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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund

Diese Arbeit aber stört nicht nur die Kriegführung seines Volkes nicht, sondern
fördert sie Wohl moralisch wie politisch. Schließlich bietet sie auch noch eine
Gelegenheit, um propagandistisch aus so autoritativen Munde, wie es der von
Grey ist, Deutschland als das schwarze Schaf in der Gesellschaft der Nationen
hinzustellen.

Ich will keineswegs sagen, daß dies die einzigen Beweggründe waren. So
roh konstruiert ist das Empfinden dieses Mannes nicht. Im Gegenteil, Grey ist
auch gewiß aufrichtig davon überzeugt, daß die Schrecken des Krieges so groß
sind, daß es unabweisbar ist, wenigstens einen Ausweg zu suchen, wie der nächste
große Krieg abgewendet werden soll. Er selbst fühlt die Furchtbarkeit des gegen-
wältigen Weltkrieges mit allen Verwüstungen, die er für die Menschheit bringt:


"In diesem Kriege steht mehr auf dem Spiel als die Existenz individu¬
eller Staaten oder Reiche oder das Schicksal eines Kontinents. Die ganze moderne
Zivilisation steht auf dem Spiele. Und ob sie untergehen und zerstört werden
wird, wie dies mit früheren Zivilisationen älteren Typs geschehen ist, oder ob
sie leben und fortschreiten wird, hängt davon ab, ob die Nationen, die in diesem
Kriege engagiert sind, und sogar diejenigen, die Zuschauer sind, die Lektion
lernen, wie die Erfahrung dieses Krieges sie lehrt.

Mit den Staaten verhält es sich wie mit den Individuen. In den großen
Prüfungen des Lebens müssen sie entweder besser oder schlechter werden. Sie
können nicht stillstehen. Und dies.r Krieg ist die größte Prüfung, den die Ge-
schichte aufzeichnet. Wenn der Krieg die Menschheit nicht eine neue Lektion
lehrt, die so die Gedanken und Gefühle der Überlebenden oder ihrer Nachfolger
beherrscht, daß sie neue Dinge möglich macht, dann wird der Krieg die größte
Katastrophe, die härteste Prüfung und das schwerste Leiden sein, das die Mensch¬
heit je gesehen hat."


So spricht sicherlich ein Mann, der von seiner Sache überzeugt ist, und
dem es mit Ernst um die Sache zu tun ist, für die er eintritt. Er verlangt diesen
Ernst auch von den Staatsleitern, die sich mit seiner Idee beschäftigen sollen.
Nicht "Lippendienst" sollen die Staatsleiter der Idee leisten, sondern sie soll einen
akttven Inhalt ihres politischen Programmes bilden. Es sei einige Aussicht dafür
vorhanden, daß dieses Programm in die Wirklichkeit überführt wird, denn Wilson
habe sich seit Beginn des Krieges mit ihm beschäftigt und in England habe die
Idee weitverbreitetes und herzliches Entgegenkommen gefunden. Nur das mili¬
taristische Deutschland sei Gegner der Idee.

Grey scheut bei dieser Gelegenheit nicht davor zurück, auch der Entente ins
Gewissen zu reden.


"Die Nationen sind jetzt zu der großen Krise gekommen, wo die unerbitt¬
liche Lehre "Lerne oder gehe unter" für sie anwendbar ist. Die Vereinigten
Staaten und die Alliierten können die Welt vom Militarismus nicht retten,
wenn nicht Deutschland die Lektion voll und ganz lernt. Und sie werden nicht
durch vollständigen Sieg über Deutschland die Welt oder sich selber retten, bis
auch sie die Lektion gelernt haben oder anwenden, daß der Militarismus der
tätlichste Feind der Menschheit ist."

Auf beiden Seiten soll also vom Militarismus Abstand genommen werden
im Interesse der Menschheit. Daß Grey vor der neuen "saturnischen Ära" noch
den Sieg der Entente über Deutschland wünscht und will, sagt er nicht ausdrück¬
lich. Er hätte aber wohl kaum seine Broschüre geschrieben, wenn er noch an
diesen Sieg glauben würde. Ihn bewegt offenbar ein furchterregender schrecklicher
Gedanke. ' Wie, wenn dieser Krieg, wie es wahrscheinlich ist, nicht den vollstän¬
digen Wafsensieg der Entente über Deutschland bringen sollte?


Die Deutschen haben eine rücksichtslose und unbeschränkte Anwendung der
wissenschaftlichen Ideen auf die Zerstörung des menschlichen Lebens, sowohl der
Kämpfer wie der Nichtkümpfer erzwungen. Sie haben der Welt gezeigt, daß
jetzt und fürderhin Krieg dies und nichts anderes zum Ziele hat. Wenn es
nach zwanzig- oder dreißigjährigen Fristablauf zu einem neuen Kriege kommt,

Der Völkerbund

Diese Arbeit aber stört nicht nur die Kriegführung seines Volkes nicht, sondern
fördert sie Wohl moralisch wie politisch. Schließlich bietet sie auch noch eine
Gelegenheit, um propagandistisch aus so autoritativen Munde, wie es der von
Grey ist, Deutschland als das schwarze Schaf in der Gesellschaft der Nationen
hinzustellen.

Ich will keineswegs sagen, daß dies die einzigen Beweggründe waren. So
roh konstruiert ist das Empfinden dieses Mannes nicht. Im Gegenteil, Grey ist
auch gewiß aufrichtig davon überzeugt, daß die Schrecken des Krieges so groß
sind, daß es unabweisbar ist, wenigstens einen Ausweg zu suchen, wie der nächste
große Krieg abgewendet werden soll. Er selbst fühlt die Furchtbarkeit des gegen-
wältigen Weltkrieges mit allen Verwüstungen, die er für die Menschheit bringt:


„In diesem Kriege steht mehr auf dem Spiel als die Existenz individu¬
eller Staaten oder Reiche oder das Schicksal eines Kontinents. Die ganze moderne
Zivilisation steht auf dem Spiele. Und ob sie untergehen und zerstört werden
wird, wie dies mit früheren Zivilisationen älteren Typs geschehen ist, oder ob
sie leben und fortschreiten wird, hängt davon ab, ob die Nationen, die in diesem
Kriege engagiert sind, und sogar diejenigen, die Zuschauer sind, die Lektion
lernen, wie die Erfahrung dieses Krieges sie lehrt.

Mit den Staaten verhält es sich wie mit den Individuen. In den großen
Prüfungen des Lebens müssen sie entweder besser oder schlechter werden. Sie
können nicht stillstehen. Und dies.r Krieg ist die größte Prüfung, den die Ge-
schichte aufzeichnet. Wenn der Krieg die Menschheit nicht eine neue Lektion
lehrt, die so die Gedanken und Gefühle der Überlebenden oder ihrer Nachfolger
beherrscht, daß sie neue Dinge möglich macht, dann wird der Krieg die größte
Katastrophe, die härteste Prüfung und das schwerste Leiden sein, das die Mensch¬
heit je gesehen hat."


So spricht sicherlich ein Mann, der von seiner Sache überzeugt ist, und
dem es mit Ernst um die Sache zu tun ist, für die er eintritt. Er verlangt diesen
Ernst auch von den Staatsleitern, die sich mit seiner Idee beschäftigen sollen.
Nicht „Lippendienst" sollen die Staatsleiter der Idee leisten, sondern sie soll einen
akttven Inhalt ihres politischen Programmes bilden. Es sei einige Aussicht dafür
vorhanden, daß dieses Programm in die Wirklichkeit überführt wird, denn Wilson
habe sich seit Beginn des Krieges mit ihm beschäftigt und in England habe die
Idee weitverbreitetes und herzliches Entgegenkommen gefunden. Nur das mili¬
taristische Deutschland sei Gegner der Idee.

Grey scheut bei dieser Gelegenheit nicht davor zurück, auch der Entente ins
Gewissen zu reden.


„Die Nationen sind jetzt zu der großen Krise gekommen, wo die unerbitt¬
liche Lehre „Lerne oder gehe unter" für sie anwendbar ist. Die Vereinigten
Staaten und die Alliierten können die Welt vom Militarismus nicht retten,
wenn nicht Deutschland die Lektion voll und ganz lernt. Und sie werden nicht
durch vollständigen Sieg über Deutschland die Welt oder sich selber retten, bis
auch sie die Lektion gelernt haben oder anwenden, daß der Militarismus der
tätlichste Feind der Menschheit ist."

Auf beiden Seiten soll also vom Militarismus Abstand genommen werden
im Interesse der Menschheit. Daß Grey vor der neuen „saturnischen Ära" noch
den Sieg der Entente über Deutschland wünscht und will, sagt er nicht ausdrück¬
lich. Er hätte aber wohl kaum seine Broschüre geschrieben, wenn er noch an
diesen Sieg glauben würde. Ihn bewegt offenbar ein furchterregender schrecklicher
Gedanke. ' Wie, wenn dieser Krieg, wie es wahrscheinlich ist, nicht den vollstän¬
digen Wafsensieg der Entente über Deutschland bringen sollte?


Die Deutschen haben eine rücksichtslose und unbeschränkte Anwendung der
wissenschaftlichen Ideen auf die Zerstörung des menschlichen Lebens, sowohl der
Kämpfer wie der Nichtkümpfer erzwungen. Sie haben der Welt gezeigt, daß
jetzt und fürderhin Krieg dies und nichts anderes zum Ziele hat. Wenn es
nach zwanzig- oder dreißigjährigen Fristablauf zu einem neuen Kriege kommt,

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[0192] Der Völkerbund Diese Arbeit aber stört nicht nur die Kriegführung seines Volkes nicht, sondern fördert sie Wohl moralisch wie politisch. Schließlich bietet sie auch noch eine Gelegenheit, um propagandistisch aus so autoritativen Munde, wie es der von Grey ist, Deutschland als das schwarze Schaf in der Gesellschaft der Nationen hinzustellen. Ich will keineswegs sagen, daß dies die einzigen Beweggründe waren. So roh konstruiert ist das Empfinden dieses Mannes nicht. Im Gegenteil, Grey ist auch gewiß aufrichtig davon überzeugt, daß die Schrecken des Krieges so groß sind, daß es unabweisbar ist, wenigstens einen Ausweg zu suchen, wie der nächste große Krieg abgewendet werden soll. Er selbst fühlt die Furchtbarkeit des gegen- wältigen Weltkrieges mit allen Verwüstungen, die er für die Menschheit bringt: „In diesem Kriege steht mehr auf dem Spiel als die Existenz individu¬ eller Staaten oder Reiche oder das Schicksal eines Kontinents. Die ganze moderne Zivilisation steht auf dem Spiele. Und ob sie untergehen und zerstört werden wird, wie dies mit früheren Zivilisationen älteren Typs geschehen ist, oder ob sie leben und fortschreiten wird, hängt davon ab, ob die Nationen, die in diesem Kriege engagiert sind, und sogar diejenigen, die Zuschauer sind, die Lektion lernen, wie die Erfahrung dieses Krieges sie lehrt. Mit den Staaten verhält es sich wie mit den Individuen. In den großen Prüfungen des Lebens müssen sie entweder besser oder schlechter werden. Sie können nicht stillstehen. Und dies.r Krieg ist die größte Prüfung, den die Ge- schichte aufzeichnet. Wenn der Krieg die Menschheit nicht eine neue Lektion lehrt, die so die Gedanken und Gefühle der Überlebenden oder ihrer Nachfolger beherrscht, daß sie neue Dinge möglich macht, dann wird der Krieg die größte Katastrophe, die härteste Prüfung und das schwerste Leiden sein, das die Mensch¬ heit je gesehen hat." So spricht sicherlich ein Mann, der von seiner Sache überzeugt ist, und dem es mit Ernst um die Sache zu tun ist, für die er eintritt. Er verlangt diesen Ernst auch von den Staatsleitern, die sich mit seiner Idee beschäftigen sollen. Nicht „Lippendienst" sollen die Staatsleiter der Idee leisten, sondern sie soll einen akttven Inhalt ihres politischen Programmes bilden. Es sei einige Aussicht dafür vorhanden, daß dieses Programm in die Wirklichkeit überführt wird, denn Wilson habe sich seit Beginn des Krieges mit ihm beschäftigt und in England habe die Idee weitverbreitetes und herzliches Entgegenkommen gefunden. Nur das mili¬ taristische Deutschland sei Gegner der Idee. Grey scheut bei dieser Gelegenheit nicht davor zurück, auch der Entente ins Gewissen zu reden. „Die Nationen sind jetzt zu der großen Krise gekommen, wo die unerbitt¬ liche Lehre „Lerne oder gehe unter" für sie anwendbar ist. Die Vereinigten Staaten und die Alliierten können die Welt vom Militarismus nicht retten, wenn nicht Deutschland die Lektion voll und ganz lernt. Und sie werden nicht durch vollständigen Sieg über Deutschland die Welt oder sich selber retten, bis auch sie die Lektion gelernt haben oder anwenden, daß der Militarismus der tätlichste Feind der Menschheit ist." Auf beiden Seiten soll also vom Militarismus Abstand genommen werden im Interesse der Menschheit. Daß Grey vor der neuen „saturnischen Ära" noch den Sieg der Entente über Deutschland wünscht und will, sagt er nicht ausdrück¬ lich. Er hätte aber wohl kaum seine Broschüre geschrieben, wenn er noch an diesen Sieg glauben würde. Ihn bewegt offenbar ein furchterregender schrecklicher Gedanke. ' Wie, wenn dieser Krieg, wie es wahrscheinlich ist, nicht den vollstän¬ digen Wafsensieg der Entente über Deutschland bringen sollte? Die Deutschen haben eine rücksichtslose und unbeschränkte Anwendung der wissenschaftlichen Ideen auf die Zerstörung des menschlichen Lebens, sowohl der Kämpfer wie der Nichtkümpfer erzwungen. Sie haben der Welt gezeigt, daß jetzt und fürderhin Krieg dies und nichts anderes zum Ziele hat. Wenn es nach zwanzig- oder dreißigjährigen Fristablauf zu einem neuen Kriege kommt,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/192>, abgerufen am 03.07.2024.