Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.Wasserhund Mitteleuropa rufe auf der äußersten Linken und Rufe: Was ist das: Vertiefung?) Minister¬ Es wird also zunächst das Bundesverhältnis erneuert. Es ist sehr natürlich, Die "norddeutsche Allgemeine Zeitung" Ur. 246 kleidet schließlich das Pro¬ Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß die Verabredungen Wasserhund Mitteleuropa rufe auf der äußersten Linken und Rufe: Was ist das: Vertiefung?) Minister¬ Es wird also zunächst das Bundesverhältnis erneuert. Es ist sehr natürlich, Die „norddeutsche Allgemeine Zeitung" Ur. 246 kleidet schließlich das Pro¬ Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß die Verabredungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0208" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333691"/> <fw type="header" place="top"> Wasserhund Mitteleuropa</fw><lb/> <p xml:id="ID_797" prev="#ID_796"> rufe auf der äußersten Linken und Rufe: Was ist das: Vertiefung?) Minister¬<lb/> präsident Dr. Wekerle: Ich werde sofort darauf zu sprechen kommen. (Hört, hört!)</p><lb/> <p xml:id="ID_798"> Es wird also zunächst das Bundesverhältnis erneuert. Es ist sehr natürlich,<lb/> dasz sich dies auch auf solche Einzelheiten erstrecken wird, welche mit dem Bundes¬<lb/> verhältnis in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Es wurde auch die militärische<lb/> Frage erwähnt. Wir können das doch nicht eine Miliiärkonvention nennen.<lb/> Aber es ist sehr natürlich, daß auch gewisse militärische Vereinbarungen zustande<lb/> kommen werden. (Linrn auf der äußersten Linken. Abgeordneter Graf Michael<lb/> Karolyi ruft: Während des Krieges?) Ministerpräsident Dr. Wekerle: Auch im<lb/> Kriege kann es Vereinbarungen geben, welche sich auf das gleiche Vorgehen und<lb/> die Rüstungen beziehen, die aber in keinerlei Zusammenhang mit der Organisation<lb/> des Heeres oder mit irgendetwas derartigem stehen. (Lärm auf der äußersten<lb/> Linken.) Der Herr Abgeordnete möge überzeugt sein, daß wir unser selbständiges<lb/> Verfügungsrecht aufrechterhalten werden. (Lebhafte Zustimmung rechts und im<lb/> Zentrum. Lärm links.) Was die wirtschaftliche Annäherung betrifft, so kann sich<lb/> der Herr Abgeordnete diese nur so vorstellen, daß er immer von Mitteleuropa<lb/> spricht. Nun denn: Mitteleuropa ist ein sehr weiter Begriff. Daß eine wirt¬<lb/> schaftliche Annäherung oder die engere Knüpftmg der wirtschaftlichen Beziehungen<lb/> wünschenswert und auch möglich ist, das leugnet wohl niemand, aber ich wieder¬<lb/> hole: ohne daß unser selbständiges Entschließungsrecht in irgendwelcher Beziehung<lb/> berührt wird. (Zustimmung rechts. Lärm und Zwischenrufe auf d«r äußersten<lb/> Linken. Zuruf: Das ist so unmöglich I) Im übrigen möge der Herr Abgeordnete<lb/> überzeugt sein, daß wir in bezug auf diese wirtschaftlichen Fragen das Haus<lb/> nicht vor ein kalt Acoompli stellen werden, sondern daß die Gültigkeit der Ver¬<lb/> einbarung von der Entschließung des Hauses abhängen wird. (Allgemeiner leb¬<lb/> hafter Beifall.)"</p><lb/> <p xml:id="ID_799"> Die „norddeutsche Allgemeine Zeitung" Ur. 246 kleidet schließlich das Pro¬<lb/> gramm vom 12. Mai in eine Polemik gegen die von verschiedenen Seiten auf¬<lb/> gestellten Behauptungen. Natürlich sei an allem etwas Richtiges; „denn wie<lb/> sollte eine noch festere Bindung der beiden Monarchien aneinander erfolgen als<lb/> in einer völligen militärischen und wirtschaftlichen Jnteressenver-<lb/> knüpsung und in der Beseitigung aller Verschiedenheiten, die bisher<lb/> noch in der militärischen und wirtschaftlichen Organisation be¬<lb/> standen? Ob eine Verankerung des Vertrages in der Verfassung erfolgen kann,<lb/> steht natürlich noch nicht fest. Wie erinnerlich, hat schon Bismarck diesen Plan<lb/> ursprünglich verfolgt, ihn aber später wieder fallen lassen und das Bündnis hat<lb/> doch die schwersten Proben bestanden."</p><lb/> <p xml:id="ID_800" next="#ID_801"> Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß die Verabredungen<lb/> vom 12. Mai zunächst den Zweck haben, unsere mililärMe Widerstandskraft<lb/> gegenüber der Entente, die sich anschickt, den Krieg act callenclÄS ZraeeaZ zu ver¬<lb/> längern und nach Abschluß des blutigen Ringens durch einen Wirtschaftskrieg zu<lb/> ersetzen, soweit irgend angängig zu steigern. Dazu gehört neben der Vereinheit¬<lb/> lichung des Oberbefehls der Armeen auch eine einheitliche Verwaltung der Ver¬<lb/> kehrsmittel und Kriegsvorräte, wie uns der Krieg lehrte, alles drei Begriffe von<lb/> außerordentlicher Weite und Dehnungsmöglichkeit. Die Vereinheitlichung der<lb/> Armeeführung dürfte in Zukunft ihren Ausdruck darin finden, daß die Truppen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0208]
Wasserhund Mitteleuropa
rufe auf der äußersten Linken und Rufe: Was ist das: Vertiefung?) Minister¬
präsident Dr. Wekerle: Ich werde sofort darauf zu sprechen kommen. (Hört, hört!)
Es wird also zunächst das Bundesverhältnis erneuert. Es ist sehr natürlich,
dasz sich dies auch auf solche Einzelheiten erstrecken wird, welche mit dem Bundes¬
verhältnis in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Es wurde auch die militärische
Frage erwähnt. Wir können das doch nicht eine Miliiärkonvention nennen.
Aber es ist sehr natürlich, daß auch gewisse militärische Vereinbarungen zustande
kommen werden. (Linrn auf der äußersten Linken. Abgeordneter Graf Michael
Karolyi ruft: Während des Krieges?) Ministerpräsident Dr. Wekerle: Auch im
Kriege kann es Vereinbarungen geben, welche sich auf das gleiche Vorgehen und
die Rüstungen beziehen, die aber in keinerlei Zusammenhang mit der Organisation
des Heeres oder mit irgendetwas derartigem stehen. (Lärm auf der äußersten
Linken.) Der Herr Abgeordnete möge überzeugt sein, daß wir unser selbständiges
Verfügungsrecht aufrechterhalten werden. (Lebhafte Zustimmung rechts und im
Zentrum. Lärm links.) Was die wirtschaftliche Annäherung betrifft, so kann sich
der Herr Abgeordnete diese nur so vorstellen, daß er immer von Mitteleuropa
spricht. Nun denn: Mitteleuropa ist ein sehr weiter Begriff. Daß eine wirt¬
schaftliche Annäherung oder die engere Knüpftmg der wirtschaftlichen Beziehungen
wünschenswert und auch möglich ist, das leugnet wohl niemand, aber ich wieder¬
hole: ohne daß unser selbständiges Entschließungsrecht in irgendwelcher Beziehung
berührt wird. (Zustimmung rechts. Lärm und Zwischenrufe auf d«r äußersten
Linken. Zuruf: Das ist so unmöglich I) Im übrigen möge der Herr Abgeordnete
überzeugt sein, daß wir in bezug auf diese wirtschaftlichen Fragen das Haus
nicht vor ein kalt Acoompli stellen werden, sondern daß die Gültigkeit der Ver¬
einbarung von der Entschließung des Hauses abhängen wird. (Allgemeiner leb¬
hafter Beifall.)"
Die „norddeutsche Allgemeine Zeitung" Ur. 246 kleidet schließlich das Pro¬
gramm vom 12. Mai in eine Polemik gegen die von verschiedenen Seiten auf¬
gestellten Behauptungen. Natürlich sei an allem etwas Richtiges; „denn wie
sollte eine noch festere Bindung der beiden Monarchien aneinander erfolgen als
in einer völligen militärischen und wirtschaftlichen Jnteressenver-
knüpsung und in der Beseitigung aller Verschiedenheiten, die bisher
noch in der militärischen und wirtschaftlichen Organisation be¬
standen? Ob eine Verankerung des Vertrages in der Verfassung erfolgen kann,
steht natürlich noch nicht fest. Wie erinnerlich, hat schon Bismarck diesen Plan
ursprünglich verfolgt, ihn aber später wieder fallen lassen und das Bündnis hat
doch die schwersten Proben bestanden."
Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß die Verabredungen
vom 12. Mai zunächst den Zweck haben, unsere mililärMe Widerstandskraft
gegenüber der Entente, die sich anschickt, den Krieg act callenclÄS ZraeeaZ zu ver¬
längern und nach Abschluß des blutigen Ringens durch einen Wirtschaftskrieg zu
ersetzen, soweit irgend angängig zu steigern. Dazu gehört neben der Vereinheit¬
lichung des Oberbefehls der Armeen auch eine einheitliche Verwaltung der Ver¬
kehrsmittel und Kriegsvorräte, wie uns der Krieg lehrte, alles drei Begriffe von
außerordentlicher Weite und Dehnungsmöglichkeit. Die Vereinheitlichung der
Armeeführung dürfte in Zukunft ihren Ausdruck darin finden, daß die Truppen
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |