Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.Möglichkeiten Diejenigen/ welche glaubten/ daß sie in der Übertragung des westlichen Langsam/ langsam zieht das Schiff die Bahn/ denn schwer ist es belastet/ Möglichkeiten Du redest immer von Möglichkeiten,Heute durch das Leben zu schreiten/ Die Zukunft sei nun einmal eine Sphinx/ Man könne rechts und könne links An den Gefahren Vorübergleiten. Mein Freund, in solchen harten Zeiten Gibt es keine Möglichkeiten. Eine eiserne Zeit, Und die haben wir heut/ .Kennt nur die Notwendigkeit. Bogislav v. Selchow Möglichkeiten Diejenigen/ welche glaubten/ daß sie in der Übertragung des westlichen Langsam/ langsam zieht das Schiff die Bahn/ denn schwer ist es belastet/ Möglichkeiten Du redest immer von Möglichkeiten,Heute durch das Leben zu schreiten/ Die Zukunft sei nun einmal eine Sphinx/ Man könne rechts und könne links An den Gefahren Vorübergleiten. Mein Freund, in solchen harten Zeiten Gibt es keine Möglichkeiten. Eine eiserne Zeit, Und die haben wir heut/ .Kennt nur die Notwendigkeit. Bogislav v. Selchow <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0173" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338974"/> <fw type="header" place="top"> Möglichkeiten</fw><lb/> <p xml:id="ID_601"> Diejenigen/ welche glaubten/ daß sie in der Übertragung des westlichen<lb/> Parlamentarismus auch auf unsere Kommunen eine fortschrittliche Idee verfolgte«/<lb/> irren sich. Fortschrittlich ist diese Idee nicht. Sie ist alt. Neu ist sie nur für<lb/> uns/ jungen frischen Blutes voll ist sie nicht. Männer und Frauen müssen in die<lb/> Gemeindekörperschaften berufen werden, die ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeit<lb/> gewählt sind, die ohne Parteifesseln frei sich entwickeln können an der schlichten<lb/> Arbeit in einer Gemeindeverwaltung/ die, in verschiedenen Weltanschauungen<lb/> wurzelnd, sich in dem einen Ziele leidenschaftlich zusammenfinden und zusammen¬<lb/> schließen: Deutschland wieder in die Höhe zu führen. Täglich bietet sich sür sie<lb/> hier die schönste Möglichkeit in Arbeit und entsagungsvoller Pflichterfüllung. Wo<lb/> ein Wille ist/ ist auch ein Weg. Noch gibt es ein Zurück auf den hier<lb/> beschrittenen Bahnen und ein Vorwärts auf neuen Wegen. Schon regt es<lb/> sich dieserhalb in der Bürgerschaft. Unpolitische Listen sei die Losung für<lb/> die nächsten Gemeindewahlen!</p><lb/> <p xml:id="ID_602"> Langsam/ langsam zieht das Schiff die Bahn/ denn schwer ist es belastet/<lb/> schwer stampft es im Sturm/ aber vorwärts will wieder der Kurs. Das ferne<lb/> Ziel, das winkt, ist wirtschaftliches Blühen, sozialer Friede und edle Kultur in<lb/> unseren Gemeinden/ und mit ihnen, den Zellen des staatlichen Lebens, wächst auch<lb/> das Reich zu neuer Kraft.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_5" type="poem"> <head> Möglichkeiten</head> <l> Du redest immer von Möglichkeiten,<lb/> Heute durch das Leben zu schreiten/<lb/> Die Zukunft sei nun einmal eine Sphinx/<lb/> Man könne rechts und könne links<lb/> An den Gefahren Vorübergleiten.<lb/> Mein Freund, in solchen harten Zeiten<lb/> Gibt es keine Möglichkeiten.<lb/> Eine eiserne Zeit,<lb/> Und die haben wir heut/<lb/> .Kennt nur die Notwendigkeit. </l> </lg><lb/> <note type="byline"> Bogislav v. Selchow</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0173]
Möglichkeiten
Diejenigen/ welche glaubten/ daß sie in der Übertragung des westlichen
Parlamentarismus auch auf unsere Kommunen eine fortschrittliche Idee verfolgte«/
irren sich. Fortschrittlich ist diese Idee nicht. Sie ist alt. Neu ist sie nur für
uns/ jungen frischen Blutes voll ist sie nicht. Männer und Frauen müssen in die
Gemeindekörperschaften berufen werden, die ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeit
gewählt sind, die ohne Parteifesseln frei sich entwickeln können an der schlichten
Arbeit in einer Gemeindeverwaltung/ die, in verschiedenen Weltanschauungen
wurzelnd, sich in dem einen Ziele leidenschaftlich zusammenfinden und zusammen¬
schließen: Deutschland wieder in die Höhe zu führen. Täglich bietet sich sür sie
hier die schönste Möglichkeit in Arbeit und entsagungsvoller Pflichterfüllung. Wo
ein Wille ist/ ist auch ein Weg. Noch gibt es ein Zurück auf den hier
beschrittenen Bahnen und ein Vorwärts auf neuen Wegen. Schon regt es
sich dieserhalb in der Bürgerschaft. Unpolitische Listen sei die Losung für
die nächsten Gemeindewahlen!
Langsam/ langsam zieht das Schiff die Bahn/ denn schwer ist es belastet/
schwer stampft es im Sturm/ aber vorwärts will wieder der Kurs. Das ferne
Ziel, das winkt, ist wirtschaftliches Blühen, sozialer Friede und edle Kultur in
unseren Gemeinden/ und mit ihnen, den Zellen des staatlichen Lebens, wächst auch
das Reich zu neuer Kraft.
Möglichkeiten Du redest immer von Möglichkeiten,
Heute durch das Leben zu schreiten/
Die Zukunft sei nun einmal eine Sphinx/
Man könne rechts und könne links
An den Gefahren Vorübergleiten.
Mein Freund, in solchen harten Zeiten
Gibt es keine Möglichkeiten.
Eine eiserne Zeit,
Und die haben wir heut/
.Kennt nur die Notwendigkeit.
Bogislav v. Selchow
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