Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Zusammonbruch und Aufbau

lichkeit bestanden hätte, durch rechtzeitige Ausfuhr von Menschen unsere Überan¬
strengungen nach Weltmarkt zu mindern und damit den Neid der anderen und
den Weltkrieg zu vermeiden, wohl jeder würde dann heute die Frage beantworten,
daß es besser gewesen wäre, das Ventil nach der Menschenausfuhr hin zu öffnen,
und die Auswanderung zu leiten, ohne sie zu fördern. Das Versäumte werden
wir nunmehr in erschrecklichem Maße nachholen müssen, nur mit dem Unterschiede,
daß man früher den deutschen Auswanderer gern nahm, während es jetzt schwer
halten wird, eine geeignete Gegend für ihn zu finden.

Die vorstehenden Betrachtungen geben den Schlüssel,, warum sich die
Spannung zuerst im Weltkriege löste, warum alles über Deutschland herfiel und
warum mit dem Kriege die Bewegung nicht beendet ist, sondern vielleicht erst
begonnen haben wird.

Die Siedehitze, bis Zu der das Weltwirtlchaftstempo getrieben war, das
Ringen des gegenseitigen Kapitals und der völkischen Industrien, führten zum
Versuch der gewaltsamen Lösung. Natürlich fiel man über den her, der durch
Arbeitsamkeit, Fleiß. Intelligenz und Arbeitsnvtwendigkeit der Gefährlichste erschien,
und das war Deuischlcmd. Darum verband sich auch die ganze Erde gegen uns,
da jeder glaubte, nach Niederwerfung Deutschlands den Druck im eigenen Lands
nach außen ablassen zu können. Die "Unbeliebtheit der Deutschen", die "Un¬
fähigkeit unserer Diplomatie" und ähnliche Ursachen, nach denen wir grübeln,
haben im Grunde genommen wohl nur wenig Einfluß gehabt.

In Rußland war das alte System am schlimmsten, die Macht und
Auswüchse des Kapitals am rohesten. und die Knechtung der Massen am stärksten
vorhanden. Da nun dort der Zusammenbruch zuerst kam, entstand derBolschewismus.
In einem kultivierterem Lande hätte die Bewegung wohl andere Formen ange¬
nommen, aber der Kern ist überall vorhanden, und in der Art und in dem Schritt,
wie sich die Spannung des Krieges löst, folgt die Bewegung über die anderen
Länder nach. Deutschland kam an zweiter Stelle. Der Schritt der Zeit geht
weiter I

Wer hätte noch vor drei Monaten zu sagen gewagt, daß die Bewegung
bei unserem gebildeten, ruhigen und überlegender Volke solche Formen annehmen
könne, und das; sich akademisch geschulte Leute an die Spitze stellen würden.
Hieraus läßt sich doch nur der eine Schluß ziehen, daß etwas von den Freihrits-
ttednnken in allen im Beruf bedrückten Menschen ruht, und daß nur das Fehlen
-des richtigen Weges, und die Angst vor der Wiederaufrichtung der alten Wirt¬
schaft zu den verzweifelten Schritten treibt. Von der Bewegung als solcher muß
wan natürlich die Nebenerscheinungen scheiden. Natürlich hat sich das Verbrecher¬
tum es nicht entgeh?" lassen, sich sofort anzuschließen, denn nach "persönlicher
Freiheit" drängen diese Gestalten alle. Trotzdem nun aber das Überwuchern des
Berbrechertumes die anständigen Elemente zurückschrecken sollte, nimmt die Be¬
wegung nicht ab. sondern auch im Auslande sogar noch zu.

^ Die Erkenntnis ist bitter und hart, aber nur Klarheit kann Linderung der
Leiden bringen.

Nicht Politik, nicht Lauterburger, nicht Selbstbestimmung der Völker, nicht
Fehler einzelner Personen sind die Ursachen des Zusammenbruchcs, sondern die
Mechanisierung unserer Wirtschaft, und die Aufhebung der freien Berufe und
Menschen. Eine Besserung und Umwandlung zum Guten bringt daher nicht der
Völkerbund, nicht die Sozialisierung, sondern nur, wenn es gelingt, den Menschen
wieder frei zu machen.

Dies aber wäre das Todesurteil unserer Industrie, -- der Industrie I --
Mit zwingender Notwendigkeit führt vorstehender Gedankengang dahin, daß die
unter der Mithilfe des internationalen Kapitals frei schaltende Industrie die
Schuld am Zusammenbruch der Wirtschaftsordnung trägt. Sollen wir nun alles
Erschlagen, sollen wir. die Fabriken abreißen und sollen wir zum Zustand unserer
Vorväter zurückkehren? Keineswegs! denn dies wäre unmöglich. Aber es muß
erkannt werden, daß Industrie nicht Selbstzweck ist, sondern ein Hilfsmittel, und


Zusammonbruch und Aufbau

lichkeit bestanden hätte, durch rechtzeitige Ausfuhr von Menschen unsere Überan¬
strengungen nach Weltmarkt zu mindern und damit den Neid der anderen und
den Weltkrieg zu vermeiden, wohl jeder würde dann heute die Frage beantworten,
daß es besser gewesen wäre, das Ventil nach der Menschenausfuhr hin zu öffnen,
und die Auswanderung zu leiten, ohne sie zu fördern. Das Versäumte werden
wir nunmehr in erschrecklichem Maße nachholen müssen, nur mit dem Unterschiede,
daß man früher den deutschen Auswanderer gern nahm, während es jetzt schwer
halten wird, eine geeignete Gegend für ihn zu finden.

Die vorstehenden Betrachtungen geben den Schlüssel,, warum sich die
Spannung zuerst im Weltkriege löste, warum alles über Deutschland herfiel und
warum mit dem Kriege die Bewegung nicht beendet ist, sondern vielleicht erst
begonnen haben wird.

Die Siedehitze, bis Zu der das Weltwirtlchaftstempo getrieben war, das
Ringen des gegenseitigen Kapitals und der völkischen Industrien, führten zum
Versuch der gewaltsamen Lösung. Natürlich fiel man über den her, der durch
Arbeitsamkeit, Fleiß. Intelligenz und Arbeitsnvtwendigkeit der Gefährlichste erschien,
und das war Deuischlcmd. Darum verband sich auch die ganze Erde gegen uns,
da jeder glaubte, nach Niederwerfung Deutschlands den Druck im eigenen Lands
nach außen ablassen zu können. Die „Unbeliebtheit der Deutschen", die „Un¬
fähigkeit unserer Diplomatie" und ähnliche Ursachen, nach denen wir grübeln,
haben im Grunde genommen wohl nur wenig Einfluß gehabt.

In Rußland war das alte System am schlimmsten, die Macht und
Auswüchse des Kapitals am rohesten. und die Knechtung der Massen am stärksten
vorhanden. Da nun dort der Zusammenbruch zuerst kam, entstand derBolschewismus.
In einem kultivierterem Lande hätte die Bewegung wohl andere Formen ange¬
nommen, aber der Kern ist überall vorhanden, und in der Art und in dem Schritt,
wie sich die Spannung des Krieges löst, folgt die Bewegung über die anderen
Länder nach. Deutschland kam an zweiter Stelle. Der Schritt der Zeit geht
weiter I

Wer hätte noch vor drei Monaten zu sagen gewagt, daß die Bewegung
bei unserem gebildeten, ruhigen und überlegender Volke solche Formen annehmen
könne, und das; sich akademisch geschulte Leute an die Spitze stellen würden.
Hieraus läßt sich doch nur der eine Schluß ziehen, daß etwas von den Freihrits-
ttednnken in allen im Beruf bedrückten Menschen ruht, und daß nur das Fehlen
-des richtigen Weges, und die Angst vor der Wiederaufrichtung der alten Wirt¬
schaft zu den verzweifelten Schritten treibt. Von der Bewegung als solcher muß
wan natürlich die Nebenerscheinungen scheiden. Natürlich hat sich das Verbrecher¬
tum es nicht entgeh?» lassen, sich sofort anzuschließen, denn nach „persönlicher
Freiheit" drängen diese Gestalten alle. Trotzdem nun aber das Überwuchern des
Berbrechertumes die anständigen Elemente zurückschrecken sollte, nimmt die Be¬
wegung nicht ab. sondern auch im Auslande sogar noch zu.

^ Die Erkenntnis ist bitter und hart, aber nur Klarheit kann Linderung der
Leiden bringen.

Nicht Politik, nicht Lauterburger, nicht Selbstbestimmung der Völker, nicht
Fehler einzelner Personen sind die Ursachen des Zusammenbruchcs, sondern die
Mechanisierung unserer Wirtschaft, und die Aufhebung der freien Berufe und
Menschen. Eine Besserung und Umwandlung zum Guten bringt daher nicht der
Völkerbund, nicht die Sozialisierung, sondern nur, wenn es gelingt, den Menschen
wieder frei zu machen.

Dies aber wäre das Todesurteil unserer Industrie, — der Industrie I —
Mit zwingender Notwendigkeit führt vorstehender Gedankengang dahin, daß die
unter der Mithilfe des internationalen Kapitals frei schaltende Industrie die
Schuld am Zusammenbruch der Wirtschaftsordnung trägt. Sollen wir nun alles
Erschlagen, sollen wir. die Fabriken abreißen und sollen wir zum Zustand unserer
Vorväter zurückkehren? Keineswegs! denn dies wäre unmöglich. Aber es muß
erkannt werden, daß Industrie nicht Selbstzweck ist, sondern ein Hilfsmittel, und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335473"/>
          <fw type="header" place="top"> Zusammonbruch und Aufbau</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_235" prev="#ID_234"> lichkeit bestanden hätte, durch rechtzeitige Ausfuhr von Menschen unsere Überan¬<lb/>
strengungen nach Weltmarkt zu mindern und damit den Neid der anderen und<lb/>
den Weltkrieg zu vermeiden, wohl jeder würde dann heute die Frage beantworten,<lb/>
daß es besser gewesen wäre, das Ventil nach der Menschenausfuhr hin zu öffnen,<lb/>
und die Auswanderung zu leiten, ohne sie zu fördern. Das Versäumte werden<lb/>
wir nunmehr in erschrecklichem Maße nachholen müssen, nur mit dem Unterschiede,<lb/>
daß man früher den deutschen Auswanderer gern nahm, während es jetzt schwer<lb/>
halten wird, eine geeignete Gegend für ihn zu finden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_236"> Die vorstehenden Betrachtungen geben den Schlüssel,, warum sich die<lb/>
Spannung zuerst im Weltkriege löste, warum alles über Deutschland herfiel und<lb/>
warum mit dem Kriege die Bewegung nicht beendet ist, sondern vielleicht erst<lb/>
begonnen haben wird.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_237"> Die Siedehitze, bis Zu der das Weltwirtlchaftstempo getrieben war, das<lb/>
Ringen des gegenseitigen Kapitals und der völkischen Industrien, führten zum<lb/>
Versuch der gewaltsamen Lösung. Natürlich fiel man über den her, der durch<lb/>
Arbeitsamkeit, Fleiß. Intelligenz und Arbeitsnvtwendigkeit der Gefährlichste erschien,<lb/>
und das war Deuischlcmd. Darum verband sich auch die ganze Erde gegen uns,<lb/>
da jeder glaubte, nach Niederwerfung Deutschlands den Druck im eigenen Lands<lb/>
nach außen ablassen zu können. Die &#x201E;Unbeliebtheit der Deutschen", die &#x201E;Un¬<lb/>
fähigkeit unserer Diplomatie" und ähnliche Ursachen, nach denen wir grübeln,<lb/>
haben im Grunde genommen wohl nur wenig Einfluß gehabt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_238"> In Rußland war das alte System am schlimmsten, die Macht und<lb/>
Auswüchse des Kapitals am rohesten. und die Knechtung der Massen am stärksten<lb/>
vorhanden. Da nun dort der Zusammenbruch zuerst kam, entstand derBolschewismus.<lb/>
In einem kultivierterem Lande hätte die Bewegung wohl andere Formen ange¬<lb/>
nommen, aber der Kern ist überall vorhanden, und in der Art und in dem Schritt,<lb/>
wie sich die Spannung des Krieges löst, folgt die Bewegung über die anderen<lb/>
Länder nach. Deutschland kam an zweiter Stelle. Der Schritt der Zeit geht<lb/>
weiter I</p><lb/>
          <p xml:id="ID_239"> Wer hätte noch vor drei Monaten zu sagen gewagt, daß die Bewegung<lb/>
bei unserem gebildeten, ruhigen und überlegender Volke solche Formen annehmen<lb/>
könne, und das; sich akademisch geschulte Leute an die Spitze stellen würden.<lb/>
Hieraus läßt sich doch nur der eine Schluß ziehen, daß etwas von den Freihrits-<lb/>
ttednnken in allen im Beruf bedrückten Menschen ruht, und daß nur das Fehlen<lb/>
-des richtigen Weges, und die Angst vor der Wiederaufrichtung der alten Wirt¬<lb/>
schaft zu den verzweifelten Schritten treibt. Von der Bewegung als solcher muß<lb/>
wan natürlich die Nebenerscheinungen scheiden. Natürlich hat sich das Verbrecher¬<lb/>
tum es nicht entgeh?» lassen, sich sofort anzuschließen, denn nach &#x201E;persönlicher<lb/>
Freiheit" drängen diese Gestalten alle. Trotzdem nun aber das Überwuchern des<lb/>
Berbrechertumes die anständigen Elemente zurückschrecken sollte, nimmt die Be¬<lb/>
wegung nicht ab. sondern auch im Auslande sogar noch zu.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_240"> ^ Die Erkenntnis ist bitter und hart, aber nur Klarheit kann Linderung der<lb/>
Leiden bringen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_241"> Nicht Politik, nicht Lauterburger, nicht Selbstbestimmung der Völker, nicht<lb/>
Fehler einzelner Personen sind die Ursachen des Zusammenbruchcs, sondern die<lb/>
Mechanisierung unserer Wirtschaft, und die Aufhebung der freien Berufe und<lb/>
Menschen. Eine Besserung und Umwandlung zum Guten bringt daher nicht der<lb/>
Völkerbund, nicht die Sozialisierung, sondern nur, wenn es gelingt, den Menschen<lb/>
wieder frei zu machen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_242" next="#ID_243"> Dies aber wäre das Todesurteil unserer Industrie, &#x2014; der Industrie I &#x2014;<lb/>
Mit zwingender Notwendigkeit führt vorstehender Gedankengang dahin, daß die<lb/>
unter der Mithilfe des internationalen Kapitals frei schaltende Industrie die<lb/>
Schuld am Zusammenbruch der Wirtschaftsordnung trägt. Sollen wir nun alles<lb/>
Erschlagen, sollen wir. die Fabriken abreißen und sollen wir zum Zustand unserer<lb/>
Vorväter zurückkehren? Keineswegs! denn dies wäre unmöglich. Aber es muß<lb/>
erkannt werden, daß Industrie nicht Selbstzweck ist, sondern ein Hilfsmittel, und</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0065] Zusammonbruch und Aufbau lichkeit bestanden hätte, durch rechtzeitige Ausfuhr von Menschen unsere Überan¬ strengungen nach Weltmarkt zu mindern und damit den Neid der anderen und den Weltkrieg zu vermeiden, wohl jeder würde dann heute die Frage beantworten, daß es besser gewesen wäre, das Ventil nach der Menschenausfuhr hin zu öffnen, und die Auswanderung zu leiten, ohne sie zu fördern. Das Versäumte werden wir nunmehr in erschrecklichem Maße nachholen müssen, nur mit dem Unterschiede, daß man früher den deutschen Auswanderer gern nahm, während es jetzt schwer halten wird, eine geeignete Gegend für ihn zu finden. Die vorstehenden Betrachtungen geben den Schlüssel,, warum sich die Spannung zuerst im Weltkriege löste, warum alles über Deutschland herfiel und warum mit dem Kriege die Bewegung nicht beendet ist, sondern vielleicht erst begonnen haben wird. Die Siedehitze, bis Zu der das Weltwirtlchaftstempo getrieben war, das Ringen des gegenseitigen Kapitals und der völkischen Industrien, führten zum Versuch der gewaltsamen Lösung. Natürlich fiel man über den her, der durch Arbeitsamkeit, Fleiß. Intelligenz und Arbeitsnvtwendigkeit der Gefährlichste erschien, und das war Deuischlcmd. Darum verband sich auch die ganze Erde gegen uns, da jeder glaubte, nach Niederwerfung Deutschlands den Druck im eigenen Lands nach außen ablassen zu können. Die „Unbeliebtheit der Deutschen", die „Un¬ fähigkeit unserer Diplomatie" und ähnliche Ursachen, nach denen wir grübeln, haben im Grunde genommen wohl nur wenig Einfluß gehabt. In Rußland war das alte System am schlimmsten, die Macht und Auswüchse des Kapitals am rohesten. und die Knechtung der Massen am stärksten vorhanden. Da nun dort der Zusammenbruch zuerst kam, entstand derBolschewismus. In einem kultivierterem Lande hätte die Bewegung wohl andere Formen ange¬ nommen, aber der Kern ist überall vorhanden, und in der Art und in dem Schritt, wie sich die Spannung des Krieges löst, folgt die Bewegung über die anderen Länder nach. Deutschland kam an zweiter Stelle. Der Schritt der Zeit geht weiter I Wer hätte noch vor drei Monaten zu sagen gewagt, daß die Bewegung bei unserem gebildeten, ruhigen und überlegender Volke solche Formen annehmen könne, und das; sich akademisch geschulte Leute an die Spitze stellen würden. Hieraus läßt sich doch nur der eine Schluß ziehen, daß etwas von den Freihrits- ttednnken in allen im Beruf bedrückten Menschen ruht, und daß nur das Fehlen -des richtigen Weges, und die Angst vor der Wiederaufrichtung der alten Wirt¬ schaft zu den verzweifelten Schritten treibt. Von der Bewegung als solcher muß wan natürlich die Nebenerscheinungen scheiden. Natürlich hat sich das Verbrecher¬ tum es nicht entgeh?» lassen, sich sofort anzuschließen, denn nach „persönlicher Freiheit" drängen diese Gestalten alle. Trotzdem nun aber das Überwuchern des Berbrechertumes die anständigen Elemente zurückschrecken sollte, nimmt die Be¬ wegung nicht ab. sondern auch im Auslande sogar noch zu. ^ Die Erkenntnis ist bitter und hart, aber nur Klarheit kann Linderung der Leiden bringen. Nicht Politik, nicht Lauterburger, nicht Selbstbestimmung der Völker, nicht Fehler einzelner Personen sind die Ursachen des Zusammenbruchcs, sondern die Mechanisierung unserer Wirtschaft, und die Aufhebung der freien Berufe und Menschen. Eine Besserung und Umwandlung zum Guten bringt daher nicht der Völkerbund, nicht die Sozialisierung, sondern nur, wenn es gelingt, den Menschen wieder frei zu machen. Dies aber wäre das Todesurteil unserer Industrie, — der Industrie I — Mit zwingender Notwendigkeit führt vorstehender Gedankengang dahin, daß die unter der Mithilfe des internationalen Kapitals frei schaltende Industrie die Schuld am Zusammenbruch der Wirtschaftsordnung trägt. Sollen wir nun alles Erschlagen, sollen wir. die Fabriken abreißen und sollen wir zum Zustand unserer Vorväter zurückkehren? Keineswegs! denn dies wäre unmöglich. Aber es muß erkannt werden, daß Industrie nicht Selbstzweck ist, sondern ein Hilfsmittel, und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/65
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/65>, abgerufen am 01.09.2024.