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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Reichzsxiegel

Reichssxiegel

Die Trennung der christlichen BolkSpartei Bayerns vom Zentrum. Am
3. Januar hielt die bayerische Christliche Volkspartei in München einen Parteitag.
Sein Ergebnis war nach bewegten Verhandlungen ein mit zwei Drittel, vielleicht
auch mit drei Viertel Mehrheit gefaßter Beschluß, daß die der Partei angehörigen
Reichstagsabgeordneten die Arbeitsgemeinschaft mit der Zentrumssrakiion des
Reichstags zu lösen hätten und daß die Bayern den Reichsparteitag des Zentrums
nicht besuchen würden.

Das bayerische Zentrum als Vorgänger der christlichen Volkspartei hatte
seit den achtziger Jahren ungefähr das gleiche Gepräge wie das preußische Zentrum,
wie auch die anderen mittelstaatlichen Parteibildungen des Zentrums. Das Schwer¬
gewicht seiner Entwicklung lag in der Kammerfraktion. Parteipresse und Partei¬
organisation wurden in steigendem Maße von ihr aus gelenkt. Ein Mann jedoch
paßte nie in diese Ordnung hinein. Das war und ist der Regensburger "Bauern¬
doktor" Heim. Er ist kein Parlamentarier. Aber er möchte doch politisch wirken,
und er hat einen erheblichen Teil der bayerischen Bauern hinter sich, weil er ein
geschickter und tüchtiger Organisator ist.

Heims parteipolitische Rolle schien ausgespielt, als er 1912 aus dem
Reichstag ausschied. Der Krieg unterbrach für eine Weile alle innerstaatlichen
Vorgänge. Im Herbst 1918 aber gingen Gerüchte um, daß Heims rechte Hand
im Genossenschaftswesen, Dr. Schlittenbauer, dafür werbe, das bayerische Zentrum
bestimmter als bisher ^auf eine allgemein ckristliche Grundlage zu stellen und
dadurch Protestanten in' größerer Zahl in die Organisation hineinzuziehen. Das
bedeutete, daß Heim wieder hervorzutreten beabsichtige. Er benutzte gleich darauf
die Revolution, um eine vollendete Tatsache zu schaffen. Die "Christliche
Volkspartei" als Partei der Ordnung und des Wiederaufbaus gegen die revo¬
lutionäre Sozialdemokratie wurde gegründet, und das überraschte Landtagszentrum
gab nach. Um eine Spaltung unter den alten Parteigenossen zu verhüten, ging
die bayerische Zentrumspartei, ihre Führer voran, in der neuen Gründung fast
ohne Widerwehr und ohne Zögern auf.

Heim hatte feinen Feldzugsplan auf eine Flankierung des seiner Führer¬
schaft abgeneigten Kerns der alten Parteiorganisation von rechts her angelegt.
Glückte es ihm wirklich, größere Scharen Konservativer, Freikonservativer und
Nationalliberaler in die neue Sammelpartei hineinzuziehen, so mochte er Wohl
das Übergewicht über die bisherigen Führer des Zentrums zu behaupten, das
er auf den ersten Undich und unerwartet schnell erreichte. Seine R-chnung erwies
sich als zutreffend für die größeren Städte. Die Splitter der Rechtsparteien dort
fühlten sich durch den Umsturz jedes Rückhaltes beraubt. Dagegen bewahrten
die im Fränkischen sitzenden geschlossenen Massen konservativer Bauern und Mittel¬
ständler ihre parteipolitische Selbständigkeit. Gerade sie aber brauchte Heim.
Sein Einfluß verstärkte sich daher nicht genügend, und so bekamen die bisherigen
Führer die neue Parteibildung bald wieder in ihre Hand.

In der Nationalversammlung vereinbarten die bayerischen Abgeordneten
eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Zentrum, an der sich zunächst auch Dr. Heim,
beteiligte. In Bayern wurde ganz ebenso wie in Preußen und im Reiche mit
den Demokraten und Mehrheitssvzialisten ein Koalitionsministerium errichtet.
Bis zur Annahme des Friedensvertrages Ende Juni zogen sich die der "Christlichen
Volkspartei" beigetretenen Andersgläubigen einer nach dem anderen wieder zurück.
Von dem Versuche Heims blieb kaum etwas, als der neue Parteiname übrig.
In der Sache war das alte Zentrum wieder vollkommen hergestellt.

Ende 1919 zeigte sich, daß Heim noch nicht verzagt war, sondern einen
zweiten Anlauf vorbereitete, diesmal jedoch von links her die Überflügelung
erstrebte. Er arbeitete an einer Verständigung mit dem ograrisch-rndikalm und
schroff partikularistischen Bauernhunde. Als sein Vorhaben ruchbar wurde, war
es schon so weit gediehen, daß er mit den Bauernbundsführern gemeinsam in
Versammlungen hervortreten und den Einigungsgedanken in die bäuerlichen


Reichzsxiegel

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Die Trennung der christlichen BolkSpartei Bayerns vom Zentrum. Am
3. Januar hielt die bayerische Christliche Volkspartei in München einen Parteitag.
Sein Ergebnis war nach bewegten Verhandlungen ein mit zwei Drittel, vielleicht
auch mit drei Viertel Mehrheit gefaßter Beschluß, daß die der Partei angehörigen
Reichstagsabgeordneten die Arbeitsgemeinschaft mit der Zentrumssrakiion des
Reichstags zu lösen hätten und daß die Bayern den Reichsparteitag des Zentrums
nicht besuchen würden.

Das bayerische Zentrum als Vorgänger der christlichen Volkspartei hatte
seit den achtziger Jahren ungefähr das gleiche Gepräge wie das preußische Zentrum,
wie auch die anderen mittelstaatlichen Parteibildungen des Zentrums. Das Schwer¬
gewicht seiner Entwicklung lag in der Kammerfraktion. Parteipresse und Partei¬
organisation wurden in steigendem Maße von ihr aus gelenkt. Ein Mann jedoch
paßte nie in diese Ordnung hinein. Das war und ist der Regensburger „Bauern¬
doktor" Heim. Er ist kein Parlamentarier. Aber er möchte doch politisch wirken,
und er hat einen erheblichen Teil der bayerischen Bauern hinter sich, weil er ein
geschickter und tüchtiger Organisator ist.

Heims parteipolitische Rolle schien ausgespielt, als er 1912 aus dem
Reichstag ausschied. Der Krieg unterbrach für eine Weile alle innerstaatlichen
Vorgänge. Im Herbst 1918 aber gingen Gerüchte um, daß Heims rechte Hand
im Genossenschaftswesen, Dr. Schlittenbauer, dafür werbe, das bayerische Zentrum
bestimmter als bisher ^auf eine allgemein ckristliche Grundlage zu stellen und
dadurch Protestanten in' größerer Zahl in die Organisation hineinzuziehen. Das
bedeutete, daß Heim wieder hervorzutreten beabsichtige. Er benutzte gleich darauf
die Revolution, um eine vollendete Tatsache zu schaffen. Die „Christliche
Volkspartei" als Partei der Ordnung und des Wiederaufbaus gegen die revo¬
lutionäre Sozialdemokratie wurde gegründet, und das überraschte Landtagszentrum
gab nach. Um eine Spaltung unter den alten Parteigenossen zu verhüten, ging
die bayerische Zentrumspartei, ihre Führer voran, in der neuen Gründung fast
ohne Widerwehr und ohne Zögern auf.

Heim hatte feinen Feldzugsplan auf eine Flankierung des seiner Führer¬
schaft abgeneigten Kerns der alten Parteiorganisation von rechts her angelegt.
Glückte es ihm wirklich, größere Scharen Konservativer, Freikonservativer und
Nationalliberaler in die neue Sammelpartei hineinzuziehen, so mochte er Wohl
das Übergewicht über die bisherigen Führer des Zentrums zu behaupten, das
er auf den ersten Undich und unerwartet schnell erreichte. Seine R-chnung erwies
sich als zutreffend für die größeren Städte. Die Splitter der Rechtsparteien dort
fühlten sich durch den Umsturz jedes Rückhaltes beraubt. Dagegen bewahrten
die im Fränkischen sitzenden geschlossenen Massen konservativer Bauern und Mittel¬
ständler ihre parteipolitische Selbständigkeit. Gerade sie aber brauchte Heim.
Sein Einfluß verstärkte sich daher nicht genügend, und so bekamen die bisherigen
Führer die neue Parteibildung bald wieder in ihre Hand.

In der Nationalversammlung vereinbarten die bayerischen Abgeordneten
eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Zentrum, an der sich zunächst auch Dr. Heim,
beteiligte. In Bayern wurde ganz ebenso wie in Preußen und im Reiche mit
den Demokraten und Mehrheitssvzialisten ein Koalitionsministerium errichtet.
Bis zur Annahme des Friedensvertrages Ende Juni zogen sich die der „Christlichen
Volkspartei" beigetretenen Andersgläubigen einer nach dem anderen wieder zurück.
Von dem Versuche Heims blieb kaum etwas, als der neue Parteiname übrig.
In der Sache war das alte Zentrum wieder vollkommen hergestellt.

Ende 1919 zeigte sich, daß Heim noch nicht verzagt war, sondern einen
zweiten Anlauf vorbereitete, diesmal jedoch von links her die Überflügelung
erstrebte. Er arbeitete an einer Verständigung mit dem ograrisch-rndikalm und
schroff partikularistischen Bauernhunde. Als sein Vorhaben ruchbar wurde, war
es schon so weit gediehen, daß er mit den Bauernbundsführern gemeinsam in
Versammlungen hervortreten und den Einigungsgedanken in die bäuerlichen


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[0130] Reichzsxiegel Reichssxiegel Die Trennung der christlichen BolkSpartei Bayerns vom Zentrum. Am 3. Januar hielt die bayerische Christliche Volkspartei in München einen Parteitag. Sein Ergebnis war nach bewegten Verhandlungen ein mit zwei Drittel, vielleicht auch mit drei Viertel Mehrheit gefaßter Beschluß, daß die der Partei angehörigen Reichstagsabgeordneten die Arbeitsgemeinschaft mit der Zentrumssrakiion des Reichstags zu lösen hätten und daß die Bayern den Reichsparteitag des Zentrums nicht besuchen würden. Das bayerische Zentrum als Vorgänger der christlichen Volkspartei hatte seit den achtziger Jahren ungefähr das gleiche Gepräge wie das preußische Zentrum, wie auch die anderen mittelstaatlichen Parteibildungen des Zentrums. Das Schwer¬ gewicht seiner Entwicklung lag in der Kammerfraktion. Parteipresse und Partei¬ organisation wurden in steigendem Maße von ihr aus gelenkt. Ein Mann jedoch paßte nie in diese Ordnung hinein. Das war und ist der Regensburger „Bauern¬ doktor" Heim. Er ist kein Parlamentarier. Aber er möchte doch politisch wirken, und er hat einen erheblichen Teil der bayerischen Bauern hinter sich, weil er ein geschickter und tüchtiger Organisator ist. Heims parteipolitische Rolle schien ausgespielt, als er 1912 aus dem Reichstag ausschied. Der Krieg unterbrach für eine Weile alle innerstaatlichen Vorgänge. Im Herbst 1918 aber gingen Gerüchte um, daß Heims rechte Hand im Genossenschaftswesen, Dr. Schlittenbauer, dafür werbe, das bayerische Zentrum bestimmter als bisher ^auf eine allgemein ckristliche Grundlage zu stellen und dadurch Protestanten in' größerer Zahl in die Organisation hineinzuziehen. Das bedeutete, daß Heim wieder hervorzutreten beabsichtige. Er benutzte gleich darauf die Revolution, um eine vollendete Tatsache zu schaffen. Die „Christliche Volkspartei" als Partei der Ordnung und des Wiederaufbaus gegen die revo¬ lutionäre Sozialdemokratie wurde gegründet, und das überraschte Landtagszentrum gab nach. Um eine Spaltung unter den alten Parteigenossen zu verhüten, ging die bayerische Zentrumspartei, ihre Führer voran, in der neuen Gründung fast ohne Widerwehr und ohne Zögern auf. Heim hatte feinen Feldzugsplan auf eine Flankierung des seiner Führer¬ schaft abgeneigten Kerns der alten Parteiorganisation von rechts her angelegt. Glückte es ihm wirklich, größere Scharen Konservativer, Freikonservativer und Nationalliberaler in die neue Sammelpartei hineinzuziehen, so mochte er Wohl das Übergewicht über die bisherigen Führer des Zentrums zu behaupten, das er auf den ersten Undich und unerwartet schnell erreichte. Seine R-chnung erwies sich als zutreffend für die größeren Städte. Die Splitter der Rechtsparteien dort fühlten sich durch den Umsturz jedes Rückhaltes beraubt. Dagegen bewahrten die im Fränkischen sitzenden geschlossenen Massen konservativer Bauern und Mittel¬ ständler ihre parteipolitische Selbständigkeit. Gerade sie aber brauchte Heim. Sein Einfluß verstärkte sich daher nicht genügend, und so bekamen die bisherigen Führer die neue Parteibildung bald wieder in ihre Hand. In der Nationalversammlung vereinbarten die bayerischen Abgeordneten eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Zentrum, an der sich zunächst auch Dr. Heim, beteiligte. In Bayern wurde ganz ebenso wie in Preußen und im Reiche mit den Demokraten und Mehrheitssvzialisten ein Koalitionsministerium errichtet. Bis zur Annahme des Friedensvertrages Ende Juni zogen sich die der „Christlichen Volkspartei" beigetretenen Andersgläubigen einer nach dem anderen wieder zurück. Von dem Versuche Heims blieb kaum etwas, als der neue Parteiname übrig. In der Sache war das alte Zentrum wieder vollkommen hergestellt. Ende 1919 zeigte sich, daß Heim noch nicht verzagt war, sondern einen zweiten Anlauf vorbereitete, diesmal jedoch von links her die Überflügelung erstrebte. Er arbeitete an einer Verständigung mit dem ograrisch-rndikalm und schroff partikularistischen Bauernhunde. Als sein Vorhaben ruchbar wurde, war es schon so weit gediehen, daß er mit den Bauernbundsführern gemeinsam in Versammlungen hervortreten und den Einigungsgedanken in die bäuerlichen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/130>, abgerufen am 01.09.2024.