Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.Offenherzigkeiten -- Vücherschau Wer in der Wirtschaft Sturmgebraus Einseitig disponiert, geht flöten. Will Deutschland aus dem Sumpf heraus, So sind Finanzgcnies von nöten. Hier hilft beweglich Denken nur! Es gilt, das. Glück beim Schöpf zu fassen Und sich dem Dreh der Konjunktur In jedem Fall klug anzupassen. Wenn Rohstoff- oder Warenpreis Am Weltmarkt sich zu hoch erheben, Hat die Regierung beispielsweis Rasch neue Noten auszugeben. Sollt' aber tiefe Baisse dann Des Kaufmanns Wagemut verschlucken, Faßt sie die Schose anders an Und läßt rasch neue Noten drucken. Der Markkurs steigt -- entschließt euch kurz! Denn jetzt ist Notendruck geboten. Der Markkurs sinkt -- man wahrt dem Sturz Am besten durch den Druck von Noten. Jeder Regierung hilft der Schein Des Lichts aus dicksten Finsternissen, Sie darf nur nicht einseitig sein Und muß sich fix zu helfen wissen. Pai.dur, Offenherzigkeiten Die verlängerte Futterkrippe. Da die städtischen Vertreter von Hannover Der ehemalige Polizeipräsident von Sangerhausen, Herr Kommunisten- Vücherschau [Beginn Spaltensatz] Ausländische Zeitschrift-" I^a Ksvue critique clvs IcZ<5<!8 et nich I^cleres die im 3V. Jahrgang in Paris halbmonat¬ lich erscheint, widmet sich mit Geschick und auf eine Reihe namhafter Mitarbeiter ge¬ stützt, der fortlaufenden Orientierung über poetische, literarische und philosophische Be¬ wegungen, Abgesehen von wertvoller Auf¬ klärung über das gegenwärtige geistige Frankreich ist auch aus dieser Revue zweierlei zu lernen: Kultur der Sprache, die in jedem Satz, bei der Besprechung der geringfügigsten Einzelheiten, gepflegt, glatt und klar ist, und die unbedingte In- sel"ktsicherhnt des naiionalen Empfindens. Als für uns besonders bemerkenswert notieren wir aus Ur. 176, vom 10. No¬ vember 1920 "I,<>8 Rovues av I^ngus ^Ilha-alls", ein Aufsatz, in dem P. du Colombier das Osfiziersheft der Grenz¬ boten (Ur. 23/24 dieses Jahraangs) glossiert und über das Berliner Theater spricht, mit geschickter Benutzung der Angriffe, die Richard Strauß' letztes Werk und Rein¬ hardts jüngste Bühnenunternehmungen in deutschen Bälttern erfahren haben. Ein zusammenhängender Artikel zur deutschen Politik findet sich in den letzten Stücken der Zeitschrift nicht. I." Ksvue ac vbnSve verdient wegen ihres politisch weitgespannten Horizontes und ihres internationalen, aus allerersten Kräften bestehenden Mitarbeiterstabes größte Beachtung. Jedes Heft bringt mehrere Ldroniciuss intörnlUioniriW: an dieser Stell" schrieben u. a. im September Jorga über Rumänien, Ferrero über Italien, im Oktober F. W. Förster über Deutschland, Hat6ob über Frankreich, im November I, Redlich über Deutschösterreich, Prezzolini über das italienische geistige Leben, Kuchar- zewskt über Polen. Das Novemberheft beschäftigt sich ganz mit dem Völkerbunde: Offenherzigkeiten — Vücherschau Wer in der Wirtschaft Sturmgebraus Einseitig disponiert, geht flöten. Will Deutschland aus dem Sumpf heraus, So sind Finanzgcnies von nöten. Hier hilft beweglich Denken nur! Es gilt, das. Glück beim Schöpf zu fassen Und sich dem Dreh der Konjunktur In jedem Fall klug anzupassen. Wenn Rohstoff- oder Warenpreis Am Weltmarkt sich zu hoch erheben, Hat die Regierung beispielsweis Rasch neue Noten auszugeben. Sollt' aber tiefe Baisse dann Des Kaufmanns Wagemut verschlucken, Faßt sie die Schose anders an Und läßt rasch neue Noten drucken. Der Markkurs steigt — entschließt euch kurz! Denn jetzt ist Notendruck geboten. Der Markkurs sinkt — man wahrt dem Sturz Am besten durch den Druck von Noten. Jeder Regierung hilft der Schein Des Lichts aus dicksten Finsternissen, Sie darf nur nicht einseitig sein Und muß sich fix zu helfen wissen. Pai.dur, Offenherzigkeiten Die verlängerte Futterkrippe. Da die städtischen Vertreter von Hannover Der ehemalige Polizeipräsident von Sangerhausen, Herr Kommunisten- Vücherschau [Beginn Spaltensatz] Ausländische Zeitschrift-« I^a Ksvue critique clvs IcZ<5<!8 et nich I^cleres die im 3V. Jahrgang in Paris halbmonat¬ lich erscheint, widmet sich mit Geschick und auf eine Reihe namhafter Mitarbeiter ge¬ stützt, der fortlaufenden Orientierung über poetische, literarische und philosophische Be¬ wegungen, Abgesehen von wertvoller Auf¬ klärung über das gegenwärtige geistige Frankreich ist auch aus dieser Revue zweierlei zu lernen: Kultur der Sprache, die in jedem Satz, bei der Besprechung der geringfügigsten Einzelheiten, gepflegt, glatt und klar ist, und die unbedingte In- sel»ktsicherhnt des naiionalen Empfindens. Als für uns besonders bemerkenswert notieren wir aus Ur. 176, vom 10. No¬ vember 1920 „I,<>8 Rovues av I^ngus ^Ilha-alls", ein Aufsatz, in dem P. du Colombier das Osfiziersheft der Grenz¬ boten (Ur. 23/24 dieses Jahraangs) glossiert und über das Berliner Theater spricht, mit geschickter Benutzung der Angriffe, die Richard Strauß' letztes Werk und Rein¬ hardts jüngste Bühnenunternehmungen in deutschen Bälttern erfahren haben. Ein zusammenhängender Artikel zur deutschen Politik findet sich in den letzten Stücken der Zeitschrift nicht. I.» Ksvue ac vbnSve verdient wegen ihres politisch weitgespannten Horizontes und ihres internationalen, aus allerersten Kräften bestehenden Mitarbeiterstabes größte Beachtung. Jedes Heft bringt mehrere Ldroniciuss intörnlUioniriW: an dieser Stell« schrieben u. a. im September Jorga über Rumänien, Ferrero über Italien, im Oktober F. W. Förster über Deutschland, Hat6ob über Frankreich, im November I, Redlich über Deutschösterreich, Prezzolini über das italienische geistige Leben, Kuchar- zewskt über Polen. Das Novemberheft beschäftigt sich ganz mit dem Völkerbunde: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338523"/> <fw type="header" place="top"> Offenherzigkeiten — Vücherschau</fw><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> </head><lb/> <l> Wer in der Wirtschaft Sturmgebraus<lb/> Einseitig disponiert, geht flöten.<lb/> Will Deutschland aus dem Sumpf heraus,<lb/> So sind Finanzgcnies von nöten.</l><lb/> <l> Hier hilft beweglich Denken nur!<lb/> Es gilt, das. 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'</p><lb/> <p xml:id="ID_282"> Der ehemalige Polizeipräsident von Sangerhausen, Herr Kommunisten-<lb/> führcr Schober, zeigt sich als nicht minder umsichtig. Niedrige Klassenjustiz hat<lb/> ihn ins Arbeitshaus gesperrt, weil er seit Monaten seine Frau und sechs kleinen<lb/> Kinder völlig unversorgt ließ. Es liegt nunmehr ein Antrag Schobers bei der<lb/> Sangerhausener Verwaltung vor, ihm Pensionsberechtigung nicht nur für die<lb/> Jahre zuzubilligen, die er vorm 9. November im Dienst der Volksaufklärung<lb/> verwandt hat, sondern auch die ihm aufgebrummten Arbeitshausjahre mit an¬<lb/> zurechnen. 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No¬<lb/> vember 1920 „I,<>8 Rovues av I^ngus<lb/> ^Ilha-alls", ein Aufsatz, in dem P. du<lb/> Colombier das Osfiziersheft der Grenz¬<lb/> boten (Ur. 23/24 dieses Jahraangs) glossiert<lb/> und über das Berliner Theater spricht, mit</item> </list> <cb/><lb/> <list> <item> geschickter Benutzung der Angriffe, die<lb/> Richard Strauß' letztes Werk und Rein¬<lb/> hardts jüngste Bühnenunternehmungen in<lb/> deutschen Bälttern erfahren haben. Ein<lb/> zusammenhängender Artikel zur deutschen<lb/> Politik findet sich in den letzten Stücken<lb/> der Zeitschrift nicht.</item> <item> I.» Ksvue ac vbnSve verdient wegen ihres<lb/> politisch weitgespannten Horizontes und<lb/> ihres internationalen, aus allerersten<lb/> Kräften bestehenden Mitarbeiterstabes größte<lb/> Beachtung. Jedes Heft bringt mehrere<lb/> Ldroniciuss intörnlUioniriW: an dieser<lb/> Stell« schrieben u. a. im September Jorga<lb/> über Rumänien, Ferrero über Italien, im<lb/> Oktober F. W. 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Offenherzigkeiten — Vücherschau
Wer in der Wirtschaft Sturmgebraus
Einseitig disponiert, geht flöten.
Will Deutschland aus dem Sumpf heraus,
So sind Finanzgcnies von nöten.
Hier hilft beweglich Denken nur!
Es gilt, das. Glück beim Schöpf zu fassen
Und sich dem Dreh der Konjunktur
In jedem Fall klug anzupassen.
Wenn Rohstoff- oder Warenpreis
Am Weltmarkt sich zu hoch erheben,
Hat die Regierung beispielsweis
Rasch neue Noten auszugeben.
Sollt' aber tiefe Baisse dann
Des Kaufmanns Wagemut verschlucken,
Faßt sie die Schose anders an
Und läßt rasch neue Noten drucken.
Der Markkurs steigt — entschließt euch kurz!
Denn jetzt ist Notendruck geboten.
Der Markkurs sinkt — man wahrt dem Sturz
Am besten durch den Druck von Noten. Jeder Regierung hilft der Schein
Des Lichts aus dicksten Finsternissen,
Sie darf nur nicht einseitig sein
Und muß sich fix zu helfen wissen. Pai.dur, Offenherzigkeiten
Die verlängerte Futterkrippe. Da die städtischen Vertreter von Hannover
ihren Oberbürgermeister Herrn Leinert dafür zur Rechenschaft zu ziehen wagten,
daß er aus dem Stadtsäckel über 30 Millionen Mark für einen Kommunalisierungs-
versuch bewilligt hatte, ohne die vorgeschriebene Genehmigung des Kollegiums ein¬
zuholen, ist Herr Lenert einstweilen von seinem Posten zurückgetreten. Er hat
sich darauf im städtischen Etat die 21 Jahre, die er als sozialdemokratischer
Parteisekretär tätig gewesen ist, auf seine Amtszeit als Oberbürgermeister von
Hannover in Anrechnung bringen lassen. Seinem gemeinnützigen Beispiel ist
alsbald der hannoversche Senator Schrader gefolgt, der gleichfalls seine lang¬
jährige, hoffentlich im neuzeitlichen Sinne verdienstvolle Tätigkeit als sozialdemo¬
kratischer Parteisekretär dem Pensionsfonds der Stadt Hannover zu Lasten
schreiben lassen will. '
Der ehemalige Polizeipräsident von Sangerhausen, Herr Kommunisten-
führcr Schober, zeigt sich als nicht minder umsichtig. Niedrige Klassenjustiz hat
ihn ins Arbeitshaus gesperrt, weil er seit Monaten seine Frau und sechs kleinen
Kinder völlig unversorgt ließ. Es liegt nunmehr ein Antrag Schobers bei der
Sangerhausener Verwaltung vor, ihm Pensionsberechtigung nicht nur für die
Jahre zuzubilligen, die er vorm 9. November im Dienst der Volksaufklärung
verwandt hat, sondern auch die ihm aufgebrummten Arbeitshausjahre mit an¬
zurechnen. Seine Forderung scheint umso berechtigter, als er im Arbeitshause
Einrichtungen studieren wird, die ein Polizeipräsident unbedingt und im Interesse
s Mulay Hassan. einer Pflegebefohlenen kennen lernen muß.
Vücherschau
Ausländische Zeitschrift-« I^a Ksvue critique clvs IcZ<5<!8 et nich I^cleres
die im 3V. Jahrgang in Paris halbmonat¬
lich erscheint, widmet sich mit Geschick und
auf eine Reihe namhafter Mitarbeiter ge¬
stützt, der fortlaufenden Orientierung über
poetische, literarische und philosophische Be¬
wegungen, Abgesehen von wertvoller Auf¬
klärung über das gegenwärtige geistige
Frankreich ist auch aus dieser Revue
zweierlei zu lernen: Kultur der Sprache,
die in jedem Satz, bei der Besprechung
der geringfügigsten Einzelheiten, gepflegt,
glatt und klar ist, und die unbedingte In-
sel»ktsicherhnt des naiionalen Empfindens.
Als für uns besonders bemerkenswert
notieren wir aus Ur. 176, vom 10. No¬
vember 1920 „I,<>8 Rovues av I^ngus
^Ilha-alls", ein Aufsatz, in dem P. du
Colombier das Osfiziersheft der Grenz¬
boten (Ur. 23/24 dieses Jahraangs) glossiert
und über das Berliner Theater spricht, mit
geschickter Benutzung der Angriffe, die
Richard Strauß' letztes Werk und Rein¬
hardts jüngste Bühnenunternehmungen in
deutschen Bälttern erfahren haben. Ein
zusammenhängender Artikel zur deutschen
Politik findet sich in den letzten Stücken
der Zeitschrift nicht.
I.» Ksvue ac vbnSve verdient wegen ihres
politisch weitgespannten Horizontes und
ihres internationalen, aus allerersten
Kräften bestehenden Mitarbeiterstabes größte
Beachtung. Jedes Heft bringt mehrere
Ldroniciuss intörnlUioniriW: an dieser
Stell« schrieben u. a. im September Jorga
über Rumänien, Ferrero über Italien, im
Oktober F. W. Förster über Deutschland,
Hat6ob über Frankreich, im November
I, Redlich über Deutschösterreich, Prezzolini
über das italienische geistige Leben, Kuchar-
zewskt über Polen. Das Novemberheft
beschäftigt sich ganz mit dem Völkerbunde:
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