Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.Die englische Umklammerung Europas dem Gegner, anscheinend vom dicken Nebel begünstigt, durch Überraschung gelungen,, Die englische Umklammerung Europas v Dr. rvütschke on "Das Kriegsziel Englands ist, Planmäßig ganz Europa zu um¬ Bayer. Ministerpräsident von Dandi, 31. 7. 18, Kammer d. Abgeordn. n England und Nordamerika bejubelt man den engen Zusammen¬ Und doch! So laut heute gerade von der britischen Insel aus die angel¬ *) v. S. ---- vnitsc! Stäts8 ok Amerika.
Die englische Umklammerung Europas dem Gegner, anscheinend vom dicken Nebel begünstigt, durch Überraschung gelungen,, Die englische Umklammerung Europas v Dr. rvütschke on „Das Kriegsziel Englands ist, Planmäßig ganz Europa zu um¬ Bayer. Ministerpräsident von Dandi, 31. 7. 18, Kammer d. Abgeordn. n England und Nordamerika bejubelt man den engen Zusammen¬ Und doch! So laut heute gerade von der britischen Insel aus die angel¬ *) v. S. ---- vnitsc! Stäts8 ok Amerika.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0170" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/334015"/> <fw type="header" place="top"> Die englische Umklammerung Europas</fw><lb/> <p xml:id="ID_656" prev="#ID_655"> dem Gegner, anscheinend vom dicken Nebel begünstigt, durch Überraschung gelungen,,<lb/> uns ähnlich wie im April 1917 bei Arras und im November vorigen Jahres bei<lb/> Cambrai bis zu einem gewissen Grade über den Haufen zu rennen. Sind bei<lb/> solchen Stößen auch meist die Verluste an Gefangenen und eingebauten Material<lb/> groß, so bliebe die Schlappe doch nur ein kriegerisches Mißgeschick von örtlichen<lb/> Ausmaßen, selbst wenn es den Engländern gelungen sein sollte, in mehr als zehn<lb/> Kilometer Breite in unsere Linien einzudringen. Ich bin überzeugt, und jeder, der<lb/> einmal im Westen gekämpft hat, wird es bestätigen, daß der Schaden schon repariert<lb/> sein wird, wenn diese Zeilen sich in den Händen meiner Leser befinden. Zum<lb/> Siegen gehört Geduld. .</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die englische Umklammerung Europas<lb/> v<note type="byline"> Dr. rvütschke</note> on </head><lb/> <quote type="epigraph"> „Das Kriegsziel Englands ist, Planmäßig ganz Europa zu um¬<lb/> klammern. ... Es kann nicht oft und laut genug betont werden, daß.<lb/> England nicht um Elsas;-Lothringen willen, sondern für eigene Interessen<lb/> um die Politische und wirtschaftliche Knechtung Europas kämpft."</quote><lb/> <note type="bibl"> Bayer. Ministerpräsident von Dandi,</note><lb/> <p xml:id="ID_657"> 31. 7. 18, Kammer d. Abgeordn.</p><lb/> <p xml:id="ID_658"> n England und Nordamerika bejubelt man den engen Zusammen¬<lb/> schluß der beiden angelsächsischen Mächte mit dem Wunsche, daß<lb/> aus ihm ein festes Bündnis aller englisch-sprechenden Völker er¬<lb/> wachsen möge, zum „Heil der Menschheit, zum Schutz der Freiheit<lb/> der Welt und der Sicherstellung der Gerechtigkeit unter den Völkern".<lb/> Ich habe bereits in diesen Blättern (Ur. 44, 1917) darauf hin¬<lb/> gewiesen, daß das gegenwärtige britisch-amerikanische Bündnis zunächst zwar die<lb/> gemeinsame Knebelung und Ausbeutung der Welt durch das Angelsachsentmn sich<lb/> zum Ziel gesetzt hat, daß aber dieser Zusammenschluß notwendigerweise den Keim<lb/> ernster Konflikte in sich trägt, weil sich die Machtansprüche beider Staaten in<lb/> einzelnen Gebieten der Erde gegensätzlich berühren. Vor allem im amerikanischen<lb/> Mittelmeer steht der jetzt schärfer als je hervortretende Imperialismus der Union<lb/> dem britischen am schroffsten gegenüber. Der usamerikcmische") wird niemals wieder,<lb/> so lange die Union eine Großmacht ist, aus diesem Gebiet weichen, das er immer<lb/> mehr zum Kerngebiet seiner Weltmachtstellung auszubauen bestrebt ist (in neuester<lb/> Zeit kennzeichnen nach dem Ankauf Dänisch-Westindiens die Gerüchte vom Kauf<lb/> niederländisch-Guayanas und der Inseln die weitere Richtung seines Auswirkens);<lb/> die Briten dagegen werden ihre vorzügliche Machtstellung, die sie mit Jamaika<lb/> und der atlantischen Jnselsperrlinie vor der amerikanischen Küste von Kanada<lb/> über die Bermuda, die Bcchama und die kleinen Antillen bis Britisch-Guayana<lb/> besitzen, niemals aufgeben, wenn sie nicht das starke gleichmäßige Netz ihrer Stütz¬<lb/> punkte auf dem Erdball an einer bedeutsamen Stelle zerreißen wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_659" next="#ID_660"> Und doch! So laut heute gerade von der britischen Insel aus die angel¬<lb/> sächsische Verbrüderung aller Welt eindringlich verkündet und gepriesen wird: die<lb/> britische Politik wird sich niemals durch Stimmungen, die im gegenwärtigen Augen¬<lb/> blick das britische politische Empfinden allein zu beherrschen scheinen, beirren lassen.<lb/> Man ist sich an maßgebender Stelle durchaus im klaren, daß die britische Macht¬<lb/> stellung weder in Kanada, noch um das Karibische Meer dem usamerikanischen</p><lb/> <note xml:id="FID_23" place="foot"> *) v. S. ---- vnitsc! Stäts8 ok Amerika.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0170]
Die englische Umklammerung Europas
dem Gegner, anscheinend vom dicken Nebel begünstigt, durch Überraschung gelungen,,
uns ähnlich wie im April 1917 bei Arras und im November vorigen Jahres bei
Cambrai bis zu einem gewissen Grade über den Haufen zu rennen. Sind bei
solchen Stößen auch meist die Verluste an Gefangenen und eingebauten Material
groß, so bliebe die Schlappe doch nur ein kriegerisches Mißgeschick von örtlichen
Ausmaßen, selbst wenn es den Engländern gelungen sein sollte, in mehr als zehn
Kilometer Breite in unsere Linien einzudringen. Ich bin überzeugt, und jeder, der
einmal im Westen gekämpft hat, wird es bestätigen, daß der Schaden schon repariert
sein wird, wenn diese Zeilen sich in den Händen meiner Leser befinden. Zum
Siegen gehört Geduld. .
Die englische Umklammerung Europas
v Dr. rvütschke on
„Das Kriegsziel Englands ist, Planmäßig ganz Europa zu um¬
klammern. ... Es kann nicht oft und laut genug betont werden, daß.
England nicht um Elsas;-Lothringen willen, sondern für eigene Interessen
um die Politische und wirtschaftliche Knechtung Europas kämpft."
Bayer. Ministerpräsident von Dandi,
31. 7. 18, Kammer d. Abgeordn.
n England und Nordamerika bejubelt man den engen Zusammen¬
schluß der beiden angelsächsischen Mächte mit dem Wunsche, daß
aus ihm ein festes Bündnis aller englisch-sprechenden Völker er¬
wachsen möge, zum „Heil der Menschheit, zum Schutz der Freiheit
der Welt und der Sicherstellung der Gerechtigkeit unter den Völkern".
Ich habe bereits in diesen Blättern (Ur. 44, 1917) darauf hin¬
gewiesen, daß das gegenwärtige britisch-amerikanische Bündnis zunächst zwar die
gemeinsame Knebelung und Ausbeutung der Welt durch das Angelsachsentmn sich
zum Ziel gesetzt hat, daß aber dieser Zusammenschluß notwendigerweise den Keim
ernster Konflikte in sich trägt, weil sich die Machtansprüche beider Staaten in
einzelnen Gebieten der Erde gegensätzlich berühren. Vor allem im amerikanischen
Mittelmeer steht der jetzt schärfer als je hervortretende Imperialismus der Union
dem britischen am schroffsten gegenüber. Der usamerikcmische") wird niemals wieder,
so lange die Union eine Großmacht ist, aus diesem Gebiet weichen, das er immer
mehr zum Kerngebiet seiner Weltmachtstellung auszubauen bestrebt ist (in neuester
Zeit kennzeichnen nach dem Ankauf Dänisch-Westindiens die Gerüchte vom Kauf
niederländisch-Guayanas und der Inseln die weitere Richtung seines Auswirkens);
die Briten dagegen werden ihre vorzügliche Machtstellung, die sie mit Jamaika
und der atlantischen Jnselsperrlinie vor der amerikanischen Küste von Kanada
über die Bermuda, die Bcchama und die kleinen Antillen bis Britisch-Guayana
besitzen, niemals aufgeben, wenn sie nicht das starke gleichmäßige Netz ihrer Stütz¬
punkte auf dem Erdball an einer bedeutsamen Stelle zerreißen wollen.
Und doch! So laut heute gerade von der britischen Insel aus die angel¬
sächsische Verbrüderung aller Welt eindringlich verkündet und gepriesen wird: die
britische Politik wird sich niemals durch Stimmungen, die im gegenwärtigen Augen¬
blick das britische politische Empfinden allein zu beherrschen scheinen, beirren lassen.
Man ist sich an maßgebender Stelle durchaus im klaren, daß die britische Macht¬
stellung weder in Kanada, noch um das Karibische Meer dem usamerikanischen
*) v. S. ---- vnitsc! Stäts8 ok Amerika.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |