Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die jüngste lVeltschiffbau-Statistik und ihre Lehren

geachtet, einen Rückschlag aufzuweisen, der kaum weniger beträchtlich als der
deutsche ist. Im Kriege war die französische Schiffserzeugung fast zum völligen
Erliegen gekommen, und ihre Wiederbelebung im ersten Friedensjahr 1919 er¬
scheint so erschreckend dürftig, daß sie noch weniger als ein Fünftel der Vor¬
kriegszeit beträgt und daß Frankreich heut erst den elften Platz unter den Schiff¬
bauern einnimmt, während es ehedem an vierter Stelle stand. Italien schließlich
weist auch nur eine scheinbare Zunahme auf. Seine 82 713 Tonnenraum, die
es 1919 hervorbrachte, sind zwar rund doppelt so hoch als seine Produktion in
seinem letzten Friedensjahr 1914 (41 792 Tonnen), aber wenn man die Leistungen
der österreichisch-ungarischen Werften hinzunimmt, die jetzt auch für Italien arbeiten
müssen, so betrug die Erzeugung des Jahres 1914 120 249 Tonnen, und es ist
somit auch ein Rückgang um nahezu ein Drittel zu verzeichnen.

Eine Vergleichung der genauen Zahlen wird am deutlichsten die durch den
Krieg eingetretenen gewaltigen Verschiebungen erkennen lassen. Von 1913 bis
1919 brachten die einzelnen wichtigsten Länder folgende Mengen an Handels-
chiffsraum hervor (in Tonnen):

1913191419151916
England1 932 1531 722 154649 336693 325
Deutschland465 226505 719??
Ver. Staaten276 448270 962270 124504 247
Frankreich176 095196 54041433rd. 3 000
Holland104 296279 584217 599rd. 114 000
Japan64 664136 30998 213145 625
Norwegen5V 63754 1086147744 902
Italien50 3564179220 23060 472
Brit. Dominions48 33267 99432 937rd. 37 000
Welt-Handelsschiffva>i 3 332 882 rd.3 490 0001 638 6731 918 096
191719181919Höchste Jahres¬
menge vor 1914
England1 162 9861 348 2101 62" 4421 932 153
Deutschland?srd. 12 00046S 226
Ver. Staaten997 9293 033 0304 075 385474 675
Frankreichrd. 2 00013 71532 663176 095
Hollandrd. 167 00074 026137 086113 053
Japan350 141489 924611 88385 861
Norwegen47 97547 72357 57857 556
Italien38 80060 79182 71367522
Brit. Dominionsrd. 80 000279 814358 723s
Welt-HandelSschisfbcm 2 937 78g5 447 4447 144 5493 332 832

Nach den jüngsten Statistiker vom 31. Dezember 1919 lagen zwar um
Ache Zeit auf den englischen Werften zum ersten Mal seit IV- Jahren wieder
°lwas rmhr Schiffe auf Stapel als auf den vereinsstaatlichen, und da England
sich auch von den geraubten deutschen Schiffen den Löwenanteil gesichert hat.
sind Englands Aussichten, mindestens in der Weltschiffahrt bis auf weiteres noch
die führende Stellung zu behalten, einstweilen als nicht ungünstig zu bezeichnen.
Freilich die überragende Rolle von ehedem in Schiffbau und Schiffahrt durfte
für England auf immer ausgespielt sein.--Am schwersten getroffen bleibt
von den Siegern unzweifelhaft Frankreich, dessen Handelsflotte durch den Krieg


Die jüngste lVeltschiffbau-Statistik und ihre Lehren

geachtet, einen Rückschlag aufzuweisen, der kaum weniger beträchtlich als der
deutsche ist. Im Kriege war die französische Schiffserzeugung fast zum völligen
Erliegen gekommen, und ihre Wiederbelebung im ersten Friedensjahr 1919 er¬
scheint so erschreckend dürftig, daß sie noch weniger als ein Fünftel der Vor¬
kriegszeit beträgt und daß Frankreich heut erst den elften Platz unter den Schiff¬
bauern einnimmt, während es ehedem an vierter Stelle stand. Italien schließlich
weist auch nur eine scheinbare Zunahme auf. Seine 82 713 Tonnenraum, die
es 1919 hervorbrachte, sind zwar rund doppelt so hoch als seine Produktion in
seinem letzten Friedensjahr 1914 (41 792 Tonnen), aber wenn man die Leistungen
der österreichisch-ungarischen Werften hinzunimmt, die jetzt auch für Italien arbeiten
müssen, so betrug die Erzeugung des Jahres 1914 120 249 Tonnen, und es ist
somit auch ein Rückgang um nahezu ein Drittel zu verzeichnen.

Eine Vergleichung der genauen Zahlen wird am deutlichsten die durch den
Krieg eingetretenen gewaltigen Verschiebungen erkennen lassen. Von 1913 bis
1919 brachten die einzelnen wichtigsten Länder folgende Mengen an Handels-
chiffsraum hervor (in Tonnen):

1913191419151916
England1 932 1531 722 154649 336693 325
Deutschland465 226505 719??
Ver. Staaten276 448270 962270 124504 247
Frankreich176 095196 54041433rd. 3 000
Holland104 296279 584217 599rd. 114 000
Japan64 664136 30998 213145 625
Norwegen5V 63754 1086147744 902
Italien50 3564179220 23060 472
Brit. Dominions48 33267 99432 937rd. 37 000
Welt-Handelsschiffva>i 3 332 882 rd.3 490 0001 638 6731 918 096
191719181919Höchste Jahres¬
menge vor 1914
England1 162 9861 348 2101 62» 4421 932 153
Deutschland?srd. 12 00046S 226
Ver. Staaten997 9293 033 0304 075 385474 675
Frankreichrd. 2 00013 71532 663176 095
Hollandrd. 167 00074 026137 086113 053
Japan350 141489 924611 88385 861
Norwegen47 97547 72357 57857 556
Italien38 80060 79182 71367522
Brit. Dominionsrd. 80 000279 814358 723s
Welt-HandelSschisfbcm 2 937 78g5 447 4447 144 5493 332 832

Nach den jüngsten Statistiker vom 31. Dezember 1919 lagen zwar um
Ache Zeit auf den englischen Werften zum ersten Mal seit IV- Jahren wieder
°lwas rmhr Schiffe auf Stapel als auf den vereinsstaatlichen, und da England
sich auch von den geraubten deutschen Schiffen den Löwenanteil gesichert hat.
sind Englands Aussichten, mindestens in der Weltschiffahrt bis auf weiteres noch
die führende Stellung zu behalten, einstweilen als nicht ungünstig zu bezeichnen.
Freilich die überragende Rolle von ehedem in Schiffbau und Schiffahrt durfte
für England auf immer ausgespielt sein.--Am schwersten getroffen bleibt
von den Siegern unzweifelhaft Frankreich, dessen Handelsflotte durch den Krieg


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0193" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337430"/>
          <fw type="header" place="top"> Die jüngste lVeltschiffbau-Statistik und ihre Lehren</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_667" prev="#ID_666"> geachtet, einen Rückschlag aufzuweisen, der kaum weniger beträchtlich als der<lb/>
deutsche ist. Im Kriege war die französische Schiffserzeugung fast zum völligen<lb/>
Erliegen gekommen, und ihre Wiederbelebung im ersten Friedensjahr 1919 er¬<lb/>
scheint so erschreckend dürftig, daß sie noch weniger als ein Fünftel der Vor¬<lb/>
kriegszeit beträgt und daß Frankreich heut erst den elften Platz unter den Schiff¬<lb/>
bauern einnimmt, während es ehedem an vierter Stelle stand. Italien schließlich<lb/>
weist auch nur eine scheinbare Zunahme auf. Seine 82 713 Tonnenraum, die<lb/>
es 1919 hervorbrachte, sind zwar rund doppelt so hoch als seine Produktion in<lb/>
seinem letzten Friedensjahr 1914 (41 792 Tonnen), aber wenn man die Leistungen<lb/>
der österreichisch-ungarischen Werften hinzunimmt, die jetzt auch für Italien arbeiten<lb/>
müssen, so betrug die Erzeugung des Jahres 1914 120 249 Tonnen, und es ist<lb/>
somit auch ein Rückgang um nahezu ein Drittel zu verzeichnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_668"> Eine Vergleichung der genauen Zahlen wird am deutlichsten die durch den<lb/>
Krieg eingetretenen gewaltigen Verschiebungen erkennen lassen. Von 1913 bis<lb/>
1919 brachten die einzelnen wichtigsten Länder folgende Mengen an Handels-<lb/>
chiffsraum hervor (in Tonnen):</p><lb/>
          <list>
            <item> 1913191419151916</item>
            <item> England1 932 1531 722 154649 336693 325</item>
            <item> Deutschland465 226505 719??</item>
            <item> Ver. Staaten276 448270 962270 124504 247</item>
            <item> Frankreich176 095196 54041433rd.    3 000</item>
            <item> Holland104 296279 584217 599rd.  114 000</item>
            <item> Japan64 664136 30998 213145 625</item>
            <item> Norwegen5V 63754 1086147744 902</item>
            <item> Italien50 3564179220 23060 472</item>
            <item> Brit. Dominions48 33267 99432 937rd.   37 000</item>
            <item> Welt-Handelsschiffva&gt;i 3 332 882 rd.3 490 0001 638 6731 918 096</item>
            <item> 191719181919Höchste Jahres¬<lb/>
menge vor 1914</item>
            <item> England1 162 9861 348 2101 62» 4421 932 153</item>
            <item> Deutschland?srd.   12 00046S 226</item>
            <item> Ver. Staaten997 9293 033 0304 075 385474 675</item>
            <item> Frankreichrd.   2 00013 71532 663176 095</item>
            <item> Hollandrd.  167 00074 026137 086113 053</item>
            <item> Japan350 141489 924611 88385 861</item>
            <item> Norwegen47 97547 72357 57857 556</item>
            <item> Italien38 80060 79182 71367522</item>
            <item> Brit. Dominionsrd.  80 000279 814358 723s</item>
            <item> Welt-HandelSschisfbcm  2 937 78g5 447 4447 144 5493 332 832</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_669" next="#ID_670"> Nach den jüngsten Statistiker vom 31. Dezember 1919 lagen zwar um<lb/>
Ache Zeit auf den englischen Werften zum ersten Mal seit IV- Jahren wieder<lb/>
°lwas rmhr Schiffe auf Stapel als auf den vereinsstaatlichen, und da England<lb/>
sich auch von den geraubten deutschen Schiffen den Löwenanteil gesichert hat.<lb/>
sind Englands Aussichten, mindestens in der Weltschiffahrt bis auf weiteres noch<lb/>
die führende Stellung zu behalten, einstweilen als nicht ungünstig zu bezeichnen.<lb/>
Freilich die überragende Rolle von ehedem in Schiffbau und Schiffahrt durfte<lb/>
für England auf immer ausgespielt sein.--Am schwersten getroffen bleibt<lb/>
von den Siegern unzweifelhaft Frankreich, dessen Handelsflotte durch den Krieg</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0193] Die jüngste lVeltschiffbau-Statistik und ihre Lehren geachtet, einen Rückschlag aufzuweisen, der kaum weniger beträchtlich als der deutsche ist. Im Kriege war die französische Schiffserzeugung fast zum völligen Erliegen gekommen, und ihre Wiederbelebung im ersten Friedensjahr 1919 er¬ scheint so erschreckend dürftig, daß sie noch weniger als ein Fünftel der Vor¬ kriegszeit beträgt und daß Frankreich heut erst den elften Platz unter den Schiff¬ bauern einnimmt, während es ehedem an vierter Stelle stand. Italien schließlich weist auch nur eine scheinbare Zunahme auf. Seine 82 713 Tonnenraum, die es 1919 hervorbrachte, sind zwar rund doppelt so hoch als seine Produktion in seinem letzten Friedensjahr 1914 (41 792 Tonnen), aber wenn man die Leistungen der österreichisch-ungarischen Werften hinzunimmt, die jetzt auch für Italien arbeiten müssen, so betrug die Erzeugung des Jahres 1914 120 249 Tonnen, und es ist somit auch ein Rückgang um nahezu ein Drittel zu verzeichnen. Eine Vergleichung der genauen Zahlen wird am deutlichsten die durch den Krieg eingetretenen gewaltigen Verschiebungen erkennen lassen. Von 1913 bis 1919 brachten die einzelnen wichtigsten Länder folgende Mengen an Handels- chiffsraum hervor (in Tonnen): 1913191419151916 England1 932 1531 722 154649 336693 325 Deutschland465 226505 719?? Ver. Staaten276 448270 962270 124504 247 Frankreich176 095196 54041433rd. 3 000 Holland104 296279 584217 599rd. 114 000 Japan64 664136 30998 213145 625 Norwegen5V 63754 1086147744 902 Italien50 3564179220 23060 472 Brit. Dominions48 33267 99432 937rd. 37 000 Welt-Handelsschiffva>i 3 332 882 rd.3 490 0001 638 6731 918 096 191719181919Höchste Jahres¬ menge vor 1914 England1 162 9861 348 2101 62» 4421 932 153 Deutschland?srd. 12 00046S 226 Ver. Staaten997 9293 033 0304 075 385474 675 Frankreichrd. 2 00013 71532 663176 095 Hollandrd. 167 00074 026137 086113 053 Japan350 141489 924611 88385 861 Norwegen47 97547 72357 57857 556 Italien38 80060 79182 71367522 Brit. Dominionsrd. 80 000279 814358 723s Welt-HandelSschisfbcm 2 937 78g5 447 4447 144 5493 332 832 Nach den jüngsten Statistiker vom 31. Dezember 1919 lagen zwar um Ache Zeit auf den englischen Werften zum ersten Mal seit IV- Jahren wieder °lwas rmhr Schiffe auf Stapel als auf den vereinsstaatlichen, und da England sich auch von den geraubten deutschen Schiffen den Löwenanteil gesichert hat. sind Englands Aussichten, mindestens in der Weltschiffahrt bis auf weiteres noch die führende Stellung zu behalten, einstweilen als nicht ungünstig zu bezeichnen. Freilich die überragende Rolle von ehedem in Schiffbau und Schiffahrt durfte für England auf immer ausgespielt sein.--Am schwersten getroffen bleibt von den Siegern unzweifelhaft Frankreich, dessen Handelsflotte durch den Krieg

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/193
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/193>, abgerufen am 02.07.2024.