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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Gedanken über das deutsche Zukunftsheer

in größeren gemischten Verbänden nötig. Sie können durch Zusammenziehung
von Teilen des stehenden Heeres mit Übungstruppen, Sonderkursen und Schulen
gebildet werden. Übungsplätze werden wir daher nicht entbehren können.

Die Erhaltung unseres wertvollen Heeresgutes durch zuverlässige Ver¬
waltungsstellen, die den örtlichen Verhältnissen angepaßt werden,, die Schaffung
leitender oberster Kommandostellen unter Beschränkung auf den Mindestbedars
an Personal sind selbstv>erständllche Dinge und werden sich der innerpolitischen
Gestaltung des Reiches anzupassen haben. Aus volkswirtschaftlichen Gründen
müssen bundesstaatliche Einzelorganisationen des Zukunstsheeres als erforder¬
lich, aber die Zusammenfassung zum Reichs-Volksheer ebenso als unerläßlich be¬
zeichnet werden.

Wie auf allen Gebieten wird auch aus dem des Heeresdienstes schwere
Arbeit unserer warten. Mit der Kriegserfahrung und Fachkenntnis der mit¬
arbeitenden Offiziere und Unteroffiziere ist es dabei nicht getan. Zum Erfolg
gehört vor allem ihre klar abgegrenzte Kommandogewalt. Abhängigkeit von der
Wahl durch Untergebene, Kontrolle durch Soldatenräte mit Befehlsgewalt machen
die Autorität des Vorgesetzten und Führers zunichte und zerstören die Mannes¬
zucht, l^s bedarf dafür nur des Hinmeiies aus unsere jetzigen trostlose" Zmuwoe.

Das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Führer und Truppe muh auf
innerer Überzeugung beruhen. Einerseits wahres Führertum, anderseits Über¬
zeugung von der Notwendigkeit der gestellten dienstlichen Anforderungen sind die
Faktoren, mit denen allein wir im Volksheere rechnen wollen. Ein willkommenes
Bindeglied sind die Vertrauensmänner, welche zur Mitwirkung bei inneren
Angelegenheiten der Truppe in Aussicht genommen sind, die übrigens jeder rechte
Truppenführer von jeher zur Seite hatte. Das Beschwerderecht muß neuzeitlich
ausgebaut werden.

Über die einzelnen Ausbildungszweige zu sprechen, würde viel zu weit
führen. Der .auch in Zukunft unentbehrliche Generalstab in Verbindung mit
hervorragenden Frontoffizieren wird auf Grund der Fülle neuester Kriegs"
evfahrungen unsere Ausbitdungsvorschristen zeitgemäß und zweckentsprechend zu
gestalten wissen. Von Gamaschendienst und Drill alter Schule kann angesichts
der Forderungen der Stunde keine Rede sein. Wir alten Soldaten wissen sehr
wohl, was not tut, um dem deutschen Volke die Wehr zu schaffen, die es braucht.
Keine unnötige Form wird die Zeit vergeuden, das Schwergewicht aller Arbeit
wird auf dem Erkennen und Schulen der geborenen Führernaturen liegen, ohne
Rücksicht auf Geburt und Schulzeugnisse, aus der Erziehung zum selbsttätigen
Handeln jedes einzelnen. Unerläßlich ist aber dabei, daß'jedem die Pflicht¬
erfüllung und freiwillige Unterordnung oberstes Gebot sind, daß die Vorgesetzten
im Heere selbst wieder das Ansehen genießen, ohne das es keine Führer gibt,
und gleichzeitig vom Vertrauen des Volkes getragen werden, das ihnen seine
Söhne überantwortet. Nur unter solchen Gesichtspunkten vermögen wir ein
wirkliches, brauchbares Volksheer zu gestalten.

Das Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen,
zwischen militärischem Führer und- Volk wird ganz besonders aus dem Wege des
Unterrichts ausgebildet werden können. Er darf nicht nach bisheriger Art fast
ausschließlich rein militärische Dinge behandeln. Der Unterricht im Zukunfts-
Volksheer muß der neuen Zeit Rechnung tragen und die geistige Erziehung des
Soldaten zum Soldaten und Staatsbürger zugleich erstreben. Gerade während
der Dienstzeit müssen deutsche Geschichte, im Zusammenhang mit außerdeutscher,
deutsche Kultur, deutsche Arbeitsleistung und Wissenschaft durch Vorträge und
Unterrichtskurse, durch Einrichtung von Lesezimmern und Büchereien, durch
Kinovorfuhrungen und künstlerische Darbietungen, sowie in Beratungsstellen
dein Allgemleinverständnis nahegebracht werden. Neben Fachleuten muß hier
der Offizier mitwirken, und damit er im neuen Volksheere auch hier seinen Platz
ausfülle, muß ihm Gelegenheit zur Weiterbildung aus all diesen Wissensgebieten
der staatsbürgerlichen Erziehung geboten werden. Versäumen wir nicht, diese
wertvolle Gelegenheit zu nützen, das Band zwischen Führer und Mann zu festl-


Gienzvoten I 1919 , 10
Gedanken über das deutsche Zukunftsheer

in größeren gemischten Verbänden nötig. Sie können durch Zusammenziehung
von Teilen des stehenden Heeres mit Übungstruppen, Sonderkursen und Schulen
gebildet werden. Übungsplätze werden wir daher nicht entbehren können.

Die Erhaltung unseres wertvollen Heeresgutes durch zuverlässige Ver¬
waltungsstellen, die den örtlichen Verhältnissen angepaßt werden,, die Schaffung
leitender oberster Kommandostellen unter Beschränkung auf den Mindestbedars
an Personal sind selbstv>erständllche Dinge und werden sich der innerpolitischen
Gestaltung des Reiches anzupassen haben. Aus volkswirtschaftlichen Gründen
müssen bundesstaatliche Einzelorganisationen des Zukunstsheeres als erforder¬
lich, aber die Zusammenfassung zum Reichs-Volksheer ebenso als unerläßlich be¬
zeichnet werden.

Wie auf allen Gebieten wird auch aus dem des Heeresdienstes schwere
Arbeit unserer warten. Mit der Kriegserfahrung und Fachkenntnis der mit¬
arbeitenden Offiziere und Unteroffiziere ist es dabei nicht getan. Zum Erfolg
gehört vor allem ihre klar abgegrenzte Kommandogewalt. Abhängigkeit von der
Wahl durch Untergebene, Kontrolle durch Soldatenräte mit Befehlsgewalt machen
die Autorität des Vorgesetzten und Führers zunichte und zerstören die Mannes¬
zucht, l^s bedarf dafür nur des Hinmeiies aus unsere jetzigen trostlose» Zmuwoe.

Das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Führer und Truppe muh auf
innerer Überzeugung beruhen. Einerseits wahres Führertum, anderseits Über¬
zeugung von der Notwendigkeit der gestellten dienstlichen Anforderungen sind die
Faktoren, mit denen allein wir im Volksheere rechnen wollen. Ein willkommenes
Bindeglied sind die Vertrauensmänner, welche zur Mitwirkung bei inneren
Angelegenheiten der Truppe in Aussicht genommen sind, die übrigens jeder rechte
Truppenführer von jeher zur Seite hatte. Das Beschwerderecht muß neuzeitlich
ausgebaut werden.

Über die einzelnen Ausbildungszweige zu sprechen, würde viel zu weit
führen. Der .auch in Zukunft unentbehrliche Generalstab in Verbindung mit
hervorragenden Frontoffizieren wird auf Grund der Fülle neuester Kriegs«
evfahrungen unsere Ausbitdungsvorschristen zeitgemäß und zweckentsprechend zu
gestalten wissen. Von Gamaschendienst und Drill alter Schule kann angesichts
der Forderungen der Stunde keine Rede sein. Wir alten Soldaten wissen sehr
wohl, was not tut, um dem deutschen Volke die Wehr zu schaffen, die es braucht.
Keine unnötige Form wird die Zeit vergeuden, das Schwergewicht aller Arbeit
wird auf dem Erkennen und Schulen der geborenen Führernaturen liegen, ohne
Rücksicht auf Geburt und Schulzeugnisse, aus der Erziehung zum selbsttätigen
Handeln jedes einzelnen. Unerläßlich ist aber dabei, daß'jedem die Pflicht¬
erfüllung und freiwillige Unterordnung oberstes Gebot sind, daß die Vorgesetzten
im Heere selbst wieder das Ansehen genießen, ohne das es keine Führer gibt,
und gleichzeitig vom Vertrauen des Volkes getragen werden, das ihnen seine
Söhne überantwortet. Nur unter solchen Gesichtspunkten vermögen wir ein
wirkliches, brauchbares Volksheer zu gestalten.

Das Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen,
zwischen militärischem Führer und- Volk wird ganz besonders aus dem Wege des
Unterrichts ausgebildet werden können. Er darf nicht nach bisheriger Art fast
ausschließlich rein militärische Dinge behandeln. Der Unterricht im Zukunfts-
Volksheer muß der neuen Zeit Rechnung tragen und die geistige Erziehung des
Soldaten zum Soldaten und Staatsbürger zugleich erstreben. Gerade während
der Dienstzeit müssen deutsche Geschichte, im Zusammenhang mit außerdeutscher,
deutsche Kultur, deutsche Arbeitsleistung und Wissenschaft durch Vorträge und
Unterrichtskurse, durch Einrichtung von Lesezimmern und Büchereien, durch
Kinovorfuhrungen und künstlerische Darbietungen, sowie in Beratungsstellen
dein Allgemleinverständnis nahegebracht werden. Neben Fachleuten muß hier
der Offizier mitwirken, und damit er im neuen Volksheere auch hier seinen Platz
ausfülle, muß ihm Gelegenheit zur Weiterbildung aus all diesen Wissensgebieten
der staatsbürgerlichen Erziehung geboten werden. Versäumen wir nicht, diese
wertvolle Gelegenheit zu nützen, das Band zwischen Führer und Mann zu festl-


Gienzvoten I 1919 , 10
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[0153] Gedanken über das deutsche Zukunftsheer in größeren gemischten Verbänden nötig. Sie können durch Zusammenziehung von Teilen des stehenden Heeres mit Übungstruppen, Sonderkursen und Schulen gebildet werden. Übungsplätze werden wir daher nicht entbehren können. Die Erhaltung unseres wertvollen Heeresgutes durch zuverlässige Ver¬ waltungsstellen, die den örtlichen Verhältnissen angepaßt werden,, die Schaffung leitender oberster Kommandostellen unter Beschränkung auf den Mindestbedars an Personal sind selbstv>erständllche Dinge und werden sich der innerpolitischen Gestaltung des Reiches anzupassen haben. Aus volkswirtschaftlichen Gründen müssen bundesstaatliche Einzelorganisationen des Zukunstsheeres als erforder¬ lich, aber die Zusammenfassung zum Reichs-Volksheer ebenso als unerläßlich be¬ zeichnet werden. Wie auf allen Gebieten wird auch aus dem des Heeresdienstes schwere Arbeit unserer warten. Mit der Kriegserfahrung und Fachkenntnis der mit¬ arbeitenden Offiziere und Unteroffiziere ist es dabei nicht getan. Zum Erfolg gehört vor allem ihre klar abgegrenzte Kommandogewalt. Abhängigkeit von der Wahl durch Untergebene, Kontrolle durch Soldatenräte mit Befehlsgewalt machen die Autorität des Vorgesetzten und Führers zunichte und zerstören die Mannes¬ zucht, l^s bedarf dafür nur des Hinmeiies aus unsere jetzigen trostlose» Zmuwoe. Das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Führer und Truppe muh auf innerer Überzeugung beruhen. Einerseits wahres Führertum, anderseits Über¬ zeugung von der Notwendigkeit der gestellten dienstlichen Anforderungen sind die Faktoren, mit denen allein wir im Volksheere rechnen wollen. Ein willkommenes Bindeglied sind die Vertrauensmänner, welche zur Mitwirkung bei inneren Angelegenheiten der Truppe in Aussicht genommen sind, die übrigens jeder rechte Truppenführer von jeher zur Seite hatte. Das Beschwerderecht muß neuzeitlich ausgebaut werden. Über die einzelnen Ausbildungszweige zu sprechen, würde viel zu weit führen. Der .auch in Zukunft unentbehrliche Generalstab in Verbindung mit hervorragenden Frontoffizieren wird auf Grund der Fülle neuester Kriegs« evfahrungen unsere Ausbitdungsvorschristen zeitgemäß und zweckentsprechend zu gestalten wissen. Von Gamaschendienst und Drill alter Schule kann angesichts der Forderungen der Stunde keine Rede sein. Wir alten Soldaten wissen sehr wohl, was not tut, um dem deutschen Volke die Wehr zu schaffen, die es braucht. Keine unnötige Form wird die Zeit vergeuden, das Schwergewicht aller Arbeit wird auf dem Erkennen und Schulen der geborenen Führernaturen liegen, ohne Rücksicht auf Geburt und Schulzeugnisse, aus der Erziehung zum selbsttätigen Handeln jedes einzelnen. Unerläßlich ist aber dabei, daß'jedem die Pflicht¬ erfüllung und freiwillige Unterordnung oberstes Gebot sind, daß die Vorgesetzten im Heere selbst wieder das Ansehen genießen, ohne das es keine Führer gibt, und gleichzeitig vom Vertrauen des Volkes getragen werden, das ihnen seine Söhne überantwortet. Nur unter solchen Gesichtspunkten vermögen wir ein wirkliches, brauchbares Volksheer zu gestalten. Das Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, zwischen militärischem Führer und- Volk wird ganz besonders aus dem Wege des Unterrichts ausgebildet werden können. Er darf nicht nach bisheriger Art fast ausschließlich rein militärische Dinge behandeln. Der Unterricht im Zukunfts- Volksheer muß der neuen Zeit Rechnung tragen und die geistige Erziehung des Soldaten zum Soldaten und Staatsbürger zugleich erstreben. Gerade während der Dienstzeit müssen deutsche Geschichte, im Zusammenhang mit außerdeutscher, deutsche Kultur, deutsche Arbeitsleistung und Wissenschaft durch Vorträge und Unterrichtskurse, durch Einrichtung von Lesezimmern und Büchereien, durch Kinovorfuhrungen und künstlerische Darbietungen, sowie in Beratungsstellen dein Allgemleinverständnis nahegebracht werden. Neben Fachleuten muß hier der Offizier mitwirken, und damit er im neuen Volksheere auch hier seinen Platz ausfülle, muß ihm Gelegenheit zur Weiterbildung aus all diesen Wissensgebieten der staatsbürgerlichen Erziehung geboten werden. Versäumen wir nicht, diese wertvolle Gelegenheit zu nützen, das Band zwischen Führer und Mann zu festl- Gienzvoten I 1919 , 10

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/153>, abgerufen am 05.02.2025.