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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Deutsche Flurbereinigung

frage vor. Die von mir zum ersten Male veröffentlichten Sitzungsberichte der
Gothaer Konferenzen zeigen deutlich, wie sich unter dem Druck der Nachrichten
aus Frankfurt, Wien und Berlin die Zuversicht der kleineren ernestinischen Staaten
wieder hob. Unter der Führung Meiningens setzten sich die Regierungen gegen
die drohende Gefahr einer Hegemonie Weimars tatkräftig zur Wehr, während im
großen Gesamtdeutschland die Vertreter föderativer Staatsanschauungen neuen
Einfluß gewannen. Schritt für Schritt wichen die Unitarier von dem Gedanken
an einen deutschen Einheitsstaat zur Theorie vom Bundesstaat zurück, der die
volle Souveränität nicht nur Preußens, sondern auch sämtlicher Kleinstaaten an¬
erkannte. Die Pläne einer konstitutionellen Einigung Thüringens verrannen in
einigen von Weimar beeinflußten Versammlungen von Landtagsabgeordneten
und Vereinen.

Wie schon 1813/15 hatte es sich gezeigt, daß der innere Trieb zum Zu¬
sammenschluß noch lange nicht stark genug war, die Hemmungen der Überlieferung
an den Höfen, in den Residenzen und im Landvolk zu überwinden. Nur die
bereits von der neuen Freiheit der Industrie ergriffenen Gebietsteile gaben dem
republikanischen Drängen nach. Auch die dynastischen Fäden, die erst nach 1815 in
Altenburg, in Koburg-Gotha und Hildburghausen geknüpft waren, hatten wenig
Tragkraft bewiesen. In mannigfaltiger Färbung konnte daher der thüringische
Einigungsgedanke, der dann seit den Märztagen auf diesem Boden erwuchs, von
außen her kräftig gefördert werden."

Der Frankfurter "ReichsterrorismuS und die demokratischen Gedanken, die
in Berlin und Leipzig ihre Stützpunkte hatten, waren seine Schrittmacher gewesen.
Die wirtschaftliche und soziale Not der Zeit, der Ehrgeiz Weimars und nicht zu¬
letzt die burschenschaftliche, unitarische Begeisterung, die den gebildeten Mittelstand
erfüllte, brachten die neuen Ideen zur Reife. Der gerade für die thüringischen
Verhältnisse furchtbarste Gedanke, daß beim Aussterben der direkten Linie des
regierenden Hauses ihr Land ans Reich fallen solle, teilte das Schicksal aller Ent-
würfe, die in diesen Monaten ..das Staatsrecht von den Dächern predigten". Er
wurde auch bei der Reichsgründung aus Achtung vor dem von Bismarck fast
allzu stark betonten "hündischen" Unterbau des Gesamtstaates nicht wieder auf.
genommen. Aber die Überzeugung von der Notwendigkeit einer Einigung Thü¬
ringens blieb seit der deutschen Revolution Gemeingut der aufstrebenden Elemente
des Landes.

Eifrig waren in allen Staaten Negierung und Volksvertretung bereits in
den letzten Jahrzehnten am Werke, die Schranken niederzulegen, die Verwaltung.
Gesetzgebung und Wirtschaft der nahezu fünfzig Gebietssplitter trennen. Dem
1817 geschaffenen Oberappellationsgericht und der ernestinischen Gesamtuniversität
traten die thüringische Landesversicherungsanstalt und 1912 ein Oberverwaltungs¬
gericht in Jena zur Seite. Doch zu organischem Ausbau kam es nicht. Die viel
verbreitete Meinung, daß nur Preußen der Zwingherr zur Einigung sein könne,
drang kaum an die Öffentlichkeit. Offener zeigte sich in den wirtschaftlich von
Sachsen abhängigen Landesteilen, in Altenburg, in Reuß und in dem erst 1815
Zu Weimar geschlagenen Neustädter Kreise die Hinneigung zu Dresden. Dagegen
Wen die während der Herbstrevolution von 1348 begonnene Union der reußischen
Staaten, deren Beispiel die beiden Schwarzburg folgen wollen, wenigstens eine
Vereinheitlichung der innerstaatlichen Verhältnisse Thüringens vorzubereiten.
Größere, umfassendere Pläne aber kamen kaum zur Sprache. Wie 1813/15 und
wie 1848 bedürfte es der großen Erlebnisse Gesamtdeutschlands, um auch im
Herzland des Reiches den Willen zu einer "Neuorientierung" in weiteren Kreisen
su wecken. Und nur in diesem größeren Zusammenhang sind die erwähnten Ent¬
würfe der Nationalliberalen richtig zu werten, die auch heute wie in den Tagen
ver deutschen Revolution einen "Mikrokosmos" der preußischen und deutschen
^nigungswünsche darstellen.


Deutsche Flurbereinigung

frage vor. Die von mir zum ersten Male veröffentlichten Sitzungsberichte der
Gothaer Konferenzen zeigen deutlich, wie sich unter dem Druck der Nachrichten
aus Frankfurt, Wien und Berlin die Zuversicht der kleineren ernestinischen Staaten
wieder hob. Unter der Führung Meiningens setzten sich die Regierungen gegen
die drohende Gefahr einer Hegemonie Weimars tatkräftig zur Wehr, während im
großen Gesamtdeutschland die Vertreter föderativer Staatsanschauungen neuen
Einfluß gewannen. Schritt für Schritt wichen die Unitarier von dem Gedanken
an einen deutschen Einheitsstaat zur Theorie vom Bundesstaat zurück, der die
volle Souveränität nicht nur Preußens, sondern auch sämtlicher Kleinstaaten an¬
erkannte. Die Pläne einer konstitutionellen Einigung Thüringens verrannen in
einigen von Weimar beeinflußten Versammlungen von Landtagsabgeordneten
und Vereinen.

Wie schon 1813/15 hatte es sich gezeigt, daß der innere Trieb zum Zu¬
sammenschluß noch lange nicht stark genug war, die Hemmungen der Überlieferung
an den Höfen, in den Residenzen und im Landvolk zu überwinden. Nur die
bereits von der neuen Freiheit der Industrie ergriffenen Gebietsteile gaben dem
republikanischen Drängen nach. Auch die dynastischen Fäden, die erst nach 1815 in
Altenburg, in Koburg-Gotha und Hildburghausen geknüpft waren, hatten wenig
Tragkraft bewiesen. In mannigfaltiger Färbung konnte daher der thüringische
Einigungsgedanke, der dann seit den Märztagen auf diesem Boden erwuchs, von
außen her kräftig gefördert werden."

Der Frankfurter „ReichsterrorismuS und die demokratischen Gedanken, die
in Berlin und Leipzig ihre Stützpunkte hatten, waren seine Schrittmacher gewesen.
Die wirtschaftliche und soziale Not der Zeit, der Ehrgeiz Weimars und nicht zu¬
letzt die burschenschaftliche, unitarische Begeisterung, die den gebildeten Mittelstand
erfüllte, brachten die neuen Ideen zur Reife. Der gerade für die thüringischen
Verhältnisse furchtbarste Gedanke, daß beim Aussterben der direkten Linie des
regierenden Hauses ihr Land ans Reich fallen solle, teilte das Schicksal aller Ent-
würfe, die in diesen Monaten ..das Staatsrecht von den Dächern predigten". Er
wurde auch bei der Reichsgründung aus Achtung vor dem von Bismarck fast
allzu stark betonten „hündischen" Unterbau des Gesamtstaates nicht wieder auf.
genommen. Aber die Überzeugung von der Notwendigkeit einer Einigung Thü¬
ringens blieb seit der deutschen Revolution Gemeingut der aufstrebenden Elemente
des Landes.

Eifrig waren in allen Staaten Negierung und Volksvertretung bereits in
den letzten Jahrzehnten am Werke, die Schranken niederzulegen, die Verwaltung.
Gesetzgebung und Wirtschaft der nahezu fünfzig Gebietssplitter trennen. Dem
1817 geschaffenen Oberappellationsgericht und der ernestinischen Gesamtuniversität
traten die thüringische Landesversicherungsanstalt und 1912 ein Oberverwaltungs¬
gericht in Jena zur Seite. Doch zu organischem Ausbau kam es nicht. Die viel
verbreitete Meinung, daß nur Preußen der Zwingherr zur Einigung sein könne,
drang kaum an die Öffentlichkeit. Offener zeigte sich in den wirtschaftlich von
Sachsen abhängigen Landesteilen, in Altenburg, in Reuß und in dem erst 1815
Zu Weimar geschlagenen Neustädter Kreise die Hinneigung zu Dresden. Dagegen
Wen die während der Herbstrevolution von 1348 begonnene Union der reußischen
Staaten, deren Beispiel die beiden Schwarzburg folgen wollen, wenigstens eine
Vereinheitlichung der innerstaatlichen Verhältnisse Thüringens vorzubereiten.
Größere, umfassendere Pläne aber kamen kaum zur Sprache. Wie 1813/15 und
wie 1848 bedürfte es der großen Erlebnisse Gesamtdeutschlands, um auch im
Herzland des Reiches den Willen zu einer „Neuorientierung" in weiteren Kreisen
su wecken. Und nur in diesem größeren Zusammenhang sind die erwähnten Ent¬
würfe der Nationalliberalen richtig zu werten, die auch heute wie in den Tagen
ver deutschen Revolution einen „Mikrokosmos" der preußischen und deutschen
^nigungswünsche darstellen.


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[0285] Deutsche Flurbereinigung frage vor. Die von mir zum ersten Male veröffentlichten Sitzungsberichte der Gothaer Konferenzen zeigen deutlich, wie sich unter dem Druck der Nachrichten aus Frankfurt, Wien und Berlin die Zuversicht der kleineren ernestinischen Staaten wieder hob. Unter der Führung Meiningens setzten sich die Regierungen gegen die drohende Gefahr einer Hegemonie Weimars tatkräftig zur Wehr, während im großen Gesamtdeutschland die Vertreter föderativer Staatsanschauungen neuen Einfluß gewannen. Schritt für Schritt wichen die Unitarier von dem Gedanken an einen deutschen Einheitsstaat zur Theorie vom Bundesstaat zurück, der die volle Souveränität nicht nur Preußens, sondern auch sämtlicher Kleinstaaten an¬ erkannte. Die Pläne einer konstitutionellen Einigung Thüringens verrannen in einigen von Weimar beeinflußten Versammlungen von Landtagsabgeordneten und Vereinen. Wie schon 1813/15 hatte es sich gezeigt, daß der innere Trieb zum Zu¬ sammenschluß noch lange nicht stark genug war, die Hemmungen der Überlieferung an den Höfen, in den Residenzen und im Landvolk zu überwinden. Nur die bereits von der neuen Freiheit der Industrie ergriffenen Gebietsteile gaben dem republikanischen Drängen nach. Auch die dynastischen Fäden, die erst nach 1815 in Altenburg, in Koburg-Gotha und Hildburghausen geknüpft waren, hatten wenig Tragkraft bewiesen. In mannigfaltiger Färbung konnte daher der thüringische Einigungsgedanke, der dann seit den Märztagen auf diesem Boden erwuchs, von außen her kräftig gefördert werden." Der Frankfurter „ReichsterrorismuS und die demokratischen Gedanken, die in Berlin und Leipzig ihre Stützpunkte hatten, waren seine Schrittmacher gewesen. Die wirtschaftliche und soziale Not der Zeit, der Ehrgeiz Weimars und nicht zu¬ letzt die burschenschaftliche, unitarische Begeisterung, die den gebildeten Mittelstand erfüllte, brachten die neuen Ideen zur Reife. Der gerade für die thüringischen Verhältnisse furchtbarste Gedanke, daß beim Aussterben der direkten Linie des regierenden Hauses ihr Land ans Reich fallen solle, teilte das Schicksal aller Ent- würfe, die in diesen Monaten ..das Staatsrecht von den Dächern predigten". Er wurde auch bei der Reichsgründung aus Achtung vor dem von Bismarck fast allzu stark betonten „hündischen" Unterbau des Gesamtstaates nicht wieder auf. genommen. Aber die Überzeugung von der Notwendigkeit einer Einigung Thü¬ ringens blieb seit der deutschen Revolution Gemeingut der aufstrebenden Elemente des Landes. Eifrig waren in allen Staaten Negierung und Volksvertretung bereits in den letzten Jahrzehnten am Werke, die Schranken niederzulegen, die Verwaltung. Gesetzgebung und Wirtschaft der nahezu fünfzig Gebietssplitter trennen. Dem 1817 geschaffenen Oberappellationsgericht und der ernestinischen Gesamtuniversität traten die thüringische Landesversicherungsanstalt und 1912 ein Oberverwaltungs¬ gericht in Jena zur Seite. Doch zu organischem Ausbau kam es nicht. Die viel verbreitete Meinung, daß nur Preußen der Zwingherr zur Einigung sein könne, drang kaum an die Öffentlichkeit. Offener zeigte sich in den wirtschaftlich von Sachsen abhängigen Landesteilen, in Altenburg, in Reuß und in dem erst 1815 Zu Weimar geschlagenen Neustädter Kreise die Hinneigung zu Dresden. Dagegen Wen die während der Herbstrevolution von 1348 begonnene Union der reußischen Staaten, deren Beispiel die beiden Schwarzburg folgen wollen, wenigstens eine Vereinheitlichung der innerstaatlichen Verhältnisse Thüringens vorzubereiten. Größere, umfassendere Pläne aber kamen kaum zur Sprache. Wie 1813/15 und wie 1848 bedürfte es der großen Erlebnisse Gesamtdeutschlands, um auch im Herzland des Reiches den Willen zu einer „Neuorientierung" in weiteren Kreisen su wecken. Und nur in diesem größeren Zusammenhang sind die erwähnten Ent¬ würfe der Nationalliberalen richtig zu werten, die auch heute wie in den Tagen ver deutschen Revolution einen „Mikrokosmos" der preußischen und deutschen ^nigungswünsche darstellen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/285>, abgerufen am 02.10.2024.