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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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?>er Selbstschutz

gesinnten Ländern aufdrängen müßte. ES ist neben dein durch ein Menschenalter
hindurch genährten fanatischen und sadistische" Haß die zitternde Angst vor
Deutschland. Die machtvolle Überlegenheit des unvergleichlichen deutscheu BolN-
hecres hat Frankreich trotz des ihm schließlich zugefallenen Sieges zu klar erkannt.
Die Erkenntnis davon liegt ihm lähmend in den Gliedern. Es fürchtet Vergeltung,
und daher läßt sich die Masse leicht betören durch das angstvolle Gespenst eines
bevorstehende" Angriffs Deutschlands. Abgesehen davon, daß Deutschland niemals
Frankreich angegriffen hat/ ist es Wahnsinn/ der den ans ihre militärischen
Fähigkeiten pochenden französischen Führer eigentlich nicht zuzutrauen sein sollte,
anzunehmen, daß ein tatsächlich entwaffnetes Volk gegen einen mit den modernen
Kampfmitteln übersättigt ausgerüsteten Gegner zum Augriff schreiten könnte.
Das ist unter den jetzt gegebenen Verhältnissen eine faktische Unmöglichkeit. Ein
paar tausend Gewehre mehr oder weniger ändern an dieser Sachlage nichts.

Wenn von der Gegenseite als Schuld Deutschlands angeführt wird, daß
wir in deu beiden letzten Kriegen tatsächlich angegriffen hätten, indem wir nach
Eröffnung des Krieges diesen strategisch und taktisch angriffsweise geführt haben,
so ist das eine Täuschung der öffentlichen Meinung, deren Grundzweck allzu durch¬
sichtig ist. Wir haben den Krieg immer nur von dem bewährten Preußisch-deutschen
Grundsatz aus geführt, daß der Hieb die beste Parade ist, und sind deshalb, nach¬
dem uns der Krieg aufgezwungen war, schnell zum Augriff übergegangen. Niemals
aber hätten wir, wenn uns Frankreich in Ruhe gelassen hätte, von uns aus dieses zum
Kriege genötigt. In Wahrheit Null Frankreich, daß Deutschland als Staat von der
Karte verschwindet. Aber dieses Recht des Lebens, der Existenz und des Schutzes
unseres Landes und unseres Eigentums können lind dürfen wir uns nicht nehmen
lassen. Lassen wir die Erfahrungen der letzten beiden Jahre um unseres lieben
Deutschlands willen uicht ungenutzt. Beseitigen wir endlich einmal gegenüber allen
uns so zahlreich umdrängenden Gefahre" das gegenseitige Mißtrauen, alle Partei¬
interessen und stellen wir uns nur ein auf die lebenswichtigste Frage der Erhaltung
Deutschlands, deutschen Lebens, deutschen Fleißes und der Möglichkeit des Wieder¬
aufbaus oder der Wiederaufrichtung aus der furchtbaren Lage. Dann aber wird
die Überzeugung auch in jedem Deutschen mächtig durchbrechen: wir brauchen als
Gebot der Notwehr und nicht zum letzten Ende als Stütze unserer verfassungs¬
mäßigen Regierung einen Selbstschutz. >




?>er Selbstschutz

gesinnten Ländern aufdrängen müßte. ES ist neben dein durch ein Menschenalter
hindurch genährten fanatischen und sadistische« Haß die zitternde Angst vor
Deutschland. Die machtvolle Überlegenheit des unvergleichlichen deutscheu BolN-
hecres hat Frankreich trotz des ihm schließlich zugefallenen Sieges zu klar erkannt.
Die Erkenntnis davon liegt ihm lähmend in den Gliedern. Es fürchtet Vergeltung,
und daher läßt sich die Masse leicht betören durch das angstvolle Gespenst eines
bevorstehende» Angriffs Deutschlands. Abgesehen davon, daß Deutschland niemals
Frankreich angegriffen hat/ ist es Wahnsinn/ der den ans ihre militärischen
Fähigkeiten pochenden französischen Führer eigentlich nicht zuzutrauen sein sollte,
anzunehmen, daß ein tatsächlich entwaffnetes Volk gegen einen mit den modernen
Kampfmitteln übersättigt ausgerüsteten Gegner zum Augriff schreiten könnte.
Das ist unter den jetzt gegebenen Verhältnissen eine faktische Unmöglichkeit. Ein
paar tausend Gewehre mehr oder weniger ändern an dieser Sachlage nichts.

Wenn von der Gegenseite als Schuld Deutschlands angeführt wird, daß
wir in deu beiden letzten Kriegen tatsächlich angegriffen hätten, indem wir nach
Eröffnung des Krieges diesen strategisch und taktisch angriffsweise geführt haben,
so ist das eine Täuschung der öffentlichen Meinung, deren Grundzweck allzu durch¬
sichtig ist. Wir haben den Krieg immer nur von dem bewährten Preußisch-deutschen
Grundsatz aus geführt, daß der Hieb die beste Parade ist, und sind deshalb, nach¬
dem uns der Krieg aufgezwungen war, schnell zum Augriff übergegangen. Niemals
aber hätten wir, wenn uns Frankreich in Ruhe gelassen hätte, von uns aus dieses zum
Kriege genötigt. In Wahrheit Null Frankreich, daß Deutschland als Staat von der
Karte verschwindet. Aber dieses Recht des Lebens, der Existenz und des Schutzes
unseres Landes und unseres Eigentums können lind dürfen wir uns nicht nehmen
lassen. Lassen wir die Erfahrungen der letzten beiden Jahre um unseres lieben
Deutschlands willen uicht ungenutzt. Beseitigen wir endlich einmal gegenüber allen
uns so zahlreich umdrängenden Gefahre» das gegenseitige Mißtrauen, alle Partei¬
interessen und stellen wir uns nur ein auf die lebenswichtigste Frage der Erhaltung
Deutschlands, deutschen Lebens, deutschen Fleißes und der Möglichkeit des Wieder¬
aufbaus oder der Wiederaufrichtung aus der furchtbaren Lage. Dann aber wird
die Überzeugung auch in jedem Deutschen mächtig durchbrechen: wir brauchen als
Gebot der Notwehr und nicht zum letzten Ende als Stütze unserer verfassungs¬
mäßigen Regierung einen Selbstschutz. >




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/11>, abgerufen am 23.07.2024.