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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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einander ausspielen wie nötig ist, um den englischen Einfluß auf festländische
Angelegenheiten zu sichern, im übrigen aber nach Möglichkeit dafür Sorge
tragen, daß der Kontinent sich nicht weiter ruiniert, sondern sich im Gegenteil
innerlich festigt, auf daß England hinfort seine besten Kräfte aus Europas
Säften saugen kann.

Um dieses Ziel zu erreichen, bedient sich England in erster Linie des Völker¬
bundes, in dem es die erste Rolle zu spielen gedenkt. Es ist, zur Bestürzung der
widerstrebenden Franzosen, in den letzten Wochen mehrfach davon die Rede gewesen,
daß der Oberste Rat, also die Entente, aufgelöst werden und daß als Englands
Vertreter im Völkerbund Lloyd George selber fungieren soll. Die bei aller
Franzosenfreundlichkeit der Northcliffepresse, die immerhin auch als Drohung gegen
die Sowjetregierung aufgefaßt werden könnte, immer deutlicher in England hervor¬
tretende Abneigung, sich an die französische Machtpolitik mit ihren beschränkten
Gesichtspunkten zu binden oder an der Ringbildung Frankreich-Belgien-England
teilzunehmen (die neu aufgetauchte Wielingenfrage kann nur ein Schachzug gegen
das sich vorbereitende belgisch-französische Militärbündnis sein, man beginnt
Zeebrügge als französische Kanalbasis zu fürchten), liegen in der gleichen Richtung.
Vor allen Dingen aber wirft der Appell des persischen Außenministers Prinz
Firns ein Helles Licht auf diesen neuen Weg der englischen Politik und auf die
großartig ökonomische Art, mit der England alle Steine des weltpolitischen Schach¬
bretts in Beziehung zu setzen versteht. Es ist der unter englischem Druck in
Persien a6 Iioc eingesetzten persischen Regierung bis jetzt nicht gelungen, das
englisch-persische Abkommen durch ein ordnungsmäßig zusammengekommenes Persisches
Parlament ratifizieren zu lassen. Franzosen und Amerikaner haben seinerzeit
gegen dies Abkommen protestiert, unter dem Vorwand, daß es zu der Völkerbund¬
akte in Widerspruch stände. Jetzt aber appelliert auf englischen Antrieb die
nominelle persische Regierung an den Völkerbund um Schutz gegen den bolschewistischen
Angriff. Das heißt nichts anderes, als daß England den Völkerbund zunächst als
Sturmbock oder Schutzwand gegen den Bolschewismus zu benutzen gedenkt. Zugleich
aber bedeutet es, daß es zwischen Amerika und Sowjetrußland den neuen Gesamt¬
staat Europa zu gründen gedenkt und durch Friedensschluß mit Rußland diesem
neuen Staat die neuen, in Nußland frei werdenden Nahrungssäfte zuzuführen
gedenkt. Beschleunigend haben auf diese Friedensaktion unstreitig Krassins
Verhandlungen mit amerikanischen Vertretern, der Rockefeller- und der Schiff¬
gruppe gewirkt: Amerika darf unter keinen Umständen Fuß in Rußland fassen.
Krassin kennt diesen englischen Gedankengang natürlich sehr gut und benutzt ihn
als einen seiner Haupttrümpfe.

Erschwert werden die Londoner Verhandlungen unstreitig durch das starke
Mißtrauen, das auf beiden Seiten besteht, und durch die Hoffnungen der englischen
(Churchill-Gruppe) und russischen Imperialisten, sowie durch die vorsichtige Taktik,
zu der die theoretisch antikapitalistischen Sowjets gezwungen sind, und die erst
unlängst eine Verleugnung der Krassinschen Vollmachten nötig machte. Versteckte
Drohungen, taktisches Zögern, militärische Vorstöße (englischerseits die Beschießung
russischer Städte durch die englische Schwarzmeerflotte und Unterstützung Wrangels
in der Krim, der vor einigen Wochen noch den Frieden offiziell vermitteln sollte)
und beruhigende Erklärungen wechseln sich auf beiden Seiten ab, doch kann man
mit ziemlicher Bestimmtheit, falls nicht eine zu rasche Entwicklung der türkischen
Frage die Lage kompliziert, auf baldige Ergebnisse der Verhandlungen hoffen, da,
wie gesagt, beide Gegner ein Interesse daran haben.

Die übrige europäische Politik Englands aber arbeitet augenscheinlich
an der Zusammenschließung Europas. Mit allen Mitteln versucht man eine
Bolschewisierung Deutschlands zu verhindern, englischer Widerstand hat die
Franzosen zur Räumung Frankfurts gezwungen, und immer energischer werden die
vom französischen Standpunkt vielleicht begreiflichen, praktisch jedoch völlig
phantastischen französischen Ersatzforderungen eingeschränkt.


Weltspiegel

einander ausspielen wie nötig ist, um den englischen Einfluß auf festländische
Angelegenheiten zu sichern, im übrigen aber nach Möglichkeit dafür Sorge
tragen, daß der Kontinent sich nicht weiter ruiniert, sondern sich im Gegenteil
innerlich festigt, auf daß England hinfort seine besten Kräfte aus Europas
Säften saugen kann.

Um dieses Ziel zu erreichen, bedient sich England in erster Linie des Völker¬
bundes, in dem es die erste Rolle zu spielen gedenkt. Es ist, zur Bestürzung der
widerstrebenden Franzosen, in den letzten Wochen mehrfach davon die Rede gewesen,
daß der Oberste Rat, also die Entente, aufgelöst werden und daß als Englands
Vertreter im Völkerbund Lloyd George selber fungieren soll. Die bei aller
Franzosenfreundlichkeit der Northcliffepresse, die immerhin auch als Drohung gegen
die Sowjetregierung aufgefaßt werden könnte, immer deutlicher in England hervor¬
tretende Abneigung, sich an die französische Machtpolitik mit ihren beschränkten
Gesichtspunkten zu binden oder an der Ringbildung Frankreich-Belgien-England
teilzunehmen (die neu aufgetauchte Wielingenfrage kann nur ein Schachzug gegen
das sich vorbereitende belgisch-französische Militärbündnis sein, man beginnt
Zeebrügge als französische Kanalbasis zu fürchten), liegen in der gleichen Richtung.
Vor allen Dingen aber wirft der Appell des persischen Außenministers Prinz
Firns ein Helles Licht auf diesen neuen Weg der englischen Politik und auf die
großartig ökonomische Art, mit der England alle Steine des weltpolitischen Schach¬
bretts in Beziehung zu setzen versteht. Es ist der unter englischem Druck in
Persien a6 Iioc eingesetzten persischen Regierung bis jetzt nicht gelungen, das
englisch-persische Abkommen durch ein ordnungsmäßig zusammengekommenes Persisches
Parlament ratifizieren zu lassen. Franzosen und Amerikaner haben seinerzeit
gegen dies Abkommen protestiert, unter dem Vorwand, daß es zu der Völkerbund¬
akte in Widerspruch stände. Jetzt aber appelliert auf englischen Antrieb die
nominelle persische Regierung an den Völkerbund um Schutz gegen den bolschewistischen
Angriff. Das heißt nichts anderes, als daß England den Völkerbund zunächst als
Sturmbock oder Schutzwand gegen den Bolschewismus zu benutzen gedenkt. Zugleich
aber bedeutet es, daß es zwischen Amerika und Sowjetrußland den neuen Gesamt¬
staat Europa zu gründen gedenkt und durch Friedensschluß mit Rußland diesem
neuen Staat die neuen, in Nußland frei werdenden Nahrungssäfte zuzuführen
gedenkt. Beschleunigend haben auf diese Friedensaktion unstreitig Krassins
Verhandlungen mit amerikanischen Vertretern, der Rockefeller- und der Schiff¬
gruppe gewirkt: Amerika darf unter keinen Umständen Fuß in Rußland fassen.
Krassin kennt diesen englischen Gedankengang natürlich sehr gut und benutzt ihn
als einen seiner Haupttrümpfe.

Erschwert werden die Londoner Verhandlungen unstreitig durch das starke
Mißtrauen, das auf beiden Seiten besteht, und durch die Hoffnungen der englischen
(Churchill-Gruppe) und russischen Imperialisten, sowie durch die vorsichtige Taktik,
zu der die theoretisch antikapitalistischen Sowjets gezwungen sind, und die erst
unlängst eine Verleugnung der Krassinschen Vollmachten nötig machte. Versteckte
Drohungen, taktisches Zögern, militärische Vorstöße (englischerseits die Beschießung
russischer Städte durch die englische Schwarzmeerflotte und Unterstützung Wrangels
in der Krim, der vor einigen Wochen noch den Frieden offiziell vermitteln sollte)
und beruhigende Erklärungen wechseln sich auf beiden Seiten ab, doch kann man
mit ziemlicher Bestimmtheit, falls nicht eine zu rasche Entwicklung der türkischen
Frage die Lage kompliziert, auf baldige Ergebnisse der Verhandlungen hoffen, da,
wie gesagt, beide Gegner ein Interesse daran haben.

Die übrige europäische Politik Englands aber arbeitet augenscheinlich
an der Zusammenschließung Europas. Mit allen Mitteln versucht man eine
Bolschewisierung Deutschlands zu verhindern, englischer Widerstand hat die
Franzosen zur Räumung Frankfurts gezwungen, und immer energischer werden die
vom französischen Standpunkt vielleicht begreiflichen, praktisch jedoch völlig
phantastischen französischen Ersatzforderungen eingeschränkt.


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[0390] Weltspiegel einander ausspielen wie nötig ist, um den englischen Einfluß auf festländische Angelegenheiten zu sichern, im übrigen aber nach Möglichkeit dafür Sorge tragen, daß der Kontinent sich nicht weiter ruiniert, sondern sich im Gegenteil innerlich festigt, auf daß England hinfort seine besten Kräfte aus Europas Säften saugen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, bedient sich England in erster Linie des Völker¬ bundes, in dem es die erste Rolle zu spielen gedenkt. Es ist, zur Bestürzung der widerstrebenden Franzosen, in den letzten Wochen mehrfach davon die Rede gewesen, daß der Oberste Rat, also die Entente, aufgelöst werden und daß als Englands Vertreter im Völkerbund Lloyd George selber fungieren soll. Die bei aller Franzosenfreundlichkeit der Northcliffepresse, die immerhin auch als Drohung gegen die Sowjetregierung aufgefaßt werden könnte, immer deutlicher in England hervor¬ tretende Abneigung, sich an die französische Machtpolitik mit ihren beschränkten Gesichtspunkten zu binden oder an der Ringbildung Frankreich-Belgien-England teilzunehmen (die neu aufgetauchte Wielingenfrage kann nur ein Schachzug gegen das sich vorbereitende belgisch-französische Militärbündnis sein, man beginnt Zeebrügge als französische Kanalbasis zu fürchten), liegen in der gleichen Richtung. Vor allen Dingen aber wirft der Appell des persischen Außenministers Prinz Firns ein Helles Licht auf diesen neuen Weg der englischen Politik und auf die großartig ökonomische Art, mit der England alle Steine des weltpolitischen Schach¬ bretts in Beziehung zu setzen versteht. Es ist der unter englischem Druck in Persien a6 Iioc eingesetzten persischen Regierung bis jetzt nicht gelungen, das englisch-persische Abkommen durch ein ordnungsmäßig zusammengekommenes Persisches Parlament ratifizieren zu lassen. Franzosen und Amerikaner haben seinerzeit gegen dies Abkommen protestiert, unter dem Vorwand, daß es zu der Völkerbund¬ akte in Widerspruch stände. Jetzt aber appelliert auf englischen Antrieb die nominelle persische Regierung an den Völkerbund um Schutz gegen den bolschewistischen Angriff. Das heißt nichts anderes, als daß England den Völkerbund zunächst als Sturmbock oder Schutzwand gegen den Bolschewismus zu benutzen gedenkt. Zugleich aber bedeutet es, daß es zwischen Amerika und Sowjetrußland den neuen Gesamt¬ staat Europa zu gründen gedenkt und durch Friedensschluß mit Rußland diesem neuen Staat die neuen, in Nußland frei werdenden Nahrungssäfte zuzuführen gedenkt. Beschleunigend haben auf diese Friedensaktion unstreitig Krassins Verhandlungen mit amerikanischen Vertretern, der Rockefeller- und der Schiff¬ gruppe gewirkt: Amerika darf unter keinen Umständen Fuß in Rußland fassen. Krassin kennt diesen englischen Gedankengang natürlich sehr gut und benutzt ihn als einen seiner Haupttrümpfe. Erschwert werden die Londoner Verhandlungen unstreitig durch das starke Mißtrauen, das auf beiden Seiten besteht, und durch die Hoffnungen der englischen (Churchill-Gruppe) und russischen Imperialisten, sowie durch die vorsichtige Taktik, zu der die theoretisch antikapitalistischen Sowjets gezwungen sind, und die erst unlängst eine Verleugnung der Krassinschen Vollmachten nötig machte. Versteckte Drohungen, taktisches Zögern, militärische Vorstöße (englischerseits die Beschießung russischer Städte durch die englische Schwarzmeerflotte und Unterstützung Wrangels in der Krim, der vor einigen Wochen noch den Frieden offiziell vermitteln sollte) und beruhigende Erklärungen wechseln sich auf beiden Seiten ab, doch kann man mit ziemlicher Bestimmtheit, falls nicht eine zu rasche Entwicklung der türkischen Frage die Lage kompliziert, auf baldige Ergebnisse der Verhandlungen hoffen, da, wie gesagt, beide Gegner ein Interesse daran haben. Die übrige europäische Politik Englands aber arbeitet augenscheinlich an der Zusammenschließung Europas. Mit allen Mitteln versucht man eine Bolschewisierung Deutschlands zu verhindern, englischer Widerstand hat die Franzosen zur Räumung Frankfurts gezwungen, und immer energischer werden die vom französischen Standpunkt vielleicht begreiflichen, praktisch jedoch völlig phantastischen französischen Ersatzforderungen eingeschränkt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/390>, abgerufen am 02.07.2024.