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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Gedanken über das deutsche Znkunftsheer

gen und dem Soldaten die innere Notwendigkeit seines Dienstes für den Staat,
feiner Unterordnung unter die bestehende Negierung, sowie feiner Pflicht zur
Manneszucht und Mitarbeit für das große Ganze der deutschen Volksgemein¬
schaft darzutun! Auf diesem Wege wollen wir auch die Liebe zur Heimat und
zum gemeinsamen Vaterland wieder neu begründen, die vielfach in den Sturm¬
tagen des, Umschwunges verschwand, ohne die aber kein Volk, noch weniger ein
Nolksheer etwas zu leisten vermag.

In diesem Zusammenhange noch ein kurzes Wort über die politische Be-
tätigung der Soldaten. Nehmen wir den Präsidenten des Reich sministerinms
Scheidemann beim Worte: "Dem -einzelnen steht feine Überzeugung vollkommen
frei. Die Armee als Ganzes kann keine Politik treiben, weder die der Royalisten
noch die der Bolschewisten." Das möge gelten, nur wollen wir noch hinzufügen:
"Die Armee als Ganzes darf niemals der Tummelplatz irgend welcher Partei¬
politik bilden, wie sie es jetzt zufolge der Tätigkeit der Soldatenräte ist." Und die
Forderung, daß diese laus solchen und schon erwähnten Gründen 'beseitigt werden
müssen, wollen wir hier wiederholen und uns damit dem wiederholt in dankens¬
werter Weise vom Abgeordneten Groeber ausgesprochenen Wunsche anschließen.
Parteipolitische Agitationen und Flugblätter gehören nicht in die Kasernen, auch
nicht in diejenigen eines neuzeitlichen, Volksheeres. "Das Vaterland über die
Partei" sei der Wahlspruch des deutschen Zukunftsheeres.

Werden wir mit einem Heer, das nach den kurz geschilderten Richtlinien
neu ausgebaut wird, erveichen, was wir wollen, --> den Schutz des Vaterlandes
und die für alle Betätigung des Volkes segensreiche Vorschule? Die verkürzte
Dienstzeit läßt uns diese Frage nicht ohne weiteres bejahen. Für einen Not¬
behelf große Gelder auszugeben find wir aber nicht in der Lage. Es ist daher
unerläßlich, um für genügende Leistung des Heeres Gewähr zu haben, dasselbe
von Bestrebungen zu umrahmen, welche der Ausbildung des Körpers, der Stäh¬
lung des Willens und der Erhaltung der geistigen Spannkraft gelten. Müssen
chon alle Maßnahmen zur Hebung der erschütterten Volkskraft, vom Mutter-
chutz und der Säuglingspflege angefangen, in der Körperkultur des Schul¬
turnens und der Bewegungsspiele fortgesetzt, der Leistungsfähigkeit unseres
Heeres dienstbar gemacht werden, so gilt -vies ganz besonders von der Jugend¬
pflege mannigfaltigster Form für das schulentlassene Jungvolk bis zum Heeres¬
eintritt. Man gründe keine neuen Vereinigungen, man zersplittere die bestehen¬
den Bestrebungen nicht noch mehr. Man lasse die bisher bewährte Jugend¬
organisation weiterarbeiten, stärke und fördere sie und fasse e i n Ziel dabei ins
Auge: Jeder deutsche Jungmann hat beim Eintritt zum Heeresdienst den Nach¬
weis zu erbringen, daß er feit der Schulentlassung einer Jugendvereinigung an¬
gehört hat, deren Ziel die harmonische Durchbildung der Körperkräfte war. Wir
haben eine derartige Maßnahme um so nötiger, als unter den jetzigen wirtschaft¬
lichen Verhältnissen aufs neue der Raubbau an unseren Jugendkräften droht.
Fehlt dagegen das Gegengewicht der zweijährigen Dienstzeit, so wird unsere
Volkskraft und damit die Wehrkraft bitter notleiden, wenn nicht auf anderem
Wege Körperkultur in freier Luft in jeder Form angestrebt wird.

Nicht nur der Jungmann, auch der gediente Soldat bedarf dieser Förde¬
rung seiner körperlichen und geistigen Spannkraft. Er wird sie um so mehr
bedürfen, je mehr ihn die harte deutsche Zukunft in schweres Arbeitsjoch ein¬
spannt. Soll er wehrfähig bleiben, genügen die Zahl kurzer Wiederholungs¬
übungen nicht. Die Turm- und Sportvereine, die Vereinigungen zur Förderung
der Wanderlust und des Volksspieles müssen sich aus den Reihen der Wehr¬
pflichtigen füllen. Seien wir der Gestaltung unseres künftigen Volksheeres und
angesichts des Verhaltens der Völker um uns her eingedenk der geschichtlichen
Lehre, daß nicht starke, sondern schwache Völker eine Gefahr für den Frieden
bilden, und suchen wir das allgemeine Verständnis dafür zu gewinnen, daß nur
ein auf gesetzlicher Dienstpflicht beruhendes, fest gefügtes, gut geschultes und in
fester Manneszucht erzogenes Heer unsere deutsche Zukunft zu schützen vermag,
niemals eine lockere Miliz oder freiwillige Söldlingstruppen.




Gedanken über das deutsche Znkunftsheer

gen und dem Soldaten die innere Notwendigkeit seines Dienstes für den Staat,
feiner Unterordnung unter die bestehende Negierung, sowie feiner Pflicht zur
Manneszucht und Mitarbeit für das große Ganze der deutschen Volksgemein¬
schaft darzutun! Auf diesem Wege wollen wir auch die Liebe zur Heimat und
zum gemeinsamen Vaterland wieder neu begründen, die vielfach in den Sturm¬
tagen des, Umschwunges verschwand, ohne die aber kein Volk, noch weniger ein
Nolksheer etwas zu leisten vermag.

In diesem Zusammenhange noch ein kurzes Wort über die politische Be-
tätigung der Soldaten. Nehmen wir den Präsidenten des Reich sministerinms
Scheidemann beim Worte: „Dem -einzelnen steht feine Überzeugung vollkommen
frei. Die Armee als Ganzes kann keine Politik treiben, weder die der Royalisten
noch die der Bolschewisten." Das möge gelten, nur wollen wir noch hinzufügen:
„Die Armee als Ganzes darf niemals der Tummelplatz irgend welcher Partei¬
politik bilden, wie sie es jetzt zufolge der Tätigkeit der Soldatenräte ist." Und die
Forderung, daß diese laus solchen und schon erwähnten Gründen 'beseitigt werden
müssen, wollen wir hier wiederholen und uns damit dem wiederholt in dankens¬
werter Weise vom Abgeordneten Groeber ausgesprochenen Wunsche anschließen.
Parteipolitische Agitationen und Flugblätter gehören nicht in die Kasernen, auch
nicht in diejenigen eines neuzeitlichen, Volksheeres. „Das Vaterland über die
Partei" sei der Wahlspruch des deutschen Zukunftsheeres.

Werden wir mit einem Heer, das nach den kurz geschilderten Richtlinien
neu ausgebaut wird, erveichen, was wir wollen, —> den Schutz des Vaterlandes
und die für alle Betätigung des Volkes segensreiche Vorschule? Die verkürzte
Dienstzeit läßt uns diese Frage nicht ohne weiteres bejahen. Für einen Not¬
behelf große Gelder auszugeben find wir aber nicht in der Lage. Es ist daher
unerläßlich, um für genügende Leistung des Heeres Gewähr zu haben, dasselbe
von Bestrebungen zu umrahmen, welche der Ausbildung des Körpers, der Stäh¬
lung des Willens und der Erhaltung der geistigen Spannkraft gelten. Müssen
chon alle Maßnahmen zur Hebung der erschütterten Volkskraft, vom Mutter-
chutz und der Säuglingspflege angefangen, in der Körperkultur des Schul¬
turnens und der Bewegungsspiele fortgesetzt, der Leistungsfähigkeit unseres
Heeres dienstbar gemacht werden, so gilt -vies ganz besonders von der Jugend¬
pflege mannigfaltigster Form für das schulentlassene Jungvolk bis zum Heeres¬
eintritt. Man gründe keine neuen Vereinigungen, man zersplittere die bestehen¬
den Bestrebungen nicht noch mehr. Man lasse die bisher bewährte Jugend¬
organisation weiterarbeiten, stärke und fördere sie und fasse e i n Ziel dabei ins
Auge: Jeder deutsche Jungmann hat beim Eintritt zum Heeresdienst den Nach¬
weis zu erbringen, daß er feit der Schulentlassung einer Jugendvereinigung an¬
gehört hat, deren Ziel die harmonische Durchbildung der Körperkräfte war. Wir
haben eine derartige Maßnahme um so nötiger, als unter den jetzigen wirtschaft¬
lichen Verhältnissen aufs neue der Raubbau an unseren Jugendkräften droht.
Fehlt dagegen das Gegengewicht der zweijährigen Dienstzeit, so wird unsere
Volkskraft und damit die Wehrkraft bitter notleiden, wenn nicht auf anderem
Wege Körperkultur in freier Luft in jeder Form angestrebt wird.

Nicht nur der Jungmann, auch der gediente Soldat bedarf dieser Förde¬
rung seiner körperlichen und geistigen Spannkraft. Er wird sie um so mehr
bedürfen, je mehr ihn die harte deutsche Zukunft in schweres Arbeitsjoch ein¬
spannt. Soll er wehrfähig bleiben, genügen die Zahl kurzer Wiederholungs¬
übungen nicht. Die Turm- und Sportvereine, die Vereinigungen zur Förderung
der Wanderlust und des Volksspieles müssen sich aus den Reihen der Wehr¬
pflichtigen füllen. Seien wir der Gestaltung unseres künftigen Volksheeres und
angesichts des Verhaltens der Völker um uns her eingedenk der geschichtlichen
Lehre, daß nicht starke, sondern schwache Völker eine Gefahr für den Frieden
bilden, und suchen wir das allgemeine Verständnis dafür zu gewinnen, daß nur
ein auf gesetzlicher Dienstpflicht beruhendes, fest gefügtes, gut geschultes und in
fester Manneszucht erzogenes Heer unsere deutsche Zukunft zu schützen vermag,
niemals eine lockere Miliz oder freiwillige Söldlingstruppen.




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[0154] Gedanken über das deutsche Znkunftsheer gen und dem Soldaten die innere Notwendigkeit seines Dienstes für den Staat, feiner Unterordnung unter die bestehende Negierung, sowie feiner Pflicht zur Manneszucht und Mitarbeit für das große Ganze der deutschen Volksgemein¬ schaft darzutun! Auf diesem Wege wollen wir auch die Liebe zur Heimat und zum gemeinsamen Vaterland wieder neu begründen, die vielfach in den Sturm¬ tagen des, Umschwunges verschwand, ohne die aber kein Volk, noch weniger ein Nolksheer etwas zu leisten vermag. In diesem Zusammenhange noch ein kurzes Wort über die politische Be- tätigung der Soldaten. Nehmen wir den Präsidenten des Reich sministerinms Scheidemann beim Worte: „Dem -einzelnen steht feine Überzeugung vollkommen frei. Die Armee als Ganzes kann keine Politik treiben, weder die der Royalisten noch die der Bolschewisten." Das möge gelten, nur wollen wir noch hinzufügen: „Die Armee als Ganzes darf niemals der Tummelplatz irgend welcher Partei¬ politik bilden, wie sie es jetzt zufolge der Tätigkeit der Soldatenräte ist." Und die Forderung, daß diese laus solchen und schon erwähnten Gründen 'beseitigt werden müssen, wollen wir hier wiederholen und uns damit dem wiederholt in dankens¬ werter Weise vom Abgeordneten Groeber ausgesprochenen Wunsche anschließen. Parteipolitische Agitationen und Flugblätter gehören nicht in die Kasernen, auch nicht in diejenigen eines neuzeitlichen, Volksheeres. „Das Vaterland über die Partei" sei der Wahlspruch des deutschen Zukunftsheeres. Werden wir mit einem Heer, das nach den kurz geschilderten Richtlinien neu ausgebaut wird, erveichen, was wir wollen, —> den Schutz des Vaterlandes und die für alle Betätigung des Volkes segensreiche Vorschule? Die verkürzte Dienstzeit läßt uns diese Frage nicht ohne weiteres bejahen. Für einen Not¬ behelf große Gelder auszugeben find wir aber nicht in der Lage. Es ist daher unerläßlich, um für genügende Leistung des Heeres Gewähr zu haben, dasselbe von Bestrebungen zu umrahmen, welche der Ausbildung des Körpers, der Stäh¬ lung des Willens und der Erhaltung der geistigen Spannkraft gelten. Müssen chon alle Maßnahmen zur Hebung der erschütterten Volkskraft, vom Mutter- chutz und der Säuglingspflege angefangen, in der Körperkultur des Schul¬ turnens und der Bewegungsspiele fortgesetzt, der Leistungsfähigkeit unseres Heeres dienstbar gemacht werden, so gilt -vies ganz besonders von der Jugend¬ pflege mannigfaltigster Form für das schulentlassene Jungvolk bis zum Heeres¬ eintritt. Man gründe keine neuen Vereinigungen, man zersplittere die bestehen¬ den Bestrebungen nicht noch mehr. Man lasse die bisher bewährte Jugend¬ organisation weiterarbeiten, stärke und fördere sie und fasse e i n Ziel dabei ins Auge: Jeder deutsche Jungmann hat beim Eintritt zum Heeresdienst den Nach¬ weis zu erbringen, daß er feit der Schulentlassung einer Jugendvereinigung an¬ gehört hat, deren Ziel die harmonische Durchbildung der Körperkräfte war. Wir haben eine derartige Maßnahme um so nötiger, als unter den jetzigen wirtschaft¬ lichen Verhältnissen aufs neue der Raubbau an unseren Jugendkräften droht. Fehlt dagegen das Gegengewicht der zweijährigen Dienstzeit, so wird unsere Volkskraft und damit die Wehrkraft bitter notleiden, wenn nicht auf anderem Wege Körperkultur in freier Luft in jeder Form angestrebt wird. Nicht nur der Jungmann, auch der gediente Soldat bedarf dieser Förde¬ rung seiner körperlichen und geistigen Spannkraft. Er wird sie um so mehr bedürfen, je mehr ihn die harte deutsche Zukunft in schweres Arbeitsjoch ein¬ spannt. Soll er wehrfähig bleiben, genügen die Zahl kurzer Wiederholungs¬ übungen nicht. Die Turm- und Sportvereine, die Vereinigungen zur Förderung der Wanderlust und des Volksspieles müssen sich aus den Reihen der Wehr¬ pflichtigen füllen. Seien wir der Gestaltung unseres künftigen Volksheeres und angesichts des Verhaltens der Völker um uns her eingedenk der geschichtlichen Lehre, daß nicht starke, sondern schwache Völker eine Gefahr für den Frieden bilden, und suchen wir das allgemeine Verständnis dafür zu gewinnen, daß nur ein auf gesetzlicher Dienstpflicht beruhendes, fest gefügtes, gut geschultes und in fester Manneszucht erzogenes Heer unsere deutsche Zukunft zu schützen vermag, niemals eine lockere Miliz oder freiwillige Söldlingstruppen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/154>, abgerufen am 05.02.2025.