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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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neuen Lande schwedisches Wesen und christlichen Glauben befestige und verbreite.
Die Finnländer haben diesem ihrem urchristlicher Apostel ein gutes Andenken
bewahrt, und in einer alten finnischen Heiligenlegende erhält er folgenden schönen
Nachruf: "Oh, wie groß war doch der Glaubenseifer und das in dem Herzen
des frommen Bischofes brennende Feuer göttlicher Liebe, als er auf den Überfluß,
die Freunde und die glänzende Stellung, die er in Upsala hatte, verzichtete und
sich, um einige arme Schäflein zu retten, zahlreichen Todesgefahren aussetzte. Er
folgte darin dem Beispiele des guten Hirten, der die neunundneunzig Schafe in
der Wüste zurückließ, um das einzige verlorene aufzusuchen, und der, als er es
endlich gefunden, es auf seinen eigenen Schultern wieder in die Hürde trug."

Im übrigen zeichnete sich die Zeit zwischen dem ersten Kreuzzuge und dem
zweiten gerade nicht durch feste Verbindung zwischen Schweden und Finnland
aus. Das letztere Land wurde auch von Osten her durch russischen Einfluß an¬
gegriffen, und in Ostkarelen fanden die Nowgoroder Großfürsten Bundesgenossen.
Durch den Umstand, daß die Russen den griechischen Katholizismus in Karelen
verbreiteten, die Schweden aber in Westfinnland den römischen, entstand hier so¬
wohl ein religiöser Gegensatz wie auch ein politischer, der in dem scharfen Gegen¬
satze zwischen abendländischer Kultur und der morgenländischen wurzelte.

Der vermutlich im Jahre 1249 unter Führung des großen Staatsmannes
Birger Jarl unternommene zweite Kreuzzug der Schweden, der wahrscheinlich mit
einer Landung an der Südküste Nylands begann, vermehrte das schwedische Ele¬
ment in Finnland, führte zur Anlage des Tavastehus (Schloß Kronoborg) und
bewirkte, daß die unterworfenen Tavaster getauft wurden. "Der größere Teil
der Bevölkerung Finnlands", sagt Schybergson in seinem großen Werke über die
Geschichte des Landes, "nahm die römisch-katholische Form des Christentums an,
und zugleich schlugen schwedische Bildung, schwedisches Gesetz und schwedische Ge¬
sellschaftsverfassung so mächtige Wurzeln in unserem Lande, daß sie späterhin wesent¬
liche Bestandteile unserer Entwicklung gebildet haben. Daher nimmt der Name
Birger Jarls einen Ehrenplatz auf einem der Hauptblätter unserer Geschichte ein."

Der dritte Kreuzzug der Schweden nach Finnland fand unter dem Marsk
Torgils Knutsson im Jahre 1293 statt. Mit großer Truppenmacht landete er in
der Wiborger Bucht. Der Zweck war, den russischen Einfluß in Ostfinnland zu
hemmen und dem schwedischen Reiche auch Karelen zu gewinnen. Wiborg ("ge¬
weihte Burg") wurde auf einem strategisch wichtigen Punkte angelegt, um die
Erweiterung der schwedischen Herrschaft nach Osten hin zu sichern, und von dort
aus setzten, nachdem Torgils Knutsson nach Schweden zurückgekehrt war, die
Schweden ihr Vordringen mit geistlichen und weltlichen Waffen fort, so daß sie
Nowgorod bedrohten. Unter heißem Ringen mit den Russen wurde der Ladogasee
erreicht, aber ein späterer Versuch, bis an die Newa vorzudringen, mißlang (im
Jahre 1300). Neben der kriegerischen Eroberung wurde auch die christliche fort¬
gesetzt, wobei ein schwedischer Bischof, Petrus Elavi aus Västeras, an der Be¬
kehrung der Finnen gearbeitet haben soll. Nach fünfundzwanzigjährigen Kämpfen
nahm die Friedenssehnsucht überHand und führte zum Frieden von Nöteborg (1323),
worin die Ostgrenze Finnlands zum ersten Male aktenmäßig festgestellt worden
ist. Die friedenschlietzenden Parteien verpflichteten sich zu "ewigem Frieden und
küßten das Kreuz". Die zwischen den beiden Reichen Schweden und Nowgorod
anerkannte Grenze erstreckte sich, der Angabe nach, von der Mündung des Syster-
bäcks ins Meer bis zum Saiflusse, der sich in den Wuoxen ergießt, von wo aus
sie sich in der Richtung über Nyslott hinzog, also bedeutend westlicher lag als
Finnlands jetzige Grenze. Nord-Osterbotten stand unmittelbar unter der Herr¬
schaft Schwedens, das seine kirchlichen und weltlichen Verhältnisse bestimmte,
während das übrige Finnland gewöhnlich von einem besonderen Herzoge und unter
ihm durch die Oberbefehlshaber in den drei Schlössern Abo, Tavastehus und
Wiborg, regiert wurde.

Während Magnus Erikssons Regierungszeit (1319 bis 1363) verbreitete die
schwedische Kultur sich immer weiter in Finnland. Das Gesetz wurde mit neuen


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neuen Lande schwedisches Wesen und christlichen Glauben befestige und verbreite.
Die Finnländer haben diesem ihrem urchristlicher Apostel ein gutes Andenken
bewahrt, und in einer alten finnischen Heiligenlegende erhält er folgenden schönen
Nachruf: „Oh, wie groß war doch der Glaubenseifer und das in dem Herzen
des frommen Bischofes brennende Feuer göttlicher Liebe, als er auf den Überfluß,
die Freunde und die glänzende Stellung, die er in Upsala hatte, verzichtete und
sich, um einige arme Schäflein zu retten, zahlreichen Todesgefahren aussetzte. Er
folgte darin dem Beispiele des guten Hirten, der die neunundneunzig Schafe in
der Wüste zurückließ, um das einzige verlorene aufzusuchen, und der, als er es
endlich gefunden, es auf seinen eigenen Schultern wieder in die Hürde trug."

Im übrigen zeichnete sich die Zeit zwischen dem ersten Kreuzzuge und dem
zweiten gerade nicht durch feste Verbindung zwischen Schweden und Finnland
aus. Das letztere Land wurde auch von Osten her durch russischen Einfluß an¬
gegriffen, und in Ostkarelen fanden die Nowgoroder Großfürsten Bundesgenossen.
Durch den Umstand, daß die Russen den griechischen Katholizismus in Karelen
verbreiteten, die Schweden aber in Westfinnland den römischen, entstand hier so¬
wohl ein religiöser Gegensatz wie auch ein politischer, der in dem scharfen Gegen¬
satze zwischen abendländischer Kultur und der morgenländischen wurzelte.

Der vermutlich im Jahre 1249 unter Führung des großen Staatsmannes
Birger Jarl unternommene zweite Kreuzzug der Schweden, der wahrscheinlich mit
einer Landung an der Südküste Nylands begann, vermehrte das schwedische Ele¬
ment in Finnland, führte zur Anlage des Tavastehus (Schloß Kronoborg) und
bewirkte, daß die unterworfenen Tavaster getauft wurden. „Der größere Teil
der Bevölkerung Finnlands", sagt Schybergson in seinem großen Werke über die
Geschichte des Landes, „nahm die römisch-katholische Form des Christentums an,
und zugleich schlugen schwedische Bildung, schwedisches Gesetz und schwedische Ge¬
sellschaftsverfassung so mächtige Wurzeln in unserem Lande, daß sie späterhin wesent¬
liche Bestandteile unserer Entwicklung gebildet haben. Daher nimmt der Name
Birger Jarls einen Ehrenplatz auf einem der Hauptblätter unserer Geschichte ein."

Der dritte Kreuzzug der Schweden nach Finnland fand unter dem Marsk
Torgils Knutsson im Jahre 1293 statt. Mit großer Truppenmacht landete er in
der Wiborger Bucht. Der Zweck war, den russischen Einfluß in Ostfinnland zu
hemmen und dem schwedischen Reiche auch Karelen zu gewinnen. Wiborg („ge¬
weihte Burg") wurde auf einem strategisch wichtigen Punkte angelegt, um die
Erweiterung der schwedischen Herrschaft nach Osten hin zu sichern, und von dort
aus setzten, nachdem Torgils Knutsson nach Schweden zurückgekehrt war, die
Schweden ihr Vordringen mit geistlichen und weltlichen Waffen fort, so daß sie
Nowgorod bedrohten. Unter heißem Ringen mit den Russen wurde der Ladogasee
erreicht, aber ein späterer Versuch, bis an die Newa vorzudringen, mißlang (im
Jahre 1300). Neben der kriegerischen Eroberung wurde auch die christliche fort¬
gesetzt, wobei ein schwedischer Bischof, Petrus Elavi aus Västeras, an der Be¬
kehrung der Finnen gearbeitet haben soll. Nach fünfundzwanzigjährigen Kämpfen
nahm die Friedenssehnsucht überHand und führte zum Frieden von Nöteborg (1323),
worin die Ostgrenze Finnlands zum ersten Male aktenmäßig festgestellt worden
ist. Die friedenschlietzenden Parteien verpflichteten sich zu „ewigem Frieden und
küßten das Kreuz". Die zwischen den beiden Reichen Schweden und Nowgorod
anerkannte Grenze erstreckte sich, der Angabe nach, von der Mündung des Syster-
bäcks ins Meer bis zum Saiflusse, der sich in den Wuoxen ergießt, von wo aus
sie sich in der Richtung über Nyslott hinzog, also bedeutend westlicher lag als
Finnlands jetzige Grenze. Nord-Osterbotten stand unmittelbar unter der Herr¬
schaft Schwedens, das seine kirchlichen und weltlichen Verhältnisse bestimmte,
während das übrige Finnland gewöhnlich von einem besonderen Herzoge und unter
ihm durch die Oberbefehlshaber in den drei Schlössern Abo, Tavastehus und
Wiborg, regiert wurde.

Während Magnus Erikssons Regierungszeit (1319 bis 1363) verbreitete die
schwedische Kultur sich immer weiter in Finnland. Das Gesetz wurde mit neuen


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[0022] Lin Blick auf Finnland neuen Lande schwedisches Wesen und christlichen Glauben befestige und verbreite. Die Finnländer haben diesem ihrem urchristlicher Apostel ein gutes Andenken bewahrt, und in einer alten finnischen Heiligenlegende erhält er folgenden schönen Nachruf: „Oh, wie groß war doch der Glaubenseifer und das in dem Herzen des frommen Bischofes brennende Feuer göttlicher Liebe, als er auf den Überfluß, die Freunde und die glänzende Stellung, die er in Upsala hatte, verzichtete und sich, um einige arme Schäflein zu retten, zahlreichen Todesgefahren aussetzte. Er folgte darin dem Beispiele des guten Hirten, der die neunundneunzig Schafe in der Wüste zurückließ, um das einzige verlorene aufzusuchen, und der, als er es endlich gefunden, es auf seinen eigenen Schultern wieder in die Hürde trug." Im übrigen zeichnete sich die Zeit zwischen dem ersten Kreuzzuge und dem zweiten gerade nicht durch feste Verbindung zwischen Schweden und Finnland aus. Das letztere Land wurde auch von Osten her durch russischen Einfluß an¬ gegriffen, und in Ostkarelen fanden die Nowgoroder Großfürsten Bundesgenossen. Durch den Umstand, daß die Russen den griechischen Katholizismus in Karelen verbreiteten, die Schweden aber in Westfinnland den römischen, entstand hier so¬ wohl ein religiöser Gegensatz wie auch ein politischer, der in dem scharfen Gegen¬ satze zwischen abendländischer Kultur und der morgenländischen wurzelte. Der vermutlich im Jahre 1249 unter Führung des großen Staatsmannes Birger Jarl unternommene zweite Kreuzzug der Schweden, der wahrscheinlich mit einer Landung an der Südküste Nylands begann, vermehrte das schwedische Ele¬ ment in Finnland, führte zur Anlage des Tavastehus (Schloß Kronoborg) und bewirkte, daß die unterworfenen Tavaster getauft wurden. „Der größere Teil der Bevölkerung Finnlands", sagt Schybergson in seinem großen Werke über die Geschichte des Landes, „nahm die römisch-katholische Form des Christentums an, und zugleich schlugen schwedische Bildung, schwedisches Gesetz und schwedische Ge¬ sellschaftsverfassung so mächtige Wurzeln in unserem Lande, daß sie späterhin wesent¬ liche Bestandteile unserer Entwicklung gebildet haben. Daher nimmt der Name Birger Jarls einen Ehrenplatz auf einem der Hauptblätter unserer Geschichte ein." Der dritte Kreuzzug der Schweden nach Finnland fand unter dem Marsk Torgils Knutsson im Jahre 1293 statt. Mit großer Truppenmacht landete er in der Wiborger Bucht. Der Zweck war, den russischen Einfluß in Ostfinnland zu hemmen und dem schwedischen Reiche auch Karelen zu gewinnen. Wiborg („ge¬ weihte Burg") wurde auf einem strategisch wichtigen Punkte angelegt, um die Erweiterung der schwedischen Herrschaft nach Osten hin zu sichern, und von dort aus setzten, nachdem Torgils Knutsson nach Schweden zurückgekehrt war, die Schweden ihr Vordringen mit geistlichen und weltlichen Waffen fort, so daß sie Nowgorod bedrohten. Unter heißem Ringen mit den Russen wurde der Ladogasee erreicht, aber ein späterer Versuch, bis an die Newa vorzudringen, mißlang (im Jahre 1300). Neben der kriegerischen Eroberung wurde auch die christliche fort¬ gesetzt, wobei ein schwedischer Bischof, Petrus Elavi aus Västeras, an der Be¬ kehrung der Finnen gearbeitet haben soll. Nach fünfundzwanzigjährigen Kämpfen nahm die Friedenssehnsucht überHand und führte zum Frieden von Nöteborg (1323), worin die Ostgrenze Finnlands zum ersten Male aktenmäßig festgestellt worden ist. Die friedenschlietzenden Parteien verpflichteten sich zu „ewigem Frieden und küßten das Kreuz". Die zwischen den beiden Reichen Schweden und Nowgorod anerkannte Grenze erstreckte sich, der Angabe nach, von der Mündung des Syster- bäcks ins Meer bis zum Saiflusse, der sich in den Wuoxen ergießt, von wo aus sie sich in der Richtung über Nyslott hinzog, also bedeutend westlicher lag als Finnlands jetzige Grenze. Nord-Osterbotten stand unmittelbar unter der Herr¬ schaft Schwedens, das seine kirchlichen und weltlichen Verhältnisse bestimmte, während das übrige Finnland gewöhnlich von einem besonderen Herzoge und unter ihm durch die Oberbefehlshaber in den drei Schlössern Abo, Tavastehus und Wiborg, regiert wurde. Während Magnus Erikssons Regierungszeit (1319 bis 1363) verbreitete die schwedische Kultur sich immer weiter in Finnland. Das Gesetz wurde mit neuen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/22>, abgerufen am 01.07.2024.