen Ge¬
schichte zeigen und von denen wir auch einige haben, die zum Teil recht gut sind
und daher auch bei den LArchengemeinden Anklang fanden. Nicht zu vergessen sind die
noch nicht zu oft gesehenen Märchenfilme. Diese sind keineswegs nur
für Kinder, wie mancher vielleicht annehmen könnte. Wenn diese gut,
logisch im Aufbau und einigermaßen humorvoll, zusammengestellt siud, können sie
sehr Wohl viel zur Unterhaltung beitragen. Das Publikum nimmt solche Sachen
absolut beifällig auf, wie Verfasser des öfteren zu beobachten Gelegenheit hatte.
Und das war im Norden und Osten Berlins, wo die Zuschauer keineswegs aus
ihrem Herzen eine Mördergrube machen, wenn ihnen etwa ein Stück nicht ge¬
fällt. Schließlich seien die sogenannten Trickfilme erwähnt, welche sich recht großer
Beliebtheit erfreuen. Der köstliche Humor, der in ihnen steckt, wirkt anch auf
die Zuschauer erheiternd. Sie entbehren auch nicht des künstlerischen Wertes.
Erkennt man einmal die Suggestionskraft des Films an, so gilt es aber
auch, mitzuarbeiten an der Aufgabe," den Filu auf ein solches ästhetisches, künst¬
lerisches und moralisches Nivean zu heben, daß er nicht nur Volksunterhaltunczs-
mittel, sondern auch Volkserziehung und Volksbelehrung darstellt.
7) Vgl. Prof. G. Panconcelli-Calzia in Vor, „Internationales Zentralblatt für experi-
mentelle Phonetik", Heft 1, Jahrgang 30 von 1920 und Dr. Curt Thomalla „Die Kine¬
matographie der Stimmbänder-Bewegungen" im „Filu - Kurier" vom et. Juni 1921,
1. Beilage.
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