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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Kleine Nachrichten

[Beginn Spaltensatz]

Jede Anstrengung muß an die Erfüllung
dieses Vertrages gesetzt werden; soweit er
ausführbar ist, muß er ausgeführt werdenl
Nimmer werden wir derer vergessen, denen
die Abtretung droht. Sie sind Fleisch von
"nserem Fleisch. Wir werden für sie eintreten,
wo wir könne", wie für uns selbst. Aus
dem Staatsverband können sie gerissen
werden, aber nicht aus unserem Herzen.

Das zweite Erfordernis ist Arbeit!

Die Lasten dieses Friedens können wir
nur tragen, wenn keine Hand müßig ist.
Für jede nicht erfüllte Leistung können die
Gegner mit Vormarsch oder Blockade ant¬
worten. Wer arbeitet, verteidigt den heimischen
Boden.

Das dritte Erfordernis heißt: Pflichttreue I

Wie wir trotz aller Gewissensnot auf dem
Posten geblieben sind, so muß es jeder einzelne
machen! Der Soldat, und zwar Offiziere,
Unteroffiziere und Mannschaften, der Beamte,
jeder muß um des Ganzen willen seiner
Pflicht treu bleiben, auch in diesen bösesten
aller bösen Tagen. Man zwingt uns, Deutsche
an feindliche Gerichte auszuliefern. Wir
haben uns bis zum Äußersten dagegen ge¬
kehrt. Für die tiefe Erbitterung unserer
bravenTruppen haben wir volles Verständnis.
Aber wenn nicht Offizier und Manu jetzt
Noch fester für innere Ordnung eintreten
helfen, so liefern wir nicht nur ein Paar
Hundert, sondern Millionen von Landsleuten
aus und zwar der Okkupation, der Annexion,
dem Terror! Deutschland muß lebensfähig
bleiben. Ohne innere Ordnung keine Arbeit I
Dhne Arbeit keine Vertragserfüllung! Ohne
Vertragserfüllung keinen Frieden, sondern
Wiederaufnahme des Krieges!

Wenn wir nicht alle mithelfen, ist die
Unterschrift unter dem Vertrage wertlos,
dann kann eS keine Erleichterungen, keine
Revisionen und kein schließliches Abtragen
der ungeheuerlichen Lasten geben. Was
heute an Tagen versäumt wird, kann unsere
Kinder Jahre der Knechtung kosten. Bon
heute müssen Volk und Regierung an die
Arbeit gehen Es darf leine Pause geben
und kein Beiseitestehen. Es gibt nur einen
Ausweg aus der Finsternis dieses Vertrages:

[Spaltenumbruch]

Erhaltung von Reich und Volk durch Einigkeit
und Arbeit.

Helft uns dazu, Männer und Frauen!

Der Reichspräsident: Ebert.
Die Reichsregierung:

Bauer. Erzberger. Hermann Müller.
Dr. David. Dr. Mayer. Wissell. Robert
Schmidt. Roste. Giesberts. Dr. Bell. Schlicke.

Deutscher Protest
gegen polnische Willkür

Berlin, 23. Juni. Da die Polen fort¬
fahren, deutsche Männer und neuerdings
sogar Frauen zu internieren, wurde von
feiten der Wasfenstillstandskommission in
Berlin an den französischen General Dupnnt
folgendes Schreiben gerichtet:

"Im Anschluß an die Note vom 27. Juni,
worin ich mitteilte, daß nach zahlreichen hier
eingelaufenen, aus zuverlässiger Quelle
stammenden Nachrichten die Polen alle
deutschen Männer über siebzehn Jnhre inter¬
niert und verschleppt haben, beehre ich mich.
Eurer Exzellenz im Auftrage des Neicks-
ministers Erzberger noch folgendes zur
Kenntnis zu bringen: Die Internierung der
Deutschen in Polen soll sich nicht nur auf
die Männer, sondern sogar auch auf die
Frauen erstrecken. Einige davon betroffene,
sehr bekannte Persönlichkeiten wurden der
Waffenstillstandskommission bereits nament¬
lich genannt. In Brest-Litowsk, Kowel und
Rooo Georgiewsk wurden Konzentrations¬
lager hierfür vorbereitet. Die preußische
Negierung wandte sich in einem Funkspruch
an den Obersten Polnischen Vnlksrat mit
der Mitteilung, daß sie sich genötigt sehen
wird, zum Schutze der Deutschen gegen
weitere Gewalttätigkeiten zu Maßnahmen
zu schreiten, die die Polnische Bevölkerung
auf preußischem Gebiete hart betreffen müssen,
wenn nicht von feiten des Obersten Polni¬
schen Volksrats binnen drei Tagen eine be¬
friedigende Aufklärung erfolgt. Die begreif¬
licherweise schon ohnehin verzweifelte Stim¬
mung der deutschen Bevölkerung hat sich zur
Siedehitze gesteigert, und alle Beruhigungs¬
versuche der deutschen Regierung müssen an
einer solchen Grausamkeit und Willkür der
Polen illusorisch werden.

[Ende Spaltensatz]
Kleine Nachrichten

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Jede Anstrengung muß an die Erfüllung
dieses Vertrages gesetzt werden; soweit er
ausführbar ist, muß er ausgeführt werdenl
Nimmer werden wir derer vergessen, denen
die Abtretung droht. Sie sind Fleisch von
«nserem Fleisch. Wir werden für sie eintreten,
wo wir könne«, wie für uns selbst. Aus
dem Staatsverband können sie gerissen
werden, aber nicht aus unserem Herzen.

Das zweite Erfordernis ist Arbeit!

Die Lasten dieses Friedens können wir
nur tragen, wenn keine Hand müßig ist.
Für jede nicht erfüllte Leistung können die
Gegner mit Vormarsch oder Blockade ant¬
worten. Wer arbeitet, verteidigt den heimischen
Boden.

Das dritte Erfordernis heißt: Pflichttreue I

Wie wir trotz aller Gewissensnot auf dem
Posten geblieben sind, so muß es jeder einzelne
machen! Der Soldat, und zwar Offiziere,
Unteroffiziere und Mannschaften, der Beamte,
jeder muß um des Ganzen willen seiner
Pflicht treu bleiben, auch in diesen bösesten
aller bösen Tagen. Man zwingt uns, Deutsche
an feindliche Gerichte auszuliefern. Wir
haben uns bis zum Äußersten dagegen ge¬
kehrt. Für die tiefe Erbitterung unserer
bravenTruppen haben wir volles Verständnis.
Aber wenn nicht Offizier und Manu jetzt
Noch fester für innere Ordnung eintreten
helfen, so liefern wir nicht nur ein Paar
Hundert, sondern Millionen von Landsleuten
aus und zwar der Okkupation, der Annexion,
dem Terror! Deutschland muß lebensfähig
bleiben. Ohne innere Ordnung keine Arbeit I
Dhne Arbeit keine Vertragserfüllung! Ohne
Vertragserfüllung keinen Frieden, sondern
Wiederaufnahme des Krieges!

Wenn wir nicht alle mithelfen, ist die
Unterschrift unter dem Vertrage wertlos,
dann kann eS keine Erleichterungen, keine
Revisionen und kein schließliches Abtragen
der ungeheuerlichen Lasten geben. Was
heute an Tagen versäumt wird, kann unsere
Kinder Jahre der Knechtung kosten. Bon
heute müssen Volk und Regierung an die
Arbeit gehen Es darf leine Pause geben
und kein Beiseitestehen. Es gibt nur einen
Ausweg aus der Finsternis dieses Vertrages:

[Spaltenumbruch]

Erhaltung von Reich und Volk durch Einigkeit
und Arbeit.

Helft uns dazu, Männer und Frauen!

Der Reichspräsident: Ebert.
Die Reichsregierung:

Bauer. Erzberger. Hermann Müller.
Dr. David. Dr. Mayer. Wissell. Robert
Schmidt. Roste. Giesberts. Dr. Bell. Schlicke.

Deutscher Protest
gegen polnische Willkür

Berlin, 23. Juni. Da die Polen fort¬
fahren, deutsche Männer und neuerdings
sogar Frauen zu internieren, wurde von
feiten der Wasfenstillstandskommission in
Berlin an den französischen General Dupnnt
folgendes Schreiben gerichtet:

„Im Anschluß an die Note vom 27. Juni,
worin ich mitteilte, daß nach zahlreichen hier
eingelaufenen, aus zuverlässiger Quelle
stammenden Nachrichten die Polen alle
deutschen Männer über siebzehn Jnhre inter¬
niert und verschleppt haben, beehre ich mich.
Eurer Exzellenz im Auftrage des Neicks-
ministers Erzberger noch folgendes zur
Kenntnis zu bringen: Die Internierung der
Deutschen in Polen soll sich nicht nur auf
die Männer, sondern sogar auch auf die
Frauen erstrecken. Einige davon betroffene,
sehr bekannte Persönlichkeiten wurden der
Waffenstillstandskommission bereits nament¬
lich genannt. In Brest-Litowsk, Kowel und
Rooo Georgiewsk wurden Konzentrations¬
lager hierfür vorbereitet. Die preußische
Negierung wandte sich in einem Funkspruch
an den Obersten Polnischen Vnlksrat mit
der Mitteilung, daß sie sich genötigt sehen
wird, zum Schutze der Deutschen gegen
weitere Gewalttätigkeiten zu Maßnahmen
zu schreiten, die die Polnische Bevölkerung
auf preußischem Gebiete hart betreffen müssen,
wenn nicht von feiten des Obersten Polni¬
schen Volksrats binnen drei Tagen eine be¬
friedigende Aufklärung erfolgt. Die begreif¬
licherweise schon ohnehin verzweifelte Stim¬
mung der deutschen Bevölkerung hat sich zur
Siedehitze gesteigert, und alle Beruhigungs¬
versuche der deutschen Regierung müssen an
einer solchen Grausamkeit und Willkür der
Polen illusorisch werden.

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[0387] Kleine Nachrichten Jede Anstrengung muß an die Erfüllung dieses Vertrages gesetzt werden; soweit er ausführbar ist, muß er ausgeführt werdenl Nimmer werden wir derer vergessen, denen die Abtretung droht. Sie sind Fleisch von «nserem Fleisch. Wir werden für sie eintreten, wo wir könne«, wie für uns selbst. Aus dem Staatsverband können sie gerissen werden, aber nicht aus unserem Herzen. Das zweite Erfordernis ist Arbeit! Die Lasten dieses Friedens können wir nur tragen, wenn keine Hand müßig ist. Für jede nicht erfüllte Leistung können die Gegner mit Vormarsch oder Blockade ant¬ worten. Wer arbeitet, verteidigt den heimischen Boden. Das dritte Erfordernis heißt: Pflichttreue I Wie wir trotz aller Gewissensnot auf dem Posten geblieben sind, so muß es jeder einzelne machen! Der Soldat, und zwar Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, der Beamte, jeder muß um des Ganzen willen seiner Pflicht treu bleiben, auch in diesen bösesten aller bösen Tagen. Man zwingt uns, Deutsche an feindliche Gerichte auszuliefern. Wir haben uns bis zum Äußersten dagegen ge¬ kehrt. Für die tiefe Erbitterung unserer bravenTruppen haben wir volles Verständnis. Aber wenn nicht Offizier und Manu jetzt Noch fester für innere Ordnung eintreten helfen, so liefern wir nicht nur ein Paar Hundert, sondern Millionen von Landsleuten aus und zwar der Okkupation, der Annexion, dem Terror! Deutschland muß lebensfähig bleiben. Ohne innere Ordnung keine Arbeit I Dhne Arbeit keine Vertragserfüllung! Ohne Vertragserfüllung keinen Frieden, sondern Wiederaufnahme des Krieges! Wenn wir nicht alle mithelfen, ist die Unterschrift unter dem Vertrage wertlos, dann kann eS keine Erleichterungen, keine Revisionen und kein schließliches Abtragen der ungeheuerlichen Lasten geben. Was heute an Tagen versäumt wird, kann unsere Kinder Jahre der Knechtung kosten. Bon heute müssen Volk und Regierung an die Arbeit gehen Es darf leine Pause geben und kein Beiseitestehen. Es gibt nur einen Ausweg aus der Finsternis dieses Vertrages: Erhaltung von Reich und Volk durch Einigkeit und Arbeit. Helft uns dazu, Männer und Frauen! Der Reichspräsident: Ebert. Die Reichsregierung: Bauer. Erzberger. Hermann Müller. Dr. David. Dr. Mayer. Wissell. Robert Schmidt. Roste. Giesberts. Dr. Bell. Schlicke. Deutscher Protest gegen polnische Willkür Berlin, 23. Juni. Da die Polen fort¬ fahren, deutsche Männer und neuerdings sogar Frauen zu internieren, wurde von feiten der Wasfenstillstandskommission in Berlin an den französischen General Dupnnt folgendes Schreiben gerichtet: „Im Anschluß an die Note vom 27. Juni, worin ich mitteilte, daß nach zahlreichen hier eingelaufenen, aus zuverlässiger Quelle stammenden Nachrichten die Polen alle deutschen Männer über siebzehn Jnhre inter¬ niert und verschleppt haben, beehre ich mich. Eurer Exzellenz im Auftrage des Neicks- ministers Erzberger noch folgendes zur Kenntnis zu bringen: Die Internierung der Deutschen in Polen soll sich nicht nur auf die Männer, sondern sogar auch auf die Frauen erstrecken. Einige davon betroffene, sehr bekannte Persönlichkeiten wurden der Waffenstillstandskommission bereits nament¬ lich genannt. In Brest-Litowsk, Kowel und Rooo Georgiewsk wurden Konzentrations¬ lager hierfür vorbereitet. Die preußische Negierung wandte sich in einem Funkspruch an den Obersten Polnischen Vnlksrat mit der Mitteilung, daß sie sich genötigt sehen wird, zum Schutze der Deutschen gegen weitere Gewalttätigkeiten zu Maßnahmen zu schreiten, die die Polnische Bevölkerung auf preußischem Gebiete hart betreffen müssen, wenn nicht von feiten des Obersten Polni¬ schen Volksrats binnen drei Tagen eine be¬ friedigende Aufklärung erfolgt. Die begreif¬ licherweise schon ohnehin verzweifelte Stim¬ mung der deutschen Bevölkerung hat sich zur Siedehitze gesteigert, und alle Beruhigungs¬ versuche der deutschen Regierung müssen an einer solchen Grausamkeit und Willkür der Polen illusorisch werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/387>, abgerufen am 15.01.2025.