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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Aus "Frizchens Liederbuch"
An meine Seele
[Beginn Spaltensatz] Wo bist du, daß ich dich erkenne,
Und zu dir sage: du bist Ich I
Du, die ich alle Tage nenne,
Und doch verlegen bin um dich.
Bist du ein Hauch, wie Lüfte wehen?
Bist du ein Schein, wie lichter Stral?
Ich möchie dich doch gerne sehen;
Kannst du's, so zeige dich einmal. Es ist doch wunderlich, zu wissen,
Daß was Lebendig's in uns ist,
Und doch die Freude nicht genießen,
Es zu erkennen, wie es ist.
Es soll die Kraft von meinem Leben,
Es soll mein Allerbestes seyn;
Und doch muß ich solange leben
Und sehe dieses Ding nicht ein. Es sind gewiß recht große Sachen,
Das fühl' ich, denk' ich nur daran.
Im tiefsten Schlaf doch noch zu wachen,
Im Tode gar! und himmelan
Hinauf zum lieben Gott zu fliegen,
Und dann zu sagen: ich bin todt,
Und lebe dochl -- das kann genügen,
Das stärket, wenn die Grube droht. Gewiß ist's, wenn ich an dich denke,
So ist mir Gott auch niemals weit;
Ich fürchte, daß ich ihn nicht kränke,
Und schicke mich zur Sitisamkeit.
Darum kann ich dich nicht versäumen,
Darum forsch' ich so gern nach dir.
Doch all mein Forschen bleibt nur Träumen
Und unbegreiflich bleibst du mir. [Spaltenumbruch] Jüngst war mein Täubchen so beklommen.
Da tutt' ich mir die Augen blind;
Ich dacht': es wird die Seele kommen,
Allein, es starb, -- ich armes Kindt
Es starb, und von der kleinen Seele
Hab' ich auch keine Spur gekriegt.
Ich merkte Wohl die of'ne Kehle,
Die stille Brust, doch mehr auch nicht. Oft macht es mich recht unzufrieden,
Daß ich von dir so wenig weiß.
Ich hätte manchen Fehl gemieden,
Glaub' ich, mit unverdroßnerm Fleiß,
Wär' ich von dir mehr unterrichtet,
Wie du bestehst, wie du es machst?
Wie dich der Tod nicht mit vernichtet?
Ob du nie schläfst, und immer wachst? Ich habe manchmal sagen hören,
Es sey ein Schuzgeist mir gesandt,
Der mich im Bösen müsse stören,
Im Guten sey er mir zur Hand.
Ich glaub', ich glaub', ich Hab's errathen;
Du, Seele, bist der gute Geist,
Der mich in allen meinen Thaten,
Acht' ich darauf, zurechte weist. Sey immer mir gegrüßt, o Seele,
Gegrüßt in deiner 'DunkelheitI
Gieb mir bey jedem meiner Fehle
Die Warnung noch zur rechten ZeitI
Ich will mich deiner stets erfreuen;
Was du auch seyst, du bist von Gott!
Durch dich erhalt' ich mein Gedeihen,
Durch dich besieg' ich einst den Tod. [Ende Spaltensatz]



Ein blinder Mann, dem er begeg
welches hohe, unfaßliche Glück ihm <^
Sinne gab:et, läßt ihn zu der Erkenntnis kommen
et bereitet Me, da er ihm alle seine

Dieinne'
[Beginn Spaltensatz] Wie wunderbar bin ich gemacht I
Mit welcher Kunst, mit welcher Pracht I
Je mehr ich mich betrachte, wird
Mein Herz zu frommem Dank gerührt. Da dree' ich vor den Spiegel hin.
Und seh' mich selber wie ich bin.
Und horch! mein kleiner Vogel singt;
Ich höre, daß es lieblich klingt. Ich geh in Garten -- ha die Luft
Ist voll von süßem Blumenduft,
Und meine Nase spüret gern
die Wohlgerüche nah und fern. Da winkt die Kirsche von dem Baum
Und machet lüstern meinen Gaum;
Ich spring' hinan und breche sie,
Und so was mildes schmeckt' ich nie. [Spaltenumbruch] Und meine Lotte schleicht herbey,
Kneipe mir die Wange, daß ich schrey,
Ich fühl' im Schreyen ganz geschikt,
Daß Lotte mir die Wange zollt. Das ist doch künstlich ganz gewiß I
Und wozu hab' ich, alles dies?
Um froh zu merken, daß ich bin;
Denn glücklich macht mich jeder Sinn. Der blinde Mann, der gestern kam,
Und traurig seinen Schilling nahm,
Der arme, stille, blinde Mann
Zeigt mir das Glück der Sinne an. Er kann nichts sehen: Dunkelheit
Verschließe die Welt ihm weit und breit;
Die Sonne geht.für ihn nicht auf,
Vollendet nicht für ihn den Lauf. [Ende Spaltensatz]

Aus „Frizchens Liederbuch"
An meine Seele
[Beginn Spaltensatz] Wo bist du, daß ich dich erkenne,
Und zu dir sage: du bist Ich I
Du, die ich alle Tage nenne,
Und doch verlegen bin um dich.
Bist du ein Hauch, wie Lüfte wehen?
Bist du ein Schein, wie lichter Stral?
Ich möchie dich doch gerne sehen;
Kannst du's, so zeige dich einmal. Es ist doch wunderlich, zu wissen,
Daß was Lebendig's in uns ist,
Und doch die Freude nicht genießen,
Es zu erkennen, wie es ist.
Es soll die Kraft von meinem Leben,
Es soll mein Allerbestes seyn;
Und doch muß ich solange leben
Und sehe dieses Ding nicht ein. Es sind gewiß recht große Sachen,
Das fühl' ich, denk' ich nur daran.
Im tiefsten Schlaf doch noch zu wachen,
Im Tode gar! und himmelan
Hinauf zum lieben Gott zu fliegen,
Und dann zu sagen: ich bin todt,
Und lebe dochl — das kann genügen,
Das stärket, wenn die Grube droht. Gewiß ist's, wenn ich an dich denke,
So ist mir Gott auch niemals weit;
Ich fürchte, daß ich ihn nicht kränke,
Und schicke mich zur Sitisamkeit.
Darum kann ich dich nicht versäumen,
Darum forsch' ich so gern nach dir.
Doch all mein Forschen bleibt nur Träumen
Und unbegreiflich bleibst du mir. [Spaltenumbruch] Jüngst war mein Täubchen so beklommen.
Da tutt' ich mir die Augen blind;
Ich dacht': es wird die Seele kommen,
Allein, es starb, — ich armes Kindt
Es starb, und von der kleinen Seele
Hab' ich auch keine Spur gekriegt.
Ich merkte Wohl die of'ne Kehle,
Die stille Brust, doch mehr auch nicht. Oft macht es mich recht unzufrieden,
Daß ich von dir so wenig weiß.
Ich hätte manchen Fehl gemieden,
Glaub' ich, mit unverdroßnerm Fleiß,
Wär' ich von dir mehr unterrichtet,
Wie du bestehst, wie du es machst?
Wie dich der Tod nicht mit vernichtet?
Ob du nie schläfst, und immer wachst? Ich habe manchmal sagen hören,
Es sey ein Schuzgeist mir gesandt,
Der mich im Bösen müsse stören,
Im Guten sey er mir zur Hand.
Ich glaub', ich glaub', ich Hab's errathen;
Du, Seele, bist der gute Geist,
Der mich in allen meinen Thaten,
Acht' ich darauf, zurechte weist. Sey immer mir gegrüßt, o Seele,
Gegrüßt in deiner 'DunkelheitI
Gieb mir bey jedem meiner Fehle
Die Warnung noch zur rechten ZeitI
Ich will mich deiner stets erfreuen;
Was du auch seyst, du bist von Gott!
Durch dich erhalt' ich mein Gedeihen,
Durch dich besieg' ich einst den Tod. [Ende Spaltensatz]



Ein blinder Mann, dem er begeg
welches hohe, unfaßliche Glück ihm <^
Sinne gab:et, läßt ihn zu der Erkenntnis kommen
et bereitet Me, da er ihm alle seine

Dieinne'
[Beginn Spaltensatz] Wie wunderbar bin ich gemacht I
Mit welcher Kunst, mit welcher Pracht I
Je mehr ich mich betrachte, wird
Mein Herz zu frommem Dank gerührt. Da dree' ich vor den Spiegel hin.
Und seh' mich selber wie ich bin.
Und horch! mein kleiner Vogel singt;
Ich höre, daß es lieblich klingt. Ich geh in Garten — ha die Luft
Ist voll von süßem Blumenduft,
Und meine Nase spüret gern
die Wohlgerüche nah und fern. Da winkt die Kirsche von dem Baum
Und machet lüstern meinen Gaum;
Ich spring' hinan und breche sie,
Und so was mildes schmeckt' ich nie. [Spaltenumbruch] Und meine Lotte schleicht herbey,
Kneipe mir die Wange, daß ich schrey,
Ich fühl' im Schreyen ganz geschikt,
Daß Lotte mir die Wange zollt. Das ist doch künstlich ganz gewiß I
Und wozu hab' ich, alles dies?
Um froh zu merken, daß ich bin;
Denn glücklich macht mich jeder Sinn. Der blinde Mann, der gestern kam,
Und traurig seinen Schilling nahm,
Der arme, stille, blinde Mann
Zeigt mir das Glück der Sinne an. Er kann nichts sehen: Dunkelheit
Verschließe die Welt ihm weit und breit;
Die Sonne geht.für ihn nicht auf,
Vollendet nicht für ihn den Lauf. [Ende Spaltensatz]

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[0320] Aus „Frizchens Liederbuch" An meine Seele Wo bist du, daß ich dich erkenne, Und zu dir sage: du bist Ich I Du, die ich alle Tage nenne, Und doch verlegen bin um dich. Bist du ein Hauch, wie Lüfte wehen? Bist du ein Schein, wie lichter Stral? Ich möchie dich doch gerne sehen; Kannst du's, so zeige dich einmal. Es ist doch wunderlich, zu wissen, Daß was Lebendig's in uns ist, Und doch die Freude nicht genießen, Es zu erkennen, wie es ist. Es soll die Kraft von meinem Leben, Es soll mein Allerbestes seyn; Und doch muß ich solange leben Und sehe dieses Ding nicht ein. Es sind gewiß recht große Sachen, Das fühl' ich, denk' ich nur daran. Im tiefsten Schlaf doch noch zu wachen, Im Tode gar! und himmelan Hinauf zum lieben Gott zu fliegen, Und dann zu sagen: ich bin todt, Und lebe dochl — das kann genügen, Das stärket, wenn die Grube droht. Gewiß ist's, wenn ich an dich denke, So ist mir Gott auch niemals weit; Ich fürchte, daß ich ihn nicht kränke, Und schicke mich zur Sitisamkeit. Darum kann ich dich nicht versäumen, Darum forsch' ich so gern nach dir. Doch all mein Forschen bleibt nur Träumen Und unbegreiflich bleibst du mir. Jüngst war mein Täubchen so beklommen. Da tutt' ich mir die Augen blind; Ich dacht': es wird die Seele kommen, Allein, es starb, — ich armes Kindt Es starb, und von der kleinen Seele Hab' ich auch keine Spur gekriegt. Ich merkte Wohl die of'ne Kehle, Die stille Brust, doch mehr auch nicht. Oft macht es mich recht unzufrieden, Daß ich von dir so wenig weiß. Ich hätte manchen Fehl gemieden, Glaub' ich, mit unverdroßnerm Fleiß, Wär' ich von dir mehr unterrichtet, Wie du bestehst, wie du es machst? Wie dich der Tod nicht mit vernichtet? Ob du nie schläfst, und immer wachst? Ich habe manchmal sagen hören, Es sey ein Schuzgeist mir gesandt, Der mich im Bösen müsse stören, Im Guten sey er mir zur Hand. Ich glaub', ich glaub', ich Hab's errathen; Du, Seele, bist der gute Geist, Der mich in allen meinen Thaten, Acht' ich darauf, zurechte weist. Sey immer mir gegrüßt, o Seele, Gegrüßt in deiner 'DunkelheitI Gieb mir bey jedem meiner Fehle Die Warnung noch zur rechten ZeitI Ich will mich deiner stets erfreuen; Was du auch seyst, du bist von Gott! Durch dich erhalt' ich mein Gedeihen, Durch dich besieg' ich einst den Tod. Ein blinder Mann, dem er begeg welches hohe, unfaßliche Glück ihm <^ Sinne gab:et, läßt ihn zu der Erkenntnis kommen et bereitet Me, da er ihm alle seine Dieinne' Wie wunderbar bin ich gemacht I Mit welcher Kunst, mit welcher Pracht I Je mehr ich mich betrachte, wird Mein Herz zu frommem Dank gerührt. Da dree' ich vor den Spiegel hin. Und seh' mich selber wie ich bin. Und horch! mein kleiner Vogel singt; Ich höre, daß es lieblich klingt. Ich geh in Garten — ha die Luft Ist voll von süßem Blumenduft, Und meine Nase spüret gern die Wohlgerüche nah und fern. Da winkt die Kirsche von dem Baum Und machet lüstern meinen Gaum; Ich spring' hinan und breche sie, Und so was mildes schmeckt' ich nie. Und meine Lotte schleicht herbey, Kneipe mir die Wange, daß ich schrey, Ich fühl' im Schreyen ganz geschikt, Daß Lotte mir die Wange zollt. Das ist doch künstlich ganz gewiß I Und wozu hab' ich, alles dies? Um froh zu merken, daß ich bin; Denn glücklich macht mich jeder Sinn. Der blinde Mann, der gestern kam, Und traurig seinen Schilling nahm, Der arme, stille, blinde Mann Zeigt mir das Glück der Sinne an. Er kann nichts sehen: Dunkelheit Verschließe die Welt ihm weit und breit; Die Sonne geht.für ihn nicht auf, Vollendet nicht für ihn den Lauf.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/320>, abgerufen am 25.08.2024.