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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Das .neue-H"r,und "seine Vorzüge

Zeitung Exzelsior vom ". September: "Die Konferenz zur Regelung der Donau-
schiffahrt tritt am K. Scpteniber in Paris zusammen. Frankreich muß diesen
Beratungen mit der größten Aufmerksamkeit folgen. Die Donau wird für uM
von außerordentlicher Bedeutung, wenn sie erst einmal durch den Rhein-Donau-
Kanal zum Verbindungsweg zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer
geworden ist. Die Vereinigung von Donau und Rhein bedeutet heute die
Vereinigung des Rückgrats von Europa mit seinem Kopf, nämlich mit
Frankreich."

Was sich in Zukunft als stärker erweisen wird, die Absichten der Entente
oder aber die völkerverbindende Kraft der Donau, um die der Kampf geht, bleibt
abzuwarten. Immerhin machen sich schon jetzt unter den Nachfolgestaaten der
früheren österreich-ungarischen Monarchie, in Südslawien und in Rumänien
Strömungen bemerkbar, die auf eine Verminderung des französischen Einflusses
im Südosten Europas hinzuarbeiten scheinen. , ,

Unklar ist heute noch die politische Lage Europas. Doch hinter dem Nebel
zeigen sich immer klarer und klarer werdend die Umrisse der Zukunft. In ihnen
hat die Donau aufgehört, nur mehr lokale Bedeutung zu haben. Die Donau ist
das Rückgrat für den Ausbau des deutschen wie des des gesamten mitteleuropäischen.
Wasscrstraßennetzes, in dessen Shstem sie dazu berufen ist, die Ostsee mit der
Adria, die Nordsee mit dem Agäischcn Meer, Nordeuropa mit dem Schwarzen
Meer, den Atlantischen Ozean mit Asien zu verbinden.




Das neue Heer und seine Vorzüge
Generalmajor a. ?. Gerold v. Gleich von

KMMter hochverdiente Asienkämpfcr, Oberst Freiherr v. Kresz, hat ne
Ur. 52 des Jahrgangs 19L0 dieser Zeitschrift eine programmatische
Studie über unsere neue Wehrmacht veröffentlicht. Ich möchte sie
mit einer Thronrede vergleichen. Eine Thronrede hat immer'
optimistische Färbung. Das ist gut und notwendig, denn ohne
Selbstvertrauen keine Leistung. Und von Herzen wünschen wir alle den, jüngsten
deutschen Kinde, das unter so viel Wehen z"r Welt gebracht wurde, eine gesunde,
hemmungslose Entwicklung.

Immerhin aber liegt die Gefahr vor, daß ein militärischen Verhältnissen
ferner stehender Leser sich aus dein Aufsätze des Freiherr" v. Kreß ein allzu
günstiges Bild unserer militärischen und damit auch unserer
politischen Lage machen könnte. Der deutsche Michel, der so gern nur
angenehmes hört, ist rasch bereit, die dicke Zipfelmütze tiefer über seine Denker-,
und Dichterstirn zu ziehen, statt sich immer und immer wieder den Sand ans den,
Augen zu wischen. ' , .


Das .neue-H«r,und „seine Vorzüge

Zeitung Exzelsior vom ». September: „Die Konferenz zur Regelung der Donau-
schiffahrt tritt am K. Scpteniber in Paris zusammen. Frankreich muß diesen
Beratungen mit der größten Aufmerksamkeit folgen. Die Donau wird für uM
von außerordentlicher Bedeutung, wenn sie erst einmal durch den Rhein-Donau-
Kanal zum Verbindungsweg zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer
geworden ist. Die Vereinigung von Donau und Rhein bedeutet heute die
Vereinigung des Rückgrats von Europa mit seinem Kopf, nämlich mit
Frankreich."

Was sich in Zukunft als stärker erweisen wird, die Absichten der Entente
oder aber die völkerverbindende Kraft der Donau, um die der Kampf geht, bleibt
abzuwarten. Immerhin machen sich schon jetzt unter den Nachfolgestaaten der
früheren österreich-ungarischen Monarchie, in Südslawien und in Rumänien
Strömungen bemerkbar, die auf eine Verminderung des französischen Einflusses
im Südosten Europas hinzuarbeiten scheinen. , ,

Unklar ist heute noch die politische Lage Europas. Doch hinter dem Nebel
zeigen sich immer klarer und klarer werdend die Umrisse der Zukunft. In ihnen
hat die Donau aufgehört, nur mehr lokale Bedeutung zu haben. Die Donau ist
das Rückgrat für den Ausbau des deutschen wie des des gesamten mitteleuropäischen.
Wasscrstraßennetzes, in dessen Shstem sie dazu berufen ist, die Ostsee mit der
Adria, die Nordsee mit dem Agäischcn Meer, Nordeuropa mit dem Schwarzen
Meer, den Atlantischen Ozean mit Asien zu verbinden.




Das neue Heer und seine Vorzüge
Generalmajor a. ?. Gerold v. Gleich von

KMMter hochverdiente Asienkämpfcr, Oberst Freiherr v. Kresz, hat ne
Ur. 52 des Jahrgangs 19L0 dieser Zeitschrift eine programmatische
Studie über unsere neue Wehrmacht veröffentlicht. Ich möchte sie
mit einer Thronrede vergleichen. Eine Thronrede hat immer'
optimistische Färbung. Das ist gut und notwendig, denn ohne
Selbstvertrauen keine Leistung. Und von Herzen wünschen wir alle den, jüngsten
deutschen Kinde, das unter so viel Wehen z»r Welt gebracht wurde, eine gesunde,
hemmungslose Entwicklung.

Immerhin aber liegt die Gefahr vor, daß ein militärischen Verhältnissen
ferner stehender Leser sich aus dein Aufsätze des Freiherr» v. Kreß ein allzu
günstiges Bild unserer militärischen und damit auch unserer
politischen Lage machen könnte. Der deutsche Michel, der so gern nur
angenehmes hört, ist rasch bereit, die dicke Zipfelmütze tiefer über seine Denker-,
und Dichterstirn zu ziehen, statt sich immer und immer wieder den Sand ans den,
Augen zu wischen. ' , .


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/346>, abgerufen am 04.07.2024.