Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Kleine Nachrichten [Beginn Spaltensatz] nur unter der Boraussetzimg, daß auch von Im Auftrag gez. v. Brentano.Der lVeg zur bedingungslosen Die deutsche Note vom 22. Juni. "Die Regierung der deutschen Re¬ der Völkerversöhnung unternommenen Kleine Nachrichten [Beginn Spaltensatz] nur unter der Boraussetzimg, daß auch von Im Auftrag gez. v. Brentano.Der lVeg zur bedingungslosen Die deutsche Note vom 22. Juni. „Die Regierung der deutschen Re¬ der Völkerversöhnung unternommenen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0368" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336658"/> <fw type="header" place="top"> Kleine Nachrichten</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1394" prev="#ID_1393"> nur unter der Boraussetzimg, daß auch von<lb/> polnischer Seite nicht gegen den Vertrag<lb/> verstoßen wird. Da bisher keine präzise<lb/> Erklärung vorliegt, daß die Hallerschen<lb/> Truppen nicht zu Angriffszwccken gegen<lb/> Deutschland verwandt werden, hat sich<lb/> begreiflicherweise die Erregung der Be¬<lb/> völkerung Deutschlands und des Grenz¬<lb/> schutzes der deutschen Ostprovinzen so ge¬<lb/> steigert, daß schwerwiegende Folgen ent¬<lb/> stehen können. Ich darf daher im Auf¬<lb/> trag des Herrn Reichsministers Erzberger<lb/> nochmals wiederholen, daß die Waffcn-<lb/> stillstandskommission einer möglichst um¬<lb/> gehenden und präzisen Erklärung ent¬<lb/> gegensieht.</p> <p xml:id="ID_1395"> Im Auftrag </p> <note type="bibl"> gez. v. Brentano.</note> <p xml:id="ID_1396"> Der lVeg zur bedingungslosen<lb/> Annahme</p> <p xml:id="ID_1397"> Die deutsche Note vom 22. Juni.</p> <p xml:id="ID_1398" next="#ID_1399"> „Die Regierung der deutschen Re¬<lb/> publik hat von dem Augenblick an, wo ihr<lb/> die Friedensbedingungen der alliierten und<lb/> assoziierten Regierungen bekannt gegeben<lb/> wurden, keinen Zweifel darüber gelassen,<lb/> daß ste in Übereinstimmung mit dem<lb/> ganzen deutschen Volk diese Bedingungen<lb/> als im schroffen Widerspruch mit der<lb/> Grundlage befindlich ansehen muß, die<lb/> von den alliierten und assoziierten Mäch¬<lb/> ten einerseits und Deutschland anderer¬<lb/> seits -völkerrechtlich verbindlich für den<lb/> Frieden vor dem Abschluß des Waffenstill¬<lb/> standes angenommen worden war. Sie<lb/> hat unter Berufung auf diese zwischen-den<lb/> Verhandlungsteilen vereinbarte Rechts¬<lb/> grundlage und unter offener Darlegung<lb/> der Verhältnisse in Deutschland nichts un¬<lb/> versucht gelassen, um zu unmittelbarem<lb/> mündlichen Meinungsaustausch zu gelan¬<lb/> gen, um derart eine Milderung der un¬<lb/> erträglich harren Bedingungen zu erwir¬<lb/> ken, die es der Regierung der deutschen<lb/> Republik möglich machen sollte, den Frie¬<lb/> densvertrag vorbehaltlos zu unterzeichnen<lb/> und seine Durchführung zu gewährleisten.<lb/> Diese im Interesse des Weltfriedens und</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1399" prev="#ID_1398" next="#ID_1400"> der Völkerversöhnung unternommenen<lb/> Versuche der Regierung der deutschen Re¬<lb/> publik sind an dem starren Festhalten an<lb/> den Friedensbedingungen gescheitert. Weit¬<lb/> gehende Gegenvorschläge der deutschen De¬<lb/> legation fanden nur in einzelnen Punk¬<lb/> ten Entgegenkommen. Die gewährten<lb/> Erleichterungen vermindern die Schwere<lb/> der Bedingungen nur in geringem Maße.<lb/> Die alliierten und assoziierten Regierun¬<lb/> gen haben die Negierung der deutschen Re¬<lb/> publik durch ein am 23. Juni ablaufendes<lb/> Ultimatum vor die Entscheidung gestellt,<lb/> den von ihnen vorgelegten Fr'edensver-<lb/> trag zu unterzeichnen oder die Unterzeich¬<lb/> nung zu verweigern. Für den letzteren<lb/> Fall würde ein völlig wehrloses Volk mit<lb/> der zwangsweisen Auferlegung der gefor¬<lb/> derten Friedensbedingungen und der Ver¬<lb/> mehrung der schweren Lasten bedroht.<lb/> Das deutsche Volk will nicht d'e Wieder¬<lb/> aufnahme des blutigen Krieges, es will<lb/> aufrichtig einen dauernden Frieden. Es<lb/> hat keine andere Macht in der Hand,<lb/> als die Berufung auf das ewige unver¬<lb/> äußerliche Recht eines selbständigen Le¬<lb/> bens, das, wie allen Völkern, so auch dem<lb/> deutschen Volke zusteht. Die Reg'erung<lb/> der deutschen Republik kann diesem hei¬<lb/> ligen Recht des. deutschen Volkes durch<lb/> Anwendung von Gewalt keinen Nachdruck<lb/> verleihen. Sie kann nur auf die Unter¬<lb/> stützung durch i?a,S Gewissen der Mensch¬<lb/> heit hoffen. Kein Volk, auch keine der<lb/> alliierten und assoziierten Mächte, wer¬<lb/> den dem deutschen Volke zumuten, einem<lb/> Friedensinstrument aus innerer Über¬<lb/> zeugung beizustimmen, durch das leben¬<lb/> dige Glieder vom- Körper des Deutschen<lb/> Reiches ohne Befragen der in Betracht<lb/> kommenden Bevölkerung losgelöst, die<lb/> deutsche Staatshoheit dauernd verletzt und-<lb/> dem deutschen Volke unerträgliche wirt¬<lb/> schaftliche und finanzielle Lasten auferlegt<lb/> werden sollen. Die deutsche Regierung<lb/> hat aus den im Osten abzutretenden Ge¬<lb/> bieten leidenschaftliche Kundgebungen der<lb/> Bevölkerung erhalten, daß sie sich einer<lb/> Abtrennung dieser größtenteils seit vielen</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0368]
Kleine Nachrichten
nur unter der Boraussetzimg, daß auch von
polnischer Seite nicht gegen den Vertrag
verstoßen wird. Da bisher keine präzise
Erklärung vorliegt, daß die Hallerschen
Truppen nicht zu Angriffszwccken gegen
Deutschland verwandt werden, hat sich
begreiflicherweise die Erregung der Be¬
völkerung Deutschlands und des Grenz¬
schutzes der deutschen Ostprovinzen so ge¬
steigert, daß schwerwiegende Folgen ent¬
stehen können. Ich darf daher im Auf¬
trag des Herrn Reichsministers Erzberger
nochmals wiederholen, daß die Waffcn-
stillstandskommission einer möglichst um¬
gehenden und präzisen Erklärung ent¬
gegensieht.
Im Auftrag
gez. v. Brentano. Der lVeg zur bedingungslosen
Annahme
Die deutsche Note vom 22. Juni.
„Die Regierung der deutschen Re¬
publik hat von dem Augenblick an, wo ihr
die Friedensbedingungen der alliierten und
assoziierten Regierungen bekannt gegeben
wurden, keinen Zweifel darüber gelassen,
daß ste in Übereinstimmung mit dem
ganzen deutschen Volk diese Bedingungen
als im schroffen Widerspruch mit der
Grundlage befindlich ansehen muß, die
von den alliierten und assoziierten Mäch¬
ten einerseits und Deutschland anderer¬
seits -völkerrechtlich verbindlich für den
Frieden vor dem Abschluß des Waffenstill¬
standes angenommen worden war. Sie
hat unter Berufung auf diese zwischen-den
Verhandlungsteilen vereinbarte Rechts¬
grundlage und unter offener Darlegung
der Verhältnisse in Deutschland nichts un¬
versucht gelassen, um zu unmittelbarem
mündlichen Meinungsaustausch zu gelan¬
gen, um derart eine Milderung der un¬
erträglich harren Bedingungen zu erwir¬
ken, die es der Regierung der deutschen
Republik möglich machen sollte, den Frie¬
densvertrag vorbehaltlos zu unterzeichnen
und seine Durchführung zu gewährleisten.
Diese im Interesse des Weltfriedens und
der Völkerversöhnung unternommenen
Versuche der Regierung der deutschen Re¬
publik sind an dem starren Festhalten an
den Friedensbedingungen gescheitert. Weit¬
gehende Gegenvorschläge der deutschen De¬
legation fanden nur in einzelnen Punk¬
ten Entgegenkommen. Die gewährten
Erleichterungen vermindern die Schwere
der Bedingungen nur in geringem Maße.
Die alliierten und assoziierten Regierun¬
gen haben die Negierung der deutschen Re¬
publik durch ein am 23. Juni ablaufendes
Ultimatum vor die Entscheidung gestellt,
den von ihnen vorgelegten Fr'edensver-
trag zu unterzeichnen oder die Unterzeich¬
nung zu verweigern. Für den letzteren
Fall würde ein völlig wehrloses Volk mit
der zwangsweisen Auferlegung der gefor¬
derten Friedensbedingungen und der Ver¬
mehrung der schweren Lasten bedroht.
Das deutsche Volk will nicht d'e Wieder¬
aufnahme des blutigen Krieges, es will
aufrichtig einen dauernden Frieden. Es
hat keine andere Macht in der Hand,
als die Berufung auf das ewige unver¬
äußerliche Recht eines selbständigen Le¬
bens, das, wie allen Völkern, so auch dem
deutschen Volke zusteht. Die Reg'erung
der deutschen Republik kann diesem hei¬
ligen Recht des. deutschen Volkes durch
Anwendung von Gewalt keinen Nachdruck
verleihen. Sie kann nur auf die Unter¬
stützung durch i?a,S Gewissen der Mensch¬
heit hoffen. Kein Volk, auch keine der
alliierten und assoziierten Mächte, wer¬
den dem deutschen Volke zumuten, einem
Friedensinstrument aus innerer Über¬
zeugung beizustimmen, durch das leben¬
dige Glieder vom- Körper des Deutschen
Reiches ohne Befragen der in Betracht
kommenden Bevölkerung losgelöst, die
deutsche Staatshoheit dauernd verletzt und-
dem deutschen Volke unerträgliche wirt¬
schaftliche und finanzielle Lasten auferlegt
werden sollen. Die deutsche Regierung
hat aus den im Osten abzutretenden Ge¬
bieten leidenschaftliche Kundgebungen der
Bevölkerung erhalten, daß sie sich einer
Abtrennung dieser größtenteils seit vielen
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