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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Kleine Nachrichten

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les -Me berührt. Sie nach außen zu ver¬
teidigen, fehlt dem deutschen Volke nach
den entsetzlichen Leiden der letzten vier
Jahre jedes Mittel. Der übermächtigen
Gewalt weichend und ohne damit ihre
Auffassung über die unerhörte Ungerech¬
tigkeit der Friedensbedingungen aufzu¬
geben, erklärt deshalb die Regierung der
deutschen Republik, "daß sie bereit ist, die
von den alliierten und assoziierten Regie¬
rungen auferlegten Friedensbedinguigen
anzunehmen und zu unterzeichnen."

Der polnische Ausrottimgskneg
gegen die Ukrainer

Berlin, 14. Juni. (Priv.-Tel.) Der
ukrainische Pressedienst meldet:

In ihrem Ausrottungskriege gegen
die Ukrainer wüten die Polen in den von
'ihnen besetzten ukrainischen Gebieten in
der schrecklichsten Weise. Alle Baracken
und Kerker in Polen, in denen seiner¬
zeit Österreich - Ungarn und Deutschland
ihr Militär und ihre Sträflinge hielten,
sind überfüllt von Internierten Ukrainern.
In den Baracken in Double bei Krakau,
>n Wadowitze, Wisnitsche, in den Kerkern
Kor Schezepiorno und Powiazki bei
'^alisz, >in den Kasematten bei Motum-
^wangorod und Warschau, in den finste¬
rn Gefängnissen von Brest-Litowsk, To°
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Vota, Bilska 'und Sokolow schmachten
Äehntanscnde von Sosdaten und Inter¬
nierten ukrainischer Nationalität, Opfer.
Mes niedertretenden polnischen Im¬
perialismus. In Warschau auf dem de°
Züchtigsten "Mokotowski" sind die ukrai¬
nischen Volksschullehrer aus Wolhynien,
Pvlesien und dem Cholmerlcmde inier-
'''°re. Diese Unglücklichen teilen ihre
hellen mit Schwerverbrechern und sind
daselbst den schwersten Physischen und
Mischen Qualen ausgesetzt. Diese Ge-
^ngnjsse wurden bisher von den Abgc-
>andem der einzelnen, das Land besuchen-
^u Rote'5!reuzmissionen nicht inspiziert,
die Polen diese Häftlinge vor den

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Fremden als Bolschewik! bezeichnen und
eine unmittelbare Berührung mit den Ge¬
fangenen verhindern. In diesen Gefäng¬
nissen befindet sich auch eine größere An¬
zahl höherer ukrainischer Beamten, die
gleichfalls mit Schwerverbrechern einge¬
kerkert, wegen der nichtigsten Borwände
mit der Prügelstrafe belegt werden, so
der gewesene Gouverneur von Polcsie
und Chota, Alexander Skoropyß-Ial-
tuchowskhj und der Delegierte des ukrai¬
nischen Ministerrates Scheiche. Die Zahl
der Internierten beträgt hier über 1L<19,
darunter sämtliche Pr'efter und ?ehrer
aus Polesie, Pidlasie und Chota. Aos.er-
den befindet sich in der Zitadelle von
Brest-Mowsk und in den Gefängnissen
von Temaszow, Chota und Hrubhezow
Tausende ukrainischer Bauern, die dem
Glauben ihrer Bäter treu geblieben uno
die Weigerung, zur römisch-katholischen
Kirche überzutreten, nunmehr mit schwer¬
ster Gefängnisstrafe büßen. Diese Ge¬
fängnisse sind geradezu das Grab für die
Internierten, da Hunger und epidemische
Krankheiten zahlreiche Opfer fordern.

Bei den Arretierungen und Verhaf¬
tungen sind die Polnischen Legionäre uns
Gendarmen sofort mit der Konfiskation
des Vermögens der Betreffenden vorge¬
gangen. In Brest-Litowsk allein wurden
Baiiernwirtschaften im Werte von 15 Mil¬
lionen konfisziert. Am 12. Februar 1919
haben polnische Soldaten in Kobry die
Staatskasse erbrochen, den darin enthal¬
tenen Betrag von 4.S0 000 Rudel geraubt
und nach Einäscherung des Dorfes die
gesuchte ukrainische Intelligenz in der
Zitadelle Motum interniert. In beson¬
ders schrecklicher Weise wüteten die Polen
in Brest-Litowsk. An den Ranbzügen der
polnischen Soldateska beteiligten sich anch
polnische Offiziere. Das ukrainische Hab
und Gut wurde vollständig ausgeraubt,
die Ukrainer selbst in den Militärbaracken
'in Szrzhpiorn bei Kalisz interniert. Am
16. März überfielen polnische Soldaten
den Obmann des Cholmer Nettungs-
komitecs Halikowskyj und raubten eine

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les -Me berührt. Sie nach außen zu ver¬
teidigen, fehlt dem deutschen Volke nach
den entsetzlichen Leiden der letzten vier
Jahre jedes Mittel. Der übermächtigen
Gewalt weichend und ohne damit ihre
Auffassung über die unerhörte Ungerech¬
tigkeit der Friedensbedingungen aufzu¬
geben, erklärt deshalb die Regierung der
deutschen Republik, „daß sie bereit ist, die
von den alliierten und assoziierten Regie¬
rungen auferlegten Friedensbedinguigen
anzunehmen und zu unterzeichnen."

Der polnische Ausrottimgskneg
gegen die Ukrainer

Berlin, 14. Juni. (Priv.-Tel.) Der
ukrainische Pressedienst meldet:

In ihrem Ausrottungskriege gegen
die Ukrainer wüten die Polen in den von
'ihnen besetzten ukrainischen Gebieten in
der schrecklichsten Weise. Alle Baracken
und Kerker in Polen, in denen seiner¬
zeit Österreich - Ungarn und Deutschland
ihr Militär und ihre Sträflinge hielten,
sind überfüllt von Internierten Ukrainern.
In den Baracken in Double bei Krakau,
>n Wadowitze, Wisnitsche, in den Kerkern
Kor Schezepiorno und Powiazki bei
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^wangorod und Warschau, in den finste¬
rn Gefängnissen von Brest-Litowsk, To°
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Vota, Bilska 'und Sokolow schmachten
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nierten ukrainischer Nationalität, Opfer.
Mes niedertretenden polnischen Im¬
perialismus. In Warschau auf dem de°
Züchtigsten „Mokotowski" sind die ukrai¬
nischen Volksschullehrer aus Wolhynien,
Pvlesien und dem Cholmerlcmde inier-
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hellen mit Schwerverbrechern und sind
daselbst den schwersten Physischen und
Mischen Qualen ausgesetzt. Diese Ge-
^ngnjsse wurden bisher von den Abgc-
>andem der einzelnen, das Land besuchen-
^u Rote'5!reuzmissionen nicht inspiziert,
die Polen diese Häftlinge vor den

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Fremden als Bolschewik! bezeichnen und
eine unmittelbare Berührung mit den Ge¬
fangenen verhindern. In diesen Gefäng¬
nissen befindet sich auch eine größere An¬
zahl höherer ukrainischer Beamten, die
gleichfalls mit Schwerverbrechern einge¬
kerkert, wegen der nichtigsten Borwände
mit der Prügelstrafe belegt werden, so
der gewesene Gouverneur von Polcsie
und Chota, Alexander Skoropyß-Ial-
tuchowskhj und der Delegierte des ukrai¬
nischen Ministerrates Scheiche. Die Zahl
der Internierten beträgt hier über 1L<19,
darunter sämtliche Pr'efter und ?ehrer
aus Polesie, Pidlasie und Chota. Aos.er-
den befindet sich in der Zitadelle von
Brest-Mowsk und in den Gefängnissen
von Temaszow, Chota und Hrubhezow
Tausende ukrainischer Bauern, die dem
Glauben ihrer Bäter treu geblieben uno
die Weigerung, zur römisch-katholischen
Kirche überzutreten, nunmehr mit schwer¬
ster Gefängnisstrafe büßen. Diese Ge¬
fängnisse sind geradezu das Grab für die
Internierten, da Hunger und epidemische
Krankheiten zahlreiche Opfer fordern.

Bei den Arretierungen und Verhaf¬
tungen sind die Polnischen Legionäre uns
Gendarmen sofort mit der Konfiskation
des Vermögens der Betreffenden vorge¬
gangen. In Brest-Litowsk allein wurden
Baiiernwirtschaften im Werte von 15 Mil¬
lionen konfisziert. Am 12. Februar 1919
haben polnische Soldaten in Kobry die
Staatskasse erbrochen, den darin enthal¬
tenen Betrag von 4.S0 000 Rudel geraubt
und nach Einäscherung des Dorfes die
gesuchte ukrainische Intelligenz in der
Zitadelle Motum interniert. In beson¬
ders schrecklicher Weise wüteten die Polen
in Brest-Litowsk. An den Ranbzügen der
polnischen Soldateska beteiligten sich anch
polnische Offiziere. Das ukrainische Hab
und Gut wurde vollständig ausgeraubt,
die Ukrainer selbst in den Militärbaracken
'in Szrzhpiorn bei Kalisz interniert. Am
16. März überfielen polnische Soldaten
den Obmann des Cholmer Nettungs-
komitecs Halikowskyj und raubten eine

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[0371] Kleine Nachrichten les -Me berührt. Sie nach außen zu ver¬ teidigen, fehlt dem deutschen Volke nach den entsetzlichen Leiden der letzten vier Jahre jedes Mittel. Der übermächtigen Gewalt weichend und ohne damit ihre Auffassung über die unerhörte Ungerech¬ tigkeit der Friedensbedingungen aufzu¬ geben, erklärt deshalb die Regierung der deutschen Republik, „daß sie bereit ist, die von den alliierten und assoziierten Regie¬ rungen auferlegten Friedensbedinguigen anzunehmen und zu unterzeichnen." Der polnische Ausrottimgskneg gegen die Ukrainer Berlin, 14. Juni. (Priv.-Tel.) Der ukrainische Pressedienst meldet: In ihrem Ausrottungskriege gegen die Ukrainer wüten die Polen in den von 'ihnen besetzten ukrainischen Gebieten in der schrecklichsten Weise. Alle Baracken und Kerker in Polen, in denen seiner¬ zeit Österreich - Ungarn und Deutschland ihr Militär und ihre Sträflinge hielten, sind überfüllt von Internierten Ukrainern. In den Baracken in Double bei Krakau, >n Wadowitze, Wisnitsche, in den Kerkern Kor Schezepiorno und Powiazki bei '^alisz, >in den Kasematten bei Motum- ^wangorod und Warschau, in den finste¬ rn Gefängnissen von Brest-Litowsk, To° '"«schow, Chota, Hrnbieszow, Wlodawa, Vota, Bilska 'und Sokolow schmachten Äehntanscnde von Sosdaten und Inter¬ nierten ukrainischer Nationalität, Opfer. Mes niedertretenden polnischen Im¬ perialismus. In Warschau auf dem de° Züchtigsten „Mokotowski" sind die ukrai¬ nischen Volksschullehrer aus Wolhynien, Pvlesien und dem Cholmerlcmde inier- '''°re. Diese Unglücklichen teilen ihre hellen mit Schwerverbrechern und sind daselbst den schwersten Physischen und Mischen Qualen ausgesetzt. Diese Ge- ^ngnjsse wurden bisher von den Abgc- >andem der einzelnen, das Land besuchen- ^u Rote'5!reuzmissionen nicht inspiziert, die Polen diese Häftlinge vor den Fremden als Bolschewik! bezeichnen und eine unmittelbare Berührung mit den Ge¬ fangenen verhindern. In diesen Gefäng¬ nissen befindet sich auch eine größere An¬ zahl höherer ukrainischer Beamten, die gleichfalls mit Schwerverbrechern einge¬ kerkert, wegen der nichtigsten Borwände mit der Prügelstrafe belegt werden, so der gewesene Gouverneur von Polcsie und Chota, Alexander Skoropyß-Ial- tuchowskhj und der Delegierte des ukrai¬ nischen Ministerrates Scheiche. Die Zahl der Internierten beträgt hier über 1L<19, darunter sämtliche Pr'efter und ?ehrer aus Polesie, Pidlasie und Chota. Aos.er- den befindet sich in der Zitadelle von Brest-Mowsk und in den Gefängnissen von Temaszow, Chota und Hrubhezow Tausende ukrainischer Bauern, die dem Glauben ihrer Bäter treu geblieben uno die Weigerung, zur römisch-katholischen Kirche überzutreten, nunmehr mit schwer¬ ster Gefängnisstrafe büßen. Diese Ge¬ fängnisse sind geradezu das Grab für die Internierten, da Hunger und epidemische Krankheiten zahlreiche Opfer fordern. Bei den Arretierungen und Verhaf¬ tungen sind die Polnischen Legionäre uns Gendarmen sofort mit der Konfiskation des Vermögens der Betreffenden vorge¬ gangen. In Brest-Litowsk allein wurden Baiiernwirtschaften im Werte von 15 Mil¬ lionen konfisziert. Am 12. Februar 1919 haben polnische Soldaten in Kobry die Staatskasse erbrochen, den darin enthal¬ tenen Betrag von 4.S0 000 Rudel geraubt und nach Einäscherung des Dorfes die gesuchte ukrainische Intelligenz in der Zitadelle Motum interniert. In beson¬ ders schrecklicher Weise wüteten die Polen in Brest-Litowsk. An den Ranbzügen der polnischen Soldateska beteiligten sich anch polnische Offiziere. Das ukrainische Hab und Gut wurde vollständig ausgeraubt, die Ukrainer selbst in den Militärbaracken 'in Szrzhpiorn bei Kalisz interniert. Am 16. März überfielen polnische Soldaten den Obmann des Cholmer Nettungs- komitecs Halikowskyj und raubten eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/371>, abgerufen am 15.01.2025.