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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Deutsches Bil'Iiothckswcscn im Zvellkrieg

Wesens gedient. Zwar steckte zu Beginn dieses Jahrhunderts das Volks¬
bibliothekswesen Deutschlands noch in den Kinderschuhen, ober seitdem Nörren-
berg, von der Chicagoer Meltausstellung zurückgekehrt, das amerikanische Vor¬
bild der "Einheits- und Bildungsbücherei" auch bei uns einzubürgern mit Er¬
folg bemüht war, wetteiferten alle deutschen Städte in dem Ausbau und der
Neueinrichtung von öffentlichen Lese- und Volksbüchereien. Auch für
das volkstümliche Bibliothekswesen ergibt sich ein erfreulicher Aufschwung, wenn
man die Benntzungsziffern z. B. der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek aus den Jahren
1905/06 und 1913/14 einander gegenüberstellt: die Zahl der abgegebenen Bestell¬
zettel, die 1905/06 rund 83 000 betragen hatte, war 1913/14 aus 135 000 gestiegen.
Noch höhere Ziffern haben andere Bolksbibliotheken auszuweisen: auf die fünf
Ausleihestellen der Städtischen Volksbücherei Charlottenbura z. B. entfielen
i. I. 1913/14 insgesamt 400 549 (1912: 353 203) Entleihungen.


II.

Diese hier nur in Umrissen angedeutete verheißungsvolle Entwicklung
erfuhr durch den Krieg zunächst eine jähe Unterbrechung. Wie jedem von uns
der Atem stockte beim Ausbruch der welterschütternden Geschehnisse, so schien
auch in den Bibliotheken der Pulsschlag des Lebens in den denkwürdigen August¬
tagen auszusetzen. Ader es schien nur so: für kurze Zeit wurde an einigen
Orten geschlossen, bald aber össneten sich überall wieder die Lesesäle, und wenn
im Anfang Einschränkungen geboten waren, so wurden doch z. B. in der König¬
lichen Bibliothek zu Berlin, die von dem Ausfall an Arbeitskräften ganz beson¬
ders betroffen war, sehr bald, schon Ende September 1914, die Öffnungszeiten
wieder bis zum Abend ausgedehnt, und bald wurde auch hier die Versendung
von Büchern nach auswärts, zunächst für die Provinz Brandenburg, dann auch
für die übrigen Gebiete, wieder begonnen. In anderen Bibliotheken, so in der
Hof- und Staatsbibliothek München, in der Universitäts-Bibliothek Breslau, in
den Stadtbibliotheken Krefeld, Lübeck, Magdeburg, Mainz u. a., Wohl ausnahms¬
los in den Volksbüchereien, wurde der Betrieb wie in Friedenszeiten aufrecht¬
erhalten. Zwar verminderte sich fast überall, namentlich bei den Universitäts-
Bibliotheken, da ja Hörer und Lehrer zum größten Teil freiwillig zu den Fahnen
geeilt waren, die Benutzung erheblich. Im übrigen aber traf die naheliegende
Befürchtung, daß der Krieg einen Stillstand oder gar einen Rückschritt in der
Entwicklung der Bibliotheken bedeuten würde, dank der Fürsorge der staatlichen
Behörden und der hingebenden Tätigkeit des daheim gebliebenen Bibliotheks¬
personals nicht ein. Ein nennenswerter Abstrich von den Anschaffungsmitteln
hat weder in Preußen noch in den anderen Bundesstaaten stattgefunden, so daß
die Vermehrung sich ungefähr auf der gleichen Höhe wie in Friedenszeiten halten
konnte. Selbstverständlich wurden bei den Anschaffungen die Bücher auch des
feindlichen Auslandes nach wie vor genau so berücksichtigt wie vor dem Kriege,
da die Förderung der Wissenschaft als oberste Richtschnur galt; wenn in dieser
Beziehung ein Rückgang zu verzeichnen ist, so hat er andere Gründe wie die
Unterbrechung oder Erschwerung des buchhändlerischen Verkehrs, die Verteue¬
rung der Bücher überhaupt und die gesunkene Kaufkrast unserer Währung.

Im weiteren Verlauf des-Krieges näherten sich die Benutzungsziffern
immer mehr denen der Friedenszeit, nur blieben sie naturgemäß auf dem Ge¬
biete des auswärtigen Leihverkehrs erheblich zurück. Immerhin zeigt ein Blick
in die Betriebsstatistik des letzten Jahres, daß die Bibliotheken ihrem Grundsatz,
auch den auswärtigen Benutzern und selbst denen des Auslandes ihre Schätze zu¬
gänglich zu machen, treu geblieben sind. Die Königliche Bibliothek Berlin hat
im Betriebsjahr 1917/18 im Leihverkehr 15 547, an sonstige auswärtige Entleiher
12 770 Bände verschickt. Im engeren Leihverkehr von Bibliothek zu Bibliothek
entfallen auf Preußen 10 354 von Berlin aus versandte Bände, während die
Königliche Bibliothek von auswärts 640 Bände erhielt. Im auswärtigen Ver¬
kehr außerhalb des Leihverkehrs erhielten u. a. von Berlin: Bayern 629, Baden
783 und Hamburg 715 Bände. Ins Ausland gingen annähernd 500 Bände,


Deutsches Bil'Iiothckswcscn im Zvellkrieg

Wesens gedient. Zwar steckte zu Beginn dieses Jahrhunderts das Volks¬
bibliothekswesen Deutschlands noch in den Kinderschuhen, ober seitdem Nörren-
berg, von der Chicagoer Meltausstellung zurückgekehrt, das amerikanische Vor¬
bild der „Einheits- und Bildungsbücherei" auch bei uns einzubürgern mit Er¬
folg bemüht war, wetteiferten alle deutschen Städte in dem Ausbau und der
Neueinrichtung von öffentlichen Lese- und Volksbüchereien. Auch für
das volkstümliche Bibliothekswesen ergibt sich ein erfreulicher Aufschwung, wenn
man die Benntzungsziffern z. B. der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek aus den Jahren
1905/06 und 1913/14 einander gegenüberstellt: die Zahl der abgegebenen Bestell¬
zettel, die 1905/06 rund 83 000 betragen hatte, war 1913/14 aus 135 000 gestiegen.
Noch höhere Ziffern haben andere Bolksbibliotheken auszuweisen: auf die fünf
Ausleihestellen der Städtischen Volksbücherei Charlottenbura z. B. entfielen
i. I. 1913/14 insgesamt 400 549 (1912: 353 203) Entleihungen.


II.

Diese hier nur in Umrissen angedeutete verheißungsvolle Entwicklung
erfuhr durch den Krieg zunächst eine jähe Unterbrechung. Wie jedem von uns
der Atem stockte beim Ausbruch der welterschütternden Geschehnisse, so schien
auch in den Bibliotheken der Pulsschlag des Lebens in den denkwürdigen August¬
tagen auszusetzen. Ader es schien nur so: für kurze Zeit wurde an einigen
Orten geschlossen, bald aber össneten sich überall wieder die Lesesäle, und wenn
im Anfang Einschränkungen geboten waren, so wurden doch z. B. in der König¬
lichen Bibliothek zu Berlin, die von dem Ausfall an Arbeitskräften ganz beson¬
ders betroffen war, sehr bald, schon Ende September 1914, die Öffnungszeiten
wieder bis zum Abend ausgedehnt, und bald wurde auch hier die Versendung
von Büchern nach auswärts, zunächst für die Provinz Brandenburg, dann auch
für die übrigen Gebiete, wieder begonnen. In anderen Bibliotheken, so in der
Hof- und Staatsbibliothek München, in der Universitäts-Bibliothek Breslau, in
den Stadtbibliotheken Krefeld, Lübeck, Magdeburg, Mainz u. a., Wohl ausnahms¬
los in den Volksbüchereien, wurde der Betrieb wie in Friedenszeiten aufrecht¬
erhalten. Zwar verminderte sich fast überall, namentlich bei den Universitäts-
Bibliotheken, da ja Hörer und Lehrer zum größten Teil freiwillig zu den Fahnen
geeilt waren, die Benutzung erheblich. Im übrigen aber traf die naheliegende
Befürchtung, daß der Krieg einen Stillstand oder gar einen Rückschritt in der
Entwicklung der Bibliotheken bedeuten würde, dank der Fürsorge der staatlichen
Behörden und der hingebenden Tätigkeit des daheim gebliebenen Bibliotheks¬
personals nicht ein. Ein nennenswerter Abstrich von den Anschaffungsmitteln
hat weder in Preußen noch in den anderen Bundesstaaten stattgefunden, so daß
die Vermehrung sich ungefähr auf der gleichen Höhe wie in Friedenszeiten halten
konnte. Selbstverständlich wurden bei den Anschaffungen die Bücher auch des
feindlichen Auslandes nach wie vor genau so berücksichtigt wie vor dem Kriege,
da die Förderung der Wissenschaft als oberste Richtschnur galt; wenn in dieser
Beziehung ein Rückgang zu verzeichnen ist, so hat er andere Gründe wie die
Unterbrechung oder Erschwerung des buchhändlerischen Verkehrs, die Verteue¬
rung der Bücher überhaupt und die gesunkene Kaufkrast unserer Währung.

Im weiteren Verlauf des-Krieges näherten sich die Benutzungsziffern
immer mehr denen der Friedenszeit, nur blieben sie naturgemäß auf dem Ge¬
biete des auswärtigen Leihverkehrs erheblich zurück. Immerhin zeigt ein Blick
in die Betriebsstatistik des letzten Jahres, daß die Bibliotheken ihrem Grundsatz,
auch den auswärtigen Benutzern und selbst denen des Auslandes ihre Schätze zu¬
gänglich zu machen, treu geblieben sind. Die Königliche Bibliothek Berlin hat
im Betriebsjahr 1917/18 im Leihverkehr 15 547, an sonstige auswärtige Entleiher
12 770 Bände verschickt. Im engeren Leihverkehr von Bibliothek zu Bibliothek
entfallen auf Preußen 10 354 von Berlin aus versandte Bände, während die
Königliche Bibliothek von auswärts 640 Bände erhielt. Im auswärtigen Ver¬
kehr außerhalb des Leihverkehrs erhielten u. a. von Berlin: Bayern 629, Baden
783 und Hamburg 715 Bände. Ins Ausland gingen annähernd 500 Bände,


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[0221] Deutsches Bil'Iiothckswcscn im Zvellkrieg Wesens gedient. Zwar steckte zu Beginn dieses Jahrhunderts das Volks¬ bibliothekswesen Deutschlands noch in den Kinderschuhen, ober seitdem Nörren- berg, von der Chicagoer Meltausstellung zurückgekehrt, das amerikanische Vor¬ bild der „Einheits- und Bildungsbücherei" auch bei uns einzubürgern mit Er¬ folg bemüht war, wetteiferten alle deutschen Städte in dem Ausbau und der Neueinrichtung von öffentlichen Lese- und Volksbüchereien. Auch für das volkstümliche Bibliothekswesen ergibt sich ein erfreulicher Aufschwung, wenn man die Benntzungsziffern z. B. der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek aus den Jahren 1905/06 und 1913/14 einander gegenüberstellt: die Zahl der abgegebenen Bestell¬ zettel, die 1905/06 rund 83 000 betragen hatte, war 1913/14 aus 135 000 gestiegen. Noch höhere Ziffern haben andere Bolksbibliotheken auszuweisen: auf die fünf Ausleihestellen der Städtischen Volksbücherei Charlottenbura z. B. entfielen i. I. 1913/14 insgesamt 400 549 (1912: 353 203) Entleihungen. II. Diese hier nur in Umrissen angedeutete verheißungsvolle Entwicklung erfuhr durch den Krieg zunächst eine jähe Unterbrechung. Wie jedem von uns der Atem stockte beim Ausbruch der welterschütternden Geschehnisse, so schien auch in den Bibliotheken der Pulsschlag des Lebens in den denkwürdigen August¬ tagen auszusetzen. Ader es schien nur so: für kurze Zeit wurde an einigen Orten geschlossen, bald aber össneten sich überall wieder die Lesesäle, und wenn im Anfang Einschränkungen geboten waren, so wurden doch z. B. in der König¬ lichen Bibliothek zu Berlin, die von dem Ausfall an Arbeitskräften ganz beson¬ ders betroffen war, sehr bald, schon Ende September 1914, die Öffnungszeiten wieder bis zum Abend ausgedehnt, und bald wurde auch hier die Versendung von Büchern nach auswärts, zunächst für die Provinz Brandenburg, dann auch für die übrigen Gebiete, wieder begonnen. In anderen Bibliotheken, so in der Hof- und Staatsbibliothek München, in der Universitäts-Bibliothek Breslau, in den Stadtbibliotheken Krefeld, Lübeck, Magdeburg, Mainz u. a., Wohl ausnahms¬ los in den Volksbüchereien, wurde der Betrieb wie in Friedenszeiten aufrecht¬ erhalten. Zwar verminderte sich fast überall, namentlich bei den Universitäts- Bibliotheken, da ja Hörer und Lehrer zum größten Teil freiwillig zu den Fahnen geeilt waren, die Benutzung erheblich. Im übrigen aber traf die naheliegende Befürchtung, daß der Krieg einen Stillstand oder gar einen Rückschritt in der Entwicklung der Bibliotheken bedeuten würde, dank der Fürsorge der staatlichen Behörden und der hingebenden Tätigkeit des daheim gebliebenen Bibliotheks¬ personals nicht ein. Ein nennenswerter Abstrich von den Anschaffungsmitteln hat weder in Preußen noch in den anderen Bundesstaaten stattgefunden, so daß die Vermehrung sich ungefähr auf der gleichen Höhe wie in Friedenszeiten halten konnte. Selbstverständlich wurden bei den Anschaffungen die Bücher auch des feindlichen Auslandes nach wie vor genau so berücksichtigt wie vor dem Kriege, da die Förderung der Wissenschaft als oberste Richtschnur galt; wenn in dieser Beziehung ein Rückgang zu verzeichnen ist, so hat er andere Gründe wie die Unterbrechung oder Erschwerung des buchhändlerischen Verkehrs, die Verteue¬ rung der Bücher überhaupt und die gesunkene Kaufkrast unserer Währung. Im weiteren Verlauf des-Krieges näherten sich die Benutzungsziffern immer mehr denen der Friedenszeit, nur blieben sie naturgemäß auf dem Ge¬ biete des auswärtigen Leihverkehrs erheblich zurück. Immerhin zeigt ein Blick in die Betriebsstatistik des letzten Jahres, daß die Bibliotheken ihrem Grundsatz, auch den auswärtigen Benutzern und selbst denen des Auslandes ihre Schätze zu¬ gänglich zu machen, treu geblieben sind. Die Königliche Bibliothek Berlin hat im Betriebsjahr 1917/18 im Leihverkehr 15 547, an sonstige auswärtige Entleiher 12 770 Bände verschickt. Im engeren Leihverkehr von Bibliothek zu Bibliothek entfallen auf Preußen 10 354 von Berlin aus versandte Bände, während die Königliche Bibliothek von auswärts 640 Bände erhielt. Im auswärtigen Ver¬ kehr außerhalb des Leihverkehrs erhielten u. a. von Berlin: Bayern 629, Baden 783 und Hamburg 715 Bände. Ins Ausland gingen annähernd 500 Bände,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/221>, abgerufen am 24.11.2024.