Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Aus den deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

zu Tag geringer. Die Polen können ihre
Wünsche nicht durchführen, denn wir bieten
ihnen Widerstand. Wenn die Entente uns
Bedingungen aufzwingen wolle, können auch
wir uns mit dem russischen Reich Verbunden.
Die Situation wird von Tag zu Tag. klarer.
Wir haben nichts gegen den polnischen Ar¬
beiter und bekämpfen den polnischen Reak¬
tionär wie den deutschen. Wenn die polnische
Arbeiterschaft es will, weiden wir gemeinsam
arbeiten können. Treibt sie aber die Sache
so weiter, so wird der Bolschewismus die
Folge sein und dann wird sie nichts mehr
retten. Die russische Welle ist nicht aufzu¬
halten. Wenn Frankreich seine Nachsucht
Weiter so zum Ausdruck bringt, so wird eS
an seiner Niederträchtigkeit zugrunde gehen.
Wir richten an alle die Mahnung, daß sie
einig bleiben in jeder Beziehung, Sollte es
dahin kommen, daß wir es halten müssen
wie Ungarn, auch dann wollen wir zusammen¬
stehen. Ein so hochintelligentes Volk wie
es das deutsche ist, ist nicht gewillt, sich
dauernd in Knechtschaft zu begeben. (Bei¬
fall und Händeklatschen.) --

Gegen jede Zerstückelung des Reiches und
gegen jede Abtrennung von Gebietsteilen im
Osten wandte sich am 80. März eine Brom-
Scrger Kundgebung, die hinsichtlich der Zu¬
sammensetzung ihrer Teilnehmer wie des in
den Reden zum Ausdruck gekommenen un¬
beugsamen Willens ein Ereignis von größter
Tragweite bedeutet. Erschienen waren die
Vertreter der deutschen Volksräte aus der
Provinz Posen und Westpreußen gemeinsam
mit den Arbeiter- und Soldutenräten aus
den Orten des unbesetzten Teiles der Pro¬
vinz Posen und aus Wcstpreusjen.

Die Hauptrede hielt der Vorsitzende des
Arbeiter-und Soldatenrates Bromberg Stößel
(Mehiheitssoz.). Er brachte in seiner groß
angelegten Rede dieselben Gedanken mit
Wucht zum Ausdruck, die er in seiner (oben
wiedergegebenen) Ansprache an die ostmär¬
kischen Arbeiterräte bekanntgegeben hatte.

Goheimrat Cleinow von der Deutschen
Vereinigung wandte sich an die deutschen
Volksräte, die Mahnungen Stößels zur Einig¬
keit des ganzen Volkes ins Land hinauf¬
zutragen und forderte die Schaffung einer

[Spaltenumbruch]

Iriegstüchtigen Armee (Bravo und Hände¬
klatschen). Die Rekruten müßten moralisch
auf den Kampf vorbereitet werden. Alle
übrigen Redner, darunter die Vertreter der
Soldatenräte, gaben Erklärungen ab, die
Truppen des Grenzschutzes und die Bevölkerung
brennen darauf, die geraubten Gebietsteil"
wiederzunehmen. Aber sie dürfen nicht, dn
sie von oben daran gehindert werden, obwohl
die Polen überall den Waffenstillstand ge¬
brochen haben. Der Vertreter Kolmars schlug
vor, nur bis zu einem bestimmten Tag zu
warten mit der Wiedereinnahme der von den
Polen geraubten Gebietsteile, Mit tosenden
Beifall wurde nachstehende Entschließung an¬
genommen:

Der am 30. März 1919 zusammengetretene
Kongreß von Arbeiter- und Soldatenräten
und deutschen Volksräten von Stadt und
Land des unbesetzten Teiles der Provinz
Posen und Vertretern Westpreußens für über
IV2 Millionen Einwohner aller Städte er¬
hebt einmütiger Protest gegen die Abtretung
deutscher Gebietsteile, insbesondere hinsichtlich
der Ostgrenze. Durch Zulassung der Ein¬
beziehung des Polenausstandes in die Waffen¬
stillstandsverhandlungen ist dem Deutschen
Reich ein neuer Feind geschaffen worden, der
das gesamte Wirtschaftsinteresse des Deutschen
Reiches gefährdet, als offizieller Verbündeter
mit den Ententemächten den Vernichtungs-
kampf gegen Deutschland unter Bruch des
Waffenstillstandes vom 1. November vom Osten
des Deutschen Reiches her wieder ausge¬
nommen hat. Als Beweis dafür gilt auch das
Ansinnen der beabsichtigten Landung der polni¬
schen Truppen in Danzig. DerKongreß prote¬
stiert mit aller Entschiedenheit gegen derartige.
Vergewaltigungen und die Absicht der En¬
tente, innerhalb unserer Landesgrenzen ein
Polnisches Reich zu errichten, .welches die
schwersten Gefahren für das Lebensinteress-
des gesamten Deutschen Reiches nach sich
ziehen muß. Der Kongreß fordert die so¬
fortige Aufhebung der Demarkationslinie, um
das durch die Kämpfe zerschlagene Wirt¬
schaftsleben und den Verkehr wiederherzu¬
stellen.

In einer gemeinsamen Kundgebung "vier
deutschen Vereinigungen und Verbünde

[Ende Spaltensatz]
Aus den deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

zu Tag geringer. Die Polen können ihre
Wünsche nicht durchführen, denn wir bieten
ihnen Widerstand. Wenn die Entente uns
Bedingungen aufzwingen wolle, können auch
wir uns mit dem russischen Reich Verbunden.
Die Situation wird von Tag zu Tag. klarer.
Wir haben nichts gegen den polnischen Ar¬
beiter und bekämpfen den polnischen Reak¬
tionär wie den deutschen. Wenn die polnische
Arbeiterschaft es will, weiden wir gemeinsam
arbeiten können. Treibt sie aber die Sache
so weiter, so wird der Bolschewismus die
Folge sein und dann wird sie nichts mehr
retten. Die russische Welle ist nicht aufzu¬
halten. Wenn Frankreich seine Nachsucht
Weiter so zum Ausdruck bringt, so wird eS
an seiner Niederträchtigkeit zugrunde gehen.
Wir richten an alle die Mahnung, daß sie
einig bleiben in jeder Beziehung, Sollte es
dahin kommen, daß wir es halten müssen
wie Ungarn, auch dann wollen wir zusammen¬
stehen. Ein so hochintelligentes Volk wie
es das deutsche ist, ist nicht gewillt, sich
dauernd in Knechtschaft zu begeben. (Bei¬
fall und Händeklatschen.) —

Gegen jede Zerstückelung des Reiches und
gegen jede Abtrennung von Gebietsteilen im
Osten wandte sich am 80. März eine Brom-
Scrger Kundgebung, die hinsichtlich der Zu¬
sammensetzung ihrer Teilnehmer wie des in
den Reden zum Ausdruck gekommenen un¬
beugsamen Willens ein Ereignis von größter
Tragweite bedeutet. Erschienen waren die
Vertreter der deutschen Volksräte aus der
Provinz Posen und Westpreußen gemeinsam
mit den Arbeiter- und Soldutenräten aus
den Orten des unbesetzten Teiles der Pro¬
vinz Posen und aus Wcstpreusjen.

Die Hauptrede hielt der Vorsitzende des
Arbeiter-und Soldatenrates Bromberg Stößel
(Mehiheitssoz.). Er brachte in seiner groß
angelegten Rede dieselben Gedanken mit
Wucht zum Ausdruck, die er in seiner (oben
wiedergegebenen) Ansprache an die ostmär¬
kischen Arbeiterräte bekanntgegeben hatte.

Goheimrat Cleinow von der Deutschen
Vereinigung wandte sich an die deutschen
Volksräte, die Mahnungen Stößels zur Einig¬
keit des ganzen Volkes ins Land hinauf¬
zutragen und forderte die Schaffung einer

[Spaltenumbruch]

Iriegstüchtigen Armee (Bravo und Hände¬
klatschen). Die Rekruten müßten moralisch
auf den Kampf vorbereitet werden. Alle
übrigen Redner, darunter die Vertreter der
Soldatenräte, gaben Erklärungen ab, die
Truppen des Grenzschutzes und die Bevölkerung
brennen darauf, die geraubten Gebietsteil«
wiederzunehmen. Aber sie dürfen nicht, dn
sie von oben daran gehindert werden, obwohl
die Polen überall den Waffenstillstand ge¬
brochen haben. Der Vertreter Kolmars schlug
vor, nur bis zu einem bestimmten Tag zu
warten mit der Wiedereinnahme der von den
Polen geraubten Gebietsteile, Mit tosenden
Beifall wurde nachstehende Entschließung an¬
genommen:

Der am 30. März 1919 zusammengetretene
Kongreß von Arbeiter- und Soldatenräten
und deutschen Volksräten von Stadt und
Land des unbesetzten Teiles der Provinz
Posen und Vertretern Westpreußens für über
IV2 Millionen Einwohner aller Städte er¬
hebt einmütiger Protest gegen die Abtretung
deutscher Gebietsteile, insbesondere hinsichtlich
der Ostgrenze. Durch Zulassung der Ein¬
beziehung des Polenausstandes in die Waffen¬
stillstandsverhandlungen ist dem Deutschen
Reich ein neuer Feind geschaffen worden, der
das gesamte Wirtschaftsinteresse des Deutschen
Reiches gefährdet, als offizieller Verbündeter
mit den Ententemächten den Vernichtungs-
kampf gegen Deutschland unter Bruch des
Waffenstillstandes vom 1. November vom Osten
des Deutschen Reiches her wieder ausge¬
nommen hat. Als Beweis dafür gilt auch das
Ansinnen der beabsichtigten Landung der polni¬
schen Truppen in Danzig. DerKongreß prote¬
stiert mit aller Entschiedenheit gegen derartige.
Vergewaltigungen und die Absicht der En¬
tente, innerhalb unserer Landesgrenzen ein
Polnisches Reich zu errichten, .welches die
schwersten Gefahren für das Lebensinteress-
des gesamten Deutschen Reiches nach sich
ziehen muß. Der Kongreß fordert die so¬
fortige Aufhebung der Demarkationslinie, um
das durch die Kämpfe zerschlagene Wirt¬
schaftsleben und den Verkehr wiederherzu¬
stellen.

In einer gemeinsamen Kundgebung «vier
deutschen Vereinigungen und Verbünde

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335804"/>
            <fw type="header" place="top"> Aus den deutschen Volksräten</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_1892" prev="#ID_1891"> zu Tag geringer. Die Polen können ihre<lb/>
Wünsche nicht durchführen, denn wir bieten<lb/>
ihnen Widerstand. Wenn die Entente uns<lb/>
Bedingungen aufzwingen wolle, können auch<lb/>
wir uns mit dem russischen Reich Verbunden.<lb/>
Die Situation wird von Tag zu Tag. klarer.<lb/>
Wir haben nichts gegen den polnischen Ar¬<lb/>
beiter und bekämpfen den polnischen Reak¬<lb/>
tionär wie den deutschen. Wenn die polnische<lb/>
Arbeiterschaft es will, weiden wir gemeinsam<lb/>
arbeiten können. Treibt sie aber die Sache<lb/>
so weiter, so wird der Bolschewismus die<lb/>
Folge sein und dann wird sie nichts mehr<lb/>
retten. Die russische Welle ist nicht aufzu¬<lb/>
halten. Wenn Frankreich seine Nachsucht<lb/>
Weiter so zum Ausdruck bringt, so wird eS<lb/>
an seiner Niederträchtigkeit zugrunde gehen.<lb/>
Wir richten an alle die Mahnung, daß sie<lb/>
einig bleiben in jeder Beziehung, Sollte es<lb/>
dahin kommen, daß wir es halten müssen<lb/>
wie Ungarn, auch dann wollen wir zusammen¬<lb/>
stehen. Ein so hochintelligentes Volk wie<lb/>
es das deutsche ist, ist nicht gewillt, sich<lb/>
dauernd in Knechtschaft zu begeben. (Bei¬<lb/>
fall und Händeklatschen.) &#x2014;</p>
            <p xml:id="ID_1893"> Gegen jede Zerstückelung des Reiches und<lb/>
gegen jede Abtrennung von Gebietsteilen im<lb/>
Osten wandte sich am 80. März eine Brom-<lb/>
Scrger Kundgebung, die hinsichtlich der Zu¬<lb/>
sammensetzung ihrer Teilnehmer wie des in<lb/>
den Reden zum Ausdruck gekommenen un¬<lb/>
beugsamen Willens ein Ereignis von größter<lb/>
Tragweite bedeutet. Erschienen waren die<lb/>
Vertreter der deutschen Volksräte aus der<lb/>
Provinz Posen und Westpreußen gemeinsam<lb/>
mit den Arbeiter- und Soldutenräten aus<lb/>
den Orten des unbesetzten Teiles der Pro¬<lb/>
vinz Posen und aus Wcstpreusjen.</p>
            <p xml:id="ID_1894"> Die Hauptrede hielt der Vorsitzende des<lb/>
Arbeiter-und Soldatenrates Bromberg Stößel<lb/>
(Mehiheitssoz.). Er brachte in seiner groß<lb/>
angelegten Rede dieselben Gedanken mit<lb/>
Wucht zum Ausdruck, die er in seiner (oben<lb/>
wiedergegebenen) Ansprache an die ostmär¬<lb/>
kischen Arbeiterräte bekanntgegeben hatte.</p>
            <p xml:id="ID_1895" next="#ID_1896"> Goheimrat Cleinow von der Deutschen<lb/>
Vereinigung wandte sich an die deutschen<lb/>
Volksräte, die Mahnungen Stößels zur Einig¬<lb/>
keit des ganzen Volkes ins Land hinauf¬<lb/>
zutragen und forderte die Schaffung einer</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_1896" prev="#ID_1895"> Iriegstüchtigen Armee (Bravo und Hände¬<lb/>
klatschen). Die Rekruten müßten moralisch<lb/>
auf den Kampf vorbereitet werden. Alle<lb/>
übrigen Redner, darunter die Vertreter der<lb/>
Soldatenräte, gaben Erklärungen ab, die<lb/>
Truppen des Grenzschutzes und die Bevölkerung<lb/>
brennen darauf, die geraubten Gebietsteil«<lb/>
wiederzunehmen. Aber sie dürfen nicht, dn<lb/>
sie von oben daran gehindert werden, obwohl<lb/>
die Polen überall den Waffenstillstand ge¬<lb/>
brochen haben. Der Vertreter Kolmars schlug<lb/>
vor, nur bis zu einem bestimmten Tag zu<lb/>
warten mit der Wiedereinnahme der von den<lb/>
Polen geraubten Gebietsteile, Mit tosenden<lb/>
Beifall wurde nachstehende Entschließung an¬<lb/>
genommen:</p>
            <p xml:id="ID_1897"> Der am 30. März 1919 zusammengetretene<lb/>
Kongreß von Arbeiter- und Soldatenräten<lb/>
und deutschen Volksräten von Stadt und<lb/>
Land des unbesetzten Teiles der Provinz<lb/>
Posen und Vertretern Westpreußens für über<lb/>
IV2 Millionen Einwohner aller Städte er¬<lb/>
hebt einmütiger Protest gegen die Abtretung<lb/>
deutscher Gebietsteile, insbesondere hinsichtlich<lb/>
der Ostgrenze. Durch Zulassung der Ein¬<lb/>
beziehung des Polenausstandes in die Waffen¬<lb/>
stillstandsverhandlungen ist dem Deutschen<lb/>
Reich ein neuer Feind geschaffen worden, der<lb/>
das gesamte Wirtschaftsinteresse des Deutschen<lb/>
Reiches gefährdet, als offizieller Verbündeter<lb/>
mit den Ententemächten den Vernichtungs-<lb/>
kampf gegen Deutschland unter Bruch des<lb/>
Waffenstillstandes vom 1. November vom Osten<lb/>
des Deutschen Reiches her wieder ausge¬<lb/>
nommen hat. Als Beweis dafür gilt auch das<lb/>
Ansinnen der beabsichtigten Landung der polni¬<lb/>
schen Truppen in Danzig. DerKongreß prote¬<lb/>
stiert mit aller Entschiedenheit gegen derartige.<lb/>
Vergewaltigungen und die Absicht der En¬<lb/>
tente, innerhalb unserer Landesgrenzen ein<lb/>
Polnisches Reich zu errichten, .welches die<lb/>
schwersten Gefahren für das Lebensinteress-<lb/>
des gesamten Deutschen Reiches nach sich<lb/>
ziehen muß. Der Kongreß fordert die so¬<lb/>
fortige Aufhebung der Demarkationslinie, um<lb/>
das durch die Kämpfe zerschlagene Wirt¬<lb/>
schaftsleben und den Verkehr wiederherzu¬<lb/>
stellen.</p>
            <p xml:id="ID_1898" next="#ID_1899"> In einer gemeinsamen Kundgebung «vier<lb/>
deutschen Vereinigungen  und Verbünde</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0392] Aus den deutschen Volksräten zu Tag geringer. Die Polen können ihre Wünsche nicht durchführen, denn wir bieten ihnen Widerstand. Wenn die Entente uns Bedingungen aufzwingen wolle, können auch wir uns mit dem russischen Reich Verbunden. Die Situation wird von Tag zu Tag. klarer. Wir haben nichts gegen den polnischen Ar¬ beiter und bekämpfen den polnischen Reak¬ tionär wie den deutschen. Wenn die polnische Arbeiterschaft es will, weiden wir gemeinsam arbeiten können. Treibt sie aber die Sache so weiter, so wird der Bolschewismus die Folge sein und dann wird sie nichts mehr retten. Die russische Welle ist nicht aufzu¬ halten. Wenn Frankreich seine Nachsucht Weiter so zum Ausdruck bringt, so wird eS an seiner Niederträchtigkeit zugrunde gehen. Wir richten an alle die Mahnung, daß sie einig bleiben in jeder Beziehung, Sollte es dahin kommen, daß wir es halten müssen wie Ungarn, auch dann wollen wir zusammen¬ stehen. Ein so hochintelligentes Volk wie es das deutsche ist, ist nicht gewillt, sich dauernd in Knechtschaft zu begeben. (Bei¬ fall und Händeklatschen.) — Gegen jede Zerstückelung des Reiches und gegen jede Abtrennung von Gebietsteilen im Osten wandte sich am 80. März eine Brom- Scrger Kundgebung, die hinsichtlich der Zu¬ sammensetzung ihrer Teilnehmer wie des in den Reden zum Ausdruck gekommenen un¬ beugsamen Willens ein Ereignis von größter Tragweite bedeutet. Erschienen waren die Vertreter der deutschen Volksräte aus der Provinz Posen und Westpreußen gemeinsam mit den Arbeiter- und Soldutenräten aus den Orten des unbesetzten Teiles der Pro¬ vinz Posen und aus Wcstpreusjen. Die Hauptrede hielt der Vorsitzende des Arbeiter-und Soldatenrates Bromberg Stößel (Mehiheitssoz.). Er brachte in seiner groß angelegten Rede dieselben Gedanken mit Wucht zum Ausdruck, die er in seiner (oben wiedergegebenen) Ansprache an die ostmär¬ kischen Arbeiterräte bekanntgegeben hatte. Goheimrat Cleinow von der Deutschen Vereinigung wandte sich an die deutschen Volksräte, die Mahnungen Stößels zur Einig¬ keit des ganzen Volkes ins Land hinauf¬ zutragen und forderte die Schaffung einer Iriegstüchtigen Armee (Bravo und Hände¬ klatschen). Die Rekruten müßten moralisch auf den Kampf vorbereitet werden. Alle übrigen Redner, darunter die Vertreter der Soldatenräte, gaben Erklärungen ab, die Truppen des Grenzschutzes und die Bevölkerung brennen darauf, die geraubten Gebietsteil« wiederzunehmen. Aber sie dürfen nicht, dn sie von oben daran gehindert werden, obwohl die Polen überall den Waffenstillstand ge¬ brochen haben. Der Vertreter Kolmars schlug vor, nur bis zu einem bestimmten Tag zu warten mit der Wiedereinnahme der von den Polen geraubten Gebietsteile, Mit tosenden Beifall wurde nachstehende Entschließung an¬ genommen: Der am 30. März 1919 zusammengetretene Kongreß von Arbeiter- und Soldatenräten und deutschen Volksräten von Stadt und Land des unbesetzten Teiles der Provinz Posen und Vertretern Westpreußens für über IV2 Millionen Einwohner aller Städte er¬ hebt einmütiger Protest gegen die Abtretung deutscher Gebietsteile, insbesondere hinsichtlich der Ostgrenze. Durch Zulassung der Ein¬ beziehung des Polenausstandes in die Waffen¬ stillstandsverhandlungen ist dem Deutschen Reich ein neuer Feind geschaffen worden, der das gesamte Wirtschaftsinteresse des Deutschen Reiches gefährdet, als offizieller Verbündeter mit den Ententemächten den Vernichtungs- kampf gegen Deutschland unter Bruch des Waffenstillstandes vom 1. November vom Osten des Deutschen Reiches her wieder ausge¬ nommen hat. Als Beweis dafür gilt auch das Ansinnen der beabsichtigten Landung der polni¬ schen Truppen in Danzig. DerKongreß prote¬ stiert mit aller Entschiedenheit gegen derartige. Vergewaltigungen und die Absicht der En¬ tente, innerhalb unserer Landesgrenzen ein Polnisches Reich zu errichten, .welches die schwersten Gefahren für das Lebensinteress- des gesamten Deutschen Reiches nach sich ziehen muß. Der Kongreß fordert die so¬ fortige Aufhebung der Demarkationslinie, um das durch die Kämpfe zerschlagene Wirt¬ schaftsleben und den Verkehr wiederherzu¬ stellen. In einer gemeinsamen Kundgebung «vier deutschen Vereinigungen und Verbünde

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/392
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/392>, abgerufen am 01.09.2024.