Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.Wasserhund Mitteleuropa der Bundesgenossen noch mehr gemeinsam und durcheinander an allen Fronten Anscheinend sollen die reichen Erfahrungen, die Deutschland mit seinem In der Frage der einheitlichen Verwaltung der Verkehrsmittel ist durch die Solche objektive und nüchterne Betrachtung des Angestrebten will natürlich Wasserhund Mitteleuropa der Bundesgenossen noch mehr gemeinsam und durcheinander an allen Fronten Anscheinend sollen die reichen Erfahrungen, die Deutschland mit seinem In der Frage der einheitlichen Verwaltung der Verkehrsmittel ist durch die Solche objektive und nüchterne Betrachtung des Angestrebten will natürlich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0209" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333692"/> <fw type="header" place="top"> Wasserhund Mitteleuropa</fw><lb/> <p xml:id="ID_801" prev="#ID_800"> der Bundesgenossen noch mehr gemeinsam und durcheinander an allen Fronten<lb/> verwandt werden, wie bisher. Größere Änderungen dürften dagegen eine ein¬<lb/> heitliche Verwaltung der Vorräte nach sich ziehen. Es handelt sich dabei nicht<lb/> allein um die Vorräte an Munition, A«srüstungsgegenständen und Lebensmittel<lb/> der Armeen, sondern um die gesamte Ernährung der beiderseitigen Völker.<lb/> Jedenfalls bedingt die Zusammenfassung Deutschlands, Österreichs und Ungarns<lb/> als ein Aufbringungsgebiet für landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie der Minister-<lb/> Präsident Dr. Seidler ausführte, auch die Anwendung eines einheitlichen Systems.</p><lb/> <p xml:id="ID_802"> Anscheinend sollen die reichen Erfahrungen, die Deutschland mit seinem<lb/> straffen Ansammlungs- und Verteilungssystem gemacht hat, auch Österreich-Ungarn<lb/> zugute kommen. Wie in Deutschland soll auch in Österreich-Ungarn eine größere<lb/> Einheitlichkeit durchgesetzt werden. Sie ist dort schon deshalb schwerer zu erzielen,<lb/> weil der Kampf der Nationalitäten, z. B. in Böhmen, bei der Behandlung deS<lb/> vorwiegend von Deutschen bewohnten Jndustriebezirks überall Hindernisse hervor¬<lb/> ruft. Da Deutschland bisher wiederholt von seinen eigenen Vorräten und mühsam<lb/> erzielten Ersparnissen abgegeben hat, liegt es auf der Hand, daß es als tüchtiger<lb/> Wirt auch ein gewisses Übergewicht bei der Neuordnung der Dinge erhält.</p><lb/> <p xml:id="ID_803"> In der Frage der einheitlichen Verwaltung der Verkehrsmittel ist durch die<lb/> Entwicklung des Krieges schon längst praktisch vorgearbeitet worden. Die Eisen¬<lb/> bahnen werden schon seit langem von der Zentrale im Großen Hauptquartier<lb/> «us genutzt. Nach dem Abschluß des Friedens von Bukarest tritt auch der Donau-<lb/> strom in seiner ganzen Länge und mit seinem Kanalsystem unter gemeinsame<lb/> Bewirtschaftung. Die neue Donaukommission sieht bereits ein einheitliches Zu¬<lb/> sammenarbeiten auf diesem Teilgebiet der Wirtschaft vor. Es gilt also nicht,<lb/> «-'ewas grundsätzlich Neues einzuführen, sondern etwas Vorhandenes und Be¬<lb/> wahrtes seinen natürlichen Zwecken entsprechend auszubauen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_804" next="#ID_805"> Solche objektive und nüchterne Betrachtung des Angestrebten will natürlich<lb/> das Vorhandensein bestimmter politischer Erwägungen, die in der gleichen Rich¬<lb/> tung wirken, nicht bestreiten. Osterreich und Ungarn wären durch einen Sieg der<lb/> Entente insbesondere durch Italien und neue russisch-rumänische und russisch-<lb/> balkanische Verbindungen politisch mindestens ebenso bedroht, wie es unsere<lb/> Industrie durch den angekündigten Wirtschaftskrieg ist. Aber im Augenblick<lb/> stehen politische Probleme nach Lage der Dinge doch durchaus in zweiter Linie.<lb/> Darum braucht auch nicht daran gezweifelt zu werden, daß die polnische<lb/> Frage zunächst nur eine untergeordnete Rolle bei den Verhandlungen gespielt<lb/> hat, daß infolgedessen auch weder die anhero-polnische Lösung noch irgendeine<lb/> andere Form der Lösung beschlossen zu sein braucht. Die militärwirtschaftlichen<lb/> Aufgaben des deutsch-österreichisch-ungarischen Wasserhundes können in Polen<lb/> auch dann gelöst werden, wenn Polen im gegenwärtigen politischen Zustande<lb/> verbleibt oder ganz aus der mitteleuropäischen Kombination ausscheidet. Daß<lb/> aber die anhero-polnische Lösung endgültig abgetan sein soll, das sei gestattet<lb/> Su bezweifeln. Es zu glauben, hieße die Zähigkeit der Polen bei der Verfolgung<lb/> politischer Ziele unterschätzen. Wohl aber glaube ich, daß die Freunde der austro-<lb/> polnischen Lösung angesichts der damit verbundenen neuen Teilung und der in<lb/> Deutschland, infolge der Stellungnahme ihrer Vertreter im preußischen Abgeordneten-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0209]
Wasserhund Mitteleuropa
der Bundesgenossen noch mehr gemeinsam und durcheinander an allen Fronten
verwandt werden, wie bisher. Größere Änderungen dürften dagegen eine ein¬
heitliche Verwaltung der Vorräte nach sich ziehen. Es handelt sich dabei nicht
allein um die Vorräte an Munition, A«srüstungsgegenständen und Lebensmittel
der Armeen, sondern um die gesamte Ernährung der beiderseitigen Völker.
Jedenfalls bedingt die Zusammenfassung Deutschlands, Österreichs und Ungarns
als ein Aufbringungsgebiet für landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie der Minister-
Präsident Dr. Seidler ausführte, auch die Anwendung eines einheitlichen Systems.
Anscheinend sollen die reichen Erfahrungen, die Deutschland mit seinem
straffen Ansammlungs- und Verteilungssystem gemacht hat, auch Österreich-Ungarn
zugute kommen. Wie in Deutschland soll auch in Österreich-Ungarn eine größere
Einheitlichkeit durchgesetzt werden. Sie ist dort schon deshalb schwerer zu erzielen,
weil der Kampf der Nationalitäten, z. B. in Böhmen, bei der Behandlung deS
vorwiegend von Deutschen bewohnten Jndustriebezirks überall Hindernisse hervor¬
ruft. Da Deutschland bisher wiederholt von seinen eigenen Vorräten und mühsam
erzielten Ersparnissen abgegeben hat, liegt es auf der Hand, daß es als tüchtiger
Wirt auch ein gewisses Übergewicht bei der Neuordnung der Dinge erhält.
In der Frage der einheitlichen Verwaltung der Verkehrsmittel ist durch die
Entwicklung des Krieges schon längst praktisch vorgearbeitet worden. Die Eisen¬
bahnen werden schon seit langem von der Zentrale im Großen Hauptquartier
«us genutzt. Nach dem Abschluß des Friedens von Bukarest tritt auch der Donau-
strom in seiner ganzen Länge und mit seinem Kanalsystem unter gemeinsame
Bewirtschaftung. Die neue Donaukommission sieht bereits ein einheitliches Zu¬
sammenarbeiten auf diesem Teilgebiet der Wirtschaft vor. Es gilt also nicht,
«-'ewas grundsätzlich Neues einzuführen, sondern etwas Vorhandenes und Be¬
wahrtes seinen natürlichen Zwecken entsprechend auszubauen.
Solche objektive und nüchterne Betrachtung des Angestrebten will natürlich
das Vorhandensein bestimmter politischer Erwägungen, die in der gleichen Rich¬
tung wirken, nicht bestreiten. Osterreich und Ungarn wären durch einen Sieg der
Entente insbesondere durch Italien und neue russisch-rumänische und russisch-
balkanische Verbindungen politisch mindestens ebenso bedroht, wie es unsere
Industrie durch den angekündigten Wirtschaftskrieg ist. Aber im Augenblick
stehen politische Probleme nach Lage der Dinge doch durchaus in zweiter Linie.
Darum braucht auch nicht daran gezweifelt zu werden, daß die polnische
Frage zunächst nur eine untergeordnete Rolle bei den Verhandlungen gespielt
hat, daß infolgedessen auch weder die anhero-polnische Lösung noch irgendeine
andere Form der Lösung beschlossen zu sein braucht. Die militärwirtschaftlichen
Aufgaben des deutsch-österreichisch-ungarischen Wasserhundes können in Polen
auch dann gelöst werden, wenn Polen im gegenwärtigen politischen Zustande
verbleibt oder ganz aus der mitteleuropäischen Kombination ausscheidet. Daß
aber die anhero-polnische Lösung endgültig abgetan sein soll, das sei gestattet
Su bezweifeln. Es zu glauben, hieße die Zähigkeit der Polen bei der Verfolgung
politischer Ziele unterschätzen. Wohl aber glaube ich, daß die Freunde der austro-
polnischen Lösung angesichts der damit verbundenen neuen Teilung und der in
Deutschland, infolge der Stellungnahme ihrer Vertreter im preußischen Abgeordneten-
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