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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Das Altern der Völker und Kulturen

läßt und der bei bewußten Wesen auch noch eine psychologische Seite hat. Gewiß,
wird auch ein Haus oder ein Werkzeug "alt". So meint es jedoch jene Analogie
nicht. Sie hat vor allem das Altern tierischer Körper im Auge. Sie will die
biologischen Altersstufen des animalischen Organismus an den Völkern, genauer
gesagt: den Rassen, d. h. den biologischen Trägern des Volkstums, wahrnehmen.
Überträgt man den Begriff des Alterns auf die Kultur, ohne die sie tragende Rasse
zu beachten, so hat man allein die psychologischen Ähnlichkeiten im Sinn. Wir
müssen jedenfalls für unsere Untersuchung die biologisch-physiologischen und die
psychologischen Altersmerkmale scharf auseinanderhaken.

Die Sache kompliziert sich noch dadurch, daß dem zunächst rein eine Än¬
derung konstatierender Sachurteil über das Altwerden sich ein Werturteil beigesellt.
Altwerden bedeutet in sehr vielen Fällen zugleich einen "Niedergang", ein Er¬
löschen der Kraft, und so schließt die Feststellung des Altwerdens oft einen Tadel
ein. In der Tat meint man es in der Regel nicht gerade als Lobpreisung, wenn
man vom Altwerden eines Volkes oder einer Kultur spricht. -- Vor vilen im
Hinblick auf das biologische Altern ist dieser tadelnde Sinn der Aussage über das
Ältwerden beigesellt. In psychologischer Hinsicht kann sogar dies Urteil auch ein
Lob enthalten, eine Anerkennung. Wie man das Alter bei manchen Gegenständen
(bei Weinen, Geigen usw.) als Lob hervorhebt, wie das Alter beim Einzelmenschen
besondere Verehrung genießt, so kann auch bei Völkern und Kulturen das Alter
einen gewissen Respekt bedingen.




Halten wir uns zunächst an die biologische Analogie. Was sind die wesent¬
lichen Kennzeichen des biologischen Alterns? Bei Hervorhebung nur der auf¬
fallendsten Erscheinungen können wir sagen: das Wachstum ist völlig ins Stocken
geraten, der Stoffwechsel dient nur noch der Erhaltung, nicht der Entfaltung der
Organe; die Zeugungsfähigkeit erlischt; die Widerstandsfähigkeit gegen störende
Einflüsse läßt nach.

Prüfen wir nun nach, ob wir diese Erscheinungen des individuellen Lebens
bei ganzen Rassen wiederfinden, so wird man sicher ohne weiteres eine ganze
Reihe von Rassen nennen können, bei denen sich derartige Phänomene eingestellt
haben. Man wird etwa auf die griechische Rasse verweisen, deren ursprüngliche
gewaltige Expansionskraft in der Zeit des achäischen Bundes fast völlig erlosch,
ja die dem Aussterben nahe war, als die Römer sie unterwarfen. Man wird
auch auf die Franzosen verweisen, deren geringe Zeugungsfähigkeit und mangelnde
Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten bei ihnen selber als ernstes Problem
empfunden werden und nach dem Kriege zu einer offenen Krise des ganzen
Volkstums führen müssen.

Andererseits wird man jedoch diesen Beispielen sehr leicht solche Völker
gegenüberstellen können, bet denen trotz hohen Alters ein biologischer Niedergang
nicht nachzuweisen ist. Bei den Juden, die fast als einzige Rasse ihr Volkstum
aus der Katastrophe der antiken Welt in die Gegenwart hinübergeführt haben,
besteht bis auf den heutigen Tag eher eine größere als eine geringere Zähigkeit
der biologischen Konstitution, und ihre Zeugungsfähigkeit ist keineswegs erloschen.
Ähnlich ist's bei den Chinesen, deren Kultur von uns Europäern mit Vorliebe
Greisenhaftigkeit nackigesagt wird, deren Physis jedoch sich seit Jahrtausenden un¬
geschwächt bewahrt hat und sich vermutlich in Zukunft auch weiter zäh erweisen
wird, so daß schon heute weitblickende Politiker die gelbe Gefahr sehr ernsthaft
auch als biologische Überlegenheit der Rasse in Betracht ziehen.

In Anbetracht dieser Tatsachen werden wir zu dem Schlüsse genötigt, daß
von einem mit Notwendigkeit eintretenden biologischen Niedergang der Rasse als
Alterserscheinung nicht die Rede sein darf, zumal sich jene Beispiele, die als
scheinbare Beweise dafür anzuführen wären, sehr leicht anders erklären lassen.
Bei Griechen wie Franzosen war es vor allem die weitverbreitete Abirrung von
normalen Sitten, die die geringe Geburtenzahl verschuldete. Dieses Abweichen


Das Altern der Völker und Kulturen

läßt und der bei bewußten Wesen auch noch eine psychologische Seite hat. Gewiß,
wird auch ein Haus oder ein Werkzeug „alt". So meint es jedoch jene Analogie
nicht. Sie hat vor allem das Altern tierischer Körper im Auge. Sie will die
biologischen Altersstufen des animalischen Organismus an den Völkern, genauer
gesagt: den Rassen, d. h. den biologischen Trägern des Volkstums, wahrnehmen.
Überträgt man den Begriff des Alterns auf die Kultur, ohne die sie tragende Rasse
zu beachten, so hat man allein die psychologischen Ähnlichkeiten im Sinn. Wir
müssen jedenfalls für unsere Untersuchung die biologisch-physiologischen und die
psychologischen Altersmerkmale scharf auseinanderhaken.

Die Sache kompliziert sich noch dadurch, daß dem zunächst rein eine Än¬
derung konstatierender Sachurteil über das Altwerden sich ein Werturteil beigesellt.
Altwerden bedeutet in sehr vielen Fällen zugleich einen „Niedergang", ein Er¬
löschen der Kraft, und so schließt die Feststellung des Altwerdens oft einen Tadel
ein. In der Tat meint man es in der Regel nicht gerade als Lobpreisung, wenn
man vom Altwerden eines Volkes oder einer Kultur spricht. — Vor vilen im
Hinblick auf das biologische Altern ist dieser tadelnde Sinn der Aussage über das
Ältwerden beigesellt. In psychologischer Hinsicht kann sogar dies Urteil auch ein
Lob enthalten, eine Anerkennung. Wie man das Alter bei manchen Gegenständen
(bei Weinen, Geigen usw.) als Lob hervorhebt, wie das Alter beim Einzelmenschen
besondere Verehrung genießt, so kann auch bei Völkern und Kulturen das Alter
einen gewissen Respekt bedingen.




Halten wir uns zunächst an die biologische Analogie. Was sind die wesent¬
lichen Kennzeichen des biologischen Alterns? Bei Hervorhebung nur der auf¬
fallendsten Erscheinungen können wir sagen: das Wachstum ist völlig ins Stocken
geraten, der Stoffwechsel dient nur noch der Erhaltung, nicht der Entfaltung der
Organe; die Zeugungsfähigkeit erlischt; die Widerstandsfähigkeit gegen störende
Einflüsse läßt nach.

Prüfen wir nun nach, ob wir diese Erscheinungen des individuellen Lebens
bei ganzen Rassen wiederfinden, so wird man sicher ohne weiteres eine ganze
Reihe von Rassen nennen können, bei denen sich derartige Phänomene eingestellt
haben. Man wird etwa auf die griechische Rasse verweisen, deren ursprüngliche
gewaltige Expansionskraft in der Zeit des achäischen Bundes fast völlig erlosch,
ja die dem Aussterben nahe war, als die Römer sie unterwarfen. Man wird
auch auf die Franzosen verweisen, deren geringe Zeugungsfähigkeit und mangelnde
Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten bei ihnen selber als ernstes Problem
empfunden werden und nach dem Kriege zu einer offenen Krise des ganzen
Volkstums führen müssen.

Andererseits wird man jedoch diesen Beispielen sehr leicht solche Völker
gegenüberstellen können, bet denen trotz hohen Alters ein biologischer Niedergang
nicht nachzuweisen ist. Bei den Juden, die fast als einzige Rasse ihr Volkstum
aus der Katastrophe der antiken Welt in die Gegenwart hinübergeführt haben,
besteht bis auf den heutigen Tag eher eine größere als eine geringere Zähigkeit
der biologischen Konstitution, und ihre Zeugungsfähigkeit ist keineswegs erloschen.
Ähnlich ist's bei den Chinesen, deren Kultur von uns Europäern mit Vorliebe
Greisenhaftigkeit nackigesagt wird, deren Physis jedoch sich seit Jahrtausenden un¬
geschwächt bewahrt hat und sich vermutlich in Zukunft auch weiter zäh erweisen
wird, so daß schon heute weitblickende Politiker die gelbe Gefahr sehr ernsthaft
auch als biologische Überlegenheit der Rasse in Betracht ziehen.

In Anbetracht dieser Tatsachen werden wir zu dem Schlüsse genötigt, daß
von einem mit Notwendigkeit eintretenden biologischen Niedergang der Rasse als
Alterserscheinung nicht die Rede sein darf, zumal sich jene Beispiele, die als
scheinbare Beweise dafür anzuführen wären, sehr leicht anders erklären lassen.
Bei Griechen wie Franzosen war es vor allem die weitverbreitete Abirrung von
normalen Sitten, die die geringe Geburtenzahl verschuldete. Dieses Abweichen


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[0258] Das Altern der Völker und Kulturen läßt und der bei bewußten Wesen auch noch eine psychologische Seite hat. Gewiß, wird auch ein Haus oder ein Werkzeug „alt". So meint es jedoch jene Analogie nicht. Sie hat vor allem das Altern tierischer Körper im Auge. Sie will die biologischen Altersstufen des animalischen Organismus an den Völkern, genauer gesagt: den Rassen, d. h. den biologischen Trägern des Volkstums, wahrnehmen. Überträgt man den Begriff des Alterns auf die Kultur, ohne die sie tragende Rasse zu beachten, so hat man allein die psychologischen Ähnlichkeiten im Sinn. Wir müssen jedenfalls für unsere Untersuchung die biologisch-physiologischen und die psychologischen Altersmerkmale scharf auseinanderhaken. Die Sache kompliziert sich noch dadurch, daß dem zunächst rein eine Än¬ derung konstatierender Sachurteil über das Altwerden sich ein Werturteil beigesellt. Altwerden bedeutet in sehr vielen Fällen zugleich einen „Niedergang", ein Er¬ löschen der Kraft, und so schließt die Feststellung des Altwerdens oft einen Tadel ein. In der Tat meint man es in der Regel nicht gerade als Lobpreisung, wenn man vom Altwerden eines Volkes oder einer Kultur spricht. — Vor vilen im Hinblick auf das biologische Altern ist dieser tadelnde Sinn der Aussage über das Ältwerden beigesellt. In psychologischer Hinsicht kann sogar dies Urteil auch ein Lob enthalten, eine Anerkennung. Wie man das Alter bei manchen Gegenständen (bei Weinen, Geigen usw.) als Lob hervorhebt, wie das Alter beim Einzelmenschen besondere Verehrung genießt, so kann auch bei Völkern und Kulturen das Alter einen gewissen Respekt bedingen. Halten wir uns zunächst an die biologische Analogie. Was sind die wesent¬ lichen Kennzeichen des biologischen Alterns? Bei Hervorhebung nur der auf¬ fallendsten Erscheinungen können wir sagen: das Wachstum ist völlig ins Stocken geraten, der Stoffwechsel dient nur noch der Erhaltung, nicht der Entfaltung der Organe; die Zeugungsfähigkeit erlischt; die Widerstandsfähigkeit gegen störende Einflüsse läßt nach. Prüfen wir nun nach, ob wir diese Erscheinungen des individuellen Lebens bei ganzen Rassen wiederfinden, so wird man sicher ohne weiteres eine ganze Reihe von Rassen nennen können, bei denen sich derartige Phänomene eingestellt haben. Man wird etwa auf die griechische Rasse verweisen, deren ursprüngliche gewaltige Expansionskraft in der Zeit des achäischen Bundes fast völlig erlosch, ja die dem Aussterben nahe war, als die Römer sie unterwarfen. Man wird auch auf die Franzosen verweisen, deren geringe Zeugungsfähigkeit und mangelnde Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten bei ihnen selber als ernstes Problem empfunden werden und nach dem Kriege zu einer offenen Krise des ganzen Volkstums führen müssen. Andererseits wird man jedoch diesen Beispielen sehr leicht solche Völker gegenüberstellen können, bet denen trotz hohen Alters ein biologischer Niedergang nicht nachzuweisen ist. Bei den Juden, die fast als einzige Rasse ihr Volkstum aus der Katastrophe der antiken Welt in die Gegenwart hinübergeführt haben, besteht bis auf den heutigen Tag eher eine größere als eine geringere Zähigkeit der biologischen Konstitution, und ihre Zeugungsfähigkeit ist keineswegs erloschen. Ähnlich ist's bei den Chinesen, deren Kultur von uns Europäern mit Vorliebe Greisenhaftigkeit nackigesagt wird, deren Physis jedoch sich seit Jahrtausenden un¬ geschwächt bewahrt hat und sich vermutlich in Zukunft auch weiter zäh erweisen wird, so daß schon heute weitblickende Politiker die gelbe Gefahr sehr ernsthaft auch als biologische Überlegenheit der Rasse in Betracht ziehen. In Anbetracht dieser Tatsachen werden wir zu dem Schlüsse genötigt, daß von einem mit Notwendigkeit eintretenden biologischen Niedergang der Rasse als Alterserscheinung nicht die Rede sein darf, zumal sich jene Beispiele, die als scheinbare Beweise dafür anzuführen wären, sehr leicht anders erklären lassen. Bei Griechen wie Franzosen war es vor allem die weitverbreitete Abirrung von normalen Sitten, die die geringe Geburtenzahl verschuldete. Dieses Abweichen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/258>, abgerufen am 01.07.2024.