Jetzt, Deutscher, freu dich des Gewinns! Reichlich ersetzen -- ab dafür! -- Ahlbeck und Swinemonte und Binz Dir Goldküste und cute Deutschland, ich hab' es immer gesagt, Ist groß, Wenn's mit der Zeitströmung geht. Berratzt, wer mit Deutschland zu spielen wagt, Nun die neue Flagge uns überweht! Statt schwarz-weiß-rot rouZe et noir. Die Kugel klappert im kleinsten Bad. Erst nach der Abfahrt wird jedem klar, Wie viel er an ihm verloren hat. Statt Infant- und Artillerie so beef ?seits cKevÄux boule, Baccarat, Roulette. Das eh'mals verhaßte Volk der Troupiers Besteht aus Croupiers von A bis Z. Und alle Fremden, die abgebrannt, Wenn sie vier Wochen im Reiche sind, Begrüßen es als das einzige Land, Das bei näherer Bekanntschaft gewinnt. Glücksspiel und Klassenstaat waren einmal. Deshalb hat Sachsen voll sittlicher Kraft Die widerwärtige Unmoral Der Klassenlotterie abgeschafft. pandur.
Prügeldemokratie
"Wenn ein grüner Junge sich an der französischen Trikolore vergreift, so braucht man an sich das nicht tragisch zu nehmen. Man soll ihm die Jacke voll¬ hauen und ihn zu Muttern schicken."
So schrieb das "Berliner Tageblatt" über den Schlosserlehrling Krczminskt, als zwar schon eine Belohnung von 10 000 auf des Furchtbaren Kopf ausgesetzt, sein deutschnationaler Name und seine Mitgliedschaft zur U. S. P. aber noch nicht bekannt war. Die Volksbewegung für die Einführung der Prügelstrafe macht ersicht¬ lich Fortschritte. Sollte man sie aber menschlicherweise nicht zunächst auf Noheits- und Sittlichkeitsverbrecher, daneben auf Schieberei und Wucherei, beschränken? Das "Berliner Tageblatt" geht im löblichen Eifer gleich zu weit und muß uns schaden bei den Gutgesinnten. Jedenfalls hüten wir uns, ihm auf dem reaktionären Pfade Zu folgen, und warnen Umlerner davor, die mittelalterlichen Anwandlungen des Weltblattes vielleicht noch gar zu übertreiben. Mra Uosss loup obli^a.tur.
Offenherzigkeiten
Offenherzigkeiten
Im Spiele der Wogen.
Jetzt, Deutscher, freu dich des Gewinns! Reichlich ersetzen — ab dafür! — Ahlbeck und Swinemonte und Binz Dir Goldküste und cute Deutschland, ich hab' es immer gesagt, Ist groß, Wenn's mit der Zeitströmung geht. Berratzt, wer mit Deutschland zu spielen wagt, Nun die neue Flagge uns überweht! Statt schwarz-weiß-rot rouZe et noir. Die Kugel klappert im kleinsten Bad. Erst nach der Abfahrt wird jedem klar, Wie viel er an ihm verloren hat. Statt Infant- und Artillerie so beef ?seits cKevÄux boule, Baccarat, Roulette. Das eh'mals verhaßte Volk der Troupiers Besteht aus Croupiers von A bis Z. Und alle Fremden, die abgebrannt, Wenn sie vier Wochen im Reiche sind, Begrüßen es als das einzige Land, Das bei näherer Bekanntschaft gewinnt. Glücksspiel und Klassenstaat waren einmal. Deshalb hat Sachsen voll sittlicher Kraft Die widerwärtige Unmoral Der Klassenlotterie abgeschafft. pandur.
Prügeldemokratie
„Wenn ein grüner Junge sich an der französischen Trikolore vergreift, so braucht man an sich das nicht tragisch zu nehmen. Man soll ihm die Jacke voll¬ hauen und ihn zu Muttern schicken."
So schrieb das „Berliner Tageblatt" über den Schlosserlehrling Krczminskt, als zwar schon eine Belohnung von 10 000 auf des Furchtbaren Kopf ausgesetzt, sein deutschnationaler Name und seine Mitgliedschaft zur U. S. P. aber noch nicht bekannt war. Die Volksbewegung für die Einführung der Prügelstrafe macht ersicht¬ lich Fortschritte. Sollte man sie aber menschlicherweise nicht zunächst auf Noheits- und Sittlichkeitsverbrecher, daneben auf Schieberei und Wucherei, beschränken? Das „Berliner Tageblatt" geht im löblichen Eifer gleich zu weit und muß uns schaden bei den Gutgesinnten. Jedenfalls hüten wir uns, ihm auf dem reaktionären Pfade Zu folgen, und warnen Umlerner davor, die mittelalterlichen Anwandlungen des Weltblattes vielleicht noch gar zu übertreiben. Mra Uosss loup obli^a.tur.
<TEI><text><body><div><divn="1"><pbfacs="#f0251"corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337892"/><fwtype="header"place="top"> Offenherzigkeiten</fw><lb/></div><divn="1"><head> Offenherzigkeiten</head><lb/><lgxml:id="POEMID_13"type="poem"><head> Im Spiele der Wogen.</head><l><lb/>
Jetzt, Deutscher, freu dich des Gewinns!<lb/>
Reichlich ersetzen — ab dafür! —<lb/>
Ahlbeck und Swinemonte und Binz<lb/>
Dir Goldküste und cute<lb/>
Deutschland, ich hab' es immer gesagt,<lb/>
Ist groß, Wenn's mit der Zeitströmung geht.<lb/>
Berratzt, wer mit Deutschland zu spielen wagt,<lb/>
Nun die neue Flagge uns überweht! Statt schwarz-weiß-rot rouZe et noir.<lb/>
Die Kugel klappert im kleinsten Bad.<lb/>
Erst nach der Abfahrt wird jedem klar,<lb/>
Wie viel er an ihm verloren hat.<lb/>
Statt Infant- und Artillerie so beef<lb/>
?seits cKevÄux boule, Baccarat, Roulette.<lb/>
Das eh'mals verhaßte Volk der Troupiers<lb/>
Besteht aus Croupiers von A bis Z.<lb/>
Und alle Fremden, die abgebrannt,<lb/>
Wenn sie vier Wochen im Reiche sind,<lb/>
Begrüßen es als das einzige Land,<lb/>
Das bei näherer Bekanntschaft gewinnt. Glücksspiel und Klassenstaat waren einmal.<lb/>
Deshalb hat Sachsen voll sittlicher Kraft<lb/>
Die widerwärtige Unmoral<lb/>
Der Klassenlotterie abgeschafft. <notetype="byline"> pandur.</note></l></lg><lb/><divn="2"><head> Prügeldemokratie</head><lb/><pxml:id="ID_897">„Wenn ein grüner Junge sich an der französischen Trikolore vergreift, so<lb/>
braucht man an sich das nicht tragisch zu nehmen. Man soll ihm die Jacke voll¬<lb/>
hauen und ihn zu Muttern schicken."</p><lb/><pxml:id="ID_898"> So schrieb das „Berliner Tageblatt" über den Schlosserlehrling Krczminskt,<lb/>
als zwar schon eine Belohnung von 10 000 auf des Furchtbaren Kopf ausgesetzt,<lb/>
sein deutschnationaler Name und seine Mitgliedschaft zur U. S. P. aber noch nicht<lb/>
bekannt war. Die Volksbewegung für die Einführung der Prügelstrafe macht ersicht¬<lb/>
lich Fortschritte. Sollte man sie aber menschlicherweise nicht zunächst auf Noheits-<lb/>
und Sittlichkeitsverbrecher, daneben auf Schieberei und Wucherei, beschränken? Das<lb/>„Berliner Tageblatt" geht im löblichen Eifer gleich zu weit und muß uns schaden<lb/>
bei den Gutgesinnten. Jedenfalls hüten wir uns, ihm auf dem reaktionären Pfade<lb/>
Zu folgen, und warnen Umlerner davor, die mittelalterlichen Anwandlungen des<lb/>
Weltblattes vielleicht noch gar zu übertreiben. Mra Uosss loup obli^a.tur.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[0251]
Offenherzigkeiten
Offenherzigkeiten
Im Spiele der Wogen.
Jetzt, Deutscher, freu dich des Gewinns!
Reichlich ersetzen — ab dafür! —
Ahlbeck und Swinemonte und Binz
Dir Goldküste und cute
Deutschland, ich hab' es immer gesagt,
Ist groß, Wenn's mit der Zeitströmung geht.
Berratzt, wer mit Deutschland zu spielen wagt,
Nun die neue Flagge uns überweht! Statt schwarz-weiß-rot rouZe et noir.
Die Kugel klappert im kleinsten Bad.
Erst nach der Abfahrt wird jedem klar,
Wie viel er an ihm verloren hat.
Statt Infant- und Artillerie so beef
?seits cKevÄux boule, Baccarat, Roulette.
Das eh'mals verhaßte Volk der Troupiers
Besteht aus Croupiers von A bis Z.
Und alle Fremden, die abgebrannt,
Wenn sie vier Wochen im Reiche sind,
Begrüßen es als das einzige Land,
Das bei näherer Bekanntschaft gewinnt. Glücksspiel und Klassenstaat waren einmal.
Deshalb hat Sachsen voll sittlicher Kraft
Die widerwärtige Unmoral
Der Klassenlotterie abgeschafft. pandur.
Prügeldemokratie
„Wenn ein grüner Junge sich an der französischen Trikolore vergreift, so
braucht man an sich das nicht tragisch zu nehmen. Man soll ihm die Jacke voll¬
hauen und ihn zu Muttern schicken."
So schrieb das „Berliner Tageblatt" über den Schlosserlehrling Krczminskt,
als zwar schon eine Belohnung von 10 000 auf des Furchtbaren Kopf ausgesetzt,
sein deutschnationaler Name und seine Mitgliedschaft zur U. S. P. aber noch nicht
bekannt war. Die Volksbewegung für die Einführung der Prügelstrafe macht ersicht¬
lich Fortschritte. Sollte man sie aber menschlicherweise nicht zunächst auf Noheits-
und Sittlichkeitsverbrecher, daneben auf Schieberei und Wucherei, beschränken? Das
„Berliner Tageblatt" geht im löblichen Eifer gleich zu weit und muß uns schaden
bei den Gutgesinnten. Jedenfalls hüten wir uns, ihm auf dem reaktionären Pfade
Zu folgen, und warnen Umlerner davor, die mittelalterlichen Anwandlungen des
Weltblattes vielleicht noch gar zu übertreiben. Mra Uosss loup obli^a.tur.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;
Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/251>, abgerufen am 23.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.