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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

"Springer", der leichter und schneller Fassenden. Und damit befinde ich mich
nun durchaus mit den Forderungen der Einheitsschulmanner un Einklang, nur
daß diese - wie zum Beispiel Teos - von diesen "Springern" immer iiur in
den höheren Klassen reden. Nun aber handelt es such doch augenscheinlich bei
dieser Gattung von Kindern um ein Prinzip der Scheidung innerhalb der Schule.
Weshalb will man dies Prinzip lediglich für die Klassen ge^der Grundschule angehören? Ist das logisch? Hier handelt es such, aufs Ganze
gesehen, um Ausnahmen, nickt um die Regel - und um so unbegreiflicher M
es nun. daß man das eigene Prinzip auf die Grundschule acht anwenden will
Pädagogische Gründe kaun man eben nicht dafür anführen; Sie Begründung ist
hier nicht nur schwach -- sie führt vielmehr irre!

".^>>^Bekanntlich hat Stadtschulrat Sickinger in Mannheun bereits aus der
Volksschule weitgehende Konsequenzen aus den verschiedenartigen Fähigkeiten und
Eignungen der Schüler gezogen, indem er ein ganzes System von BefahigungS-
klassen in die Schulen einbaute. Sickingcr ging dabei von rein pädagogischen
Gesichispunkten aus; er wollte nur Schüler von einigermaßen gleicher Eignung
Msammenhalien. weil er sah. daß diejenigen, die gezwmigen werden, forte^Dinge zu wiederholen, die sie schon lange kannten, allmählich überschlich, faul
und unaufmerksam wurden. Daß diese Folge in der Zwangsgrundschule ^falls eintreffen wird, liegt auf der Hand. Sickmger behauptet, daß se ne sche -
dung der Schüler bei denen der normal- oder Forderklasscn -- in diesen
befinden sich dieUnternormalbefühigten oder aus irgend einem Zrm.de sonst nich
normal Mitkommenden - durchaus nicht den Eindruck erweckt hüt e daß sie
weniger wert seien als die in den Besühigtenkla sen enthaltenen, daß ste v ewichr
gerade freudig gearbeitet Hütten, weil das Pensum ihren Fähigkeiten angepaßt
war. Aber auch wenn man Gegner dieses Systems ist. wird man doch wenigstens
zugestehen müssen, daß eine ganze Reihe von Kindern in Betracht kommt, die bereits
°uf der Grundschule "springen" können. Es ist damit durchaus acht gesagt,daß sie nun in eine ..höhere" Schule hineinkommen müssen oder daß sie, wenn
der Lehrer sie für diese für geeignet hält, sich nicht später als Blender entpuppen -
aber man darf diese Kinder nicht ein Jahr verlieren lassen, wenn sie um eben
d'eS Jahr schneller vorwärts kommen als andere. Wie das gemacht werden soll,'se eine Frage, die man eben lösen muß. wenn man auch gegen oiese Mlnomalen
brecht sein will. Man kann aber über diese Schwierigkeit unmöglich mit der
Behaupiung hinweggehen, die der Unterstaatssekretär Heinrich Schulz in einer
halbamtlichen Äußerung in der "Denischen Allgemeinen Zeitung", an stellt, die
Maßnahm , b fort rs b aabte" - der Ausdruck ist durchaus irreführend ^-
Kinder schön in dr^ absolvieren zu lassen, wende zu
einer ..ne?Son^ wohlhabende Ellern würden ih^ K^em
durch Privatunterricht und andere Mittel zu e.ner Verkürzung ^auf drei Jahre -in verhelfen suchen." Dec Behauptung geht gestis eMlich an ver
Tatsache vorbei -aß soL bei vielen Kindern dmchaus nicht notwendig
N daß sie vielmehr' ^ spi°le"d das Pensum der Grund-
'

Erbetman aber etwa den Einwand, daß diese Kinder d"
anderen sitzen bleiben müssen, weil das "Pensum" n °ßgeb^do Art der Ausbildung und die besondere neuartige Unterrichtsd" die "natürlichen" Begabungen der Kinder erst zu voller E U alUmg van in
° muß man fordern, daß statt solcher Behauptungen klare Beweise, in d zwar
Vor allem dafür geliefert werden, daß die zu erwartenden Resultate einen g^waldigen Fortschritt gegenüber der heutigen Methode gewährleisten Es hat ooly
Reformer schon im achtzehnten Jahrhundert gegeben, die solche Forderungen aus.
gestellt haben, ohne diese Beweise liefern zu können - ,a, sie huben der Realität
der Dinge gegenüber versagt. Wie nun. wenn auch heute ein gut Teil ver yr>it
nungen, die auf die neue Lehrart gesetzt werden, sich nicht erfilllt, wenn >.eyrer
oder Schüler oder beide versagen? -- Dann haben wir eme Schule, die aus
..Verbreiterung der Bildung" hinarbeitet, diese aber nicht erreicht, sondern ema;


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„Springer", der leichter und schneller Fassenden. Und damit befinde ich mich
nun durchaus mit den Forderungen der Einheitsschulmanner un Einklang, nur
daß diese - wie zum Beispiel Teos - von diesen „Springern" immer iiur in
den höheren Klassen reden. Nun aber handelt es such doch augenscheinlich bei
dieser Gattung von Kindern um ein Prinzip der Scheidung innerhalb der Schule.
Weshalb will man dies Prinzip lediglich für die Klassen ge^der Grundschule angehören? Ist das logisch? Hier handelt es such, aufs Ganze
gesehen, um Ausnahmen, nickt um die Regel - und um so unbegreiflicher M
es nun. daß man das eigene Prinzip auf die Grundschule acht anwenden will
Pädagogische Gründe kaun man eben nicht dafür anführen; Sie Begründung ist
hier nicht nur schwach — sie führt vielmehr irre!

«.^>>^Bekanntlich hat Stadtschulrat Sickinger in Mannheun bereits aus der
Volksschule weitgehende Konsequenzen aus den verschiedenartigen Fähigkeiten und
Eignungen der Schüler gezogen, indem er ein ganzes System von BefahigungS-
klassen in die Schulen einbaute. Sickingcr ging dabei von rein pädagogischen
Gesichispunkten aus; er wollte nur Schüler von einigermaßen gleicher Eignung
Msammenhalien. weil er sah. daß diejenigen, die gezwmigen werden, forte^Dinge zu wiederholen, die sie schon lange kannten, allmählich überschlich, faul
und unaufmerksam wurden. Daß diese Folge in der Zwangsgrundschule ^falls eintreffen wird, liegt auf der Hand. Sickmger behauptet, daß se ne sche -
dung der Schüler bei denen der normal- oder Forderklasscn — in diesen
befinden sich dieUnternormalbefühigten oder aus irgend einem Zrm.de sonst nich
normal Mitkommenden - durchaus nicht den Eindruck erweckt hüt e daß sie
weniger wert seien als die in den Besühigtenkla sen enthaltenen, daß ste v ewichr
gerade freudig gearbeitet Hütten, weil das Pensum ihren Fähigkeiten angepaßt
war. Aber auch wenn man Gegner dieses Systems ist. wird man doch wenigstens
zugestehen müssen, daß eine ganze Reihe von Kindern in Betracht kommt, die bereits
°uf der Grundschule „springen" können. Es ist damit durchaus acht gesagt,daß sie nun in eine ..höhere" Schule hineinkommen müssen oder daß sie, wenn
der Lehrer sie für diese für geeignet hält, sich nicht später als Blender entpuppen -
aber man darf diese Kinder nicht ein Jahr verlieren lassen, wenn sie um eben
d'eS Jahr schneller vorwärts kommen als andere. Wie das gemacht werden soll,'se eine Frage, die man eben lösen muß. wenn man auch gegen oiese Mlnomalen
brecht sein will. Man kann aber über diese Schwierigkeit unmöglich mit der
Behaupiung hinweggehen, die der Unterstaatssekretär Heinrich Schulz in einer
halbamtlichen Äußerung in der „Denischen Allgemeinen Zeitung", an stellt, die
Maßnahm , b fort rs b aabte" - der Ausdruck ist durchaus irreführend ^-
Kinder schön in dr^ absolvieren zu lassen, wende zu
einer ..ne?Son^ wohlhabende Ellern würden ih^ K^em
durch Privatunterricht und andere Mittel zu e.ner Verkürzung ^auf drei Jahre -in verhelfen suchen." Dec Behauptung geht gestis eMlich an ver
Tatsache vorbei -aß soL bei vielen Kindern dmchaus nicht notwendig
N daß sie vielmehr' ^ spi°le"d das Pensum der Grund-
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Erbetman aber etwa den Einwand, daß diese Kinder d«
anderen sitzen bleiben müssen, weil das „Pensum" n °ßgeb^do Art der Ausbildung und die besondere neuartige Unterrichtsd" die „natürlichen" Begabungen der Kinder erst zu voller E U alUmg van in
° muß man fordern, daß statt solcher Behauptungen klare Beweise, in d zwar
Vor allem dafür geliefert werden, daß die zu erwartenden Resultate einen g^waldigen Fortschritt gegenüber der heutigen Methode gewährleisten Es hat ooly
Reformer schon im achtzehnten Jahrhundert gegeben, die solche Forderungen aus.
gestellt haben, ohne diese Beweise liefern zu können - ,a, sie huben der Realität
der Dinge gegenüber versagt. Wie nun. wenn auch heute ein gut Teil ver yr>it
nungen, die auf die neue Lehrart gesetzt werden, sich nicht erfilllt, wenn >.eyrer
oder Schüler oder beide versagen? — Dann haben wir eme Schule, die aus
..Verbreiterung der Bildung" hinarbeitet, diese aber nicht erreicht, sondern ema;


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[0317] Reichsspiegel „Springer", der leichter und schneller Fassenden. Und damit befinde ich mich nun durchaus mit den Forderungen der Einheitsschulmanner un Einklang, nur daß diese - wie zum Beispiel Teos - von diesen „Springern" immer iiur in den höheren Klassen reden. Nun aber handelt es such doch augenscheinlich bei dieser Gattung von Kindern um ein Prinzip der Scheidung innerhalb der Schule. Weshalb will man dies Prinzip lediglich für die Klassen ge^der Grundschule angehören? Ist das logisch? Hier handelt es such, aufs Ganze gesehen, um Ausnahmen, nickt um die Regel - und um so unbegreiflicher M es nun. daß man das eigene Prinzip auf die Grundschule acht anwenden will Pädagogische Gründe kaun man eben nicht dafür anführen; Sie Begründung ist hier nicht nur schwach — sie führt vielmehr irre! «.^>>^Bekanntlich hat Stadtschulrat Sickinger in Mannheun bereits aus der Volksschule weitgehende Konsequenzen aus den verschiedenartigen Fähigkeiten und Eignungen der Schüler gezogen, indem er ein ganzes System von BefahigungS- klassen in die Schulen einbaute. Sickingcr ging dabei von rein pädagogischen Gesichispunkten aus; er wollte nur Schüler von einigermaßen gleicher Eignung Msammenhalien. weil er sah. daß diejenigen, die gezwmigen werden, forte^Dinge zu wiederholen, die sie schon lange kannten, allmählich überschlich, faul und unaufmerksam wurden. Daß diese Folge in der Zwangsgrundschule ^falls eintreffen wird, liegt auf der Hand. Sickmger behauptet, daß se ne sche - dung der Schüler bei denen der normal- oder Forderklasscn — in diesen befinden sich dieUnternormalbefühigten oder aus irgend einem Zrm.de sonst nich normal Mitkommenden - durchaus nicht den Eindruck erweckt hüt e daß sie weniger wert seien als die in den Besühigtenkla sen enthaltenen, daß ste v ewichr gerade freudig gearbeitet Hütten, weil das Pensum ihren Fähigkeiten angepaßt war. Aber auch wenn man Gegner dieses Systems ist. wird man doch wenigstens zugestehen müssen, daß eine ganze Reihe von Kindern in Betracht kommt, die bereits °uf der Grundschule „springen" können. Es ist damit durchaus acht gesagt,daß sie nun in eine ..höhere" Schule hineinkommen müssen oder daß sie, wenn der Lehrer sie für diese für geeignet hält, sich nicht später als Blender entpuppen - aber man darf diese Kinder nicht ein Jahr verlieren lassen, wenn sie um eben d'eS Jahr schneller vorwärts kommen als andere. Wie das gemacht werden soll,'se eine Frage, die man eben lösen muß. wenn man auch gegen oiese Mlnomalen brecht sein will. Man kann aber über diese Schwierigkeit unmöglich mit der Behaupiung hinweggehen, die der Unterstaatssekretär Heinrich Schulz in einer halbamtlichen Äußerung in der „Denischen Allgemeinen Zeitung", an stellt, die Maßnahm , b fort rs b aabte" - der Ausdruck ist durchaus irreführend ^- Kinder schön in dr^ absolvieren zu lassen, wende zu einer ..ne?Son^ wohlhabende Ellern würden ih^ K^em durch Privatunterricht und andere Mittel zu e.ner Verkürzung ^auf drei Jahre -in verhelfen suchen." Dec Behauptung geht gestis eMlich an ver Tatsache vorbei -aß soL bei vielen Kindern dmchaus nicht notwendig N daß sie vielmehr' ^ spi°le"d das Pensum der Grund- ' Erbetman aber etwa den Einwand, daß diese Kinder d« anderen sitzen bleiben müssen, weil das „Pensum" n °ßgeb^do Art der Ausbildung und die besondere neuartige Unterrichtsd" die „natürlichen" Begabungen der Kinder erst zu voller E U alUmg van in ° muß man fordern, daß statt solcher Behauptungen klare Beweise, in d zwar Vor allem dafür geliefert werden, daß die zu erwartenden Resultate einen g^waldigen Fortschritt gegenüber der heutigen Methode gewährleisten Es hat ooly Reformer schon im achtzehnten Jahrhundert gegeben, die solche Forderungen aus. gestellt haben, ohne diese Beweise liefern zu können - ,a, sie huben der Realität der Dinge gegenüber versagt. Wie nun. wenn auch heute ein gut Teil ver yr>it nungen, die auf die neue Lehrart gesetzt werden, sich nicht erfilllt, wenn >.eyrer oder Schüler oder beide versagen? — Dann haben wir eme Schule, die aus ..Verbreiterung der Bildung" hinarbeitet, diese aber nicht erreicht, sondern ema;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/317>, abgerufen am 22.12.2024.