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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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romanischen Staaten. Nach Mitteilungen der "Metallarbeiter-Zeitung" vom
17. Januar 1920 beispielsweise schwankte in Belgien, und zwar in Brüssel, im
Maschinenbau der vertragliche Mindeststundenlohn der vollwertigen Arbeiter
zwischen 1,25 und 1,60 Franken. Demgegenüber bewegten sich in Deutschland
zu derselben Zeit die Löhne der entsprechenden Arbeiterkategorie schon zwischen
2,60 und 4.20 Mark.

Verweilen wir nun etwas bei den Lebensmittelpreisen. Die "Labour
Gazette" (Heft 12, 1919) veranschaulicht in einer interessanten Zusammenstellung
die Teuerung in verschiedenen Ländern. Die Aufstellung gibt die Steigerung
verglichen mit den Preisen im Juli 1914; doch ist weder der Endzeitpunkt noch
die Berechnungsweise ganz einheitlich. Die Vereinigten Staaten von Nord¬
amerika erreichten im Oktober 1919 eine Verteuerung um 84 Prozent, Kanada
im November 1919 um 92 Prozent. Für Holland, und zwar für Amsterdam,
ist im Oktober 1919 die Verdoppelung der Preise nur wenig überschritten
<104 Prozent). In Dänemark stellte sich die Preiserhöhung gegen Juli 1914
im Juli 1919 auf 112 Prozent. Sie betrug in Italien, und zwar in Rom, im
Oktober 1918 141 Prozent (zum Unterschied von Mailand im Oktober 1918 mit
einer Verteuerung um 243 Prozent) und nach einer Feststellung für 43 italienische
Städte für April 1919 181 Prozent. In Großbritannien stellte sich die Ver-
teuerung im Dezember 1919 auf 134 Prozent, in der Schweiz im September
1919 auf 141 Prozent, in Paris auf 180 Prozent im November 1919 und in
anderen Städten Frankreichs im September 1919 auf 183 Prozent. In Nor¬
wegen ist fast eine Verdreifachung der Preise festzustellen (im September 1919
um 198 Prozent). In Schweden stellt sich die Steigerung im Oktober 1918
schon auf 207 Prozent, in Belgien, und zwar in Brüssel, im August 1919 auf
261 Prozent, in Antwerpen im Oktober 1919 auf 306 Prozent. Die nach¬
stehende -- der "Deutschen Tageszeitung" entnommene -- Aufstellung zeigt eine
Preissteigerung der wichtigsten Lebensmittel in Berlin bezw. in Brandenburg:

Preise per Kilogramm in Pfennigen
Jahresdurchschnitt Oktober Januar
1913 1913 1920
Roggenbrod................23,9 S3,3 117.S
Kartoffeln................ 7 20 60
Zucker..................44 99 280
'
Rindfleisch (Brust).............173 440 950
Milch (pro Liter ............. 24 48 84
Butter .................272 1200 2800

Diese Aufstellung zeigt u. a. die starke Preissteigerung nach der Revolution.
In einem Nevolutionsjahre sind die Preise erheblicher in die Höhe gegangen als
im kaiserlichen Deutschland während der ganzen langen Kriegszeit. Dieser er-
neuten Preissteigerung steht nun in Deutschland der rapide Hochgang der Ar¬
beitslöhne, der vielfach die Steigerung der Lebensmittelpreise noch übertrifft,
gegenüber. Jede Preissteigerung erzeugte auf der Stelle eine neue Lohnbewegung.
Man nehme nur beispielsweise die Lohnbewegung der Berliner Arbeiter vom
Dezember 1919 und Januar 1920. Man hatte hier ausgerechnet, daß die Teue¬
rung der rationierten Lebensmittel (Brot und Kartoffeln) pro Kopf und Woche
ungefähr 1,50 Mark (genau 1,23 Mark) ausmachte. Die Hirsch - Dunckerschen
Gewerkvereine entschlossen sich darum, an die Arbeitgeber eine Forderung von
2 bis 3 Mark pro Kops und Woche zu richten. Anders die freien Gewerkschaften
von Groß-Berlin. Sie beschlossen am 2. Januar 1920, an die Arbeitgeber eine
Forderung in Höhe von 25 Mark ab 1. Januar 1920 pro Kopf und Woche als
Minimum zu stellen.

Die Folge der ständigen Lohntreibereien in Verbindung mit dem ebenfalls
ständigen Rückgang der Arbeitsleistung ist der völlige Ruin Deutschlands und seines
Wirtschaftslebens. An eine Konkurrenzfähigkeit der deutschen industriellen Pro¬
duktion auf dem Weltmarkt ist heute gar nicht mehr zu denken. So stellten sich
beispielsweise schon im Februar 1919 die englischen Eisen- und Stahlpreise, die


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romanischen Staaten. Nach Mitteilungen der „Metallarbeiter-Zeitung" vom
17. Januar 1920 beispielsweise schwankte in Belgien, und zwar in Brüssel, im
Maschinenbau der vertragliche Mindeststundenlohn der vollwertigen Arbeiter
zwischen 1,25 und 1,60 Franken. Demgegenüber bewegten sich in Deutschland
zu derselben Zeit die Löhne der entsprechenden Arbeiterkategorie schon zwischen
2,60 und 4.20 Mark.

Verweilen wir nun etwas bei den Lebensmittelpreisen. Die „Labour
Gazette" (Heft 12, 1919) veranschaulicht in einer interessanten Zusammenstellung
die Teuerung in verschiedenen Ländern. Die Aufstellung gibt die Steigerung
verglichen mit den Preisen im Juli 1914; doch ist weder der Endzeitpunkt noch
die Berechnungsweise ganz einheitlich. Die Vereinigten Staaten von Nord¬
amerika erreichten im Oktober 1919 eine Verteuerung um 84 Prozent, Kanada
im November 1919 um 92 Prozent. Für Holland, und zwar für Amsterdam,
ist im Oktober 1919 die Verdoppelung der Preise nur wenig überschritten
<104 Prozent). In Dänemark stellte sich die Preiserhöhung gegen Juli 1914
im Juli 1919 auf 112 Prozent. Sie betrug in Italien, und zwar in Rom, im
Oktober 1918 141 Prozent (zum Unterschied von Mailand im Oktober 1918 mit
einer Verteuerung um 243 Prozent) und nach einer Feststellung für 43 italienische
Städte für April 1919 181 Prozent. In Großbritannien stellte sich die Ver-
teuerung im Dezember 1919 auf 134 Prozent, in der Schweiz im September
1919 auf 141 Prozent, in Paris auf 180 Prozent im November 1919 und in
anderen Städten Frankreichs im September 1919 auf 183 Prozent. In Nor¬
wegen ist fast eine Verdreifachung der Preise festzustellen (im September 1919
um 198 Prozent). In Schweden stellt sich die Steigerung im Oktober 1918
schon auf 207 Prozent, in Belgien, und zwar in Brüssel, im August 1919 auf
261 Prozent, in Antwerpen im Oktober 1919 auf 306 Prozent. Die nach¬
stehende — der „Deutschen Tageszeitung" entnommene — Aufstellung zeigt eine
Preissteigerung der wichtigsten Lebensmittel in Berlin bezw. in Brandenburg:

Preise per Kilogramm in Pfennigen
Jahresdurchschnitt Oktober Januar
1913 1913 1920
Roggenbrod................23,9 S3,3 117.S
Kartoffeln................ 7 20 60
Zucker..................44 99 280
'
Rindfleisch (Brust).............173 440 950
Milch (pro Liter ............. 24 48 84
Butter .................272 1200 2800

Diese Aufstellung zeigt u. a. die starke Preissteigerung nach der Revolution.
In einem Nevolutionsjahre sind die Preise erheblicher in die Höhe gegangen als
im kaiserlichen Deutschland während der ganzen langen Kriegszeit. Dieser er-
neuten Preissteigerung steht nun in Deutschland der rapide Hochgang der Ar¬
beitslöhne, der vielfach die Steigerung der Lebensmittelpreise noch übertrifft,
gegenüber. Jede Preissteigerung erzeugte auf der Stelle eine neue Lohnbewegung.
Man nehme nur beispielsweise die Lohnbewegung der Berliner Arbeiter vom
Dezember 1919 und Januar 1920. Man hatte hier ausgerechnet, daß die Teue¬
rung der rationierten Lebensmittel (Brot und Kartoffeln) pro Kopf und Woche
ungefähr 1,50 Mark (genau 1,23 Mark) ausmachte. Die Hirsch - Dunckerschen
Gewerkvereine entschlossen sich darum, an die Arbeitgeber eine Forderung von
2 bis 3 Mark pro Kops und Woche zu richten. Anders die freien Gewerkschaften
von Groß-Berlin. Sie beschlossen am 2. Januar 1920, an die Arbeitgeber eine
Forderung in Höhe von 25 Mark ab 1. Januar 1920 pro Kopf und Woche als
Minimum zu stellen.

Die Folge der ständigen Lohntreibereien in Verbindung mit dem ebenfalls
ständigen Rückgang der Arbeitsleistung ist der völlige Ruin Deutschlands und seines
Wirtschaftslebens. An eine Konkurrenzfähigkeit der deutschen industriellen Pro¬
duktion auf dem Weltmarkt ist heute gar nicht mehr zu denken. So stellten sich
beispielsweise schon im Februar 1919 die englischen Eisen- und Stahlpreise, die


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[0207] Virtschaftsspiegel romanischen Staaten. Nach Mitteilungen der „Metallarbeiter-Zeitung" vom 17. Januar 1920 beispielsweise schwankte in Belgien, und zwar in Brüssel, im Maschinenbau der vertragliche Mindeststundenlohn der vollwertigen Arbeiter zwischen 1,25 und 1,60 Franken. Demgegenüber bewegten sich in Deutschland zu derselben Zeit die Löhne der entsprechenden Arbeiterkategorie schon zwischen 2,60 und 4.20 Mark. Verweilen wir nun etwas bei den Lebensmittelpreisen. Die „Labour Gazette" (Heft 12, 1919) veranschaulicht in einer interessanten Zusammenstellung die Teuerung in verschiedenen Ländern. Die Aufstellung gibt die Steigerung verglichen mit den Preisen im Juli 1914; doch ist weder der Endzeitpunkt noch die Berechnungsweise ganz einheitlich. Die Vereinigten Staaten von Nord¬ amerika erreichten im Oktober 1919 eine Verteuerung um 84 Prozent, Kanada im November 1919 um 92 Prozent. Für Holland, und zwar für Amsterdam, ist im Oktober 1919 die Verdoppelung der Preise nur wenig überschritten <104 Prozent). In Dänemark stellte sich die Preiserhöhung gegen Juli 1914 im Juli 1919 auf 112 Prozent. Sie betrug in Italien, und zwar in Rom, im Oktober 1918 141 Prozent (zum Unterschied von Mailand im Oktober 1918 mit einer Verteuerung um 243 Prozent) und nach einer Feststellung für 43 italienische Städte für April 1919 181 Prozent. In Großbritannien stellte sich die Ver- teuerung im Dezember 1919 auf 134 Prozent, in der Schweiz im September 1919 auf 141 Prozent, in Paris auf 180 Prozent im November 1919 und in anderen Städten Frankreichs im September 1919 auf 183 Prozent. In Nor¬ wegen ist fast eine Verdreifachung der Preise festzustellen (im September 1919 um 198 Prozent). In Schweden stellt sich die Steigerung im Oktober 1918 schon auf 207 Prozent, in Belgien, und zwar in Brüssel, im August 1919 auf 261 Prozent, in Antwerpen im Oktober 1919 auf 306 Prozent. Die nach¬ stehende — der „Deutschen Tageszeitung" entnommene — Aufstellung zeigt eine Preissteigerung der wichtigsten Lebensmittel in Berlin bezw. in Brandenburg: Preise per Kilogramm in Pfennigen Jahresdurchschnitt Oktober Januar 1913 1913 1920 Roggenbrod................23,9 S3,3 117.S Kartoffeln................ 7 20 60 Zucker..................44 99 280 ' Rindfleisch (Brust).............173 440 950 Milch (pro Liter ............. 24 48 84 Butter .................272 1200 2800 Diese Aufstellung zeigt u. a. die starke Preissteigerung nach der Revolution. In einem Nevolutionsjahre sind die Preise erheblicher in die Höhe gegangen als im kaiserlichen Deutschland während der ganzen langen Kriegszeit. Dieser er- neuten Preissteigerung steht nun in Deutschland der rapide Hochgang der Ar¬ beitslöhne, der vielfach die Steigerung der Lebensmittelpreise noch übertrifft, gegenüber. Jede Preissteigerung erzeugte auf der Stelle eine neue Lohnbewegung. Man nehme nur beispielsweise die Lohnbewegung der Berliner Arbeiter vom Dezember 1919 und Januar 1920. Man hatte hier ausgerechnet, daß die Teue¬ rung der rationierten Lebensmittel (Brot und Kartoffeln) pro Kopf und Woche ungefähr 1,50 Mark (genau 1,23 Mark) ausmachte. Die Hirsch - Dunckerschen Gewerkvereine entschlossen sich darum, an die Arbeitgeber eine Forderung von 2 bis 3 Mark pro Kops und Woche zu richten. Anders die freien Gewerkschaften von Groß-Berlin. Sie beschlossen am 2. Januar 1920, an die Arbeitgeber eine Forderung in Höhe von 25 Mark ab 1. Januar 1920 pro Kopf und Woche als Minimum zu stellen. Die Folge der ständigen Lohntreibereien in Verbindung mit dem ebenfalls ständigen Rückgang der Arbeitsleistung ist der völlige Ruin Deutschlands und seines Wirtschaftslebens. An eine Konkurrenzfähigkeit der deutschen industriellen Pro¬ duktion auf dem Weltmarkt ist heute gar nicht mehr zu denken. So stellten sich beispielsweise schon im Februar 1919 die englischen Eisen- und Stahlpreise, die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/207>, abgerufen am 29.06.2024.