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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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kann. Die Demokraten also, um mit diesen zu beginnen, sind noch immer sehr
stark belastet durch ihre Wahlniederlage Ende 1918 und dadurch daß sie die
Partei Wilsons sind, dessen Politik, wie auch in Amerika aus den verschiedensten
Gründen zugegeben wird, Schiffbruch gelitten hat. Außerdem wird die Aufstellung
von Kandidaten von ihrer Seite dadurch nicht unwesentlich erschwert, daß Wilson,
über dessen Krankheit augenscheinlich niemand etwas Genaues weiß, sich noch
immer nicht mit Bestimmtheit darüber geäußert hat, ob er zum dritten Male,
kandidieren will oder nicht. Sehr günstig sind seine Aussichten natürlich keines¬
wegs, aber das waren sie auch das erste und zweite Mal nicht und, wenn sein
Gesundheitszustand es irgend zuläßt, ist es immerhin nicht ausgeschlossen, daß
er, der ja mehrfach gerade in Fragen von untergeordneter Bedeutung eine
ungesunde Hartnäckigkeit an den Tag gelegt hat, das aufregende Spiel der
Präsidentenwahl zum dritten Mal wagen wird. Ihm am nächsten steht sein
Schwiegersohn Me Adoo, der sich während des Krieges als überaus zäher Arbeiter
erwiesen hat und ausgesprochene fortschrittliche Ansichten namentlich auf dem
Gebiet der Arbeiterrechte besitzt. Neben ihm tritt, wenn wir Lcmsing, den
Gouverneur Cox und einige andere beiseite lassen wollen, besonders der durch
seine zum Teil indianische Abstammung berühmte Senator Rov. L. Owen. der
Präsident der rational populär Qovernmcmt I^oaZue, hervor, der für direkte
Senatorenwahl, Ausdehnung des Referendums, für Einschränkung der Kredite
für unproduktive Zwecke (bloße Spekulation in Waren und Grundbesitz), für
Verstaatlichung der öffentlichen Einrichtungen, Reduzierung der Steuern, verlang'
sante Tilgung der Kriegsschulden und Herabsetzung des Zinsfußes für Eisenbahn-
kredite eintritt. Außer ihm kommen noch in Betracht der Quäker Palmer. ein
Pazifist mit großen praktischen Einsichten, der für Annahme des Friedensverti a^es
mit lediglich imerpretatorisehen Vorbehalten ist, und der häufig mit Me Kinley
verglichene Harding, von dem besonders die durch Wilsons diktatorische Allüren
erschreckten Altkonsecvativen eine Rückkehr zu den alten konstitutionellen Verkehrs-
sitten erhoffen aus den Zeiten, da ein Senator ohne iveiteres ins Weiße Hous
ging, um dem Präsidenten mit altväterisch besorgter Miene seine Sonderwünsche
oder Weltverbesserungspläne darzulegen. Harding ist als guter Redner und
starker Gegner der Progresfisten Noosevellscher Färbung bekannt und tritt für
unveränderte Aufrechterhaltung der Momoedoktrin, aber auch für eine starke
Rüstung zu Wasser und zu Lande ein. Bryan, dem sein unbedingtes Festhalten
an der Alkoholgegnersihnft geschadet hat, ist ganz in den Hintergrund getreten.

In erster Reihe der republikanischen Kandidaten stand bis vor kurzem noch,
ehe die "New Aork World" ihre Veröffentlichung über den plutormtischeu Charakter
seines Wahlfonds brachte, der Generalmajor Wood, berühmt durch seine glänzende
Verwaltungstätigkeit in Cuba und auf den Philippinen. Wood vertritt eine
star'e und energische amerikanische Politik. Sein Grundsatz ist: "IXvt one clollar
for rsnsom. but millions lor resous.- Da man aber in letzter Zeit in Amerika
auf Giund der Vorgänge in Europa gegen alles Militärische sehr mißtrauisch
geworden ist, sind seine Aussichten in starkem Maße bedroht von Hirarn Johnson,
bekannt als einer der führenden Vertragsgegner im Senat. Als die Wahlkampagne
begann, unterstützten ihn gewisse einflußreiche konservative Republikaner, nicht um
seiner selbst willen, sondern in der Hoffnung, Wood zu schwächen. Johnson hat durch
die hervorragende Rolle, die er in der Nooseveltpartei gespielt hat, die Progresfisten,
durch seine scharfe, jedem.Kompromiß abgeneigte Gegnerschaft gegen Friedensvertrag
und Völkerbund den mittleren und weiten Westen, die sich mehr für wirtschaftliche
als für europäische Fragen interessieren, für sich. Er ist es, der Wilson gezwungen
hat. die amerikanischen Truppen von Archangelsk zurückzuziehen. Er hat aber
infolge seines streitbaren Vorgehens als Gouverneur von Kalifornien gegen die
Privilegien der Süd Pazifik-Bahn die Finanzleute gegen sich, doch soll der seiner¬
seits von Senator Penrose, dem Führer der Alten Garde im Senat vorgeschobene
Senator Knox, der im Westen wegen seiner engen Verbindung mit den großen
Verbänden und seiner zu konservativen Stimmung unpopulär ist, ihm seine Unter-


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kann. Die Demokraten also, um mit diesen zu beginnen, sind noch immer sehr
stark belastet durch ihre Wahlniederlage Ende 1918 und dadurch daß sie die
Partei Wilsons sind, dessen Politik, wie auch in Amerika aus den verschiedensten
Gründen zugegeben wird, Schiffbruch gelitten hat. Außerdem wird die Aufstellung
von Kandidaten von ihrer Seite dadurch nicht unwesentlich erschwert, daß Wilson,
über dessen Krankheit augenscheinlich niemand etwas Genaues weiß, sich noch
immer nicht mit Bestimmtheit darüber geäußert hat, ob er zum dritten Male,
kandidieren will oder nicht. Sehr günstig sind seine Aussichten natürlich keines¬
wegs, aber das waren sie auch das erste und zweite Mal nicht und, wenn sein
Gesundheitszustand es irgend zuläßt, ist es immerhin nicht ausgeschlossen, daß
er, der ja mehrfach gerade in Fragen von untergeordneter Bedeutung eine
ungesunde Hartnäckigkeit an den Tag gelegt hat, das aufregende Spiel der
Präsidentenwahl zum dritten Mal wagen wird. Ihm am nächsten steht sein
Schwiegersohn Me Adoo, der sich während des Krieges als überaus zäher Arbeiter
erwiesen hat und ausgesprochene fortschrittliche Ansichten namentlich auf dem
Gebiet der Arbeiterrechte besitzt. Neben ihm tritt, wenn wir Lcmsing, den
Gouverneur Cox und einige andere beiseite lassen wollen, besonders der durch
seine zum Teil indianische Abstammung berühmte Senator Rov. L. Owen. der
Präsident der rational populär Qovernmcmt I^oaZue, hervor, der für direkte
Senatorenwahl, Ausdehnung des Referendums, für Einschränkung der Kredite
für unproduktive Zwecke (bloße Spekulation in Waren und Grundbesitz), für
Verstaatlichung der öffentlichen Einrichtungen, Reduzierung der Steuern, verlang'
sante Tilgung der Kriegsschulden und Herabsetzung des Zinsfußes für Eisenbahn-
kredite eintritt. Außer ihm kommen noch in Betracht der Quäker Palmer. ein
Pazifist mit großen praktischen Einsichten, der für Annahme des Friedensverti a^es
mit lediglich imerpretatorisehen Vorbehalten ist, und der häufig mit Me Kinley
verglichene Harding, von dem besonders die durch Wilsons diktatorische Allüren
erschreckten Altkonsecvativen eine Rückkehr zu den alten konstitutionellen Verkehrs-
sitten erhoffen aus den Zeiten, da ein Senator ohne iveiteres ins Weiße Hous
ging, um dem Präsidenten mit altväterisch besorgter Miene seine Sonderwünsche
oder Weltverbesserungspläne darzulegen. Harding ist als guter Redner und
starker Gegner der Progresfisten Noosevellscher Färbung bekannt und tritt für
unveränderte Aufrechterhaltung der Momoedoktrin, aber auch für eine starke
Rüstung zu Wasser und zu Lande ein. Bryan, dem sein unbedingtes Festhalten
an der Alkoholgegnersihnft geschadet hat, ist ganz in den Hintergrund getreten.

In erster Reihe der republikanischen Kandidaten stand bis vor kurzem noch,
ehe die „New Aork World" ihre Veröffentlichung über den plutormtischeu Charakter
seines Wahlfonds brachte, der Generalmajor Wood, berühmt durch seine glänzende
Verwaltungstätigkeit in Cuba und auf den Philippinen. Wood vertritt eine
star'e und energische amerikanische Politik. Sein Grundsatz ist: „IXvt one clollar
for rsnsom. but millions lor resous.- Da man aber in letzter Zeit in Amerika
auf Giund der Vorgänge in Europa gegen alles Militärische sehr mißtrauisch
geworden ist, sind seine Aussichten in starkem Maße bedroht von Hirarn Johnson,
bekannt als einer der führenden Vertragsgegner im Senat. Als die Wahlkampagne
begann, unterstützten ihn gewisse einflußreiche konservative Republikaner, nicht um
seiner selbst willen, sondern in der Hoffnung, Wood zu schwächen. Johnson hat durch
die hervorragende Rolle, die er in der Nooseveltpartei gespielt hat, die Progresfisten,
durch seine scharfe, jedem.Kompromiß abgeneigte Gegnerschaft gegen Friedensvertrag
und Völkerbund den mittleren und weiten Westen, die sich mehr für wirtschaftliche
als für europäische Fragen interessieren, für sich. Er ist es, der Wilson gezwungen
hat. die amerikanischen Truppen von Archangelsk zurückzuziehen. Er hat aber
infolge seines streitbaren Vorgehens als Gouverneur von Kalifornien gegen die
Privilegien der Süd Pazifik-Bahn die Finanzleute gegen sich, doch soll der seiner¬
seits von Senator Penrose, dem Führer der Alten Garde im Senat vorgeschobene
Senator Knox, der im Westen wegen seiner engen Verbindung mit den großen
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[0276] lveltspiegel kann. Die Demokraten also, um mit diesen zu beginnen, sind noch immer sehr stark belastet durch ihre Wahlniederlage Ende 1918 und dadurch daß sie die Partei Wilsons sind, dessen Politik, wie auch in Amerika aus den verschiedensten Gründen zugegeben wird, Schiffbruch gelitten hat. Außerdem wird die Aufstellung von Kandidaten von ihrer Seite dadurch nicht unwesentlich erschwert, daß Wilson, über dessen Krankheit augenscheinlich niemand etwas Genaues weiß, sich noch immer nicht mit Bestimmtheit darüber geäußert hat, ob er zum dritten Male, kandidieren will oder nicht. Sehr günstig sind seine Aussichten natürlich keines¬ wegs, aber das waren sie auch das erste und zweite Mal nicht und, wenn sein Gesundheitszustand es irgend zuläßt, ist es immerhin nicht ausgeschlossen, daß er, der ja mehrfach gerade in Fragen von untergeordneter Bedeutung eine ungesunde Hartnäckigkeit an den Tag gelegt hat, das aufregende Spiel der Präsidentenwahl zum dritten Mal wagen wird. Ihm am nächsten steht sein Schwiegersohn Me Adoo, der sich während des Krieges als überaus zäher Arbeiter erwiesen hat und ausgesprochene fortschrittliche Ansichten namentlich auf dem Gebiet der Arbeiterrechte besitzt. Neben ihm tritt, wenn wir Lcmsing, den Gouverneur Cox und einige andere beiseite lassen wollen, besonders der durch seine zum Teil indianische Abstammung berühmte Senator Rov. L. Owen. der Präsident der rational populär Qovernmcmt I^oaZue, hervor, der für direkte Senatorenwahl, Ausdehnung des Referendums, für Einschränkung der Kredite für unproduktive Zwecke (bloße Spekulation in Waren und Grundbesitz), für Verstaatlichung der öffentlichen Einrichtungen, Reduzierung der Steuern, verlang' sante Tilgung der Kriegsschulden und Herabsetzung des Zinsfußes für Eisenbahn- kredite eintritt. Außer ihm kommen noch in Betracht der Quäker Palmer. ein Pazifist mit großen praktischen Einsichten, der für Annahme des Friedensverti a^es mit lediglich imerpretatorisehen Vorbehalten ist, und der häufig mit Me Kinley verglichene Harding, von dem besonders die durch Wilsons diktatorische Allüren erschreckten Altkonsecvativen eine Rückkehr zu den alten konstitutionellen Verkehrs- sitten erhoffen aus den Zeiten, da ein Senator ohne iveiteres ins Weiße Hous ging, um dem Präsidenten mit altväterisch besorgter Miene seine Sonderwünsche oder Weltverbesserungspläne darzulegen. Harding ist als guter Redner und starker Gegner der Progresfisten Noosevellscher Färbung bekannt und tritt für unveränderte Aufrechterhaltung der Momoedoktrin, aber auch für eine starke Rüstung zu Wasser und zu Lande ein. Bryan, dem sein unbedingtes Festhalten an der Alkoholgegnersihnft geschadet hat, ist ganz in den Hintergrund getreten. In erster Reihe der republikanischen Kandidaten stand bis vor kurzem noch, ehe die „New Aork World" ihre Veröffentlichung über den plutormtischeu Charakter seines Wahlfonds brachte, der Generalmajor Wood, berühmt durch seine glänzende Verwaltungstätigkeit in Cuba und auf den Philippinen. Wood vertritt eine star'e und energische amerikanische Politik. Sein Grundsatz ist: „IXvt one clollar for rsnsom. but millions lor resous.- Da man aber in letzter Zeit in Amerika auf Giund der Vorgänge in Europa gegen alles Militärische sehr mißtrauisch geworden ist, sind seine Aussichten in starkem Maße bedroht von Hirarn Johnson, bekannt als einer der führenden Vertragsgegner im Senat. Als die Wahlkampagne begann, unterstützten ihn gewisse einflußreiche konservative Republikaner, nicht um seiner selbst willen, sondern in der Hoffnung, Wood zu schwächen. Johnson hat durch die hervorragende Rolle, die er in der Nooseveltpartei gespielt hat, die Progresfisten, durch seine scharfe, jedem.Kompromiß abgeneigte Gegnerschaft gegen Friedensvertrag und Völkerbund den mittleren und weiten Westen, die sich mehr für wirtschaftliche als für europäische Fragen interessieren, für sich. Er ist es, der Wilson gezwungen hat. die amerikanischen Truppen von Archangelsk zurückzuziehen. Er hat aber infolge seines streitbaren Vorgehens als Gouverneur von Kalifornien gegen die Privilegien der Süd Pazifik-Bahn die Finanzleute gegen sich, doch soll der seiner¬ seits von Senator Penrose, dem Führer der Alten Garde im Senat vorgeschobene Senator Knox, der im Westen wegen seiner engen Verbindung mit den großen Verbänden und seiner zu konservativen Stimmung unpopulär ist, ihm seine Unter-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/276>, abgerufen am 02.07.2024.