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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Wirtschaft, Horatio l

Odem, wenn wir fünf Treppen emporsteigen oder aus freier Hand den Kreuz¬
berg erklettern. Sollten wir je einmal den Humor verlieren, ein Gang durch
die Straße stellt ihn wieder her. Rechts und links prangen, appetitlich verpackt,
in den reichen Auslagen die verlockendsten Dinge, als da find: Backin, Bantam,
Backon, Backnur, Backfee, Backsreude, El-El, Eiolin, Eialei, Götterspeise, Grütz¬
wunder, Mirwas, Allerlei mit Vanille-, Zitronen-, Mandel-, Kümmel-, Erd¬
beer-, Baldrian-, Benzingeschmack, ölfreies Salatöl, alkohol- und zuckersreie
Booten, Pursche und Schnäpse. Und Hunderte von anderen Köstlichkeiten.
Von denen -- leider, leider! -- viele nicht Gnade gefunden haben vor den ge¬
strengen Ersatzmittelstellen, so daß sie Ende September verschwunden sein werden.
Doch sei nicht bange: rastlose Menschenfreunde, die obrigkeitliche Klippen zu um¬
schiffen verstehen, werden dir noch der Herrlichkeiten genug schaffen, denn nach
dem Wortlaut der Bekanntmachung vom 8. April d. Is. ist die Frage, ob und
inwieweit ein Mittel tatsächlich geeignet ist, ein anderes (hio!) Lebensmittel zu
ersetzen, unerheblich für seine Zuordnung zu den Ersatzmitteln. Da nach diesem
Gedankengang auch ungeeignete Mittel zum Ersatz anderer (nochmals: hio!)
Lebensmittel geeignet erscheinen können, so bleibt dem Finder- und Erfindergeist
ein weites Feld geöffnet. Allerdings dünkt es mir recht hart, daß eine hohe
Reichsbehörde auf Grund angestellter Versuche Nußschalen, Holzmehl, Torf,
Trebern, Gerberlohe nicht als Kaffee-Ersatz anerkennen wollte. Bei so glänzen¬
den Aussichten wird denn auch das Klagelied einer Fachzeitung verstummen, die
da schrieb: "Wer den Kriegerfrauen und anderen wenig mit Gütern gesegneten
Müttern die Hoffnung nimmt, die rationierten Winzigkeiten des Kriegstisches
derart (d. i. mit Alaun, Kreide, Gips, kohlensaurem Natron, Leim, Wasser, Farb¬
stoff usw. Der Verf.) zu strecken, der' reizt, unbewußt, mindestens zu tiefster
Trostlosigkeit über das Unglück der Zeit auf."

Was wir vor allem bedürfen, das ist Brot, Kartoffeln, Fett. Fett ist sehr,
Brot und Kartoffeln sind manchmal recht knapp. Zwar die Wissenschaft bekennt
von Zeit zu Zeit in bußfertigen Leitartikeln, daß sich in den Grenzzahlen des
Bedarfes an Eiweiß, Fett und Kohlehydraten gründlich geirrt habe, der Maßstab
sei beträchtlich zu kürzen, der Mensch könne mit einer viel bescheideneren Anzahl
von Kalorien auskommen. Doch diese sx post- Erkenntnis hilft uns ebensowenig
wie die Weisheit Fletchers. Wenn wir nur etwas zwischen die Zähne kriegen,
mit dem Kauen wollen wir schon fertig werden! Und "breite Schichten der Be¬
völkerung" sind vor dem Kriege satt geworden, ohne jemals eine Kalorie auf
dem Tisch gesehen zu haben."

Der Antrag Rösickes "Rationierung xws Freihandel hätte im Reichstage
ein besseres Schicksal verdient. Sein Vorschlag war unbehaglich, daher "in¬
opportun", folglich "undurchführbar". So scheiterte vor dem Kriege das Arbeit-
kcmnnergesetz, weil die Beteiligung der Gewerkschaftsbeamten unbehaglich, in¬
opportun, undurchführbar erschien. Auf einmal ging es. Die Sonnenpferde
der Zwangswirtschaft rasen unaufhaltsam dahin. Wer mag und kann die schäu¬
menden in die Zügel fassen und sie sacht zurückleiten? Mögen sie mit goldenen
Hufen alles Zeitliche zerstampfen, wenn wir nur ein ewiges in Ragnarök
hinüberretten, das unveräußerliche Bewußtsein: Die Regierung irrt nie!'

So schleiche denn auch der alte ehrliche Schleichhandel weiter. Er gehört
zur Zwangswirtschaft, so sagt die "Deutsche Handelswarte", wie der Gestank zur
Fäulnis. Dies ist ein häßlicher Vergleich. Sagen wir lieber: wie zur Rose der
D Junius. uft, der Deckel zum Topf, zum Zipfel die Wurst.




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Wirtschaft, Horatio l

Odem, wenn wir fünf Treppen emporsteigen oder aus freier Hand den Kreuz¬
berg erklettern. Sollten wir je einmal den Humor verlieren, ein Gang durch
die Straße stellt ihn wieder her. Rechts und links prangen, appetitlich verpackt,
in den reichen Auslagen die verlockendsten Dinge, als da find: Backin, Bantam,
Backon, Backnur, Backfee, Backsreude, El-El, Eiolin, Eialei, Götterspeise, Grütz¬
wunder, Mirwas, Allerlei mit Vanille-, Zitronen-, Mandel-, Kümmel-, Erd¬
beer-, Baldrian-, Benzingeschmack, ölfreies Salatöl, alkohol- und zuckersreie
Booten, Pursche und Schnäpse. Und Hunderte von anderen Köstlichkeiten.
Von denen — leider, leider! — viele nicht Gnade gefunden haben vor den ge¬
strengen Ersatzmittelstellen, so daß sie Ende September verschwunden sein werden.
Doch sei nicht bange: rastlose Menschenfreunde, die obrigkeitliche Klippen zu um¬
schiffen verstehen, werden dir noch der Herrlichkeiten genug schaffen, denn nach
dem Wortlaut der Bekanntmachung vom 8. April d. Is. ist die Frage, ob und
inwieweit ein Mittel tatsächlich geeignet ist, ein anderes (hio!) Lebensmittel zu
ersetzen, unerheblich für seine Zuordnung zu den Ersatzmitteln. Da nach diesem
Gedankengang auch ungeeignete Mittel zum Ersatz anderer (nochmals: hio!)
Lebensmittel geeignet erscheinen können, so bleibt dem Finder- und Erfindergeist
ein weites Feld geöffnet. Allerdings dünkt es mir recht hart, daß eine hohe
Reichsbehörde auf Grund angestellter Versuche Nußschalen, Holzmehl, Torf,
Trebern, Gerberlohe nicht als Kaffee-Ersatz anerkennen wollte. Bei so glänzen¬
den Aussichten wird denn auch das Klagelied einer Fachzeitung verstummen, die
da schrieb: „Wer den Kriegerfrauen und anderen wenig mit Gütern gesegneten
Müttern die Hoffnung nimmt, die rationierten Winzigkeiten des Kriegstisches
derart (d. i. mit Alaun, Kreide, Gips, kohlensaurem Natron, Leim, Wasser, Farb¬
stoff usw. Der Verf.) zu strecken, der' reizt, unbewußt, mindestens zu tiefster
Trostlosigkeit über das Unglück der Zeit auf."

Was wir vor allem bedürfen, das ist Brot, Kartoffeln, Fett. Fett ist sehr,
Brot und Kartoffeln sind manchmal recht knapp. Zwar die Wissenschaft bekennt
von Zeit zu Zeit in bußfertigen Leitartikeln, daß sich in den Grenzzahlen des
Bedarfes an Eiweiß, Fett und Kohlehydraten gründlich geirrt habe, der Maßstab
sei beträchtlich zu kürzen, der Mensch könne mit einer viel bescheideneren Anzahl
von Kalorien auskommen. Doch diese sx post- Erkenntnis hilft uns ebensowenig
wie die Weisheit Fletchers. Wenn wir nur etwas zwischen die Zähne kriegen,
mit dem Kauen wollen wir schon fertig werden! Und „breite Schichten der Be¬
völkerung" sind vor dem Kriege satt geworden, ohne jemals eine Kalorie auf
dem Tisch gesehen zu haben."

Der Antrag Rösickes „Rationierung xws Freihandel hätte im Reichstage
ein besseres Schicksal verdient. Sein Vorschlag war unbehaglich, daher „in¬
opportun", folglich „undurchführbar". So scheiterte vor dem Kriege das Arbeit-
kcmnnergesetz, weil die Beteiligung der Gewerkschaftsbeamten unbehaglich, in¬
opportun, undurchführbar erschien. Auf einmal ging es. Die Sonnenpferde
der Zwangswirtschaft rasen unaufhaltsam dahin. Wer mag und kann die schäu¬
menden in die Zügel fassen und sie sacht zurückleiten? Mögen sie mit goldenen
Hufen alles Zeitliche zerstampfen, wenn wir nur ein ewiges in Ragnarök
hinüberretten, das unveräußerliche Bewußtsein: Die Regierung irrt nie!'

So schleiche denn auch der alte ehrliche Schleichhandel weiter. Er gehört
zur Zwangswirtschaft, so sagt die „Deutsche Handelswarte", wie der Gestank zur
Fäulnis. Dies ist ein häßlicher Vergleich. Sagen wir lieber: wie zur Rose der
D Junius. uft, der Deckel zum Topf, zum Zipfel die Wurst.




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[0287] Wirtschaft, Horatio l Odem, wenn wir fünf Treppen emporsteigen oder aus freier Hand den Kreuz¬ berg erklettern. Sollten wir je einmal den Humor verlieren, ein Gang durch die Straße stellt ihn wieder her. Rechts und links prangen, appetitlich verpackt, in den reichen Auslagen die verlockendsten Dinge, als da find: Backin, Bantam, Backon, Backnur, Backfee, Backsreude, El-El, Eiolin, Eialei, Götterspeise, Grütz¬ wunder, Mirwas, Allerlei mit Vanille-, Zitronen-, Mandel-, Kümmel-, Erd¬ beer-, Baldrian-, Benzingeschmack, ölfreies Salatöl, alkohol- und zuckersreie Booten, Pursche und Schnäpse. Und Hunderte von anderen Köstlichkeiten. Von denen — leider, leider! — viele nicht Gnade gefunden haben vor den ge¬ strengen Ersatzmittelstellen, so daß sie Ende September verschwunden sein werden. Doch sei nicht bange: rastlose Menschenfreunde, die obrigkeitliche Klippen zu um¬ schiffen verstehen, werden dir noch der Herrlichkeiten genug schaffen, denn nach dem Wortlaut der Bekanntmachung vom 8. April d. Is. ist die Frage, ob und inwieweit ein Mittel tatsächlich geeignet ist, ein anderes (hio!) Lebensmittel zu ersetzen, unerheblich für seine Zuordnung zu den Ersatzmitteln. Da nach diesem Gedankengang auch ungeeignete Mittel zum Ersatz anderer (nochmals: hio!) Lebensmittel geeignet erscheinen können, so bleibt dem Finder- und Erfindergeist ein weites Feld geöffnet. Allerdings dünkt es mir recht hart, daß eine hohe Reichsbehörde auf Grund angestellter Versuche Nußschalen, Holzmehl, Torf, Trebern, Gerberlohe nicht als Kaffee-Ersatz anerkennen wollte. Bei so glänzen¬ den Aussichten wird denn auch das Klagelied einer Fachzeitung verstummen, die da schrieb: „Wer den Kriegerfrauen und anderen wenig mit Gütern gesegneten Müttern die Hoffnung nimmt, die rationierten Winzigkeiten des Kriegstisches derart (d. i. mit Alaun, Kreide, Gips, kohlensaurem Natron, Leim, Wasser, Farb¬ stoff usw. Der Verf.) zu strecken, der' reizt, unbewußt, mindestens zu tiefster Trostlosigkeit über das Unglück der Zeit auf." Was wir vor allem bedürfen, das ist Brot, Kartoffeln, Fett. Fett ist sehr, Brot und Kartoffeln sind manchmal recht knapp. Zwar die Wissenschaft bekennt von Zeit zu Zeit in bußfertigen Leitartikeln, daß sich in den Grenzzahlen des Bedarfes an Eiweiß, Fett und Kohlehydraten gründlich geirrt habe, der Maßstab sei beträchtlich zu kürzen, der Mensch könne mit einer viel bescheideneren Anzahl von Kalorien auskommen. Doch diese sx post- Erkenntnis hilft uns ebensowenig wie die Weisheit Fletchers. Wenn wir nur etwas zwischen die Zähne kriegen, mit dem Kauen wollen wir schon fertig werden! Und „breite Schichten der Be¬ völkerung" sind vor dem Kriege satt geworden, ohne jemals eine Kalorie auf dem Tisch gesehen zu haben." Der Antrag Rösickes „Rationierung xws Freihandel hätte im Reichstage ein besseres Schicksal verdient. Sein Vorschlag war unbehaglich, daher „in¬ opportun", folglich „undurchführbar". So scheiterte vor dem Kriege das Arbeit- kcmnnergesetz, weil die Beteiligung der Gewerkschaftsbeamten unbehaglich, in¬ opportun, undurchführbar erschien. Auf einmal ging es. Die Sonnenpferde der Zwangswirtschaft rasen unaufhaltsam dahin. Wer mag und kann die schäu¬ menden in die Zügel fassen und sie sacht zurückleiten? Mögen sie mit goldenen Hufen alles Zeitliche zerstampfen, wenn wir nur ein ewiges in Ragnarök hinüberretten, das unveräußerliche Bewußtsein: Die Regierung irrt nie!' So schleiche denn auch der alte ehrliche Schleichhandel weiter. Er gehört zur Zwangswirtschaft, so sagt die „Deutsche Handelswarte", wie der Gestank zur Fäulnis. Dies ist ein häßlicher Vergleich. Sagen wir lieber: wie zur Rose der D Junius. uft, der Deckel zum Topf, zum Zipfel die Wurst. 22»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/287>, abgerufen am 02.10.2024.