Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.Die Donau als NKckgrat des mitteleuropäischen tvafferstraßennetze" Verbessern -und-zu/ verbilligen' Dabei spielen die Frachtkosten eine erhebliche Unsere ehemaligen Feinde haben die wirtschaftspolitische Bedeutuug der Die Donau als NKckgrat des mitteleuropäischen tvafferstraßennetze» Verbessern -und-zu/ verbilligen' Dabei spielen die Frachtkosten eine erhebliche Unsere ehemaligen Feinde haben die wirtschaftspolitische Bedeutuug der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338778"/> <fw type="header" place="top"> Die Donau als NKckgrat des mitteleuropäischen tvafferstraßennetze»</fw><lb/> <p xml:id="ID_1278" prev="#ID_1277"> Verbessern -und-zu/ verbilligen' Dabei spielen die Frachtkosten eine erhebliche<lb/> Rolle. Unsere Eisenbahnen werden Wohl auf lange Zeit infolge Abnutzung und<lb/> Verminderung unseres rollenden Materials nicht in der Lage sein/ Wassertransporte<lb/> in dem geforderte» Maße und Umfange zu bewältigen und dabei zugleich Fracht<lb/> sätzs zu gewähren, die es der deutschen Industrie ermöglichen, den Wettbewerb<lb/> auf den, Weltmarkte wieder mit Erfolg auszunehmen. Hier kann nur der auf die<lb/> Dauer billigere Wasserweg wirksame Unterstützung leisten. Die Kvhlennot, die<lb/> Erhöhung der Kohlenpreise und die gerade jetzt so dringende Forderung, jede<lb/> Möglichkeit zur Kohlenerspanüs zu erfassen, zwingen Deutschland zu einer weitest-<lb/> möglichen Ausnutzung der Wasserkräfte. Die Balkanländer und die Nachfolge¬<lb/> staaten der österreichisch-ungarischen Monarchie werden nach wie vor durch ihre<lb/> geographische Lage darauf angewiesen sein, ihren Bedarf an Jndustrieerzeugnisse»<lb/> vornehmlich aus Deutschland und Deutsch-Österreich zu decken, diese beiden Länder<lb/> aber andererseits darauf, ans dem Balkan und dem Orient einen großen Teil<lb/> von Landeserzcugnisscn hereinzuholen, ohne die sie nicht bestehen können. Der<lb/> Ausbau des Großschiffahrtstraßennctzes und die zweckmäßige Ausnutzung der<lb/> Wasserkräfte, das ist deshalb für die deutsche Wirtschaftspolitik zur Wiedererstarkung<lb/> des deutschen Wirtschaftslebens mehr denn je ein Gebot der Stunde. Und hierin<lb/> liegt auch in erster Linie die- wirtschaftspolitische 'Bedeutung der Donau in der<lb/> Gegenwart iind in der Zukunft.^</p><lb/> <p xml:id="ID_1279" next="#ID_1280"> Unsere ehemaligen Feinde haben die wirtschaftspolitische Bedeutuug der<lb/> Dvumi und ihre völkerverbindende Kraft klar erkannt. Sie haben erkannt, welche<lb/> Aussichten der Donauweg und seine Verbindung mit den norddeutschen Strom¬<lb/> gebieten dem deutschen Handel,, der deutschen Industrie und dem deutschen Ber<lb/> Lehr in der Zukunft eröffnen, und sie haben dementsprechend ihre Maßnahmen<lb/> getroffen. Sie haben die Entwicklung des Donauverkehrs in Bahnen gelenkt,<lb/> die nicht den Interessen der Donauuferstaateu, sondern ihren eigenen dient. Die<lb/> Donau wurde vou Ulm an zusammen mit den großen Strömen Norddeutschlands<lb/> in den verschiedenen Friedensverträgen internationalisiert und unter interalliierte<lb/> Kontrolle gestellt. Die internationale Dvnaukvmniission, deren Beseitigung uns<lb/> der Bukarestcr Frieden gebracht hatte, wurde mit erweiterten Rechten wieder<lb/> «ingesetzt, nur mit dem Unterschied, daß nunmehr bis auf Rumänien nur noch<lb/> Vertreter Englands, Frankreichs und Italiens in ihr vertreten waren, während<lb/> Vertreter der unmittelbar ein den Donaufragen interessierten Uferstaaten fehlten.<lb/> An die Spitze der Kommission trat der englische Admiral Tourbridge, sein Stell¬<lb/> vertreter wurde der französische Admiral Fatoux. Die Donau sollte englisch-<lb/> französisches Einflnßgcbiet werden. Ein französisch-englisches Ringen um, die<lb/> Wirtschaftömacht in deu Donauländern setzte ein. Im ersten Gang gewann Gro߬<lb/> britannien. Die Flußschiffahrt auf der Donau wurde bis auf den bayerischen<lb/> Llohd, dem die bayerische Regierung den Verkauf vou Aktien in fremdländische<lb/> Hände verbot, englisches Monopol. Den zweiten Gang will Frankreich gewinnen. .<lb/> Es will das gesamte Baynnetz Deutsch-Österreichs und Ungarns in seine Hand<lb/> bekommen. Es erstrebt den Bund der Donauuferstaateu, um dadurch einmal dem<lb/> österreichischen Anschlußgedanken den Todesstoß- zu versetzen und zugleich dem<lb/> französischen Einfluß die vorherrschende Rolle an der Donau zu sichern. Bezeichnend<lb/> für die französische Dvnanpolitik ist die folgende Äußerung der französischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0345]
Die Donau als NKckgrat des mitteleuropäischen tvafferstraßennetze»
Verbessern -und-zu/ verbilligen' Dabei spielen die Frachtkosten eine erhebliche
Rolle. Unsere Eisenbahnen werden Wohl auf lange Zeit infolge Abnutzung und
Verminderung unseres rollenden Materials nicht in der Lage sein/ Wassertransporte
in dem geforderte» Maße und Umfange zu bewältigen und dabei zugleich Fracht
sätzs zu gewähren, die es der deutschen Industrie ermöglichen, den Wettbewerb
auf den, Weltmarkte wieder mit Erfolg auszunehmen. Hier kann nur der auf die
Dauer billigere Wasserweg wirksame Unterstützung leisten. Die Kvhlennot, die
Erhöhung der Kohlenpreise und die gerade jetzt so dringende Forderung, jede
Möglichkeit zur Kohlenerspanüs zu erfassen, zwingen Deutschland zu einer weitest-
möglichen Ausnutzung der Wasserkräfte. Die Balkanländer und die Nachfolge¬
staaten der österreichisch-ungarischen Monarchie werden nach wie vor durch ihre
geographische Lage darauf angewiesen sein, ihren Bedarf an Jndustrieerzeugnisse»
vornehmlich aus Deutschland und Deutsch-Österreich zu decken, diese beiden Länder
aber andererseits darauf, ans dem Balkan und dem Orient einen großen Teil
von Landeserzcugnisscn hereinzuholen, ohne die sie nicht bestehen können. Der
Ausbau des Großschiffahrtstraßennctzes und die zweckmäßige Ausnutzung der
Wasserkräfte, das ist deshalb für die deutsche Wirtschaftspolitik zur Wiedererstarkung
des deutschen Wirtschaftslebens mehr denn je ein Gebot der Stunde. Und hierin
liegt auch in erster Linie die- wirtschaftspolitische 'Bedeutung der Donau in der
Gegenwart iind in der Zukunft.^
Unsere ehemaligen Feinde haben die wirtschaftspolitische Bedeutuug der
Dvumi und ihre völkerverbindende Kraft klar erkannt. Sie haben erkannt, welche
Aussichten der Donauweg und seine Verbindung mit den norddeutschen Strom¬
gebieten dem deutschen Handel,, der deutschen Industrie und dem deutschen Ber
Lehr in der Zukunft eröffnen, und sie haben dementsprechend ihre Maßnahmen
getroffen. Sie haben die Entwicklung des Donauverkehrs in Bahnen gelenkt,
die nicht den Interessen der Donauuferstaateu, sondern ihren eigenen dient. Die
Donau wurde vou Ulm an zusammen mit den großen Strömen Norddeutschlands
in den verschiedenen Friedensverträgen internationalisiert und unter interalliierte
Kontrolle gestellt. Die internationale Dvnaukvmniission, deren Beseitigung uns
der Bukarestcr Frieden gebracht hatte, wurde mit erweiterten Rechten wieder
«ingesetzt, nur mit dem Unterschied, daß nunmehr bis auf Rumänien nur noch
Vertreter Englands, Frankreichs und Italiens in ihr vertreten waren, während
Vertreter der unmittelbar ein den Donaufragen interessierten Uferstaaten fehlten.
An die Spitze der Kommission trat der englische Admiral Tourbridge, sein Stell¬
vertreter wurde der französische Admiral Fatoux. Die Donau sollte englisch-
französisches Einflnßgcbiet werden. Ein französisch-englisches Ringen um, die
Wirtschaftömacht in deu Donauländern setzte ein. Im ersten Gang gewann Gro߬
britannien. Die Flußschiffahrt auf der Donau wurde bis auf den bayerischen
Llohd, dem die bayerische Regierung den Verkauf vou Aktien in fremdländische
Hände verbot, englisches Monopol. Den zweiten Gang will Frankreich gewinnen. .
Es will das gesamte Baynnetz Deutsch-Österreichs und Ungarns in seine Hand
bekommen. Es erstrebt den Bund der Donauuferstaateu, um dadurch einmal dem
österreichischen Anschlußgedanken den Todesstoß- zu versetzen und zugleich dem
französischen Einfluß die vorherrschende Rolle an der Donau zu sichern. Bezeichnend
für die französische Dvnanpolitik ist die folgende Äußerung der französischen
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