Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


VorberoitunZ auk alle KIa8sen clsr versLm'eäLnen LLkuIsMome
(UmseKuIunZ). Irisbesoriclel's VorböroitunA ani als LmMnZM-,
prima- unä I?Liieprükun^.or. NiekAEÜs

Neuguinea im Weltkrieg
Hauxtmcmn A. Lehrer Aufzeichnungen von

le ersten grauen Lichter des anbrechenden 4. Julitages 1914 leuchten
über den wolkenlosen Himmel. Nur durch energische Zurufe und
Ermunterungen gelang es, die farbigen Soldaten und Träger aus
ihren durchwärmten Erdhütten herauszutreiben und die vor Kälte
schlotternden an die ihnen für den Vortransport der Expeditions-
Insten zugewiesenen Plätze zu führen. Doch als das blutrot aufsteigende,
durch die Nefrnktionswirlung riesengroß scheinende Tagesgestirn über den
diele Hundert Kilometer entfernten Horizont trat und begann, die bis zum
Gipfel bewaldeten, 34--3500 Meter hohen Kuppen der zentralen Wasserscheide
wie seinem Licht zu überziehen und die zwischen 2700 und 3000 Metern hoch
seltenen, von Alpenröschen und Alpenveilchen geschmückten Farn- und Grasflächen
des Chapman-Bergstockes gelb zu färben, da bestrahlte es bereits auch eine lange,
dünne Kette geschäftig hin- und hereilender Gestalten, welche Last für Last dem
Hintermann abnehmend und sie dem Vordermann übergebend, das Expeditionsgut
über die Kamgrasstücken hinweg in das Bambus- und Knüppelholzdickicht des
uninerfeuchteu Mooswaldes nach vorn beförderte.

In wenigen Tagen mußten wir den Nordhang des Chapman-Stockes
hinter uns haben -- und dann waren die Verbindungen nach rückwärts, nach
Aerobe, der nächstgelegenen Negierungsstativn, abgebrochen, und es würde wohl
diele Monate dauern, ehe eine Kunde von uns in die Außenwelt, eine Nachricht
von dieser zu uns drang.

Höher stieg die goldgelb gewordene Sonne, bohrte ihre erwärmenden
Lichtstrahlen, unter deren Einwirkung der die Graslandschaft bedeckende Reis
^isch schmolz, in die Schluchten des zerrissenen Hochgebirges, aus denen zuerst
schneeweiße Wolkcnfctzchen, dann immer dicker werdende Wolkenballen wie empor-
Le>chi)sser in die Höhe gezogen wurden. Bald wird eine blendend weiße Ge-
wölksdecke, auf etwa 2000 Meter Höhe schwebend bleibend, für den Rest des Tages
jeden Einblick in Täter und Schluchten, Ebenen und Mittelgebirge unmöglich
machen.


Glonzbotm II 1L20 5


VorberoitunZ auk alle KIa8sen clsr versLm'eäLnen LLkuIsMome
(UmseKuIunZ). Irisbesoriclel's VorböroitunA ani als LmMnZM-,
prima- unä I?Liieprükun^.or. NiekAEÜs

Neuguinea im Weltkrieg
Hauxtmcmn A. Lehrer Aufzeichnungen von

le ersten grauen Lichter des anbrechenden 4. Julitages 1914 leuchten
über den wolkenlosen Himmel. Nur durch energische Zurufe und
Ermunterungen gelang es, die farbigen Soldaten und Träger aus
ihren durchwärmten Erdhütten herauszutreiben und die vor Kälte
schlotternden an die ihnen für den Vortransport der Expeditions-
Insten zugewiesenen Plätze zu führen. Doch als das blutrot aufsteigende,
durch die Nefrnktionswirlung riesengroß scheinende Tagesgestirn über den
diele Hundert Kilometer entfernten Horizont trat und begann, die bis zum
Gipfel bewaldeten, 34—3500 Meter hohen Kuppen der zentralen Wasserscheide
wie seinem Licht zu überziehen und die zwischen 2700 und 3000 Metern hoch
seltenen, von Alpenröschen und Alpenveilchen geschmückten Farn- und Grasflächen
des Chapman-Bergstockes gelb zu färben, da bestrahlte es bereits auch eine lange,
dünne Kette geschäftig hin- und hereilender Gestalten, welche Last für Last dem
Hintermann abnehmend und sie dem Vordermann übergebend, das Expeditionsgut
über die Kamgrasstücken hinweg in das Bambus- und Knüppelholzdickicht des
uninerfeuchteu Mooswaldes nach vorn beförderte.

In wenigen Tagen mußten wir den Nordhang des Chapman-Stockes
hinter uns haben — und dann waren die Verbindungen nach rückwärts, nach
Aerobe, der nächstgelegenen Negierungsstativn, abgebrochen, und es würde wohl
diele Monate dauern, ehe eine Kunde von uns in die Außenwelt, eine Nachricht
von dieser zu uns drang.

Höher stieg die goldgelb gewordene Sonne, bohrte ihre erwärmenden
Lichtstrahlen, unter deren Einwirkung der die Graslandschaft bedeckende Reis
^isch schmolz, in die Schluchten des zerrissenen Hochgebirges, aus denen zuerst
schneeweiße Wolkcnfctzchen, dann immer dicker werdende Wolkenballen wie empor-
Le>chi)sser in die Höhe gezogen wurden. Bald wird eine blendend weiße Ge-
wölksdecke, auf etwa 2000 Meter Höhe schwebend bleibend, für den Rest des Tages
jeden Einblick in Täter und Schluchten, Ebenen und Mittelgebirge unmöglich
machen.


Glonzbotm II 1L20 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337308"/>
            <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341911_337236/figures/grenzboten_341911_337236_337308_000.jpg"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> VorberoitunZ auk alle KIa8sen clsr versLm'eäLnen LLkuIsMome<lb/>
(UmseKuIunZ). Irisbesoriclel's VorböroitunA ani als LmMnZM-,<lb/>
prima- unä I?Liieprükun^.or. NiekAEÜs</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Neuguinea im Weltkrieg<lb/><note type="byline"> Hauxtmcmn A. Lehrer</note> Aufzeichnungen von </head><lb/>
          <p xml:id="ID_275"> le ersten grauen Lichter des anbrechenden 4. Julitages 1914 leuchten<lb/>
über den wolkenlosen Himmel. Nur durch energische Zurufe und<lb/>
Ermunterungen gelang es, die farbigen Soldaten und Träger aus<lb/>
ihren durchwärmten Erdhütten herauszutreiben und die vor Kälte<lb/>
schlotternden an die ihnen für den Vortransport der Expeditions-<lb/>
Insten zugewiesenen Plätze zu führen. Doch als das blutrot aufsteigende,<lb/>
durch die Nefrnktionswirlung riesengroß scheinende Tagesgestirn über den<lb/>
diele Hundert Kilometer entfernten Horizont trat und begann, die bis zum<lb/>
Gipfel bewaldeten, 34&#x2014;3500 Meter hohen Kuppen der zentralen Wasserscheide<lb/>
wie seinem Licht zu überziehen und die zwischen 2700 und 3000 Metern hoch<lb/>
seltenen, von Alpenröschen und Alpenveilchen geschmückten Farn- und Grasflächen<lb/>
des Chapman-Bergstockes gelb zu färben, da bestrahlte es bereits auch eine lange,<lb/>
dünne Kette geschäftig hin- und hereilender Gestalten, welche Last für Last dem<lb/>
Hintermann abnehmend und sie dem Vordermann übergebend, das Expeditionsgut<lb/>
über die Kamgrasstücken hinweg in das Bambus- und Knüppelholzdickicht des<lb/>
uninerfeuchteu Mooswaldes nach vorn beförderte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_276"> In wenigen Tagen mußten wir den Nordhang des Chapman-Stockes<lb/>
hinter uns haben &#x2014; und dann waren die Verbindungen nach rückwärts, nach<lb/>
Aerobe, der nächstgelegenen Negierungsstativn, abgebrochen, und es würde wohl<lb/>
diele Monate dauern, ehe eine Kunde von uns in die Außenwelt, eine Nachricht<lb/>
von dieser zu uns drang.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_277"> Höher stieg die goldgelb gewordene Sonne, bohrte ihre erwärmenden<lb/>
Lichtstrahlen, unter deren Einwirkung der die Graslandschaft bedeckende Reis<lb/>
^isch schmolz, in die Schluchten des zerrissenen Hochgebirges, aus denen zuerst<lb/>
schneeweiße Wolkcnfctzchen, dann immer dicker werdende Wolkenballen wie empor-<lb/>
Le&gt;chi)sser in die Höhe gezogen wurden. Bald wird eine blendend weiße Ge-<lb/>
wölksdecke, auf etwa 2000 Meter Höhe schwebend bleibend, für den Rest des Tages<lb/>
jeden Einblick in Täter und Schluchten, Ebenen und Mittelgebirge unmöglich<lb/>
machen.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Glonzbotm II 1L20 5</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0071] [Abbildung] VorberoitunZ auk alle KIa8sen clsr versLm'eäLnen LLkuIsMome (UmseKuIunZ). Irisbesoriclel's VorböroitunA ani als LmMnZM-, prima- unä I?Liieprükun^.or. NiekAEÜs Neuguinea im Weltkrieg Hauxtmcmn A. Lehrer Aufzeichnungen von le ersten grauen Lichter des anbrechenden 4. Julitages 1914 leuchten über den wolkenlosen Himmel. Nur durch energische Zurufe und Ermunterungen gelang es, die farbigen Soldaten und Träger aus ihren durchwärmten Erdhütten herauszutreiben und die vor Kälte schlotternden an die ihnen für den Vortransport der Expeditions- Insten zugewiesenen Plätze zu führen. Doch als das blutrot aufsteigende, durch die Nefrnktionswirlung riesengroß scheinende Tagesgestirn über den diele Hundert Kilometer entfernten Horizont trat und begann, die bis zum Gipfel bewaldeten, 34—3500 Meter hohen Kuppen der zentralen Wasserscheide wie seinem Licht zu überziehen und die zwischen 2700 und 3000 Metern hoch seltenen, von Alpenröschen und Alpenveilchen geschmückten Farn- und Grasflächen des Chapman-Bergstockes gelb zu färben, da bestrahlte es bereits auch eine lange, dünne Kette geschäftig hin- und hereilender Gestalten, welche Last für Last dem Hintermann abnehmend und sie dem Vordermann übergebend, das Expeditionsgut über die Kamgrasstücken hinweg in das Bambus- und Knüppelholzdickicht des uninerfeuchteu Mooswaldes nach vorn beförderte. In wenigen Tagen mußten wir den Nordhang des Chapman-Stockes hinter uns haben — und dann waren die Verbindungen nach rückwärts, nach Aerobe, der nächstgelegenen Negierungsstativn, abgebrochen, und es würde wohl diele Monate dauern, ehe eine Kunde von uns in die Außenwelt, eine Nachricht von dieser zu uns drang. Höher stieg die goldgelb gewordene Sonne, bohrte ihre erwärmenden Lichtstrahlen, unter deren Einwirkung der die Graslandschaft bedeckende Reis ^isch schmolz, in die Schluchten des zerrissenen Hochgebirges, aus denen zuerst schneeweiße Wolkcnfctzchen, dann immer dicker werdende Wolkenballen wie empor- Le>chi)sser in die Höhe gezogen wurden. Bald wird eine blendend weiße Ge- wölksdecke, auf etwa 2000 Meter Höhe schwebend bleibend, für den Rest des Tages jeden Einblick in Täter und Schluchten, Ebenen und Mittelgebirge unmöglich machen. Glonzbotm II 1L20 5

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/71
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/71>, abgerufen am 26.06.2024.