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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen Volksräten

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Bromvergs am 31. März führte u. a, der
Mehrheitssozialist Wolff folgendes aus: Die
Drohungen der Entente haben wir als Vor¬
boten dessen anzusehen, was über uns kommen
soll. Die Polenlandungen in Danzig geschehen
nur aus dem Grunde, um Westpreußen und
Teile von Posen zu besetzen. Die Landung
in Danzig würde auch den Polenaufstand in
Bromberg bedeuten. Das müssen wir ver¬
hindern. Wir müssen uns die Frage vor¬
legen, ob wir den Dingen, die kommen, ge¬
wachsen sind, oder ob wir uns gefallen lassen,
was die Entente verlangt. Da können wir
nur sagen: Unmöglich, dje Forderungen der
Entente zu erfüllen. Wir müssen als Deutsche
noch einmal alle Kräfte zusammenfassen, um
dem Gegner zu sagen: Bis hierher und nicht
weiter.

Ratel. Zur Erledigung der jetzt sovielen
ernsten und wichtigen Fragen sind regelmäßige
wöchentliche Sitzungen anberaumt worden.
Jeden Montag tagt die Vertretung abends
8 Uhr bei Heller.

Ein Vortrag für die Flüchtlinge aus
Steinburg und Brückenkopf übernimmt Herr
Naskel.

Der Natter Volksrat legt besonderen
Wert darauf, daß Mitglieder regelmäßig den
Stadtverordnetensitzungen beiwohnen. Zu
Vertretern werden 4 Personen dahin entsandt.

Die Werbearbeit schreitet rüstig vorwärts,
auch unter den Arbeiterständen, so unter den
Bahnarbeitern der Zuckerfabrik. Dauernd
mehrt sich die Zahl der Mitglieder. Eisen-
-re hat 176, Suchary 110, Alliirten 93 und
"rlau 136 Mitglieder.

Lovsens. Durch den Zusammenschluß
aller hiesigen Deutschen im Deutschen Volks¬
rat hat das anmaßende Verhalten der Polen
Merklich nachgelassen. Zu Neujahr war
unsere Stadt einem Polnischen Ortskomman¬
danten mit polnischer Bürgerwehr unterstellt.
Durch fortgesetztes Drängen des deutschen
Volksrats kam es zu einem Uebereinkommen
Mit den Polen, es wurde eine pariiätische
Bürgerwehr mit 11 deutschen und polnischen
bezahlten Wachtleuten unter einem deutschen
Kommandanten gebildet. Zwischen den
deutschen und den Polnischen Mitgliedern
der Wehr bestanden dauernd Streitigkeiten,

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so daß wir beschlossen, eine deutsche Wehr zu
bilden im Anschluß an den deutschen Vvlls-
rat. Diese Wehr besteht aus etwa 200 Mono,
und ist dem Militärkommando Schneidemühl
unterstellt. Mittellose Mitglieder erhalten
Bezahlung. Die gemischte Wehr wurde ent¬
waffnet. Da der Vorsitzende des Arbeiter¬
und Soldatenrates Glowacki, die Seele des
handelnden Polentums, verhaftet wurde, ist
es bisher zu neuen Unruhen nicht gekommen.
Angesichts der Tätigkeit des Deutschen Volks¬
rats wagen es die Polen nicht mehr, agressiv
vorzugehen. Unsere Wehr würde jeden
Pulses niederschlagen.

Güntergost. Der Deutsche Voltsrat
Güntergost hielt Mitte März eine gut besuchte
Sitzung ab, in der den Mitgliedern über die
Lage der Ostmark und über die Tätigkeit
der Deutschen Vereinigung Bericht erstattet
wurde. Zur Verlesung kamen verschiedene
Rundschreiben sowie der Pressebericht der
Deutschen Vereinigung. Das Verhalten der
Polen im hiesigen Bezirk kann als ruhig
bezeichnet werden. Bei verschiedenen beab¬
sichtigten Verkäufen von Grundstücken scheint
die Angst vor den Polen der Grund zu sein
oder doch stark dabei mitzusprechen.

Der Deutsche Volksrat Güntergost sandte
an die Reichsregierung und an die National¬
versammlung in Weimar ein Proteft-
telegramm.

Deutscher Bvlksrat Fordon und Um¬
gebung. Zu der am 1L. März einberufenen
Versammlung des Deutschen Volksrates, die
Herr Lehrer Glander leitete, war Herr Carl
Meißner aus Vromberg erschienen. Die
Ausführungen dieses Herrn über die bereits
geleistete Arbeit der Deutschen Vereinigung,
seine Mitteilungen über die augenblickliche
Lage in der Ostmark und seine anfeuernden
Worte für das Deutschtum erfüllten alle
Teilnehmer, zu denen auch die Lehrer und
Lehrerinnen des hiesigen Lehrervereins ge¬
hörten, mit neuem Mut. -- Wie in anderen
Orten, so tritt auch hier die Gefahr auf, daß
deutscher Besitz in polnische Hände übergeht.
Durch das Eingreifen einiger Volksräte auf
dem Lande konnte mehrmals der Verkauf
von Grundstücken an Polen verhindert werden.
In den meisten Fällen ist es aber sehr

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Aus den deutschen Volksräten

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Bromvergs am 31. März führte u. a, der
Mehrheitssozialist Wolff folgendes aus: Die
Drohungen der Entente haben wir als Vor¬
boten dessen anzusehen, was über uns kommen
soll. Die Polenlandungen in Danzig geschehen
nur aus dem Grunde, um Westpreußen und
Teile von Posen zu besetzen. Die Landung
in Danzig würde auch den Polenaufstand in
Bromberg bedeuten. Das müssen wir ver¬
hindern. Wir müssen uns die Frage vor¬
legen, ob wir den Dingen, die kommen, ge¬
wachsen sind, oder ob wir uns gefallen lassen,
was die Entente verlangt. Da können wir
nur sagen: Unmöglich, dje Forderungen der
Entente zu erfüllen. Wir müssen als Deutsche
noch einmal alle Kräfte zusammenfassen, um
dem Gegner zu sagen: Bis hierher und nicht
weiter.

Ratel. Zur Erledigung der jetzt sovielen
ernsten und wichtigen Fragen sind regelmäßige
wöchentliche Sitzungen anberaumt worden.
Jeden Montag tagt die Vertretung abends
8 Uhr bei Heller.

Ein Vortrag für die Flüchtlinge aus
Steinburg und Brückenkopf übernimmt Herr
Naskel.

Der Natter Volksrat legt besonderen
Wert darauf, daß Mitglieder regelmäßig den
Stadtverordnetensitzungen beiwohnen. Zu
Vertretern werden 4 Personen dahin entsandt.

Die Werbearbeit schreitet rüstig vorwärts,
auch unter den Arbeiterständen, so unter den
Bahnarbeitern der Zuckerfabrik. Dauernd
mehrt sich die Zahl der Mitglieder. Eisen-
-re hat 176, Suchary 110, Alliirten 93 und
«rlau 136 Mitglieder.

Lovsens. Durch den Zusammenschluß
aller hiesigen Deutschen im Deutschen Volks¬
rat hat das anmaßende Verhalten der Polen
Merklich nachgelassen. Zu Neujahr war
unsere Stadt einem Polnischen Ortskomman¬
danten mit polnischer Bürgerwehr unterstellt.
Durch fortgesetztes Drängen des deutschen
Volksrats kam es zu einem Uebereinkommen
Mit den Polen, es wurde eine pariiätische
Bürgerwehr mit 11 deutschen und polnischen
bezahlten Wachtleuten unter einem deutschen
Kommandanten gebildet. Zwischen den
deutschen und den Polnischen Mitgliedern
der Wehr bestanden dauernd Streitigkeiten,

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so daß wir beschlossen, eine deutsche Wehr zu
bilden im Anschluß an den deutschen Vvlls-
rat. Diese Wehr besteht aus etwa 200 Mono,
und ist dem Militärkommando Schneidemühl
unterstellt. Mittellose Mitglieder erhalten
Bezahlung. Die gemischte Wehr wurde ent¬
waffnet. Da der Vorsitzende des Arbeiter¬
und Soldatenrates Glowacki, die Seele des
handelnden Polentums, verhaftet wurde, ist
es bisher zu neuen Unruhen nicht gekommen.
Angesichts der Tätigkeit des Deutschen Volks¬
rats wagen es die Polen nicht mehr, agressiv
vorzugehen. Unsere Wehr würde jeden
Pulses niederschlagen.

Güntergost. Der Deutsche Voltsrat
Güntergost hielt Mitte März eine gut besuchte
Sitzung ab, in der den Mitgliedern über die
Lage der Ostmark und über die Tätigkeit
der Deutschen Vereinigung Bericht erstattet
wurde. Zur Verlesung kamen verschiedene
Rundschreiben sowie der Pressebericht der
Deutschen Vereinigung. Das Verhalten der
Polen im hiesigen Bezirk kann als ruhig
bezeichnet werden. Bei verschiedenen beab¬
sichtigten Verkäufen von Grundstücken scheint
die Angst vor den Polen der Grund zu sein
oder doch stark dabei mitzusprechen.

Der Deutsche Volksrat Güntergost sandte
an die Reichsregierung und an die National¬
versammlung in Weimar ein Proteft-
telegramm.

Deutscher Bvlksrat Fordon und Um¬
gebung. Zu der am 1L. März einberufenen
Versammlung des Deutschen Volksrates, die
Herr Lehrer Glander leitete, war Herr Carl
Meißner aus Vromberg erschienen. Die
Ausführungen dieses Herrn über die bereits
geleistete Arbeit der Deutschen Vereinigung,
seine Mitteilungen über die augenblickliche
Lage in der Ostmark und seine anfeuernden
Worte für das Deutschtum erfüllten alle
Teilnehmer, zu denen auch die Lehrer und
Lehrerinnen des hiesigen Lehrervereins ge¬
hörten, mit neuem Mut. — Wie in anderen
Orten, so tritt auch hier die Gefahr auf, daß
deutscher Besitz in polnische Hände übergeht.
Durch das Eingreifen einiger Volksräte auf
dem Lande konnte mehrmals der Verkauf
von Grundstücken an Polen verhindert werden.
In den meisten Fällen ist es aber sehr

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[0393] Aus den deutschen Volksräten Bromvergs am 31. März führte u. a, der Mehrheitssozialist Wolff folgendes aus: Die Drohungen der Entente haben wir als Vor¬ boten dessen anzusehen, was über uns kommen soll. Die Polenlandungen in Danzig geschehen nur aus dem Grunde, um Westpreußen und Teile von Posen zu besetzen. Die Landung in Danzig würde auch den Polenaufstand in Bromberg bedeuten. Das müssen wir ver¬ hindern. Wir müssen uns die Frage vor¬ legen, ob wir den Dingen, die kommen, ge¬ wachsen sind, oder ob wir uns gefallen lassen, was die Entente verlangt. Da können wir nur sagen: Unmöglich, dje Forderungen der Entente zu erfüllen. Wir müssen als Deutsche noch einmal alle Kräfte zusammenfassen, um dem Gegner zu sagen: Bis hierher und nicht weiter. Ratel. Zur Erledigung der jetzt sovielen ernsten und wichtigen Fragen sind regelmäßige wöchentliche Sitzungen anberaumt worden. Jeden Montag tagt die Vertretung abends 8 Uhr bei Heller. Ein Vortrag für die Flüchtlinge aus Steinburg und Brückenkopf übernimmt Herr Naskel. Der Natter Volksrat legt besonderen Wert darauf, daß Mitglieder regelmäßig den Stadtverordnetensitzungen beiwohnen. Zu Vertretern werden 4 Personen dahin entsandt. Die Werbearbeit schreitet rüstig vorwärts, auch unter den Arbeiterständen, so unter den Bahnarbeitern der Zuckerfabrik. Dauernd mehrt sich die Zahl der Mitglieder. Eisen- -re hat 176, Suchary 110, Alliirten 93 und «rlau 136 Mitglieder. Lovsens. Durch den Zusammenschluß aller hiesigen Deutschen im Deutschen Volks¬ rat hat das anmaßende Verhalten der Polen Merklich nachgelassen. Zu Neujahr war unsere Stadt einem Polnischen Ortskomman¬ danten mit polnischer Bürgerwehr unterstellt. Durch fortgesetztes Drängen des deutschen Volksrats kam es zu einem Uebereinkommen Mit den Polen, es wurde eine pariiätische Bürgerwehr mit 11 deutschen und polnischen bezahlten Wachtleuten unter einem deutschen Kommandanten gebildet. Zwischen den deutschen und den Polnischen Mitgliedern der Wehr bestanden dauernd Streitigkeiten, so daß wir beschlossen, eine deutsche Wehr zu bilden im Anschluß an den deutschen Vvlls- rat. Diese Wehr besteht aus etwa 200 Mono, und ist dem Militärkommando Schneidemühl unterstellt. Mittellose Mitglieder erhalten Bezahlung. Die gemischte Wehr wurde ent¬ waffnet. Da der Vorsitzende des Arbeiter¬ und Soldatenrates Glowacki, die Seele des handelnden Polentums, verhaftet wurde, ist es bisher zu neuen Unruhen nicht gekommen. Angesichts der Tätigkeit des Deutschen Volks¬ rats wagen es die Polen nicht mehr, agressiv vorzugehen. Unsere Wehr würde jeden Pulses niederschlagen. Güntergost. Der Deutsche Voltsrat Güntergost hielt Mitte März eine gut besuchte Sitzung ab, in der den Mitgliedern über die Lage der Ostmark und über die Tätigkeit der Deutschen Vereinigung Bericht erstattet wurde. Zur Verlesung kamen verschiedene Rundschreiben sowie der Pressebericht der Deutschen Vereinigung. Das Verhalten der Polen im hiesigen Bezirk kann als ruhig bezeichnet werden. Bei verschiedenen beab¬ sichtigten Verkäufen von Grundstücken scheint die Angst vor den Polen der Grund zu sein oder doch stark dabei mitzusprechen. Der Deutsche Volksrat Güntergost sandte an die Reichsregierung und an die National¬ versammlung in Weimar ein Proteft- telegramm. Deutscher Bvlksrat Fordon und Um¬ gebung. Zu der am 1L. März einberufenen Versammlung des Deutschen Volksrates, die Herr Lehrer Glander leitete, war Herr Carl Meißner aus Vromberg erschienen. Die Ausführungen dieses Herrn über die bereits geleistete Arbeit der Deutschen Vereinigung, seine Mitteilungen über die augenblickliche Lage in der Ostmark und seine anfeuernden Worte für das Deutschtum erfüllten alle Teilnehmer, zu denen auch die Lehrer und Lehrerinnen des hiesigen Lehrervereins ge¬ hörten, mit neuem Mut. — Wie in anderen Orten, so tritt auch hier die Gefahr auf, daß deutscher Besitz in polnische Hände übergeht. Durch das Eingreifen einiger Volksräte auf dem Lande konnte mehrmals der Verkauf von Grundstücken an Polen verhindert werden. In den meisten Fällen ist es aber sehr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/393>, abgerufen am 01.09.2024.