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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Filu und Psychologie des Volkes

Neigung einiger Feinde des Films treibt, kann man am 'besten daraus ersehen, daß
der Filu "das Wunder des Schneeschuhs", der allein schon durch die Darbietungen
sportlicher Leistungen sehenswert und lehrreich ist, von ihnen in Grund und
Boden verurteilt wird; ganz abgesehen von den wundervollen winterlichen,
Gebirgslandschaften, die in diesem Filu noch zu sehen sind/) Ein solches
Gebahren heißt das Kind mit dem Bade ausschütten. Besser, und der Sache
dienlicher wäre es, wenn in sachlicher Weise Richtlinien und Fingerzeige gegeben
würden, damit bestehende Fehler ausgemerzt werden können, um so dem Filu
und der Allgemeinheit zu nützen. -- Gerade diese Art Filme sind vom psycho¬
logischen und sozialen Standpunkt sehr zu begrüßen. Übrigens hat der Erfolg
dieses Naturspiel- und Sportfilms bewiesen, daß das Publikum derartige Sache"
gern sieht. Leider gibt es aber auch heute noch eine ganze Anzahl Filme, für
die es besser wäre, sie kämen gar nicht erst in die Öffentlichkeit. Uns fehlen vor
allen Dingen ausgesprochen nationale Filme, die uns deutsche Eigenart und
Sitten vor Augen führen.'') Hierher gehören auch solche Bilder, die uus das
Leben und Treiben aus unseren ehemaligen Kolonien veranschaulichen. Eine
Fülle sehr wertvollen Materials liegt da begraben, das nur zutage gefördert wer¬
den braucht, um inhaltlich hochinteressante Filme zu erhalten. Das Schicksal
unserer Kolonien ist vorläufig durch den Friedensvertrag entschieden, aber ge¬
rade deshalb würden diese Filme sehr viel dazu beitragen, weiteste Kreise von der
Notwendigkeit, die Kolonien zurückzuerlangen, zu überzeugen. Glücklicherweise
scheint man jetzt daran zu gehen, schon bestehende koloniale Filme mehr als bis¬
her zu zeigen. Weiter kämen hier in Frage: Darstellungen aus Industrie und
Technik, Laudwirischaft und Handel, die sicher das größte Interesse und den Bei¬
fall des Publikums finden/) Alle diese bisher angeführten Filme wären gleich¬
zeitig eine hervorragende Propaganda gegenüber dem schamlosen Lügengewebe,
das die Ententevölker in den übrigen Staaten An verbreiten pflegen, um die
wirtschaftliche Erdrosselung Deutschlands so rasch 'und radikal als möglich durch¬
zuführen. Aber auch die Kunstfilme -- Bildhauerkunst, Malerei sowie Kunst¬
tänze, die man Wohl auch mitunter in diese Kategorie rechnen kann -- müßten
mehr in den Kinotheatern vorgeführt werden/) Ebenso ist es mit den Sport¬
spielfilmen. Weniger zu solchen Vorführungen eignen sich streng wissenschaft¬
liche Filme, ^- Operationen usw. weil hier eine sehr genaue wissenschaftliche
Kenntnis der jeweiligen Materie zum richtigen Verständnis notwendig ist.
Diese kann man von der Allgemeinheit der Kinobesucher nicht verlangen. Solche
streng wissenschaftlichen Filme aus allen Gebieten der Wissenschaft sind haupt¬
sächlich für Schulen und Universitäten bestimmt, weil hier von den Unterrichts¬
kräften die dazu notwendigen Erklärungen und Erläuterungen in ausführlicher
Weise gemacht werden können.°) Anders dagegen verhält es sich mit solchen
wissenschaftlichen Filmen, die so allgemeinverständlich gehalten sind, daß sie ohne
besondere Vortrüge auch dem großen Publikum faßlich sind. Es dürften dies
hauptsächlich solche sein, die sich im besonderen mit der Volkshygiene befassen. --
Damit meine ich selbstverständlich nicht jene sogen. Aufklärungsfilme, welche eine
Zeitlang unter dem allerdings sehr durchsichtigen Deckmantel "Wissenschaft" ge¬
zeigt wurden, deren wahre Tendenz aber grobe Unsittlichkeiten aller Art waren.
^ Die heutigen medizinischen Filme dagegen beruhen auf absolut wissenschaft-







2) Vgl. den Aufsatz in "Pädagogische Reform" vom 29. Juni 1921 Ur. 26.
"
°) Vgl. N.Ritter "Der nationale Filu in Deutschland in "Der deutsche Filu" vom
8- April 1921 Ur. 14, 3. Jahrgang.""
Vgl. R.Ritter "Der Industrie-Filu in "Der deutsche Filu vom 20. Mai 1921 Ur. 20.
""
°) Vgl. R. Ritter "Bildhauerkunst im Filu in "Der deutsche Filu vom 10. Juni
1921, Ur. 23 und "Der Tanz im Filu" vom gleichen Verfasser in "Der deutsche Filu"
vom 8. Juli 1921 Ur. 27."
v) Vgl. R. Ritter "Der Filu in der Schule, eine pädagogisch-wissenschaftliche Studie
in den "Bautzner Nachrichten" vom 19. 4. 21.
Filu und Psychologie des Volkes

Neigung einiger Feinde des Films treibt, kann man am 'besten daraus ersehen, daß
der Filu „das Wunder des Schneeschuhs", der allein schon durch die Darbietungen
sportlicher Leistungen sehenswert und lehrreich ist, von ihnen in Grund und
Boden verurteilt wird; ganz abgesehen von den wundervollen winterlichen,
Gebirgslandschaften, die in diesem Filu noch zu sehen sind/) Ein solches
Gebahren heißt das Kind mit dem Bade ausschütten. Besser, und der Sache
dienlicher wäre es, wenn in sachlicher Weise Richtlinien und Fingerzeige gegeben
würden, damit bestehende Fehler ausgemerzt werden können, um so dem Filu
und der Allgemeinheit zu nützen. — Gerade diese Art Filme sind vom psycho¬
logischen und sozialen Standpunkt sehr zu begrüßen. Übrigens hat der Erfolg
dieses Naturspiel- und Sportfilms bewiesen, daß das Publikum derartige Sache»
gern sieht. Leider gibt es aber auch heute noch eine ganze Anzahl Filme, für
die es besser wäre, sie kämen gar nicht erst in die Öffentlichkeit. Uns fehlen vor
allen Dingen ausgesprochen nationale Filme, die uns deutsche Eigenart und
Sitten vor Augen führen.'') Hierher gehören auch solche Bilder, die uus das
Leben und Treiben aus unseren ehemaligen Kolonien veranschaulichen. Eine
Fülle sehr wertvollen Materials liegt da begraben, das nur zutage gefördert wer¬
den braucht, um inhaltlich hochinteressante Filme zu erhalten. Das Schicksal
unserer Kolonien ist vorläufig durch den Friedensvertrag entschieden, aber ge¬
rade deshalb würden diese Filme sehr viel dazu beitragen, weiteste Kreise von der
Notwendigkeit, die Kolonien zurückzuerlangen, zu überzeugen. Glücklicherweise
scheint man jetzt daran zu gehen, schon bestehende koloniale Filme mehr als bis¬
her zu zeigen. Weiter kämen hier in Frage: Darstellungen aus Industrie und
Technik, Laudwirischaft und Handel, die sicher das größte Interesse und den Bei¬
fall des Publikums finden/) Alle diese bisher angeführten Filme wären gleich¬
zeitig eine hervorragende Propaganda gegenüber dem schamlosen Lügengewebe,
das die Ententevölker in den übrigen Staaten An verbreiten pflegen, um die
wirtschaftliche Erdrosselung Deutschlands so rasch 'und radikal als möglich durch¬
zuführen. Aber auch die Kunstfilme — Bildhauerkunst, Malerei sowie Kunst¬
tänze, die man Wohl auch mitunter in diese Kategorie rechnen kann — müßten
mehr in den Kinotheatern vorgeführt werden/) Ebenso ist es mit den Sport¬
spielfilmen. Weniger zu solchen Vorführungen eignen sich streng wissenschaft¬
liche Filme, ^- Operationen usw. weil hier eine sehr genaue wissenschaftliche
Kenntnis der jeweiligen Materie zum richtigen Verständnis notwendig ist.
Diese kann man von der Allgemeinheit der Kinobesucher nicht verlangen. Solche
streng wissenschaftlichen Filme aus allen Gebieten der Wissenschaft sind haupt¬
sächlich für Schulen und Universitäten bestimmt, weil hier von den Unterrichts¬
kräften die dazu notwendigen Erklärungen und Erläuterungen in ausführlicher
Weise gemacht werden können.°) Anders dagegen verhält es sich mit solchen
wissenschaftlichen Filmen, die so allgemeinverständlich gehalten sind, daß sie ohne
besondere Vortrüge auch dem großen Publikum faßlich sind. Es dürften dies
hauptsächlich solche sein, die sich im besonderen mit der Volkshygiene befassen. —
Damit meine ich selbstverständlich nicht jene sogen. Aufklärungsfilme, welche eine
Zeitlang unter dem allerdings sehr durchsichtigen Deckmantel „Wissenschaft" ge¬
zeigt wurden, deren wahre Tendenz aber grobe Unsittlichkeiten aller Art waren.
^ Die heutigen medizinischen Filme dagegen beruhen auf absolut wissenschaft-







2) Vgl. den Aufsatz in „Pädagogische Reform" vom 29. Juni 1921 Ur. 26.
"
°) Vgl. N.Ritter „Der nationale Filu in Deutschland in „Der deutsche Filu" vom
8- April 1921 Ur. 14, 3. Jahrgang.""
Vgl. R.Ritter „Der Industrie-Filu in „Der deutsche Filu vom 20. Mai 1921 Ur. 20.
""
°) Vgl. R. Ritter „Bildhauerkunst im Filu in „Der deutsche Filu vom 10. Juni
1921, Ur. 23 und „Der Tanz im Filu" vom gleichen Verfasser in „Der deutsche Filu"
vom 8. Juli 1921 Ur. 27."
v) Vgl. R. Ritter „Der Filu in der Schule, eine pädagogisch-wissenschaftliche Studie
in den „Bautzner Nachrichten" vom 19. 4. 21.
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[0355] Filu und Psychologie des Volkes Neigung einiger Feinde des Films treibt, kann man am 'besten daraus ersehen, daß der Filu „das Wunder des Schneeschuhs", der allein schon durch die Darbietungen sportlicher Leistungen sehenswert und lehrreich ist, von ihnen in Grund und Boden verurteilt wird; ganz abgesehen von den wundervollen winterlichen, Gebirgslandschaften, die in diesem Filu noch zu sehen sind/) Ein solches Gebahren heißt das Kind mit dem Bade ausschütten. Besser, und der Sache dienlicher wäre es, wenn in sachlicher Weise Richtlinien und Fingerzeige gegeben würden, damit bestehende Fehler ausgemerzt werden können, um so dem Filu und der Allgemeinheit zu nützen. — Gerade diese Art Filme sind vom psycho¬ logischen und sozialen Standpunkt sehr zu begrüßen. Übrigens hat der Erfolg dieses Naturspiel- und Sportfilms bewiesen, daß das Publikum derartige Sache» gern sieht. Leider gibt es aber auch heute noch eine ganze Anzahl Filme, für die es besser wäre, sie kämen gar nicht erst in die Öffentlichkeit. Uns fehlen vor allen Dingen ausgesprochen nationale Filme, die uns deutsche Eigenart und Sitten vor Augen führen.'') Hierher gehören auch solche Bilder, die uus das Leben und Treiben aus unseren ehemaligen Kolonien veranschaulichen. Eine Fülle sehr wertvollen Materials liegt da begraben, das nur zutage gefördert wer¬ den braucht, um inhaltlich hochinteressante Filme zu erhalten. Das Schicksal unserer Kolonien ist vorläufig durch den Friedensvertrag entschieden, aber ge¬ rade deshalb würden diese Filme sehr viel dazu beitragen, weiteste Kreise von der Notwendigkeit, die Kolonien zurückzuerlangen, zu überzeugen. Glücklicherweise scheint man jetzt daran zu gehen, schon bestehende koloniale Filme mehr als bis¬ her zu zeigen. Weiter kämen hier in Frage: Darstellungen aus Industrie und Technik, Laudwirischaft und Handel, die sicher das größte Interesse und den Bei¬ fall des Publikums finden/) Alle diese bisher angeführten Filme wären gleich¬ zeitig eine hervorragende Propaganda gegenüber dem schamlosen Lügengewebe, das die Ententevölker in den übrigen Staaten An verbreiten pflegen, um die wirtschaftliche Erdrosselung Deutschlands so rasch 'und radikal als möglich durch¬ zuführen. Aber auch die Kunstfilme — Bildhauerkunst, Malerei sowie Kunst¬ tänze, die man Wohl auch mitunter in diese Kategorie rechnen kann — müßten mehr in den Kinotheatern vorgeführt werden/) Ebenso ist es mit den Sport¬ spielfilmen. Weniger zu solchen Vorführungen eignen sich streng wissenschaft¬ liche Filme, ^- Operationen usw. weil hier eine sehr genaue wissenschaftliche Kenntnis der jeweiligen Materie zum richtigen Verständnis notwendig ist. Diese kann man von der Allgemeinheit der Kinobesucher nicht verlangen. Solche streng wissenschaftlichen Filme aus allen Gebieten der Wissenschaft sind haupt¬ sächlich für Schulen und Universitäten bestimmt, weil hier von den Unterrichts¬ kräften die dazu notwendigen Erklärungen und Erläuterungen in ausführlicher Weise gemacht werden können.°) Anders dagegen verhält es sich mit solchen wissenschaftlichen Filmen, die so allgemeinverständlich gehalten sind, daß sie ohne besondere Vortrüge auch dem großen Publikum faßlich sind. Es dürften dies hauptsächlich solche sein, die sich im besonderen mit der Volkshygiene befassen. — Damit meine ich selbstverständlich nicht jene sogen. Aufklärungsfilme, welche eine Zeitlang unter dem allerdings sehr durchsichtigen Deckmantel „Wissenschaft" ge¬ zeigt wurden, deren wahre Tendenz aber grobe Unsittlichkeiten aller Art waren. ^ Die heutigen medizinischen Filme dagegen beruhen auf absolut wissenschaft- 2) Vgl. den Aufsatz in „Pädagogische Reform" vom 29. Juni 1921 Ur. 26. " °) Vgl. N.Ritter „Der nationale Filu in Deutschland in „Der deutsche Filu" vom 8- April 1921 Ur. 14, 3. Jahrgang."" Vgl. R.Ritter „Der Industrie-Filu in „Der deutsche Filu vom 20. Mai 1921 Ur. 20. "" °) Vgl. R. Ritter „Bildhauerkunst im Filu in „Der deutsche Filu vom 10. Juni 1921, Ur. 23 und „Der Tanz im Filu" vom gleichen Verfasser in „Der deutsche Filu" vom 8. Juli 1921 Ur. 27." v) Vgl. R. Ritter „Der Filu in der Schule, eine pädagogisch-wissenschaftliche Studie in den „Bautzner Nachrichten" vom 19. 4. 21.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/355>, abgerufen am 24.07.2024.