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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Tropenwirtschaft

flutungsflächen in Afrika und Südamerika in absehbarer Zeit nicht in größerem
Maßstabe zum Reisanbau Verwendung finden werden, sofern es nicht den Ma߬
nahmen einer zielbewußter, vorausschauenden Bevölkerungspolitik gelingt, die
Volkszahl der in Betracht kommenden Gebiete und ihrer Nachbarschaft rasch und
entscheidend zu heben. Davon ist aber bisher noch nichts zu sehen, vielmehr hat
die kurzsichtige Erwerbsgier mancher Gesellschaften unter Duldung der Regierungen
neben eingeschleppten Krankheiten u. a. Ursachen vielfach geradezu noch eine Ver¬
minderung der Bevölkerung bewirkt (Kongo- oder Amazonasgebiet z. B), wie denn
überhaupt die wirtschaftliche Bedeutung der Volkszahl an sich und der Volks¬
dichte in den Tropenländern vielfach noch nicht hinreichend berücksichtigt zu
werden Pflegt.

Wie aber die Rücksicht auf die Volkszahl bei wirtschaftspolitischen Über¬
legungen eine wichtige Rolle spielen muß, so auch die Rücksicht auf die Eignung
der einheimischen oder eingewanderten Bevölkerung für die in Aussicht zu nehmenden
Arbeiten. Nun sind die Unterschiede der körperlichen und geistigen Leistungsfähig¬
keit, wie des Arbeitswillens zwischen den einzelnen Völkern und Individuen so
außerordentlich verschieden, daß in jedem einzelnen Lande nur ein gründlicher
Kenner ein sicheres Urteil haben kann. Immerhin treten aber gewisse allgemeine
Tatsachen deutlich hervor. So kann z, B. kein Zweifel darüber sein, daß keine
Rasse den Negern an Eignung für heißes Tropenklima und an körperlicher Leistungs¬
fähigkeit gleichkommt, indes die Indianer, aber auch viele malayische Stämme,
dagegen sehr stark nachstehen. Man darf sogar wohl sagen, daß Plantagen- und
Waldwirtschaft, sowie der Bau von Kanälen und Eisenbahnen in manchen ameri¬
kanischen Tropengebieten nicht in der stattgehabten Weise hätten durchgeführt
werden können, wenn nicht ehedem Negersklaven nach diesem Kontinent gebracht
worden wären. Auch von Chinesen eignet sich doch nur ein Teil für harte Arbeit
im heißen Tropenland, indes die dunkelhäutigen südindischen Völker meist in jedem
tropischen Klima sich gut bewähren.

Was die Intelligenz betrifft, so sind manche Völker vielleicht ungenügend
ausgestattet, um für schwierigere Arbeiten der Industrie oder für besondere land¬
wirtschaftliche Aufgaben (z. B. Beschneiden der Baumkulturen) durchweg Verwen¬
dung finden zu können; aber meistens trifft man unter den farbigen Bewohnern
der Tropen intelligente Arbeiter in ausreichender Zahl, und ich habe z. B. manchen
indianischen Maschinisten gekannt, der durch große Gewissenhaftigkeit nach einmal
erworbener Routine doch seinen Posten zufriedenstellend ausfüllen konnte, obgleich
er in Hinsicht der Intelligenz weit unter seinem europäischen Kollegen stand.
Wenn mancher Unternehmer in den Tropen ein gar so abfälliges Urteil über die
Leistungen der farbigen Arbeiter fällt, so liegt das häufig daran, daß er sich nicht
die Mühe genommen hat, oder auch die Fähigkeit nicht besitzt, die Psyche des
betreffenden Volkes zu verstehen und deren Eigenschaften für seine Zwecke nutzbar
zu machen: d. h. die Leute richtig zu behandeln.

Von außerordentlicher Bedeutung ist auch der Kulturzustand der einheimischen
Tropenbevölkerung: je niedriger er ist, desto geringer sind auch im allgemeinen
die Kauftraft und die wirtschaftliche Produktionskraft.

Das Ziel jeder wirtschaftlichen Betätigung ist die Befriedigung der bestehenden
Bedürfnisse. Diese sind bei primitiven Völkern sehr gering, so daß dieselben
meist dem Jdealzustcmd der Autarkie in ihrem Wohngebiet nahekommen. Aber
mit wachsender Kultur und zunehmender Berührung mit anderen Völkern mehren
sich auch die Bedürfnisse; um so geringer wird danach im Laufe der Zeit die
Möglichkeit wirtschaftlicher Eigenversorgung auf dem heimatlichen Boden; der
Güteraustausch mit dem Ausland steigt. Da die eingeführten Güter mit Landes"
erzeugnissen bezahlt werden müssen, das Ausland aber meist nur für bestimmte
Arten derselben Bedarf hat, so rücken in den meisten Ländern bestimmte Land¬
schaften und Höhenregionen als Haupterzeuger der Ausfuhrgüter in den Vorder¬
grund. Sie bedeuten dann für unseren Standpunkt als Verbraucher dieser Güter,
wie auch meistens für den Standpunkt der Finanzwirtschaft des betreffenden Staates,


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flutungsflächen in Afrika und Südamerika in absehbarer Zeit nicht in größerem
Maßstabe zum Reisanbau Verwendung finden werden, sofern es nicht den Ma߬
nahmen einer zielbewußter, vorausschauenden Bevölkerungspolitik gelingt, die
Volkszahl der in Betracht kommenden Gebiete und ihrer Nachbarschaft rasch und
entscheidend zu heben. Davon ist aber bisher noch nichts zu sehen, vielmehr hat
die kurzsichtige Erwerbsgier mancher Gesellschaften unter Duldung der Regierungen
neben eingeschleppten Krankheiten u. a. Ursachen vielfach geradezu noch eine Ver¬
minderung der Bevölkerung bewirkt (Kongo- oder Amazonasgebiet z. B), wie denn
überhaupt die wirtschaftliche Bedeutung der Volkszahl an sich und der Volks¬
dichte in den Tropenländern vielfach noch nicht hinreichend berücksichtigt zu
werden Pflegt.

Wie aber die Rücksicht auf die Volkszahl bei wirtschaftspolitischen Über¬
legungen eine wichtige Rolle spielen muß, so auch die Rücksicht auf die Eignung
der einheimischen oder eingewanderten Bevölkerung für die in Aussicht zu nehmenden
Arbeiten. Nun sind die Unterschiede der körperlichen und geistigen Leistungsfähig¬
keit, wie des Arbeitswillens zwischen den einzelnen Völkern und Individuen so
außerordentlich verschieden, daß in jedem einzelnen Lande nur ein gründlicher
Kenner ein sicheres Urteil haben kann. Immerhin treten aber gewisse allgemeine
Tatsachen deutlich hervor. So kann z, B. kein Zweifel darüber sein, daß keine
Rasse den Negern an Eignung für heißes Tropenklima und an körperlicher Leistungs¬
fähigkeit gleichkommt, indes die Indianer, aber auch viele malayische Stämme,
dagegen sehr stark nachstehen. Man darf sogar wohl sagen, daß Plantagen- und
Waldwirtschaft, sowie der Bau von Kanälen und Eisenbahnen in manchen ameri¬
kanischen Tropengebieten nicht in der stattgehabten Weise hätten durchgeführt
werden können, wenn nicht ehedem Negersklaven nach diesem Kontinent gebracht
worden wären. Auch von Chinesen eignet sich doch nur ein Teil für harte Arbeit
im heißen Tropenland, indes die dunkelhäutigen südindischen Völker meist in jedem
tropischen Klima sich gut bewähren.

Was die Intelligenz betrifft, so sind manche Völker vielleicht ungenügend
ausgestattet, um für schwierigere Arbeiten der Industrie oder für besondere land¬
wirtschaftliche Aufgaben (z. B. Beschneiden der Baumkulturen) durchweg Verwen¬
dung finden zu können; aber meistens trifft man unter den farbigen Bewohnern
der Tropen intelligente Arbeiter in ausreichender Zahl, und ich habe z. B. manchen
indianischen Maschinisten gekannt, der durch große Gewissenhaftigkeit nach einmal
erworbener Routine doch seinen Posten zufriedenstellend ausfüllen konnte, obgleich
er in Hinsicht der Intelligenz weit unter seinem europäischen Kollegen stand.
Wenn mancher Unternehmer in den Tropen ein gar so abfälliges Urteil über die
Leistungen der farbigen Arbeiter fällt, so liegt das häufig daran, daß er sich nicht
die Mühe genommen hat, oder auch die Fähigkeit nicht besitzt, die Psyche des
betreffenden Volkes zu verstehen und deren Eigenschaften für seine Zwecke nutzbar
zu machen: d. h. die Leute richtig zu behandeln.

Von außerordentlicher Bedeutung ist auch der Kulturzustand der einheimischen
Tropenbevölkerung: je niedriger er ist, desto geringer sind auch im allgemeinen
die Kauftraft und die wirtschaftliche Produktionskraft.

Das Ziel jeder wirtschaftlichen Betätigung ist die Befriedigung der bestehenden
Bedürfnisse. Diese sind bei primitiven Völkern sehr gering, so daß dieselben
meist dem Jdealzustcmd der Autarkie in ihrem Wohngebiet nahekommen. Aber
mit wachsender Kultur und zunehmender Berührung mit anderen Völkern mehren
sich auch die Bedürfnisse; um so geringer wird danach im Laufe der Zeit die
Möglichkeit wirtschaftlicher Eigenversorgung auf dem heimatlichen Boden; der
Güteraustausch mit dem Ausland steigt. Da die eingeführten Güter mit Landes»
erzeugnissen bezahlt werden müssen, das Ausland aber meist nur für bestimmte
Arten derselben Bedarf hat, so rücken in den meisten Ländern bestimmte Land¬
schaften und Höhenregionen als Haupterzeuger der Ausfuhrgüter in den Vorder¬
grund. Sie bedeuten dann für unseren Standpunkt als Verbraucher dieser Güter,
wie auch meistens für den Standpunkt der Finanzwirtschaft des betreffenden Staates,


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[0169] Tropenwirtschaft flutungsflächen in Afrika und Südamerika in absehbarer Zeit nicht in größerem Maßstabe zum Reisanbau Verwendung finden werden, sofern es nicht den Ma߬ nahmen einer zielbewußter, vorausschauenden Bevölkerungspolitik gelingt, die Volkszahl der in Betracht kommenden Gebiete und ihrer Nachbarschaft rasch und entscheidend zu heben. Davon ist aber bisher noch nichts zu sehen, vielmehr hat die kurzsichtige Erwerbsgier mancher Gesellschaften unter Duldung der Regierungen neben eingeschleppten Krankheiten u. a. Ursachen vielfach geradezu noch eine Ver¬ minderung der Bevölkerung bewirkt (Kongo- oder Amazonasgebiet z. B), wie denn überhaupt die wirtschaftliche Bedeutung der Volkszahl an sich und der Volks¬ dichte in den Tropenländern vielfach noch nicht hinreichend berücksichtigt zu werden Pflegt. Wie aber die Rücksicht auf die Volkszahl bei wirtschaftspolitischen Über¬ legungen eine wichtige Rolle spielen muß, so auch die Rücksicht auf die Eignung der einheimischen oder eingewanderten Bevölkerung für die in Aussicht zu nehmenden Arbeiten. Nun sind die Unterschiede der körperlichen und geistigen Leistungsfähig¬ keit, wie des Arbeitswillens zwischen den einzelnen Völkern und Individuen so außerordentlich verschieden, daß in jedem einzelnen Lande nur ein gründlicher Kenner ein sicheres Urteil haben kann. Immerhin treten aber gewisse allgemeine Tatsachen deutlich hervor. So kann z, B. kein Zweifel darüber sein, daß keine Rasse den Negern an Eignung für heißes Tropenklima und an körperlicher Leistungs¬ fähigkeit gleichkommt, indes die Indianer, aber auch viele malayische Stämme, dagegen sehr stark nachstehen. Man darf sogar wohl sagen, daß Plantagen- und Waldwirtschaft, sowie der Bau von Kanälen und Eisenbahnen in manchen ameri¬ kanischen Tropengebieten nicht in der stattgehabten Weise hätten durchgeführt werden können, wenn nicht ehedem Negersklaven nach diesem Kontinent gebracht worden wären. Auch von Chinesen eignet sich doch nur ein Teil für harte Arbeit im heißen Tropenland, indes die dunkelhäutigen südindischen Völker meist in jedem tropischen Klima sich gut bewähren. Was die Intelligenz betrifft, so sind manche Völker vielleicht ungenügend ausgestattet, um für schwierigere Arbeiten der Industrie oder für besondere land¬ wirtschaftliche Aufgaben (z. B. Beschneiden der Baumkulturen) durchweg Verwen¬ dung finden zu können; aber meistens trifft man unter den farbigen Bewohnern der Tropen intelligente Arbeiter in ausreichender Zahl, und ich habe z. B. manchen indianischen Maschinisten gekannt, der durch große Gewissenhaftigkeit nach einmal erworbener Routine doch seinen Posten zufriedenstellend ausfüllen konnte, obgleich er in Hinsicht der Intelligenz weit unter seinem europäischen Kollegen stand. Wenn mancher Unternehmer in den Tropen ein gar so abfälliges Urteil über die Leistungen der farbigen Arbeiter fällt, so liegt das häufig daran, daß er sich nicht die Mühe genommen hat, oder auch die Fähigkeit nicht besitzt, die Psyche des betreffenden Volkes zu verstehen und deren Eigenschaften für seine Zwecke nutzbar zu machen: d. h. die Leute richtig zu behandeln. Von außerordentlicher Bedeutung ist auch der Kulturzustand der einheimischen Tropenbevölkerung: je niedriger er ist, desto geringer sind auch im allgemeinen die Kauftraft und die wirtschaftliche Produktionskraft. Das Ziel jeder wirtschaftlichen Betätigung ist die Befriedigung der bestehenden Bedürfnisse. Diese sind bei primitiven Völkern sehr gering, so daß dieselben meist dem Jdealzustcmd der Autarkie in ihrem Wohngebiet nahekommen. Aber mit wachsender Kultur und zunehmender Berührung mit anderen Völkern mehren sich auch die Bedürfnisse; um so geringer wird danach im Laufe der Zeit die Möglichkeit wirtschaftlicher Eigenversorgung auf dem heimatlichen Boden; der Güteraustausch mit dem Ausland steigt. Da die eingeführten Güter mit Landes» erzeugnissen bezahlt werden müssen, das Ausland aber meist nur für bestimmte Arten derselben Bedarf hat, so rücken in den meisten Ländern bestimmte Land¬ schaften und Höhenregionen als Haupterzeuger der Ausfuhrgüter in den Vorder¬ grund. Sie bedeuten dann für unseren Standpunkt als Verbraucher dieser Güter, wie auch meistens für den Standpunkt der Finanzwirtschaft des betreffenden Staates,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/169>, abgerufen am 29.06.2024.