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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Ideale und Irrtümer der elsaß-lothringischen Frage

Wir wissen, wie vor hundert Jahren Preußen zum ersten Male um Deutsch¬
land warb. Mit der Angliederung der Rheinprovinz faßte die norddeutsche Groß-
macht bewußt festen Fuß im Süden und Westen des Reiches. Das Verfassung^-
versprechen König Friedrich Wilhelms des Dritten griff tief hinein in die Herzen
und in den politischen Sinn der Süddeutschen, die den alten Reichspatriotismus
über die böse Zeit des Rheinbundes hinaus treu bewahrt hatten. Im Verlangen
nach Elsaß und Lothringen als Glacis des Reiches und als Symbol seiner Ein¬
heit trafen sich sichtbar die Interessen der Außenpolitik Preußens und Deutsch¬
lands. Innere Bande wurden geknüpft, die fest genug waren, auch die Jahre
der Reaktion zu überdauern, in denen die Anfänge einer gemeinsamen Wirtschafts¬
politik Ersatz bieten mußten für eine engere nationale Vereinigung. Doch kaum
löste die deutsche Revolution die Fesseln der Überlieferung, als sich aufs neue die
wesensverwandten Glieder fanden. Diesmal warb Deutschland um Preußen.
Aber der Staat der Hohenzollern mußte sich dem stürmischen Drängen versagen,
weil er dem neuen Bunde seine Persönlichkeit zum Opfer bringen sollte. Das
geschichtliche Recht zu dieser Absage bewiesen die Jahre 1864, 1866 und 1870.
Aber zugleich > gelang es der genialen Staatskunst Bismarcks, die Pflichten und
Rechte Preußens und Deutschlands unter eine gemeinsame Formel zu bringen.
Wieder wie 1815 fanden sich die Interessen der Außenpolitik der Dynastien und
der Stämme in der Erwerbung Elsaß und Lothringens und in der Eingliederung
des Gesamtbesitzes ins Reich. Nach fünf Jahrzehnten Hot der Weltkrieg gebieterisch
die elsaß-lothringische Frage und mit ihr das preußisch-deutsche Problem im
Rahmen der deutschen Eiilheitsbewegung zum vierten Male aus der unerfreulichen
Tiefe der Alltäglichkeit emporgetrieben: aufs neue ergeht der Ruf an Preußen,
die Pflichten zu erfüllen, die ihm seine Geschichte und sein Recht als Führersiacit
Deutschlands auferlegt.

Probleme, heißt es mit Recht, sind nicht dazu da, um ausgefochten zu
werden. Wie der Kampf allein Leben schafft und neue Werte bildet, wollen wir
fürderhin im Haushalt unseres nationalen Staates auf die Synthese Preußen-
Deutschland so wenig wie auf die doppelte Kurbelung EinzeZstaaten und Reich
verzichten. Aber die Reibungen der gewaltigen Triebräder in Bismarcks Werk
müssen und können gemildert werden, um neue Kräfte frei zu machen für den
gewaltigen weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Kampf der Staaten, der uns
im Frieden erwartet. Vier Jahre haben wir dein Hungertods getrotzt, den uns
unsere Feinde zudachten, indem wir alljährlich Neuland erwarben und bestellten.
Soll daS Reich in den schweren 'Notjahren, die ihm bevorstehen, das Grenzland
Elsaß und Lothringen brach liegen lassen, nur um dynastische und demokratische
Qberempfindlichkeit zu schonen?

Drei hohe Wegzeichen standen am Wege der deutschen Einheit: sie wiesen
bergaufl Wird das vierte, das wir selbst in der schwersten Kriegsnot des deutschen
Volkes errichten, bergab zeigen? Soll die Entwicklungskurve, die vom Pufferstaat
zum "Reichsland" führte, mit jähem Sturz wieder zur alten Schwäche zurück¬
leiten? Oder soll sie endlich in die deutsche Großmacht einmünden, die sich heute
zu neuer innerer Einheit und Macht und damit zu neuem Aufschwung rüstet? --
Groß ist es, wenn Volk und Staat bestrebt sind, politische Fehlgriffe und Irr¬
tümer wieder gut zu machen; größer, wenn sie auch auf Ideale verzichten, die
sich in der rauhen Luft der europäischen und weltpolitischen Gegensätze als
undurchführbar erwiesen haben, Nur durch Preußen führt über Ideale und Irr¬
tümer hinweg der Weg zum Reich! Aufs neue soll und muß sich der Satz
bewähren, den Alfred Dove 1870 bei der Erörterung der staatsrechtlichen Zukunft
Elsaß und Lothringens in seinen "Grenzboten" prägte: "Noch einmal wird, wie
nach 1815 und nach 1866, das königliche Wort zur Tat werden, daß Deutschland
gewonnen, was Preußen erworben hat."




Ideale und Irrtümer der elsaß-lothringischen Frage

Wir wissen, wie vor hundert Jahren Preußen zum ersten Male um Deutsch¬
land warb. Mit der Angliederung der Rheinprovinz faßte die norddeutsche Groß-
macht bewußt festen Fuß im Süden und Westen des Reiches. Das Verfassung^-
versprechen König Friedrich Wilhelms des Dritten griff tief hinein in die Herzen
und in den politischen Sinn der Süddeutschen, die den alten Reichspatriotismus
über die böse Zeit des Rheinbundes hinaus treu bewahrt hatten. Im Verlangen
nach Elsaß und Lothringen als Glacis des Reiches und als Symbol seiner Ein¬
heit trafen sich sichtbar die Interessen der Außenpolitik Preußens und Deutsch¬
lands. Innere Bande wurden geknüpft, die fest genug waren, auch die Jahre
der Reaktion zu überdauern, in denen die Anfänge einer gemeinsamen Wirtschafts¬
politik Ersatz bieten mußten für eine engere nationale Vereinigung. Doch kaum
löste die deutsche Revolution die Fesseln der Überlieferung, als sich aufs neue die
wesensverwandten Glieder fanden. Diesmal warb Deutschland um Preußen.
Aber der Staat der Hohenzollern mußte sich dem stürmischen Drängen versagen,
weil er dem neuen Bunde seine Persönlichkeit zum Opfer bringen sollte. Das
geschichtliche Recht zu dieser Absage bewiesen die Jahre 1864, 1866 und 1870.
Aber zugleich > gelang es der genialen Staatskunst Bismarcks, die Pflichten und
Rechte Preußens und Deutschlands unter eine gemeinsame Formel zu bringen.
Wieder wie 1815 fanden sich die Interessen der Außenpolitik der Dynastien und
der Stämme in der Erwerbung Elsaß und Lothringens und in der Eingliederung
des Gesamtbesitzes ins Reich. Nach fünf Jahrzehnten Hot der Weltkrieg gebieterisch
die elsaß-lothringische Frage und mit ihr das preußisch-deutsche Problem im
Rahmen der deutschen Eiilheitsbewegung zum vierten Male aus der unerfreulichen
Tiefe der Alltäglichkeit emporgetrieben: aufs neue ergeht der Ruf an Preußen,
die Pflichten zu erfüllen, die ihm seine Geschichte und sein Recht als Führersiacit
Deutschlands auferlegt.

Probleme, heißt es mit Recht, sind nicht dazu da, um ausgefochten zu
werden. Wie der Kampf allein Leben schafft und neue Werte bildet, wollen wir
fürderhin im Haushalt unseres nationalen Staates auf die Synthese Preußen-
Deutschland so wenig wie auf die doppelte Kurbelung EinzeZstaaten und Reich
verzichten. Aber die Reibungen der gewaltigen Triebräder in Bismarcks Werk
müssen und können gemildert werden, um neue Kräfte frei zu machen für den
gewaltigen weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Kampf der Staaten, der uns
im Frieden erwartet. Vier Jahre haben wir dein Hungertods getrotzt, den uns
unsere Feinde zudachten, indem wir alljährlich Neuland erwarben und bestellten.
Soll daS Reich in den schweren 'Notjahren, die ihm bevorstehen, das Grenzland
Elsaß und Lothringen brach liegen lassen, nur um dynastische und demokratische
Qberempfindlichkeit zu schonen?

Drei hohe Wegzeichen standen am Wege der deutschen Einheit: sie wiesen
bergaufl Wird das vierte, das wir selbst in der schwersten Kriegsnot des deutschen
Volkes errichten, bergab zeigen? Soll die Entwicklungskurve, die vom Pufferstaat
zum „Reichsland" führte, mit jähem Sturz wieder zur alten Schwäche zurück¬
leiten? Oder soll sie endlich in die deutsche Großmacht einmünden, die sich heute
zu neuer innerer Einheit und Macht und damit zu neuem Aufschwung rüstet? —
Groß ist es, wenn Volk und Staat bestrebt sind, politische Fehlgriffe und Irr¬
tümer wieder gut zu machen; größer, wenn sie auch auf Ideale verzichten, die
sich in der rauhen Luft der europäischen und weltpolitischen Gegensätze als
undurchführbar erwiesen haben, Nur durch Preußen führt über Ideale und Irr¬
tümer hinweg der Weg zum Reich! Aufs neue soll und muß sich der Satz
bewähren, den Alfred Dove 1870 bei der Erörterung der staatsrechtlichen Zukunft
Elsaß und Lothringens in seinen „Grenzboten" prägte: „Noch einmal wird, wie
nach 1815 und nach 1866, das königliche Wort zur Tat werden, daß Deutschland
gewonnen, was Preußen erworben hat."




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[0129] Ideale und Irrtümer der elsaß-lothringischen Frage Wir wissen, wie vor hundert Jahren Preußen zum ersten Male um Deutsch¬ land warb. Mit der Angliederung der Rheinprovinz faßte die norddeutsche Groß- macht bewußt festen Fuß im Süden und Westen des Reiches. Das Verfassung^- versprechen König Friedrich Wilhelms des Dritten griff tief hinein in die Herzen und in den politischen Sinn der Süddeutschen, die den alten Reichspatriotismus über die böse Zeit des Rheinbundes hinaus treu bewahrt hatten. Im Verlangen nach Elsaß und Lothringen als Glacis des Reiches und als Symbol seiner Ein¬ heit trafen sich sichtbar die Interessen der Außenpolitik Preußens und Deutsch¬ lands. Innere Bande wurden geknüpft, die fest genug waren, auch die Jahre der Reaktion zu überdauern, in denen die Anfänge einer gemeinsamen Wirtschafts¬ politik Ersatz bieten mußten für eine engere nationale Vereinigung. Doch kaum löste die deutsche Revolution die Fesseln der Überlieferung, als sich aufs neue die wesensverwandten Glieder fanden. Diesmal warb Deutschland um Preußen. Aber der Staat der Hohenzollern mußte sich dem stürmischen Drängen versagen, weil er dem neuen Bunde seine Persönlichkeit zum Opfer bringen sollte. Das geschichtliche Recht zu dieser Absage bewiesen die Jahre 1864, 1866 und 1870. Aber zugleich > gelang es der genialen Staatskunst Bismarcks, die Pflichten und Rechte Preußens und Deutschlands unter eine gemeinsame Formel zu bringen. Wieder wie 1815 fanden sich die Interessen der Außenpolitik der Dynastien und der Stämme in der Erwerbung Elsaß und Lothringens und in der Eingliederung des Gesamtbesitzes ins Reich. Nach fünf Jahrzehnten Hot der Weltkrieg gebieterisch die elsaß-lothringische Frage und mit ihr das preußisch-deutsche Problem im Rahmen der deutschen Eiilheitsbewegung zum vierten Male aus der unerfreulichen Tiefe der Alltäglichkeit emporgetrieben: aufs neue ergeht der Ruf an Preußen, die Pflichten zu erfüllen, die ihm seine Geschichte und sein Recht als Führersiacit Deutschlands auferlegt. Probleme, heißt es mit Recht, sind nicht dazu da, um ausgefochten zu werden. Wie der Kampf allein Leben schafft und neue Werte bildet, wollen wir fürderhin im Haushalt unseres nationalen Staates auf die Synthese Preußen- Deutschland so wenig wie auf die doppelte Kurbelung EinzeZstaaten und Reich verzichten. Aber die Reibungen der gewaltigen Triebräder in Bismarcks Werk müssen und können gemildert werden, um neue Kräfte frei zu machen für den gewaltigen weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Kampf der Staaten, der uns im Frieden erwartet. Vier Jahre haben wir dein Hungertods getrotzt, den uns unsere Feinde zudachten, indem wir alljährlich Neuland erwarben und bestellten. Soll daS Reich in den schweren 'Notjahren, die ihm bevorstehen, das Grenzland Elsaß und Lothringen brach liegen lassen, nur um dynastische und demokratische Qberempfindlichkeit zu schonen? Drei hohe Wegzeichen standen am Wege der deutschen Einheit: sie wiesen bergaufl Wird das vierte, das wir selbst in der schwersten Kriegsnot des deutschen Volkes errichten, bergab zeigen? Soll die Entwicklungskurve, die vom Pufferstaat zum „Reichsland" führte, mit jähem Sturz wieder zur alten Schwäche zurück¬ leiten? Oder soll sie endlich in die deutsche Großmacht einmünden, die sich heute zu neuer innerer Einheit und Macht und damit zu neuem Aufschwung rüstet? — Groß ist es, wenn Volk und Staat bestrebt sind, politische Fehlgriffe und Irr¬ tümer wieder gut zu machen; größer, wenn sie auch auf Ideale verzichten, die sich in der rauhen Luft der europäischen und weltpolitischen Gegensätze als undurchführbar erwiesen haben, Nur durch Preußen führt über Ideale und Irr¬ tümer hinweg der Weg zum Reich! Aufs neue soll und muß sich der Satz bewähren, den Alfred Dove 1870 bei der Erörterung der staatsrechtlichen Zukunft Elsaß und Lothringens in seinen „Grenzboten" prägte: „Noch einmal wird, wie nach 1815 und nach 1866, das königliche Wort zur Tat werden, daß Deutschland gewonnen, was Preußen erworben hat."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/129>, abgerufen am 22.07.2024.