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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Regierung und Parlament in Deutschland

sekretären seiner Zeit, dem Ministerium "hinter der Gardine", bekämpfen mußte.
Und zu dem allen gedenke man der Klagen, die auch im Musterkarte des Politiker-
tums über die Unfähigkeit und das Fiasko der Diplomatie während des Krieges
laut geworden sind, genau wie bei uns.---Das sind die Prämissen,
und da soll die Schlußfolgerung wirklich immer noch lauten: "Einführung" parla¬
mentarischer Regierungsweise, wofern sich die erkannten Schwächen unseres
Systems auf andere Art beheben lassenl?

Hier allerdings liegt der springende Punkt, denn, wenn gewisse Erscheinungen
unseres Staatslebens, deren Reformbedürftigkeit zutage liegt, auch nach den Er¬
fahrungen dieser Epochenjahre nicht geändert werden können, dann bliebe uns
wohl -- angesichts der spröden Mechanik der Regierungssysteme -- jene ultima
ratio in der Tat nicht erspart.

Ist es zu fein gesponnen, ist es- übermenschlich, sich die Vorteile des
"anderen" Systems sichern zu wollen, ohne die Nachteile mit in den Kauf nehmen
zu müssen? Weist jenes Naturgesetz gegenseitiger Anpassung nicht den richtigen
Weg, dem die Völker sich mit oder ohne Bewußtsein fügen, um im Existenzkampfe
durchzuhalten? Gibt es wirklich nur das rigorose Entweder--Oder der Exal-
tados, von denen wir früher an dieser Stelle sprachen,*) oder können die
Moderados mit ihrem versöhnenden Sowohl--Alsauch Gehör beanspruchen?




Der Krieg hat sogar in politisch teilnahmelosen Kreisen der Ueberzeugung
Bahn gebrochen, daß es so nicht mehr weiter gehen kann. Es ist keine Frage
mehr, wir müssen aus der Isolierung heraus, auf dem Gebiete der inneren wie
der äußeren Politik. Denn diese Vereinsamung nach beiden Seiten hin ist es
doch letzten Endes, die den Gefahrenpunkt unseres Systems am deutlichsten ver¬
anschaulicht. Eines Systems, das man unter dem Brennglas der Kritik in dem
einen Worte "Bureaukratismus" zusammenfassen kann, gerechterweise aber doch
nie anders, als daß man sich dabei die komplexe Fülle dieses Begriffs und seine
historische Bedingtheit ständig vor Augen hält. Gleichwohl, wir brauchen dringend
eine intensivere Ergänzung nach der genossenschaftlich-parlamentarischen Seite hin,
unsere innere und auswärtige Politik muß von dem Merkmal der Exklusivität be¬
freit werden, die Maschine des Staates darf nicht immer vorzugsweise mit dem
einen Motor laufen, sondern muß sich das im anderen verborgene Kraftelement
stärker als bisher zunutze machen. Die im Wege des parlamentarischen Auslese¬
verfahrens gewonnenen Führernaturen müssen den bisherigen Inhabern der Macht
an die Seite treten, Parteipolitiker und Beamte in gemeinsamer Arbeit den neuen
Typ des sachverständigen Politikers oder, was dasselbe besagt, des politisch
denkenden Verwaltungsfachmanns heranwachsen lassen."

Unter Friedrich Wilhelm dem Ersten, Preußens größtem "inneren König, wie
ihn Schön genannt hat, machte die Rivalität der beiden behördlichen Verwaltungs¬
organisationen, der sogenannten Kammern und Kommissariate, viel Sorge und Kopf¬
zerbrechen. Wie Feuer und Wasser schieden sie sich in Auffassung und Interessen¬
gebieten ihrer öffentlichen Tätigkeit. Kurz entschlossen verfügte der Monarch ihre
Zusammenlegung, und aus den feindlichen Brüdern entstanden die glänzend
funktionierenden Regierungsbehörden des achtzehnten Jahrhunderts. Sollte eine
ähnliche Verschmelzung der modernen Regierungskräfte nicht ebenso möglich sein?
Auch hier könnte der monarchische Faktor das Beste dazu tun.

Das Einströmen lebendigen politischen Geistes in unser bureaukratisches
System ist -- darin stimmen wir seinen Gegnern restlos zu -- die Forderung
der Stunde. Man mag abrücken von Gemeinplätzen wie: "Unsere Diplomatie
hat versagt, unser Obrigkeitsstaat ist an allem schuld", denn,, wer seine Ohren
nicht mit dem Eigensinn des Nichtsalskritikers verschließt, hört jenseits der Grenzen
die verwandte Melodie: "Unser auswärtiger Dienst hat einen Zusammenbruch



") Vgl. Heft 11 dieses Jahrgangs S. 311.
Regierung und Parlament in Deutschland

sekretären seiner Zeit, dem Ministerium „hinter der Gardine", bekämpfen mußte.
Und zu dem allen gedenke man der Klagen, die auch im Musterkarte des Politiker-
tums über die Unfähigkeit und das Fiasko der Diplomatie während des Krieges
laut geworden sind, genau wie bei uns.---Das sind die Prämissen,
und da soll die Schlußfolgerung wirklich immer noch lauten: „Einführung" parla¬
mentarischer Regierungsweise, wofern sich die erkannten Schwächen unseres
Systems auf andere Art beheben lassenl?

Hier allerdings liegt der springende Punkt, denn, wenn gewisse Erscheinungen
unseres Staatslebens, deren Reformbedürftigkeit zutage liegt, auch nach den Er¬
fahrungen dieser Epochenjahre nicht geändert werden können, dann bliebe uns
wohl — angesichts der spröden Mechanik der Regierungssysteme — jene ultima
ratio in der Tat nicht erspart.

Ist es zu fein gesponnen, ist es- übermenschlich, sich die Vorteile des
„anderen" Systems sichern zu wollen, ohne die Nachteile mit in den Kauf nehmen
zu müssen? Weist jenes Naturgesetz gegenseitiger Anpassung nicht den richtigen
Weg, dem die Völker sich mit oder ohne Bewußtsein fügen, um im Existenzkampfe
durchzuhalten? Gibt es wirklich nur das rigorose Entweder—Oder der Exal-
tados, von denen wir früher an dieser Stelle sprachen,*) oder können die
Moderados mit ihrem versöhnenden Sowohl—Alsauch Gehör beanspruchen?




Der Krieg hat sogar in politisch teilnahmelosen Kreisen der Ueberzeugung
Bahn gebrochen, daß es so nicht mehr weiter gehen kann. Es ist keine Frage
mehr, wir müssen aus der Isolierung heraus, auf dem Gebiete der inneren wie
der äußeren Politik. Denn diese Vereinsamung nach beiden Seiten hin ist es
doch letzten Endes, die den Gefahrenpunkt unseres Systems am deutlichsten ver¬
anschaulicht. Eines Systems, das man unter dem Brennglas der Kritik in dem
einen Worte „Bureaukratismus" zusammenfassen kann, gerechterweise aber doch
nie anders, als daß man sich dabei die komplexe Fülle dieses Begriffs und seine
historische Bedingtheit ständig vor Augen hält. Gleichwohl, wir brauchen dringend
eine intensivere Ergänzung nach der genossenschaftlich-parlamentarischen Seite hin,
unsere innere und auswärtige Politik muß von dem Merkmal der Exklusivität be¬
freit werden, die Maschine des Staates darf nicht immer vorzugsweise mit dem
einen Motor laufen, sondern muß sich das im anderen verborgene Kraftelement
stärker als bisher zunutze machen. Die im Wege des parlamentarischen Auslese¬
verfahrens gewonnenen Führernaturen müssen den bisherigen Inhabern der Macht
an die Seite treten, Parteipolitiker und Beamte in gemeinsamer Arbeit den neuen
Typ des sachverständigen Politikers oder, was dasselbe besagt, des politisch
denkenden Verwaltungsfachmanns heranwachsen lassen."

Unter Friedrich Wilhelm dem Ersten, Preußens größtem „inneren König, wie
ihn Schön genannt hat, machte die Rivalität der beiden behördlichen Verwaltungs¬
organisationen, der sogenannten Kammern und Kommissariate, viel Sorge und Kopf¬
zerbrechen. Wie Feuer und Wasser schieden sie sich in Auffassung und Interessen¬
gebieten ihrer öffentlichen Tätigkeit. Kurz entschlossen verfügte der Monarch ihre
Zusammenlegung, und aus den feindlichen Brüdern entstanden die glänzend
funktionierenden Regierungsbehörden des achtzehnten Jahrhunderts. Sollte eine
ähnliche Verschmelzung der modernen Regierungskräfte nicht ebenso möglich sein?
Auch hier könnte der monarchische Faktor das Beste dazu tun.

Das Einströmen lebendigen politischen Geistes in unser bureaukratisches
System ist — darin stimmen wir seinen Gegnern restlos zu — die Forderung
der Stunde. Man mag abrücken von Gemeinplätzen wie: „Unsere Diplomatie
hat versagt, unser Obrigkeitsstaat ist an allem schuld", denn,, wer seine Ohren
nicht mit dem Eigensinn des Nichtsalskritikers verschließt, hört jenseits der Grenzen
die verwandte Melodie: „Unser auswärtiger Dienst hat einen Zusammenbruch



») Vgl. Heft 11 dieses Jahrgangs S. 311.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/98>, abgerufen am 01.07.2024.