Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.Die Notenpresse Sache, daß ihm auch der Sinn für die Geschichte völlig verschlossen scheint. Die Notenpresse Sache, daß ihm auch der Sinn für die Geschichte völlig verschlossen scheint. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0089" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338522"/> <fw type="header" place="top"> Die Notenpresse</fw><lb/> <p xml:id="ID_280" prev="#ID_279"> Sache, daß ihm auch der Sinn für die Geschichte völlig verschlossen scheint.<lb/> Darum ist sein Rezept: „Diplomatie ohne Macht!" Als Beweis, daß dies mög¬<lb/> lich sei, führt er England in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts an,<lb/> das damals so gut wie keine militärische Bedeutung gehabt habe. Trotzdem sei<lb/> sein Einfluß enorm gewesen. Die Gründe seien gewesen: Industrie und Handel,<lb/> politische Kunst, Ansehen als Land der bürgerlichen Freiheit.. Es ist wirklich<lb/> wunderbar, wie gut Mr. Guttmann of the „Frankfurter Zeitung" in London das<lb/> Gelände studiert hat. In einem Augenblick, da gerade durch Englands Diktat¬<lb/> srieden jedem Deutschen (und Engländern wie Keynes) der Beweis erbracht ist,<lb/> daß einem machtlos gewordenen Deutschland auch Industrie und Handel nur noch<lb/> !>, I» meroi des Siegers zukommen, sollen wir uns die Politik eines Palmerston<lb/> als Vorbild nehmen, der, gestützt auf die englische Seeherrschaft und Unangreif¬<lb/> barkeit seiner weltwirtschaftlichen Stellung, der Welt manch Kolleg über die Be¬<lb/> deutung der Macht im Völkerleben las. Es ist doch schwer begreiflich, daß<lb/> Hämisch und der Oberste Rat Herrn Guttmann nicht die Neubearbeitung unserer<lb/> rückständigen Geschichtsbücher anvertraut haben!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0089]
Die Notenpresse
Sache, daß ihm auch der Sinn für die Geschichte völlig verschlossen scheint.
Darum ist sein Rezept: „Diplomatie ohne Macht!" Als Beweis, daß dies mög¬
lich sei, führt er England in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts an,
das damals so gut wie keine militärische Bedeutung gehabt habe. Trotzdem sei
sein Einfluß enorm gewesen. Die Gründe seien gewesen: Industrie und Handel,
politische Kunst, Ansehen als Land der bürgerlichen Freiheit.. Es ist wirklich
wunderbar, wie gut Mr. Guttmann of the „Frankfurter Zeitung" in London das
Gelände studiert hat. In einem Augenblick, da gerade durch Englands Diktat¬
srieden jedem Deutschen (und Engländern wie Keynes) der Beweis erbracht ist,
daß einem machtlos gewordenen Deutschland auch Industrie und Handel nur noch
!>, I» meroi des Siegers zukommen, sollen wir uns die Politik eines Palmerston
als Vorbild nehmen, der, gestützt auf die englische Seeherrschaft und Unangreif¬
barkeit seiner weltwirtschaftlichen Stellung, der Welt manch Kolleg über die Be¬
deutung der Macht im Völkerleben las. Es ist doch schwer begreiflich, daß
Hämisch und der Oberste Rat Herrn Guttmann nicht die Neubearbeitung unserer
rückständigen Geschichtsbücher anvertraut haben!
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